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Memner Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis ein- chließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Willig für Warandt, Seisersdars, Stein- n. EroMa. Inserate q mflofle Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für aus wärtige Inserenten 15 Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von An zeigen für alle Zeitungen. Nummer 142. Keruspreqer: «ml Denbeu 2120 Dienstag, den 2. Dezember 1913. Fernsprecher: «mt Deuben 2120 26. Jahrgang. Hur Nab uns fern. Rabenau, den 1. Dezember 1913. — In Unter-Rabenau brach am Sonnabend früh ^2 Uhr ein Feuer im Maschinenjchuppen des Herrn Reuter (früher Beyer) gehörigen Grundstückes ans. Da man den Brand erst spät bemerkt hat, wurden alle Maschinen, Hölzer usw. ein Raub der Flammen, nur die Mauern sind übrig geblieben. Die Nabenauer Wehr war am Brandplatz erschienen und beschränkte das Feuer auf seinen Herd. Die Räume nebst Maschinen hatte Herr Hofmann in Pacht. Der nicht unbedeutende Schaden ist teilweise durch Versicherung gedeckt. Wie das Feuer entstanden, ist noch nicht aufgeklärt. — In diesem Jahre werden in den verschiedenen hie sigen Spielklubs Er spar niste für das Weihnachtsfest im Betrage von rund 51000 Mark ausgezahlt, gegen 48 000 Mark im Vorjahre. Von dieser Summe sind bei der Spar kasse 25 000 Mk. und bei dem Vorschubverein 26 000 Mk. gespart worden. Hoffentlich fließt der größte Teil dieser Spar gelder in die Kassen der hiesigen Geschäftsleute, denn die Wirt schaftslage, wie sie sich gegenwärtig präsentiert, ist nicht gün stig und wird von den kleinen Geschäftsleuten am schwersten empfunden. — Die Geschäftswelt der Kleinstadt gibt sich red liche Mühe etwas zu bieten. Man betrachte nur einmal die Auslagen. Für die Kinder, wie auch die Großen ist sehr reichlich gesorgt, für den Luxus, wie für das Praktische, für den kleinen Geldbeutel wie sür den großen. Freilich mit der Ausmachung der großstädtischen Warenhäuser kann der Geschäftsmann in der Kleinstadt nicht mit, er kann es nicht aus natürlichen Gründen. Aber ist denn das überhaupt nölig? Nein! Verschenken kann man dort sicher auch nichts; das kann überhaupt kein reeller Geschäftsmann. Und die Annehmlich keiten der vielleicht gebotenen größeren Auswahl wird aus gewogen durch den Vorteil, den der Kauf bei einem persönlich bekannten Geschäftsmann bietet, der für die Qualität seiner Ware eine ganz andere Haftung eingeht wie das Warenhaus oder das Versandgeschäft. Und noch eins: Jeder lege an das Geschäft des andern in der angedeuleten Richtung den selben Maßstab, mit dem er selb st gemessen zu sein wünscht, und setze den zum Christfest doppelt beherzigenswerten Glund- satz aller christlichen Religion „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst!" in die Tat um. — Das Konzertder beiden Nabenauer Vereine „Freie Sänger und Turner" am Sonntag im Saale der „Albert- Höhe" war sehr gut besucht und zeigte die Vereine mit allen ihren Darbietungen, die dem Gesang, der Turnerei, dem Hu mor und Frohsinn geweiht waren, auf ihrer alten Höhe. So wohl auf gesanglichem wie auch turnerischem Gebiete wurden anerkennenswerte Sachen geboten- Dem wohlgelungenen Abend folgte ein animierter familiärer Ball. — Die Weißeritztalsperren gaben dem Finanz minister Gelegenheit zu einem Hinweis, daß es nach den finanziellen wenig günstigen Erfahrungen unbedingt erforder lich erscheine, künftig andere Verteilung der Rechte und Pflichten zwischen Staat und Genossenschaften eintrelen zu lassen. Man solle künftig mit dem Bau von Talsperren unter Staalsbe- leiligung erst dann beginnen, wenn Gewähr vorhanden sei, daß das Unternehmen vorwiegend durch die Leistungen der Interessenten gesichert und somit verhältnismäßige Inanspruch nahme des Staates ausgeschlossen sei. Man werde vermutlich aus den Tagesblältern erfahren haben, daß bei Durchführung der Planung sür die Talsperren Klingenberg und Malter Mil dem ursprünglich veranschlagten Betrage leider nicht auszu kommen gewesen, sondern mit erheblicher Ueberschreilung zu rechnen sei. Die Leistungen des Staates, also der Allgemein heit der Steuerzahler, dürfe künftig nicht außer Verhältnis zu den Leistungen der Interessenten stehen. Mit dem Bau von Talsperren unter Staalsbeteiligung dürfe begonnen werden, wenn Gewähr vorhanden ist, daß das Unternehmen vorwiegend durch die Interessenten gesichert und somit unverhältnismäßige Inanspruchnahme des Staates ausgeschlossen sei. (Abg. Hetlner:^ „O nein, bin ganz andrer Meinung.") Der Münster des^ Innern war sich mtl dem Finanzminister darüber einig, daß der allmähliche Ausbau des Talsperrensystems eine der wich tigsten Ausgaben der Zukunft bildet, aber die Erfahrungen bei den Weißeritztalsperren zu besonderer Vorsicht bei Ausstellung der Kostenanschläge mahnten. — Nach längerer Pause gedenkt am Dienstag, den 9. Dezember, der Mäanergesangverein „Apoll o" mit einem Konzert im „Amtshos" an die Oeffenllichkeit zu treten. Näheres wird in den nächsten Tagcn bekannt gegeben. — Der Gutsbesitzer Oskar Ottomar K. und die Wirt schafterin Bertha Elise Neustadt, beide in O b e r n a u nd o r f wohnhaft, müssen sich in geheimer Sitzung wegen Beleidigung usw. vor dem Amtsgericht Dresden verantworten. Durch die Ver nehmung der Zeugen und die Verlesung einiger Briefe werden die Angeklagten der ihnen zur Last gelegten Vergehen über führt. K. wird zu drei Monaten Gefängnis, die Neustadt zu 50 Mark Geldstrafe verurteilt. Während der Urteils begründung wird die Oeffenllichkeit abermals ausgeschlossen. — Auf Goppeln er Flur erlegten 17 Schützen mit geld wieder zurückerovert, wie es derZittauer Kaufmann kurz nach Beginn des 5. Aktes ein Unfall, Ein Bühnen ¬ des Aktes befand, die Szenerie des Schlußbildes vorzubereilen wieder auf seine Kosten. Durch Hohn und Spott. E. K., Großölsa. Du deutsches Volk, noch stark, noch treu im Glauben, Trotz hohler Toren Geifer, Hohn und Spott, Laß deiner Güler bestes dir nicht rauben, Es lebt dein Gott. Dein Gott, der dich geschützt in Kindertagen, Den treuer Eltern Lieb ins Herz dir schrieb, Der durch der Jugend Wonnen dich getragen, Der auch im Sturm dein sichrer Anker blieb. Es lebt dein Gott, wenn alles dir wird schwinden, An deines Ervenwallens letztem Tag, Da suchst du wohl den Weg zu ihm zu finden, Heil dir, wenn deine Seele es vermag! Du deutsches Volk, bleib fest in deinem Glauben, Halt treu an Deiner Väter altem Gott, Laß deines Daseins Krone Dir nicht rauben 20 Treibern, denen ein zweispänniger Wildwagen folgte, einen einzigen Hasen. — Herr Freigutsbesitzer Schaarschmidt in Obernaun dorf erhielt auf der Jubiläums-Ausstellung des Dresdner Ge flügelzüchter-Vereins einen Ehrenpreis. — Das für Mittwoch geplante Konzert im Gasthof Spechtritz findet umständehalber erst Donnerstag, den 4. Dezember statt. Die Dippoldiswalder Stadtkapclle hat für diesen Abend ein gewähltes, abwechselungsreiches Programm ausgestellt, das sicherlich den Beifall der Besucher finden wird. Man beachte das Inserat in heutiger Nummer. — Auf Anordnung des Vorstandes der Berliner Börse erfolgt von jetzt ab hinsichtlich der Gußstahlfabrik Döhlen getrennte Notierung der Aktien mit und ohne Genußschein. Für die Aktien ohne Genußschein wurde jetzt erstmalig eine Notiz zu 174 bewirkt, die andere Kategorie notierte 251,80 Proz. — Ein Prozeß, der bei allem Ernst eines gewissen Humors nicht entbehrt, spielt sich zurzeit vor dem Dresdner Landgericht ab: Auf der Anklagebank sitzen zwei Männer, die bedenkliche Börsen geschäste im großen betrieben haben resp. betreiben konnten, weil sie immer wieder Gut gläubige sanden. Förmliche Beutezüge unternahmen die netten Brüder in die Sommerfrischen der näheren und weiteren Um gebung von Dresden. Tharandt, Rabenau, Wilsdruff, Hartha, Gottleuba usw. mußten daran glauben. Geschäftsleute, Gast wirte, Rentiers, Aerzte, denen die Gebrüder Rocksch goldene Berge aus ihrer „Bohrgesellschaft" versprachen, wurden von Verlust verurteilt. — Nach dem Genuß von frisch geräucherter sog. Bauernbratwurst erkrankten in Greiz mehrere Fa milien, die sämtlich ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußten. Die Polizei beschlagnahmte darauf bei einem Greizer Material warenhändler einen Posten verdächtiger Wurstwaren. Bei einigen Erkrankungsfällen machten sich schwere Vergislungs- erschetnungen bemerkbar, doch scheint irgendwelche Lebensgefahr nicht zu bestehen. Erkrankt sind etwa 25 Personen, doch be steht Grund zu der Annahme, daß nicht alle Erkrankungen der Polizei gemeldet sind. — Ein Kirchenräuber wurde in dec Person des 60 Jahre allen Fleischergehilfen Josef Bartak in Hast genommen. Barta! hielt sich in der letzten Zett gewöhnlich um die Mittagsstunde in der Jubiläumskirche am Keilsbcrg bei Reichenberg i. V. auf, wo er die Opferstöcke mit in Vogelleim getauchten Ruten entleerte. — Durch Gas vergiftet hat sich der in weiten Kreisen bekannte Stickmafchineubcsitzer Hermann Pohlers in seiner Wohnung in Plauen. Offenbar hat die ungünstige Geschäftslage ein gut Teil Schuld an der Verzweiflungstat. — An den Folgen einer schweren Verbrennung verstorben ist im Krankenhause inLeiPzigein zwölfjähriges Schulmädchen, das sich durch Verwendung von Spiritus zum Feueranzünden schwere Brandwunden zugezogen hatte. Dresden. Einem 18jährigen Handlungsgehilfen ist es gelungen, die Filiale einer hiesigen Bank in der Neustadt um 8500 Mk. zu schädigen. Der Betrüger hatte mittels gefälschter Unterschriften von dem Bankkonto einer in Moritzdorf befiud- Summe abholen lassen. Der Betrug wurde entdeckt und der Täter festgenommen. Es besteht Hoffnung, das Geld wieder herbeizuschaffen. — Das Kriegsgericht verurteilte den Leutnant Tiegs vom lothringischen Fußartillerie-Regiment Nr. 16 in Diedenhofen zu zehn Jahren Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf zehn Jahre wegen Totschlags, begangen an dem Fahnenjunker Foerster. — Während der Sonnabend-Vorstellung des Märchen dramas „Die armseligen Besenbinder" von Carl Hauptmann im Königlichen Schauspielhaus« in Dresden ereignete sich Gerüstes ab und glitt während des Spiels an der linken Seite des Proszeniums auf den Bühnenboden hinab. Infolge dessen wurde die auf der Szene befindliche Darstellerin derart erschreckt, daß das Spiel unterbrochen Werden mußte- Nach einer kurzen Pause begann der 5. Akt aufs neue und die Vor stellung wurde ungestört zu Ende geführt. Nach der bis herigen ärztlichen Feststellung hat sich der abgestttrzte Bühnen arbeiter Verletzungen schwerer Art nicht zugezogen. — Ein größerer Zusammenstoß von zwei Automobilen ereignete sich in Prohli s. Es entstand ein bedeutender Materialschaden. Ein Fahrgast der Kraftdroschke wurde leicht verletzt. Die Insassin des Privatautos, eine Fabrikbesitzers gatlin aus Pirna, wurde herausgeschleudert und erlitt dabei eine Verletzung des Rückgrates. — Der berüchtigte Ein- und Ausbrecher, der Schlosser Joh. Vogel konnte von der Gendarmerie zu Bischofswerda verhaftet werde». Im Besitze des Verhafteten wurde ein geladener Revolver vorgefunden. Der Verbrecher wurde dem Landgericht Bautzen zugeführt. — Erklärungen gegen die V e r mv g e n S z u w achs- st e u e r werden in der nächsten Zeit von den Finanzministern verschiedener Buudlsstaaten abgegeben werden. — In Ser bien wurde eine Partei gegründet, um eine Annäherung an Oesterreich-Ungarn herbeizuführen. Der Leiter des s ä ch s. Generalstabes, General Leuthold, siedelt am 1. April 1914 nach Berlin über, um von Berlin die Geschäfte des Generalstabes zu führen. — Ein englisch- französisches Geschwader von 45 Schlachtschiffen wird Mitte Dezember in Ajaccio eintreffen. — Die in Overbärenburg zur Erholung weilende Pcivata verw. Ledieu aus Dresden ist jetzt im kleinen Galgenteich bei Altenberg als Leiche gesunden worden. — Die Winteryerrlichkeit war auch in Ober wiesental nicht von langer Dauer. Der Regen hat leider gar bald die Sporthoffnungen zu Wasser werden lassen. — Wegen Meineids, betrügerischen Bankerotls, Gläu- bigerbegünstigung, Unterschlagung usw. hatten sich der Kauf mann Mox Theodor Stöckel und der Kohlenhändler Clauß nitzer aus Freiberg vor dem dortigen Schwurgericht zu verantworten. Stöckel, der sich seit Juli d. I. in Untersuchungs haft befindet, wird wegen Meineids in 2 Fällen rc. zn zwei Jahren 6 Monaten Zuchthaus und 5 Jahren Ehrenrechts verlust verurteilt, und dauernd sür unfähig erklärt, als Zeuge oder Sachverständiger eidlich vernommen zu werden. Clauß nitzer wird freigcsprochen. — Das Schwurgericht Freiberg ver urteilte den Fabrikarbeiter Stäckling aus Niederstriegis wegen Sittlichkeitsvergehens zu 3 einhalb Jahren Zuchthaus und 8 Jahren Ehrenrechtsverlust. — Eine trübe Erfahrung machten in dieser Woche die Gläubiger des Dampfschiffhotels in Dresden-Blasewitz. 401 000 Mk. Hypotheken fielen bei der Zwangsversteigerung unter den Tisch, das sind 13 000 M. weniger als der offizielle Schätzungswert des Grundstückes. Die großen Hoffnungen, die man beim Neubau des beliebten und vielbesuchten Lokals hegte, sind alle zu Wasser geworden. Kleine Notizen. — Ein tödlicher Unglücksfall ereignete sich in Stützengrün. Einem radsahrenden Maurer liefen mehrere Personen m das Rad und brachten es zu Fall- Der Nadler stürzte infolgedessen und zog sich tödliche Ver letzungen zu. — In einer Zigarettenfabrik in Altenberg ist die daselbst beschäftigte, in den 30er Jahren stehende Frau des Schieferdecker Heimann durch einen Herzschlag plötzlich aus dem Leben abgerufen worden, ohne daß sie vorher über Unwohlsein geklagt Halle. — Der Husar Struve aus Leipzig, der im zweiten Jahre bei der 4. Schwadron des Grimmaer Husaren-Negiments dient, verschwand dieser Tage unter Mitnahme von 170 Mk. Postgeldern der Garnisonverwallung, zu der er kommandiert war, und einer Anzahl Briefschaften. Die Mappe mit den Briefen fand man in einem Walde bei Grimma. In Merseburg wurde der Leichtsinnige nach 7 Tagen der Freiheit wieder ergriffen und zu seinem Regiment zurückgebracht. — Das Schwurgericht Leipzig verurteilte die 35jährige Schneiderin Zander wegen vorsätzlicher Tötung! ihres neugeborenen Kinves zu 4^/2 Jahren Zuchthaus und 5^ Jahren Ehrverlust. Der Handlungsgehilfe Franke wurde wegen Beihilfe zu 4 Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehr-f getan hat. Der zog den zu einem seinen Geschäft nach Zittau zitierten Rocksch die angelegten „Blender", den kostbaren Pelz Arbeiter, der auf einem Gerüst, das sich über der Dekoration vom Leibe und den Brillantimg vom Finger, und kam fo l" ° „..c hatte, stürzte infolge eines Fehltrittes am vorderen Rand des er. Sellen nur wirb aus dem Opferlamm der gute Schüler, der dem Meister abguckt, wie er sich räuspert und wie er spuckt, und der schließlich auf diese Weise wenigstens das Lehr- lhnen angebohrt und skrupellos geschröpst. Den Gipfel der Uchen Glasfabrik sür seine hiesige Firma Gerisch, Gluckstraße 2, Frechheit aber erstiegen die Rocksch auf dem Gipfel der Schnee- die mit der Glasfabrik in Geschäftsverbindung stand, die koppe. In der harmlosen Maske des Sommerfrischlers birsch- ien sich die gleißnerijchen Brüder an den Koppmwirt u. seine Kollegen ringsum auf dm Bauden heran und nahmen ihnen die Hundert-, ja die Tausendmarkscheine ab. Es ist eine alte Erfahrung, daß der Betrüger, wenn er nur elegant aufzu- lreten weiß, immer und immer wieder seine Opfer findet. Und je größer der Beutezug angelegt ist, desto sicherer glückt