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Politische Rundschau. Reber Vie Srankenversicherungsordnung, Lie mst dem kommenden 1. Januar in Kraft tritt, herrscht in der Bevölkerung noch große Unsicherheit und selbst in den zur Ratsertetlung bestimmten Kreisen walten Meinungsver schiedenheiten ob. Während die einen erklären, daß zu den Dienstboten auch die Aufwärterinnen, Hausreinigertnnen usw. gehören, heben die andern hervor, daß Aufwärterinnen auch dann nicht der gleichen Versicherungspflicht wie Dienst boten, Köchinnen und Kindermädchen unterliegen, wenn sie alle Dienste des Dienstmädchens leisten. Nach dem Wort laut des einschlägigen Paragraphen 165 fallen Aufwärte- rtnnen unter die Versicherungspflicht. Allerdings sind sie nicht als Dienstboten zu betrachten, da sie nicht der väter- ' lichen Zucht deS Dienstherrn unterworfen sind. Etwas anderes ist es mit Ktnderfräulein, Stützen usw., bei denen die Art der Versicherungs-Pflicht von Fall zu Fall zu ent scheiden ist. Aufwärterinnen haben sich wie Arbeiter, Gehilfen und Gesellen zu versichern, sie sind nicht vom Arbeitgeber anzu melden. Letzterer hat zunächst auch keine Beiträge zu leisten. Dafür tritt vor der Hand die Gemeinde ein. Für die Dienstboten sind die Landkrankenkassen zuständig und nur, wo solche wie in Berlin und Charlottenburg nicht vor handen sind, die Ortskrankenkassen. Das Dienstpersonal der Gastwirte, Bäcker, Fleischer usw. gehört nicht zu den Dienstboten, sondern zu den Gewerbegehtlfinnen, auch wenn es im Haushalt beschäftigt ist und sich auf Grund des Ge sindedienstbuches vermietet hat. Aufklärende Flugblätter, die in vielen Gemeinden verteilt werden, lasten eine baldige weitere Klärung der schwierigen Verhältnisse erhoffen. Bet unvereinbaren Meinungsverschiedenheiten entscheidet daS Versicherungsamt. Vee prozetz Forstner. In den Reichslanden sieht man mit außergewöhnlicher Spannung dem AuSgang deS heute beginnenden Straßburger Prozesses gegen Leutnant v. Forstner wegen Körperverletzung entgegen. Eine lebhafte Preßdebatte ist da» Vorspiel zu dem Prozeß gewesen, der an die bekannten Dettweiler Vorgänge anknüpft. Der.Franks. Ztg." schreibt ein elsässischer Offizier: „Ich bin seit 1891 in den Reichslanden; ich habe in zwanzig Manövern Land und Leute kennen gelernt; eine Menge Elsässer, darunter auch eine große Anzahl Freiwilliger, haben unter mir gedient; ich habe Reservisten und Landwehrleute in 14tägiger Übungszeit kommandiert, und — ich habe immer und überall nur die besten Erfahrungen gemacht. Freilich mit falsch an gebrachtem Schneid und Jargon ist wenig zu erreichen; aber mit ruhigem und bestimmtem Auftreten, mit Strenge und Wohlwollen, mit Entschiedenheit und mit einem ge legentlichen Scherzwort habe ich stets die besten Erfolge er zielt. Allerdings habe ich auch stets die Stammeseigenart und die politische Vergangenheit berücksichtigt." Eine interessant« Einladung. Eine Reihe der füh renden Persönlichkeiten deS amerikanischen Bildungswesens, Professoren sowohl wie Staatsmänner und Geldleute, haben sich mit einer Adresse an Kaiser Wilhelm gewandt, seinem bisher bezeugten Interesse an den kulturellen Wechselbe ziehungen zwischen Deutschland und Amerika durch eine Ausstellung des deutschen Unterrichtswesens in San Fran zisko Ausdruck zu verleihen. Deutsche Schulausstellungen sind schon mehrfach auf Weltausstellungen vertreten gewesen. Es wurden Klaffen-Einrichtungen von der einfachsten Volks schule bis zur Prima des vornehmsten Gymnasiums, Samm lungen von Gegenständen des Anschauungs-Unterrichts, Lehr pläne, Schulgärten, Turnhallen etc. gezeigt. Ein ^anamaskanvülchen, bas sich mit dem großen Panamaskandal der Franzosen, bei dem es sich um Millionen von Unterschleifen handelte und Größen wie Reinach, Eiffel, Herz und Lesseps zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden, zwar nicht vergleichen läßt, immerhin aber recht interessant ist, beunruhigt Nordamerika. Oberst Goethals als Chef ingenieur des Kanalbaues sowie das Kriegsministerium zu Washington beschäftigen sich mit den geschäftlichen Unter nehmungen eines Direktors des Kanalbaues, der den größten Teil der für den Bau erforderlichen Lieferungen zu vergeben hatte, nachdem es bekannt geworden war, daß dieser Herr während seiner Tätigkeit in Panama rund 240 000 Mark auf einer Bank deponierte, obwohl er nur ein Jahresgehalt von 18 000 Mark bezog. Der Brave hatte gegen hohe Provisionen minder leistunasfähigen Firmen Aufträge in Der Mter der „blaue« Rose". Row"n noch dem Ena"ich»n von W. Conrady „Nie seltsam", so sagte sich Robert in seiner Beschei. benheit, daß zwei so verschiedene Frauen ihn liebten, während doch beide «ine viel bessere, vorteilhaftere Wahl hätte treffen kömnen. Erfolg ist der Beweis des Ver dienstes. Er hatte stets hart kämpfen und arbeiten müs- sen, und gerade in dem Momente, als das Schicksal ihm zu lächeln begann, da schlug ihn jene rohe Hand nieder, und mit ihm die Knospe seines Glückes. Tränen rannen von seinen Wangen auf die begonnene Zeichnung herab, als Lisfies süßes, für immer entschwundenes Bild aber mals vor seinem Geiste emporstteg in all' der strahlenden Schönheit, wie sie vor kaum einem Jahre sein Herz ent- zückt hatte. Sobald er sich kräftig' genug fühlen würde, wußte er hinaus, ihr Grab zu suchen; die Mutter würde es nicht wagen, dem Gatten ihrer verstorbenen Tochter die traurigen Einzelheiten dieses so plötzlichen und uner warteten Todes zu verschweigen,, . f- * ' / ' UebcAaffen wir Robert eine Weile sich selbst und leinen gramvvll-n Betrachtungen und folgen wir Miß Isabel, die, ein Bild der Hoffnung und tatkräftiger Ge sundheit, im Wag-n ihres Onkels durch die Gäßchen einer der nördlichsten Vorstädte Londons fuhr. Der Frühling w-r ins Land gezogen, die Obst gärten blühten und s«idten tausend Düfte zum blauen Himmel empor. Auch in Isabels Herzen war es Früh ling geworden, die Liebe war darin aufgesproßt und batte ihrem geschäftsmäßigen, arbeitssamen Leben einen neuen Reiz verlich-n Maples-Hill, wo Miß Mures Wagen hielt, ist eine jener alten Vorstädte Londons, wo man noch leine Miet paläste modernen Baustils antrifft, sondern zur Freude Mr Auge und Herz nur malerische Häuschen im alten, Höhe Host rund 24 Millionen zugewenvet. Wenn behauptet wirb, daß dies in größerem Umfange gegenüber euro päischen Firmen der Fall gewesen ist, so darf man dem Worte des beschuldigten Direktors Glauben schenken, daß diese Firmen billiger und besser lieferten als die amerikanischen. Das kränkt die Kankees am tiefsten. Im übrigen will man die ganze Sache nicht erst zum Gegenstand einer Gerichts verhandlung machen, sondern möglichst geräuschlos nieder schlagen, da der Staat nicht besonders geschädigt ist, um den Panamakana! nicht mit weiteren Skandalen zu belasten, ehe ihn noch das erste Schiff passiert hat. Staatssekretär v. Jagow in Stuttgart. Gleich dem Reichskanzler pflegen sich auch die Staatssekretäre des Aus wärtigen Amtes den einzelstaatlichen Bundesfürsten persön lich vorzustellen, um damit auch der Form nach zu be kunden, daß die auswärtige Politik des Reiches im Einver nehmen aller Bundesfürsten geführt wird. Nachdem er bereits mehreren bundesstaatlichen Höfen Besuche abge stattet hatte, weilte der Staatssekretär v. Jagow soeben in Stuttgart, wo er vom König Wilhelm von Württemberg in Audienz empfangen wurde und auch mit dem Minister präsidenten v. Weizsäcker konferierte. Stuttgart war be kanntlich die Heimat des Vorgängers des Herrn v. Jagow, des verstorbenen Herrn v. Kiderlen-Wächter, der jeden Ur laub in der Hauptstadt Württembergs verlebte. Geldbedarf des Reiches und Preußens. In den zuständigen Finanzkreisen schätzt man den Geldbedarf des Reiches und Preußens für das neue Jahr auf insgesamt 750 Millionen Mark. Hiervon dürften laut „Berl. Ztg." auf Preußen etwa 600 Millionen und auf das Reich 150 Mil lionen Mark entfallen. Als Emisfionskurs nimmt man etwa 97 pCt. in Aussicht. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird es sich bei dem Gesamtbetrag nur um die Ausgabe vierprozen- ttger Anleihen handeln, die zur öffentlichen Zeichnung auf- felegt werden. Man erwartet, daß das Preußen-Konsortium chon in der ersten Januar-Woche zusammentreten wird, ebenfalls dürste die Zeichnung noch in der ersten Hälfte des Januar stattfinden. In feinem Viehbestand besitzt Deutschland ein außer ordentlich großes Nationalvermögen, das sich infolge der Verbesserung der Qualitäten des Viehs sowie der andauern den Vieh- und Fleischpreiserhöhungen fortgesetzt steigert. Allein für Preußen betrug amtlicher Nachweisung zufolge der Wert des Rinderbestandes über 4 Milliarden Mart gegen 2,3 Milliarden im Jahre 1900. Die Stückzahl hat sich auch erfreulich vermehrt, jedoch noch nicht um eine volle Million; d. h. also in einem wesentlich geringeren Verhält nis als die Wertsteigerung. Nach den Rindern stellt sich der Wert des Pferdebestandes mit 2272 Millionen Mark am höchsten. Es folgen die Schweine mit einem Gesamt wert von 1178,6 Millionen Mark. Zurückgegangen ist nur der Wert der Schafe in den letzten zwölf Jahren, und zwar von 140,8 auf 134 Millionen Mark. Ja Mexiko traf eine zweite Note Unionsregierung ein, worin diese eine neue Politik gegenüber dem Diktator Huerta und den Rebellen ankündigt. Die Amanznol dauert an. Die Staatsnoten sind auf den Wert von Makulatur herabgesunken und werden trotz des energischen Gegenbefehls Huertas von niemandem mehr angenommen. In China herrscht Manschikai wie ein Diktator. Jetzt scheint er eine Gegenbewegung zu befürchten, denn er ließ erklären, daß das Parlament nicht dauernd aufgehoben werden würde. Ferner kündigte der Präsident eine Erhöhung der chinesischen Einfuhrzölle an. Da von dieser Maßnahme auch der Handel Europas betroffen werden würde, so werden Gegenmaßnahmen nicht ausbleiben. Zn der ägäischen Znselfrage hat der Vorschlag Eng lands, der gegenwärtig von den Regierungen der euro päischen Großmächte geprüft wird, im allgemeinen Zustim mung gefunden. Wenn der Dreibund in dieser Angelegen heit einig ist, so ist damit nicht gesagt, daß zwischen ihm und den Mächten der Tripleentente darüber ernste Meinungsverschiedenheiten beständen. Man hält es überall für eine Forderung der Gerechtigkeit, Griechenland für den Verzicht auf den von ihm zur Zeit noch besetzen südalba nischen Gebietsteil zu entschädigen. Das kann am besten durch Überlassung einiger der Ägäis-Inseln geschehen. Einen andern Teil der ihr bisher gehörigen Inseln wird die Türkei erhalten, und das letzte Drittel soll an Italien fallen, das sämtliche zwölf Inseln während des Tripolis- Krieges besetzte und auch heute noch besetzt hält. Im In- Cottagestil, die anmutig zwischen Gärten zerstreut liegen. Dort gibt es noch schattige Laubgänge und einsam« Pfade für Spaziergänger, wo man frei und ungehindert Lie balsamisch reine Luft, die vom nahen Wald und Wiesengrund herüberströmt, einatmen kann. Vor kurzem hatte man auch hier ein Hospital für Fieberkranke errich ten Wallen, allein Maple Hills Bewohner hatten sich tap fer und mit Erfolg dagegen gewehrt. Die einzige sani täre Einrichtung dort war ein Asyl für leidende Frauen und Kinder, und Dr. Isabel Mure war Hausarzt in die ser Anstalt. Sie pflegte sich zu rühmen — und dies muß eine Mackenzie selbstverständlich zuweilen tun — daß bis jetzt in „The Maples" noch kein Todesfall dorgekommen sei. Isabel schritt zuerst durch die Gebäude, die zur un entgeltlichen Aufnahme gut empfohlener armer Frauen dienten, und gelangte dann zu einer Villa, welche zur Aufnahme zahlender Gäste bestimmt war. Die Kleinen, die im Freien spielten, liefen auf sie zu, um dem großen, schönen „Fräulein Doktor" das Händchen zu reichen. Isa bel liebte die Kinder und freute sich, wenn ihre blaffen, mageren Bäckchen sich in der reinen, gesunden Lust zu sehends färbten und rundeten. In einem der Zimmer an der Frontseite der Dilla saß eine junge Frau mit einem etwa vier Wochen alten Kindchen auf ihrem Schoße und forschte so ängstlich in Miß Isabels Mienen, als habe sie mindestens einen Ur teilsspruch über Leben und Tod zu erwarten. Der Kleine hatte heute etwas weniger Appetit als sonst. Isabel untersuchte ihn und erklärte lachend, er sei so gesund wie nur möglich. „Sie müssen nicht zu nervös sein", sprach sie gutmü tig mahnend, „das tut Ihnen beiden nicht wohl. Der Knabe ist vollkommen gesund und wird so gut gedeihen, wie nur irgend etnev, glauben Sie es mir." Es war nicht der erste Besuch, den Miß Mure dieser jugendlichen Mutter und ihrem Knäbletn abstattete. Die noch sebr junge, Frau war äußerst zart und. schmächtig,. tereffe öer Sön ihm geförderten Abrundung Albaniens wird namentlich Italien der von England empfohlenen Jnselver- teilung keinen Widerstand entgegensetzen. Mit Italien werden die beiden anderen Dreibundmächte und mit England Frank reich und Rußland an einem Strange ziehen. Gleichwohl glaubt man nicht an eine besonders schnelle Erledigung der Jnselfrage. Ei« Tschakaldscha-Denkmal. Zur Ehrung der Ge fallenen der Kämpfe auf derTschataldscha-Linie, die bekannt lich den Schluß des Krieges des Balkan-BundeS gegen die Türkei bildeten, soll ein Denkmal errichtet werden. An erkennenswert ist, daß sowohl die ehemaligen Verbünd cten wie die Türkei sich zur Errichtung des Denkmals zusammen geschloffen haben. Der Berliner Bildhauer Börmel wurde Lurch Vermittlung Enver Beis, der nicht nur ein tüchtiger Offizier, sondern auch ein guter Kenner der Künste ist mit der Herstellung eines Entwurfs für das Denkmal betraut. Voa der Türkei, die allein mit dem englischen Vor schläge wegen der Agäisinseln unzufrieden ist und laut da gegen protestiert, hatten Pariser Blätter behauptet, sie werde infolge ihrer mißlichen Finanzlage den Zinsendienst für die Ausländsanleihen kürzen oder ganz einstellen, und damit, wie s. Z. Griechenland, den Staalsbankerott erklären müssen. Diese Behauptungen sind grundlose Unterstellungen. MM OMr Werr. Eine Zabsrn Grammophonplakke — was aues fabriziert wird! Eine besonders geschäftstüchtige und findige Grammophonfirma hatte, wie die „Frkf. Zig." meldet, eine Platte aufnehmen lassen, auf der die Zaberner Vor gänge von dem berühmten Freitagabend mit Trommelwirbel und Aufforderung zur Verhaftung wiedergegeben sind und außerdem ein mit vielen „Aehs!" ausgestattetes Gespräch zwischen zwei Offizieren im Restaurant „Zum Karpfen". Diese Platte ist nun auf Antrag des Generalkommandos durch die Polizei beschlagnahmt und der Staatsanwaltschaft übergeben worden, die die Beschlagnahme aufrecht erhalten hat, sodaß eine gerichtliche Entscheidung angerufen werden muß. Das Generalkommando hat außerdem wegen Belei digung und Verächtlichmachung der Offiziere Strafantrag gegen die Firma gestellt. Hohe Gefängnisstrafe für Soldatenschinder. Das Oberkriegsgericht des 21. Armeekorps verurteilte die beiden Dragoner Moos und Conrad vom 17. Dragonerregimcnt in Saarbrücken, zwei „alte Leute", wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung eines Rekruten zu drei und zwei Monaten Gefängnis. Mitbestimmend für das hohe Strafmaß war das Bestreben, gegen Mißhandlungen jüngerer Kameraden durch alte Jahrgänge energisch einzuschreiten. Im Berliner koghen-prozeb erschien am Donnerstag eine Letdensgestalt vor Gericht: die Gattin des Angeklagten. Sie ist erblindet, bei einem mißglückten Selbstmordversuch aus Verzweiflung über den finanziellen Zusammenbruch ihres Mannes hat sie sich beide Augen weggeschossen. Die Frau ist ferner durch die seelischen Erschütterungen schwer nerven krank geworden. Sie konnte zu den Betrügereien ihres Gatten nur aussagen, daß sie von ihnen nichts gewußt habe, da Koghen ihr gegenüber von seinen geschäftlichen Unter nehmungen nie sprach. Am Fußtritt gestorben. Der Schutzmann Gumplich in Jena hatte im Oktober auf einem Jahrmarkt Streit mit einem Studenten, in dessen Verlauf der Student dem Be amten einen Fußtritt gegen das Schienbein versetzte. Die Verletzung bildete sich zu einem bösartigen Geschwür aus, an dem jetzt der Schutzmann im Krankenhaus ge storben ist. Das Mord-Aimmsr. Eine seltsame Klage beschäftigte kürzlich ein Pariser Gericht. Ein Kaufmann hatte einen Wohnungs-Kontrakt nicht innegehalten, da er in Erfahrung gebracht hatte, daß in einem der von ihm gemieteten Zimmer vor etwa 25 Jahren ein schwerer Lustmord verübt worden war. Das Gericht ließ diesen Grund jedoch nicht gelten, es war der Ansicht, es sei nach so langer Zett keinem Hause etwas mehr davon anzumerken, daß es einst der Schauplatz eines noch so furchtbaren Verbrechens gewesen, und der jetzige Eigentümer, ein durchaus ehrenwerter Mann, dürfe dadurch keinen Schaden erleiden. Falsch eingeweiht t Ein lustiges Stück berichtet die ' »Bauwelt" aus Leipzig. Dort wurde im Oktober in Gegen^ mit einem Gesichtchen so weiß wie eine Lilie und wun derschönem goldblonden Haar. Sie sah doppelt zierlich aus neben Isabel, die mit ihrer stattlichen, hohen Gestalt, in ihrer Doktorwürde mitleidig teilnehmend auf sie herabsah. Die Fremde war offenbar eine Lady, ihr schönes Gesicht, sowie ihr ganzes Auftreten trugen de« Stempel der Vornehmheit. Wenn sie nur nicht so töricht besorgt um den Kleinen wäre, meinte Isabel bei sich. Fortwährend lebt sie in der Angst, ihn zu verlieren, bei jedem kleinen Unwohlsein befürchtet sie eine Kran'heit mit tödlichem Ausgange. Wenn Kinder so leicht stürben, woher käme dann die Uebervölkerung? Für den kleinen Knaben selbst fühlte Miß Dur« lebhaftes Interesse. Er war ein schönes Kind mit gro ßen, blauen Augen und dem zarten Teint der Mutter, nur sein Haar war ganz dunkel im Gegensatz« zu ihren lichten Locken. Auch heute zeigte Isabel eine durchaus nicht berufsmäßige Zärtlichkeit. Sie nahm den Kleinen auf ihre Arme und wiegte und streichelte ihn, so daß ein Lächeln die Lippen der jungen Frau umspielte. „Sie lieben Kinder, Miß Mure. Ich habe-so großes Vertrauen zu Ihnen und freue mich so sehr, daß Klein- Henry von Ihnen behandelt wird. Außer Henry habe ich sonst nichts auf der Welt", sagte die junge Frau. „Dann seien Sie auch um seinetwillen ohne Sorgen, Mrs. Lane; Sie müssen nicht immer gleich das Schlimmste befürchten, wenn er mit der Wimper zuckt. Sie selbst sol len trachten, ein besseres Aussehen zu bekommen. Mit Henry bin ich ganz zufrieden." Mrs. Lane war Witwe, und das schwarze Kleid, das, sie trug, erhöhte noch die Bläffe ihres zarten, schönen Ge-> sichtes. Ihren Gatten hatte sie bald nach ihrer Heirat, verloren, so erzählte sie Isabel, und da sie in England, keine Verwandten besaß, so war sie froh gewesen, in Maples-Hill einen Zufluchtsort zu finden. Hier war, als die ersten Frühlingsblumen blühten, ihr Söbnchen z«^ Welt gekommen. . , ,, (Fortsetzung folgt.)