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Änb um den Preis des Vorwurfs der Perfidie England dem Krieg Wie fern bleiben können. In der Wahl zwischen der Erhaltung der Entente und Erhaltung des Weltfriedens haben die leitenden britischen und französischen Staats männer, durch langjähriges eigenes Tun und Reden inner lich unfrei und befangen, unter dem Druck der kriegs lüsternen Cliquen den Weltfrieden der Entente geopfert und den überragenden Teil der öffentlichen Meinung ihrer Länder durch die Berufung auf die Heiligkeit der geschriebenen und ungeschriebenen Verträge mit sich fortgerifsen. Von dem russischen Brandstifter sagt Dr. Helfferich bei Untersuchung der Gründe für die allgemeine russische Mobil machung, daß die österreichisch-ungarische Regierung am 30. Juli einen entscheidenden Schritt auf dem Wege der Nach giebigkeit getan hat, indem sie die direkten Verhandlungen mit Rußland wieder aufnahm und sich dabei bereit erklärte, in eine bisher hartnäckig verweigerte sachliche Erörterung der an Serbien gerichteten Note einzutreten. Der Grund dieser entscheidenden Nachgiebigkeit Osterreich-Ungarns, die für den Augenblick der Krise den akuten Charakter nehmen mußte, ergibt sich äus dem persönlichen Eingreifen Kaiser Wilhelms. Die in jenem Augenblick in Rußland ent scheidenden Persönlichkeiten wollten angesichts der aus deutsches Betreiben zutage tretenden Nachgiebigkeit der öster reichisch-ungarischen Negierung alle Brücken zum Frieden ab brechen und den Krieg unvermeidlich machen. Oie Leistungen unserer Feldpost stellen in diesem Kriege etwa das Zwanzigfache dessen dar, was im Kriege 1870-71 erfordert wurde. Während damals im Ganzen nur 00 Millionen Sendungen zu befördern waren, von denen etwa zwei Drittel ins Feld und ein Drittel von dort in die Heimat gingen, hat die Reichspostverwaltung heute allein täglich rund acht Millionen Feldpostsendungen zu befördern. Diese gewaltige Steigerung steht in keinem Verhältnis zu der größeren Stärke unseres Feldheeres, sondern ist auch darauf zurückzuführen, daß heute weit mehr geschrieben und geschickt wird als vor vierundvierzig Jahren. Es ist das ein Zeichen, daß wir anspruchsvoller geworden sitrd. Be trachtet man die Erscheinung auch von diesem Gesichtspunkte aus, so erkennt man erst recht, wie gut die Anordnung des Kaisers war, den Feldpostdienst nicht noch durch Glück wunschsendungen zum Geburtstags des Monarchen zu be lasten. Hoffentlich weckt das gute Beispiel von oben Nach eiferung an. Kstszssatz zu den Kohlen. Der Oberbürgermeister der in unserem reichsten Kohlenproduktionsgebiet gelegenen Stadt Dortmund erließ eine Bekanntmachung, in der er di« Bevölkerung dringend bittet, zur Ersparnis von Steinkohlen in den Ofen tunlichst ein Gemisch von Kohle und Koks oder Briketts zu verwenden. An Heizmaterial fehlt es uns nicht. Auf den Zechen und den Gasanstalten lagern ganze Berge von Koks, der eine weit stärkere Heizkraft als die Kohl- entwickelt. Ein haushälterisches Umgehen mit der Steinkohle ist nur deshalb ratsam, weil ein großer Teil der Berg arbeiter zu den Fahnen einberufen wurde, so daß eine beträchtliche Einschränkung der Kohlenproduktion erfolgen mußte. Kohlenmangel in England. Während wir im Reich« Überfluß an Feuerungsmaterial haben, leidet England unter einer empfindlichen Kohlennot in seinen Industriezentren, die durch die bestehenden Transportschwierigkeiten herbeige, führt wurde. Die Vorräte der Großhändler nehmen schnei ab. Gas- und Elektrizitätsgesellschaften und öffentliche An stalten sehen mit Besorgnis der nächsten Zett entgegen. Im Durchschnitt sind die Preise für die Tonne im Vergleich zu den bereits hohen Sommerpreisen um 6 Schillinge ge< stiegen. Dazu kommt die Besorgnis für den Ausbruch eines Kohlcnarbeiterstretks, für den die Mehrheit der Arbeiter eintritt. Dis allgemeine Wehrpflicht, die sie als deutschen Militarismus nicht genug verspotten und schelten konnten, wünschen die Londoner Blätter aller Parteischattierungen jetzt herbei. Diese dringlichen Rufe beweisen, wie es trotz der amtlichen Beschönigungen um das Ergebnis der Wer bungen stehen muß. Genaue zahlenmäßige Angaben über das Werbungsgeschäft werden von der Regierung nicht be kannt gemacht. Die Bevölkerung sieht aber doch ungefähr, wie wenig die schönen Worte des Kriegsministers den tat sächlichen Ergebnissen entsprechen. Wollte England jetzt die allgemeine Dienstpflicht einführen, so käme es mit seiner ein schneidenden Maßnahme auch zu spät. Wer die englischen ' Vena üis Not am höchsten. Lriqiral-Roman nach einer Worhchen Erzählung von G. Levin. 50 Plötzlich kam den Förster ein anderer Gedanke hier lag vielleicht die Rettung — bei ihr — die Rettung für den Vater Benediktens, wie für ihn — sein Entschluß stand fest. Die kleine Türe bewegte sich, nachdem im Innern ein Riegel vorgeschoben worden war und im nächsten Augen blick befanden sich die beiden Männer Benedikte gegen über, die auf der Schwelle stand. Aus dem kleinen Zimmer, aus welchem sie getreten war, siel das Licht der Dämmerung, die draußen begann, auf die Gestalt ihres Vaters und des Försters. ,,O, mein Gott, Sie hier," flüsterte sie erschrocken, aber kaum vernehmbar. „Du kennst ihn also — es ist so, wie er sagt, er komme um Deinetwillen — Alles, Alles dies geschieht um Deinetwillen, Du entsetzliches, mir zum Unglück gebo renes Geschöpf I" rief der Schultheiß aus. ^uediktens Augen öffneten sich weit und sie starrte den Vater cm ober sein Ausruf, seine Empörung konnte sie mcht zerschmettern, weil sie ihn nicht begriff, nicht ver stand. „Starre mich nur an," fuhr der Schultheiß im heftig sten Zorn austodernd fort, „Du, Du warst es, Schlange, die mein Leben vergiften wollte . . ." „Sprich nicht weiter, Vater, wiederhole nicht immer die schreckliche Beschuldigung -- Vater, Vater ich flehe Dich an, sei barmherzig!" nef Benedikte, die Hände wie bittend erhebend. „Du warst es, welche mir mein Kind, Deinen kleinen Bruder stahl, verdarb, tötete aus schnöder Habsucht, nur weil Du befürchtetest, daß durch seine Geburt ein Teil Dei nes Erbteiles geschmälert würde. „Es ist nicht wahr nein und immer wieder nein, Machthaber beobachtet hak, der sagt sich jedoch, daß diesen garnichts an einem großen Einsatz gelegen ist, da England auch ohne einen solchen den besten Teil des Kriegsgewinnes einstreichen zu können erwartet, wenn die Dreiverban'dsstaaten siegen. Die amerikanische Haltung beginnt immer zweideu tiger zü werden. Jetzt lassen die Vereinigten Staaten, die unseren Feinden nachgewiesenermaßen Waffen und Muni tion liefern, nach französischen Berichten alle für Deutschland bestimmten BaumwoAvaUen mit Röntgenstrahlen durch leuchten, um zu verhindern, daß Kriegskonterbande ausge- führt werde. Dieser Untersuchung wohnt der englische Konsul mit amerikanischen Zollbeamten bei. Ferner Hai eine Gruppe Neuyorker Finanziers der russischen Regierung den Vorschlag unterbreitet, den russischen Kaufleuten einen Kredit von 12 Millionen Dollars zu eröffnen, und zwar in Form von vierdreivieriel-prozentigen Tratten auf 30, 6t und SO Tage. Auch in der Angelegenheit der in den ame rikanischen Häfen liegenden deutschen Schiffe haben die amerikanischen Englandfreunde eine äußerst spitzfindige Er klärung im Senat abgegeben. Sie behaupteten nämlich allen Ernstes, daß sie durch den Ankauf fremder Schiffe in Gefahr eines Krieges nicht nur mit England, sondern auch Mit Frankreich, Rußland und Japan kommen könnten. Der Ankauf internierter deutscher Schiffe würde ein Geschenk von dreißig bis vierzig Millionen Dollar und eine Unterstützung für eine der kriegführenden Parteien bedeuten, die mit der Neutralität unvereinbar wäre und leicht als feindliche Hal tung aufgefaßt werden könnte! Es ist merkwürdig, daß sich die Amerikaner immer dann plötzlich auf ihre NeuiraliiA zmückbesinnen, wenn es sich um Beschlüsse gegen Deutschland handelt. Ironie des Schicksals. Der Herrscher aller Reußen hat einen Beweis eigener Art von der Tüchtigkeit seiner Kosaken erhalten: Wiener Blätter melden nämlich, daß die Russen bei dem Rückzüge das in Skierniewice befindliche Jagdschloß des Zaren ausplünderlen. Sieben Kosaken sind desweaen von den Russen hingerichtet worden. Wenn der Russenmiser nun seinen Anschauungen treu bleibt, ver leiht er den Mordbrennern zum Dank für ihre tapfere Krieg führung irgend einen Orden . . . Oie japanische Auffassung des Völkerrechts steht im wohltuenden Gegensatz zu der Auffassung ihrer europäischen Freunde, die bekanntlich keine Gelegenheit vorübergehen lassen, die international vereinbarten Abmachungen mit Füßen zu treten. Die Sanitätsoffiziere des Gouvernements Tsingtau, die bekanntlich nicht mit den übrigen Kriegsgefan genen nach Japan gebracht worden waren, sondern mit der Bahn in geräumigen Abteilen nach Tsinanfu kamen und dort dem deutschen Konsul übergeben wurden, haben sich während ihrer Hast in japanischen Händen in so zuvor kommender Behandlung gesehen, daß sich zwischen ihnen und japanischen Offizieren sogar etwas wie eine Art kamerad schaftlichen Verhältnisses heranbildete. Dabet machten die japanischen Offiziere wertvolle Eingeständnisse über die Unlust tm ganzen Lande, gegen die deutschen Lehrmeister Krieg zu führen, und es schien ein Gefühl der allgemeinen Scham über das hinterlistige Jn-den-Rücken-fallen ihrer Regierung unter ihnen zu herrschen, das sie in einer gesucht zuvor kommenden Behandlung der Deutschen zu verbergen suchten. Was kosten die Geschosse unserer großen Gs- schütze? Es gibt Menschen, die mit aller Ernsthaftigkeit die Ansicht vertreten, daß jeder Schuß unserer schweren Geschütze in die Zehn- und Hunderttausende gehe. Man indet diesen Irrtum sogar in anscheinend genau aufge- teilten Berechnungen über die bisherigen Kosten dieses fiiesenkrieges. Eine Fachzeitschrift macht demgegenüber aus >ie Preise aufmerksam, die unlängst bei der Ausschreibung ür amerikanische Geschosse von oerschiedenenen Firmen ab gegeben wurden. Es betrugen hiernach die Einzelpreis« für ein Geschoß von 10,2-Zentimeter-Kaliber 35 Mark, für 12,7-Zentimeter-Kaliber 45 Mark und für 35,6-Zentimeter- Kaliber, also eines der größten überhaupt auf Schiffen ver wendeten Geschosse, 1600 Mark. Das ergibt natürlich vie! niedrigere Kriegskosten, als wenn man für jeden Schuß 40 bis 50000 Mark annimmt, wie oft fälschlich in Nachschlage werken zu finden ist. Die nolleidenden Maskensabrikanlen. Wenn es nicht so traurig wäre, müßte es in dieser ernsten Zeil Heiterkeit erregen, von dem Darniederliegen der Masken- industrie zu sprechen. Der selbstverständliche Ausfall aller es ist nicht wahr — der Himmel ist mein Zeuge dafür!" rief Benedikte, mit einer Heftigkeit, die man ihrem sanf ten Wesen gar nicht zutrauen konnte. Es ist nicht wahr — dann ist es wohl auch nicht wahr, daß Du, nur Du jetzt auch an dem mir aufs Neue dro henden Unglück — vielleicht gar an meinem Tod schuld wirst, daß dieser unselige Mensch hier nur um Deinetwil len sich mit einem Brief an mich drängt, der mich verdirbt, der mich vor diesen erbarmungslosen Franzosen zum Ver räter stempelt. . ." „O, mein Gott, Vater, sage mir doch erst, was wieder geschehen ist, wofür Du die Schuld auf mein Haupt wälzest, welche neue Sünde soll ich denn begangen haben," siel Benedikte außer sich ein. „Ich habe Dir es doch soeben ganz deutlich gesagt — dieser Mensch hier, den ich nicht kenne, nie in meinem Leben gesehen habe, dringt zu mir und gibt mir in Du- vignots Gegenwart einen Brief, der mich dem schmählich sten Verdacht aussetzt, und mich wor das erbarmungslose Kriegsgericht bringt, welches das Todesurteil über mich aussprechen wird — und das alles wiederum nur um Deinetwillen. Habe ich da zuviel gesagt, wenn ich behaupte, daß Du der Fluch meines Lebens bist — daß Du mir zum Unglück geboren wurdest!" Benedikte konnte sich kaum noch länger aufrecht erhal ten, sie wankte einige Schritte rückwärts, ließ sich auf einen Stuhl nieder, schlug beide Hände vor das Gesicht und weinte bitterlich. „Sie sind entweder ein hartherziger, grausamer Mann, oder in einem solchen Irrtum befangen, der es Ihnen un möglich macht, sich ein klares Urteil zu bilden," mischte sich jetzt der Förster ein, der mit steigendem Zorn die hef tigen Vorwürfe des Schultheißen mit angehört hatte. „Ebenso wie sie mich ungerecht beschuldigen und meinen Worten nicht glauben wollen, ebenso muß ich auch anneh men, daß Sie ihre eigene Tochter verdammen, ohne auf Faschingsbelustigungen hat aber die Kresse Derer hart be- irosfen, die den Flitter und Tand für die Maesknqülle Her stellen. Die Hersteller der Masken, die auch die Murmeln fabrizieren und das Holzspielzcug schnitzen, leben in den Waldorten des Thüringer Waldes und verdienen selbst bei günstiger Konjunktur nicht so viel, daß sie in Gefahr ge raten, übermütig zu werden. Jetzt ist der Geschäftsgang so flau, wie er noch nie gewesen ist. Da in den Masken fabriken fast garnichts mehr zu verdienen ist, diese vielmehr größtenteils geschlossen sind, so haben die treuen thüringischen Waldbewohner den Wanderslab ergriffen, um sich anderswo Arbeit zu suchen. Sie werden sie finden, denn man kenn! fie, und willige Arbeiter werden allenthalben gebraucht. parlamentarisches aus Feindesland. Am 30. d. M. tritt in Rußland der Reichsrat zusammen und zum 9. November ist die Reichsduma nach Petersburg einberufen worden. Die Verhandlungen dieser parlamentarischen Körperschaften pflegen niemals befonders interessant zu sein und diesmal ist erst recht nichts von ihnen zu erwarten; werden doch trotz der Verheißungen des Zaren vor zehn Jahren die wichtigsten Gesetze ohne Befragung der Volks- Vertretung erlassen, die aus dem Etat überhaupt nur das erfährt, was ihr der Finanzminister mitzuteilen für zweck mäßig hält. Über die Stimmung im Lande und namentlich über die der Arbeiter, die fortwährend mit Streiks und Revolutionen drohen, wird man also aus den bevorstehenden Dumaoerhandlungen so gut wie nichts erfahren. Im eng lischen Parlament konnte man dagegen den mehr als vor sichtigen Darlegungen der Regierungsvertreter und der daran geübten Kritik einiger Abgeordneter wenigstens das eine entnehmen, daß das Werbungsgeschäft im Lande sich unter aller Kanone abwickelt. Die französische Deputierten kammer tritt zur Fortsetzung ihrer Beratungen, die wie er innerlich auf einen freundlichen Ton absolut nicht gestimmt waren, am Donnerstag dieser Woche wieder zusammen. Vie Ausgestaltung des Obst- und Gemüsebaues ist ein hochbedeutsames Mittel für die Streckung unserer Lebensmittelvorräte. Es ist daher zu begrüßen, daß die Landwirtschaftskammern beschlossen, den vermehrten Anbau von Früh- und Spätgemüse allen Landwirten dringend zu empfehlen. Ihnen ist auch ebenso dringend der allgemeine Anbau von Hülsenfrüchten anzuraten. Zum Anbau von Kartoffeln und Hülsenfrüchten ist möglichst viel Oedland zu kultivieren. Alle vorhandenen Kuliureinrichtungen sind früh zeitig für die Heranzucht v.m Frühgemüse zu benutzen. Besonders zu wählen sind Bohnen, Erbsen, Mohrrüben, Spinat, Kohlrabi, Frühkartoffeln und Kohlrüben. Um ge nügende Arbeitskräfte zu haben, wäre die Heranziehung von brauchbaren Kriegsgefangenen, wo inländischeMäfte fehlen, besonders wünschenswert. Zinslose Darlehen für Bewässe rungsanlagen sind erstrebenswert. Die Gemeinden sind zu veranlassen, alle Bestrebungen für den vermehrten Anbau von Gemüse usw. zu fördern. Der Massen-Obstanbau ist unerläßlich, Was Warschau bedeukek. Auf die Behauptung Warschaus legen die Russen aus mehreren Gründen den allerhöchsten Wert, nicht bloß aus strategischen, sondern auch aus politischen. Warschau mit Nowogeorgiewsk und Zegyczc bildet das gewaltige Festungsdreieck, das als Prell bock des weit dahinter gelegenen weitmaschigen Festungs gürtels ein feindliches Vordringen da aufhalten soll, wo es am leichtesten aufzuhalten ist. Die Lags an der Weichsel verleiht der Festung einen besonderen Wert, der noch da durch gesteigert wird, daß sie nahezu nach beiden Richtungen, nach Norden wie nach Süden, den zwischen Deutschland und Österreich vorgeschobenen Zipfel des Zorc?- reiches bis an die Landesgrenzen beherrscht. Ist Warschm. verloren, so stehen unserem siegreichen Vormarsch bis nach Petersburg und Moskau nur noch verhältnismäßig geringe Hindernisse im Wege. Das weiß die russische Heeresleitung am allerbesten und daher bietet sie alle Kräfte auf, um Warschau vor dem Fall zu beivahren. Warschau ist aber ferner auch die alte Hauptstadt der Polenkönige, von denen es bereits 1550 zur Residenz erhoben wurde. Das Herz der Polen hängt daher an Warschau, auch nachdem sie unter russische Herrschaft geraten waren; wem Warschau ge hört, dem gehören auch die Bewohner Russisch-Polens und das um so mehr, als diese unter der russischen Knute eine ! harte Leidenszeit sondergleichen durchzumachen hatten. - sie zu hören. Ich werde nun erst recht nicht fliehen — ich verlange jetzt, daß Sie mich mit Ihrer Tochter alleine las sen, eine Viertelstunde nur. Ich verlange eine Unterredung mit ihr und bitte, Sie, mir diese zu gewähren. Wenn sie sonst mir noch eine Bitte gewähren wollen, so schützen Sie mich so lange vor den französischen Häschern bis diese Unterredung zu Ende und vielleicht Klarheit in diese dunkle, verworrene Angelegenheit gekommen ist, denn anders kann ich es mir nicht denken, als das Mißverständnisse obwal ten, die eine ruhige Beurteilung der Sachlage unmöglich machen." „Sie sind ein Tor, wenn Sie nicht auf der Stelle flie hen und die kostbare Zeit hier mit unnützen Reden ver schwenden," entgegnete der Schultheiß, dem deutlich anzu merken war, in welcher furchtbaren Angst und Aufregung er sich befand und deutete mit der Hand auf eine Türe im Hintergründe von Benediktens Zimmer. „Dort führt eine Treppe hinauf . . . sehen Sie, wie Sie da weiter kom men — die Möglichkeit besteht, verlassen Sie sich weiter auf Ihre eigene Klugheit." „Ich sage es Ihnen ja, ich werde nicht fliehen — ge hen Sie jetzt und lassen Sie mich mit Ihrer Tochter alleine, wie ich Sie gebeten habe — nur eine kurze Zeit schützen Sie mich vor dem Verhaftetwerden, das ist alles, was ich will!" Er drängte den Schultheiß mit Gewalt aus der Türe, die er schloß, dann rückte er einen Stuhl, neben den Bene diktens und ergriff deren Hand, indem er hastig sagte: „Benedikte, hören Sie auf mich, die Augenblicke find kostbar. Sie müssen sich ermannen, Sie müssen mir in kurzen Worten sagen, um was es sich handelt bei den Vorwürfen, die man Ihnen macht, dann kann ich danach handeln. Ich werde Sie nicht verlassen und biete Ihnen aufs Neue meinen Schutz an, aber ich muß Alles, Alles wissen und Sie müssen augenblicklich reden — es hängen Menschenleben davon ab."