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Rabenauer Anzeiger : 04.02.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191502048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19150204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19150204
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-02
- Tag 1915-02-04
-
Monat
1915-02
-
Jahr
1915
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können, so haben sie Nicht die Zett dazu, denn sie Müssen wie ihre Männer arbeiten und haben auch nicht die Ein richtungen zur Bereitung des Essens. Wenige Arbeiter wohnungen haben Ofen; gewöhnlich ist der Feuerplatz nur ein offener Rost, und dieser Feuerplatz in dem einzigen Zimmer, in dem die Familie lebt, dient zum Wärmen des Raumes, Trocknen der Kleider und auch zu dem wenigen Kochen. Nur zu oft können die Armen das Feuer nicht be zahlen, denn Kohle ist außerordentlich teuer. Das Voll kauft sein Essen nicht fo sehr wegen seines Nährwertes als wegen seines Geschmacks usw. Beim Strecken einer Telephonlellung bei dem Dorfe Orwije auf dem westlichen Kriegsschauplatz hatte eine deutsche Patrouille ein hartes Stück Arbeit zu überwinden. Das Dorf war halb von den Franzosen besetzt, zur anderen Hälfte von unseren Truppen. Aber die Kirche mit dem massiven Turm stand mitten in der feindlichen Stellung. Sonderbarerweise hatten die Franzosen noch nicht gewagt ihre Vorposten bis hier hinein zu legen, deshalb ging ein deutscher Leutnant mit drei Freiwilligen, die Telephonleitunx umgehängt, auf Schleichwegen bis dahin vor. Von der Batteriestellung aus hatten sie schon fünf Kilometer lang eine Leitung gelegt, jetzt handelte es sich noch darum, einen sicheren Unterschlupfwinkel für den vordersten Be obachtungsposten zu finden. Von wildem Granaten-, Schrapnell, und Jnsanterie-Feuer begrüßt, schlichen sich die Braven 575 Meter lang auf dem Bauche vorwärts, fort während den wichtigen Leitungsdraht in sicherer Anlage legend. So kamen sie unverletzt in die halbzerschossene Dorftirche hinein, wo sie sofort die Leitung bis zum Turm hinauslegken und nun dort ihren Beobachtungs posten einnahmen. Sie waren sich darüber klar, daß in wenigen Augenblicken der Turm von den Feinden zu- sammengeschossen sein würde, trotzdem machten sie noch in aller Seelenruhe ihre Angaben über die gegnerischen Stellungen, damit die eigene Batterie ihr Feuer danach richten könne. Inzwischen hatte die Beschießung der Kirche durch die Franzosen angefangen, etwa 30 Volltreffer legten den Turm in Trümmer. Immer noch unverletzt suchte sich die tapfere Patrouille wieder aus dem Bereich des Feindes zurückzuschiagen, wobei der Leutnant einen Schuß in den Oberschenkel bekam. Ein Mann aber nahm ihn auf die Schulter und trug ihn bis zur nächsten Ver bandstelle zurück. Das Eiserne Kreuz war der Lohn für die wackere Taj. Die Abwohrmatznahmen gegen Zeppeline sind in London unzulänglich. Die eigenen englischen und die französischen Lenkballons haben vollständig versagt und die vor dem Kriege in Italien bestellten Lenkballons können nicht mehr eingeführt werden, da Italien ein Waffenaus fuhrverbot erlassen hat, die Regierung in Rom eine Neu tralitätsverletzung, wie sie die Lieferung non Luftkreuzern während des Krieges darstellen würde, auch nicht zugelassen hätte. Die Engländer verfielen daher auf das Auskunfts mittel, rings um London Drachenballons in der Luft zu halten, die mit weittragenden, Explosivgeschosse schleudernden kleinen Geschützen ausgerüstet sind. Die Drachenballons dienen als Wachtposten wie als Verteidigung gegen die Zeppeline, falls diese von der Erde aus für die Artillerie nicht erreichbar sind. — Wie für Lie Partfer so wurden jetzt auch für die Bevölkerung Londons vom dortigen Mtli- tärgouverneur strenge Maßregeln für die Prioatbeleuchtung erlassen. Nach neun Uhr abends müssen alle Fenster verhängt und die Lichter in den Geschäften und Kaffee häusern gelöscht sein. Die öffentliche Beleuchtung Ler Kais, Brücken und Plätze unterbleibt schon seit einigen Wochen. Amerikas Waffenlieferungen. Aus Neunork wirb gemeldet, daß die Kriegsaufträge, die die dortige Bethlehem Stahl-Vereinigung für die Dreiverbandsmächte, speziell für Rußland übernommen hat, einen solchen Umfang ange nommen haben, daß im vorigen Monat 2000 neue Arbeiter eingestellt werden mußten. Gegen 10000 Arbeiter sind allein mit der Anfertigung von Schrapnells beschäftigt, während 1000 Arbeiter Stahl für Brückenbauten Herstellen. Um der wachsenden Nachfrage zu genügen, soll die Ein richtung zur Herstellung von Projektilen vergrößert werden. Der Wert der vom Präsidenten Schwab aus Europa mit gebrachten Aufträge beziffert sich nach einer Meldung der »Voss. Ztg." auf 135 Millionen Dollar. Krieg und kriminalstäk. Wie sehr sich seit Kriegs- «UMWW^WWOWI^ ! WI»WM»W»»WW»»»»W«W>W»WW»-»MW » Aalkenhayn und Hötzendorff. Vie Meister im Kriege. Verständnis und Zusammen- arbei». General Lonrad. Derkriegsplan lm Aklenschrant. Die mehr als vierzig Friedensjahre, die dem Deutschen Reiche beschieden gewesen sind, haben naturgemäß verhin dert, daß unsere Generale sich einen Namen machen konnten, der in den breiten Volkskreisen allbekannt war. Eine solche Popularität genossen tatsächlich nur Graf Häseler seit seinem Kommando in Metz und Freiherr v. d. Goltz, der jetzt in militärischer Mission in der Türkei weilt. Der hochbetagt« Graf Häseler ist als „Kriegsfreiwilliger", wie er sich im Scherz einmal selbst nannte, in Frankreich. Vor dem Feinde haben unsere Heerführer bald ihr Genie bewiesen, und die Namen Hindenburg, Bülow, Kluck, Kronprinz Ludwig von Bayern, Herzog Albrecht von Württemberg, der deutsche Kronprinz usw., sind heute allbekannt. Die feindlichen Generale Joffre, Kitchener, French, Rennenkamp, Danilow usw. waren in ihren Ländern schon vor dem Kriege viel gefeiert, haben aber im Kriege die auf sie gesetzten großen Erwartungen doch nicht erfüllen können. A die Armeebefehlshaber gilt, traf noch mehr für die Berater, für die Chefs der Generalstäbe zu. Was Moltke 1870 war, dessen Ruf als Stratege damals schon feststand, ist heute, nachdem des alten Feldherrn Neffe in Folge von Kränklichkeit die Führung der Generalstabsge schäfte in Deutschland übernommen hat, bekanntlich der General von Falkenhayn, der zwei Jahre preußischer Kriegs- ininister gewesen ist. Er wird im September erst 54 Jahre, ist also um 17 Jahre jünger als Moltke 1870 war. Sein österreichischer Kollege General Conrad von Hötzendorff ist neun Jahre älter und steht mit kurzer Unterbrechung schon seit 1906 an der Spitze des Großen Generalstabes in Wien. Das Zusammenwirken dieser beiden Männer ist für die Kriegsoperationen von außerordentlicher Wichtigkeit, und es ist hocherfreulich, daß sie sich sofort gut verstanden haben. Wie neulich mitgeteilt ist, hat der österreichische Stra tege bei der definitiven Ernennung des Generals v. Falken- harm zum Chef Les Großen; Generalstabes diesem seine ausbruch die KrimlnSttM oer uns vermindert Yak, ersieht man aus dem soeben veröffentlichten Jahresbericht der Dres dener Kriminalpolizei. Die Betrugsfälle haben danach in Dresden um 40 v. H., die Einbrüche um 70 v. H., die Sitt- Itchkeitsdelikte um 17 v. H. abgenommen. Der Bericht be merkt dazu: Es wäre verfehlt, die Abnahme der Kriminalität Awa nur der Abnahme der Zivilbevölkerung zuzuschreiben. Es müssen vielmehr moralische Gründe mitsptelen. Der beste Beweis dafür ist die preußische Kriminalstatistik des. Jahres 1864, in dem nur sehr wenig preußische Truppen das Land verließen. Damals waren die wirtschaftlichen Verhältnisse Preußens zu Kriegsbeginn nicht günstig, und es bestanden Gründe, die erfahrungsgemäß ein Steigen der Kriminalität verursachen. Trotzdem war eine Abnahme der strafbaren Handlungen zu beobachten, die in keinem Verhältnis zur Abnahme der Bevölkerung staM^^ Die Reichstagsersatzwahlen wahrend der Kriegs zeil verlaufen ohne jeden Wahlkampf und so geräuschlos daß man selbst in den Wahlorten wenig oder nichts von Ihnen bemerkt. Kandidaten verschiedener Parteien, die sich einander bekämpften, werden überhaupt nicht aufgestellt. Die Parteivorstände einigen sich über die Wahl des zu nomi nierenden Kandidaten nach Maßgabe der früheren Wahler gebnisse. So wurde soeben im dritten Hamburger Wahl weise, der seit 1890 ununterbrochen von einem Sozialdemo kraten vertreten wird, für den verstorbenen Abgeordneten Metzger der Sozialdemokrat, Parteisekretär Stubbe, gewählt. Bei insgesamt 212403 Wahlberechtigten wurden noch nicht 42 000 Stimmen abgegeben, die, von einigen zersplitterten Stimmen abgesehen, sämtlich auf den sozialdemokratischen Kandidaten fielen. Bei den früheren Kriegswahlen wurde die gleiche Methode beobachtet. Das verdient als Zeichen dafür, daß die Parteiunterschiede tatsächlich und aus freier Entschließung der Wähler aufgehoben sind, besonders her- oorgehoben zu werden, da selbstverständlich auf die Aus übung des Reichswahlrechts von den militärischen Behörden keinerlei Druck ausaeübt wird. Das deutsche Volk fühlt sich i« diesem Kriege ais ein einig Volk von Brüdern, das kann namentlich auch das feindliche Ausland aus dem Verlaus unserer Reichstagswahlen ersehen. Spaniens Reulratttül hat bisher keine Scharte aufzu weisen; daß es jedoch auch im Lande der Kastanien nicht an Leuten fehlt, die geheime Hoffnungen auf den Dreiverband fetzen, hat die soeben bekannt gewordene Erklärung LeS früheren spanischen Ministers und Pariser Botschafters Perez Caballero bewiesen. Dieser Staatsmann meinte trotz der großen deutschen Erfolge, daß man erst den Herbst Heran rommen lassen müsse, bevor man über das Ende des Krieges etwas sagen könne. Zu dieser Zeit dürfte der Krieg einen ganz anderen Anblick bieten und zwar infolge Ler großen militärischen Operationen, die sich bis dahin abgespielt haben würden. Der spanische Staatsmann irrt gewaltig, wenn er annehmen sollte, daß sich das Kriegsbild bis zum Herbst zu unseren Ungunsten verändert qaoen wuroe; oaS ist angesichts des bisherigen Kriegsoerlaufs und der Stärke der noch vor handenen Reserven ganz ausgeschlossen. Recht interessant war es dagegen zu hören, daß auch Spanien aus dem Weltkriege Vorteil ziehen zu können hofft und, wie der ge nannte Staatsmann erklärt, neutral bleiben, jedoch eine wachsame und bewaffnete Neutralität beobachten und eine abwartende Haltung einnehmen müßte. In den Krieg ein greifen könnte es nur, wenn ihm sofort entsprechende Ent schädigungen geboten würden. 2m Gefecht bei Menin und Ipern hat sich ein Frankfurter Handwerksmann, der als Kriegsfreiwilliger ins Feld gezogen war, bis zu seinem Heldentode hervorragend ausgezeichnet. Nachdem er als Vorposten von seiner Truppe abgekommen war und dabei fein Pferd verloren hatte, flüchtete er sich in ein Haus, während große Scharen von Engländern ihm nacheilten. Er fchoß zuerst aus dem ersten und zweiten, dann aus dem dritten Stockwerk, zuletzt begab er sich auf Vas Dach des Hauses, legte sich flach zwischen zwei Schornsteine und feuerte unaufhörlich weiter. Da sein Karabiner inzwischen so heiß geworden war, daß er nicht mehr feuern konnte, flüchtete er aus einer Hintertür und machte sich in einem beschwerlichen Fußmarsch nach Dpern auf. Plötzlich sah er eine englische Radfahrerpatrouille von zwei Mann auf sich zusteuern. Einer von ihnen fuhr vor, um den Feldgrauen gefangen zu nehmen. Als er auf 50 Meter beranackommen war. legte, dieser an und.Moß mit „General Conrad". dem man war Clickmünsche ausgesprochen, und oeide Feldherren haben bei d eser Gelegenheit ihre Freude über die schon vorher stait- gehabte gemeinsame Arbeit bekundet. Diese Gemeinsamkeit besteht bei Franzosen und Engländern nicht, General Joffre kann sich, was ein offenes Geheimnis ist, mit seinem eng lischen Kameraden French wenig gut vertragen, und die Eifersüchtelei der russischen Generale untereinander ist noch bekannter. Diesen Ränken ist auch der General Rennen kamp, der schließlich nickt weniger leistete wie seine Kame raden, zum Opfer gefallen. Seinen Telegrammwechsel mit Falkenhayn unterzeichnete Hötzendorff: ! 1 "7 Man hatte bis dahin ziemlich allgemein den Namen Conrad für den Vornamen gehalten, er ist aber der Familienname des Generals, während Hötzendorff ein Zuname ist. Der solle Name ist Freiher Franz Conrad von Hötzendorff. Vom heutigen deutschen Generalstabschef ist weniger bekannt, daß er auch mehrere Jahre in Ostasien tätig war. Er ging .1897 auf zwei Jahre als Militärinstrukteur nach Ehina und wurde dann zum Generalstab des Gouverne ments Kiautschou, das im Herbst von den Japanern mit ihrer großen Übermacht besetzt ist, kommandiert. Im Stabe des Feldmarschalls Grafen Waldersee machte er den Feld zug in China mit. Das Avancement des hervorragenden Offiziers war ein schnelles. Mit fünfzig Jahren war Herr oon Falkenhayn Generalmajor, ein Jahr später als Kriegs minister Generalleutnant und heute nimmt er, wie schon weiter vorn gesagt, den Rang eines Generalobersten ein. Sein österreichisch-ungarischer Kollege besitzt seit 1908 diese militärische Würde. General Conrad ist eine ganze Reihe von Jahren in Osterreich-Ungarn eine viel umstrittene Persönlichkeit gewesen. Seine glänzende militärische Begabung war von niemandem bestritten, aber er war ein Vertrauensmann des im Vorjahre In Sarajewo ermordeten Thronfolgers Franz Ferdinand, ^kriegerische Politik" zuschrieb. Jedenfalls Hötzendorff eine viel zu selbständige Persönlichkeit, als daß er feine Einsicht parteipoltti chen Strömungen und diplo matischen Erwägungen in Wien untergeordnet hätte. Und er hat Recht behalten. Die Völker erblicken in der stillen und ihnen deshalb geheimnisvoll erscheinenden Arbeit der Großen GenergMbtz Die Verwertung gebrauchter Wäsche im Felde ist eine immer noch viel zu wenig beachtete Frage. Während Im Reich die größten Anstrengungen gemacht werden, warme Kleidung für unsere Feldgrauen aufzubringen, müssen dort draußen die schmutzigen und beschädigten Wäschestücke fort geworfen werden. Ein Landwehrmann faßt laut „Münch. N. N." seinen Kummer in folgendem Feldpostbrief zusammen: Es ist ärgerlich, Laß hier die Soldaten die schönste Wäsche auf den Misthaufen werfen müssen, weil sie nicht nach Hause geschickt werden kann — wegen Gewichtsüberschreiiung; mehr als 280 Gramm soll so ein Paket nicht haben. Zum Waschen ist oft keine Gelegenheit. Wenn sich nur die Post soweit entschließen könnte, daß ein Stück Wäsche, ganz gleich,' welches Gewicht es hat, nach Hause geschickt werden könnte. Wir können doch die Wäsche nicht zerschneiden und in zwei Teilen heimschicken. Auf Liese Weise gehen Tausende, ja Millionen Mart an wertvoller Wäsche verloren. Vielleicht läßt sich hier eine Abhilfe schaffen, eoentell wären „Kompag niesäcke" zu empfehlen, in die alle Wäsche eingesammelt und In die Heimat zurücktransportiert wird. Wie gerauht wird. Bei ihrem Einfall ist Ostpreußen haben die russischen Horden nicht nur auf eigene Faust ge- plündert, sondern die höheren Kommandos ließen große Transporte mit geraubtem Gut nach Rußland abgehen.' So trafen jetzt nach Meldungen russischer Blätter in Wilna landwirtschaftliche Geräte und Maschinen, die in Ostpreußen gestohlen worden sind, im Werte von über 100000 Rubeln ein. Da die meisten Maschinen reparaturbedürftig sind, ist In Wilna eine Maschinenwerkstäite eröffnet. Man erwartet noch weitere Transporte gestohlener Maschinen, ihn vom Raos; er war sofort rot. Der zweite Engländer warf darauf sein Gewehr fort und fuhr davon. Aber der Feldgraue setzte sich auf das Rad des Gefallenen, holte den flüchtenden Engländer ein, packte ihn am Kragen und riß ihn vom Rade herunter. Nachdem er ihm sein Dolchmesser abgenommen hatte, zwang er ihn, sich wieder auf sein Rad zu setzen, während er selbst mit geladenem Gewehr hinter ihm herfuhr, dann mutzte der Engländer ln stundenlanger Fahrt die Stellung der englischen Wachtposten und Batterien zeigen. Mit wichtigen Nach richten kehrte der Held endlich mit seinem Gefangenen von seiner „Spritztour" zurück. England kann ohne deutsche Angestellte nicht aus kommen, denn nach holländischen Meldungen haben einige große Londoner Hotels heimlich wieder Deutsche in Dienst genommen. In einem Hotel arbeiten sie in den Küchen, damit das Publikum nichts davon merkt. Sogar die Poli zei hat bei verschiedenen Hotels in London und in der Provinz angesragk, ob sie Deutschen, die sie früher in Dienst hatten und die jetzt interniert waren, wieder Arbeit geben könnten. Sie würden dann aus der Internierung entlassen werden. Die Entrüstung darüber ist in England natürlich groß. Es geht aber daraus hervor, daß nicht nur die englischen Betriebe die deutschen Ange stellten nötig haben, sondern es beweist, daß man die deut schen Zivilgefangenen wieder gern aus den Konzentrations lagern entlassen würde. Durch den Brand mehrerer gefüllter MunMons- wagen hat eine unserer Truppenabteilungen am Rawkaab- schnitt vor kurzem im ernster Gefahr geschwebt. Wir hatten UNS eben schlafen gelegt, so erzählt ein Feldpostbrief der „Frkf. Ztg.*, als ich auf einmal den Ruf des Postens hörte: Feuer! Schon stand die Scheune 10 Meter vor uns in Hellen Flammen. Wir hatten in der Scheune 22 Pferde; es ist Pflicht der Fahrer, die Pferde in Notfällen zu retten. Die Gebäude außer Lem Wohnhaus hatten Strohdächer, es herrschte ein fürchterlicher Sturm, der die brennenden Stroy- setzen nur so in der Luft herumwirbelte. Binnen fünf Mi nuten war die Scheune niedergebrannt und hatte sämtlich» anderen Gebäude des Ortes mit in Brand gesteckt. Unsere ganze Abteilung war von den lodernden Flammen eingeschlossen. Wir rannten in die brennenden Ställe, mit dem Messer haben wir das Kopfgeschirr der Pferde durch schnitten und die Pferde hinausgejagt. Ein Teil der Pferde brannte bereits auf dem Rücken, mit dem Ärmel fuhren wir darüber. Im Hof hatten inzwischen zwei mit Geschossen beladene Munitionswagen Feuer gefangen. Keine zehn Minuten, dann flogen die ersten Granaten auseinander, die ganze Batterie schien dem Tode geweiht. Denn nun kam Schuß um Schuß aus dem brennenden Wagen, gesaust, jeder Wagen hatte 60 Schuß! Die Pferde rannten in der Ängst wieder in das brennende Feuer hinein. Ein andere: Wagen, der bis oben an mit schweren Granaten gefüllt war, dampfte bereits verdächtig, obwohl er 20 Mete: entfernt stand. Zu sechs Mann zogen wir schnell den etwa 65 Zentner schweren Wagen im 30 Zentimeter tiefen Schmutz vorwärts. Dabei sauste die erste Granate auch aus diesem Wagen heraus und fuhr mitten durch »Ns hindurch in eine Setten- wand. Aber in der Todesangst bekommt man Riesenkräfte! Obwohl wir fortwährend von den nur bis zwei Schritt vor uns lossausenden Granaten umgeben waren, arbeiteten wir wie die Wahnsinnigen. Der Feind, der es schon lange auf unsere Batterie abgesehen hatte, bemerkte natürlich auch den Feuerschein und schickte uns Raketen, Leuchtkugeln und Schrapnells. In der Scheune, die zuerst brannte, schliefen auch oben auf einem kleinen Boden zehn Mann. Sie sind wach geworden, als ihnen brennende Fetzen auf den Kopf fielen. Alle sind etwa sechzehn Meter hoch herabge sprungen. Es mar eine schreckliche Nacht. Aber wir retteten schließlich den wertvollen Munitionstransport, ohne daß ein einziger von uns dabei umaekommen ist. Anermüdlich lätig ist unser tapferer Kreuzer „Karls ruhe", der in den amerikanischen Gewässern wieder zwei englische und einen französischen Dampfer von be trächtlichem Tonnenumfang in den Grund gebohrt hak. Bis zum Dezember hatte der deutsche Kreuzer allein achtzehn englische Dampfer, darunter den großen englischen Passah gierdampfer „Van Dick", fortgenommen. Da die „Karls-, ruhe" fortwährend von einem überlegenen feindlichen Ge schwader verfolgt wird, muß sie fortwährend ihrer^Lltzfent«, Laltsort ändern immer noch etwas besonderes, wenn die frühere naive Ansicht auch verschwunden ist, daß bei einem Kriegsbeginn der Leiter des Generalstabes den fertigen Plan zur Besiegung des Feindes aus dem Aktenschrank hervornimmt. Franzosen, Briten und Russen haben Pläne gemacht, bloß daß sie nicht stimmten. Wir dürfen auf die Generale von Falkenhayn und von Hötzendorff, zu Lenen sich im Osten General Luden dorf gesellt, bauen.
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