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Rabenauer Anzeiger : 06.12.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191312061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19131206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19131206
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-12
- Tag 1913-12-06
-
Monat
1913-12
-
Jahr
1913
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 06.12.1913
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NU« «M» Weil. Der Bahnübergang bei Rathenow, bei dessen Über schreiten im Juli d. I. der Herzog Ernst August zu Braun schweig und Lüneburg und seine Husaren-Eskadron in die Gefahr gerieten, von einem Schnellzug überfahren zu werden, soll jetzt abgeändert und durch eine Unterführung ersetzt werden. Von der Eisenbahndirektion in Hannover wurde ein Plan ausgearbeitet, der dem Landratsamte Rathenow vorliegt. Ein Deutscher in Lausanne unter Mordverdacht. In einem Hotel in Genf wurden vor einiger Zeit zwei Halbweltdamen ermordet aufaefunden. Das Zimmer wies die Spuren eines erbitterten Kampfes zwischen dem Mörder und seinen Opfern auf. Hilferufe hatte niemand gehört. Nun wurde in Lausanne ein junger Deutscher verhaftet, dem der Mord an den beiden Mädchen zur Last gelegt wird. Er hielt sich zur kritischen Zeit in Genf auf. Es soll sich um einen wohlsituierten jungen Mann handeln, der nicht ganz zurechnungsfähig ist. Ein neues deutsches Erdbeben. Im badischen Ober land, im Kaiserstuhl, in Freiburg und Umgegend wurde ein heftiges Erdbeben verspürt, das die Leute aus ihrem Schlafe erweckte. Ein raffinierter Schwindel wurde in Hamburg ent deckt. Die dortige Hauptstaatskasse fand in mehreren 8000 Mark-Rollen, die mit Doppelkronen gefüllt sein sollten, nur Zehnpfennigstücke. Man stellte fest, daß diese Stücke bereits von der Steuerkosse in Zahlung genommen waren und daß diese die Rollen von einer Zentralstelle eines Vor orts empfangen hatte. Ob hier oder an der Zahlstelle der Betrug ausgeführt wurde, muß die sofort angestellte Unter suchung ergeben. Die Arbeltstfürsorge bei der Firma Krupp. Bei Moers am Niederrhein kaufte die Firma Krupp in Esten ein 160 Morgen großes Gut, um dort eine große Milch wirtschaft für Arbeiter einzurichten. Der mutige Prinz. Der Jnsant don Alfonso von Spanien stieg in Spanisch-Marokko mit einem Flugzeug auf, um bestimmte Stellungen der Eingeborenen, die den Spaniern noch immer Kämpfe liefern, auszukundschaften. Die Mauren beschossen den Aeroplan, den etwa 50 Schüsse trafen, glücklicherweise blieben der Jnfant und sein Be gleiter unverletzt. Lustiges aus Halle. In Halle geht die Polizei energisch gegen die Wackel-, Schiebe- und Knicktänze vor. Zu jedem Ball wurden Polizeibeamte geschickt, die über die Tänze zu wachen hatten. Nun gab es aber einzelne über mütige Paare, die nach wie vor in den geliebten Schiebe tanz verfielen. Wurden dann die Polizisten vorstellig, so hieß es: „Das war ja gar kein Schieber, das war ganz gewöhnliche Polka, und die muß so getanzt werden!" Die Autorität der hallischen Polizei kam ins Wanken, aber der Polizeipräsident hatte den Einfall, an Hand praktischer Bei spiele seinen Untergebenen zeigen zu lassen, was verboten und was erlaubt sei. Er lud einen Tanzmeister ein, den Kommistaren, Wachtmeistern und Sergeanten die modernen Tänze vorzuführen und ihnen dabei zu erklLen, welche Be wegungen niit Schieben, Wackeln und Knicken gemeint seien. — Polizeibeamte als Tanzkundige — ein hübsches Bild! Dampfer-Ansammenstotz Der deutsche Viermaster „Pillochry" wurde im Kanal von dem englischen Dampfer „Boulama" angerannt. Die „Pillochry" sank alsbald. Die schiffbrüchige Mannschaft wurde in das Seemannsheim in Liverpool gebracht. Einer der Seeleute, namens Fritz Wegener, der erhebliche Verletzungen erlitten hatte, wurde ins Hospital gebracht. Sein Zustand ist bedenklich. Im ganzen hatte die „Boulama" 39 Gerettete an Bord. Von dec englischen Luftschiffahrt. Für die englische Marine soll ein neues Starrluftschiff gebaut werden. Der Bau wird wahrscheinlich aus den Mitteln einer National spende bezahlt werden. Verschiedene Fabrikanten haben sich bereit erklärt, die nötigen Materialien zum halben Kosten preis zur Verfügung zu stellen. Das Luftschiff selbst wird nach vollständig neuen Plänen gebaut werden. Es gehört dem starren System an, und Sachverständige bekunden, daß es viele Vorteile gegenüber den kontinentalen Luftschiffen haben wird, z. B. größere Tragkraft. Auch wird es mit stärkeren Motoren ausgerüstet sein als die deutschen und sranzösischen Luftschiffe. Jabern. Dir bekannten VorMe kann man jetzt in eine Be trachtung über Zadern in zwei Äoschnitte emteilen: Vie Sünden des Zaberner Regimen«» und Die Sünden der Zivilverwalkung. Die Sünden des Regiments: Sie fingen an mit der bekannten „Wackes"-Außerung des Leutnants v. Forstner, der inzwischen durch die Erklärung des Kriegsministers von Falkenhayn im Reichstag die Gistzähne ausgebrochen worden sind. Als dann die Anpöbelungen seitens der Bevölkerung erfolgten, ließ sich Oberst v. Reutter dazu hirrreißen, ohne von der Polizei requiriert zu sein, Verhaftungen vorzu- nehmen. Unschuldige wurden verhaftet und über 12 Stun den lang in kalten und feuchten Kellerräumen gefangen ge halten. Diese Ungesetzlichkeiten werden übrigens auch zivil rechtliche Folgen haben: Die Mehrzahl der von Militär patrouillen Verhafteten, bisher 20 an der Zahl, hat bet der Staatsanwaltschaft Strafanzeige wegen ungesetzlicher Fest nahme erstattet, außerdem ist von den Leuten eine Reihe von Zivilklagen anhängig gemacht, wegen Schadenersatzes durch den Militärfiskus. Die Sünden der Zioilverwaltung: Nach der „Wackes"- Außerung erfolgten die Beschimpfungen der Offiziere und Unteroffiziere seitens des Pöbels. Ein Unteroffizier wurde in einer nicht miederzugebenden Weise beschmutzt. Es ver gingen nach diesem Vorfall kaum zwei Tage, da sollte Leut- nant v. Forstner in einer Jnstruktionsstunde derbe Äuße rungen über die französische Fahne gemacht haben. Sofort nahmen Vie Beschimpfungen der Offiziere einen be-, ängstigenden Amfang an. Die Stadtverwaltung tat — i nichts! Sie sagt ja jetzt, das sei nicht nötig gewesen, wie kommts denn aber, daß man jetzt, nachdem das Kind in den Brunnen gefallen ist, in Schulen und Fortbildungs schulen die Jugend energisch auffordert, sich eines gesitteten Benehmens gegen die Offiziere zu befleißigen? Und als der „Skandal von Zabern" schon im Gange war, schickte ver Beigeordnete Guntz in Zabern, der de« erkrankten Bürgermeister vertrat, dem „Matin", der leidenschaftlich Deutschfeindlichen französischen Zeitung, sein Bild, aus iunaeo hsrdstftürine auf See. Die Schäden, die der Orkan, der an der schwedischen und norwegischen Küste wütete, angerichtet Hal, sind sehr schwer. Hunderte von Fischer booten hat der Sturm zerschlage». Drei Mann des Dampfers „Bergenfjord" wurden über Bord gespült, sie er tranken. In Christiania und mehreren norwegischen Städten überschwemmten die Fluten die Straßen, auch Eisenbahn- und Telephonverbindungen sind vielfach zerstört. Uber das Schicksal zahlreicher Schiffe ist man im Unklaren. — In die Newa wurde das Wasser durch den Sturm mit solcher Gewalt getrieben, daß das entstehende Hochwasser den Charakter einer Springflut onnahm. Die niedriger gelegenen Stadtteile von Petersburg wurden überschwemmt. Eins eigentümliche Folge der Trennung der Kirche vom Staat, die man in Frankreich durchgeführt hat, ist, daß manche Kunstjchätze, die fortdauernder Erhaltung be dürfen, vom Verfall ereilt werden. In Mialet beispielsweise stürzte soeben eine aus dem 14. Jahrhundert stammende Kirchs zusammen. Ihr wertvoller Hochaltar und mehrere alte Bilder wurden durch die Trümmer vernichtet. Seit dem Trennungsgesetz war jede Ausbesserung der Kirche unter blieben. Ein Wirk, der roechnachksfpargelder veruntreut. In Berlin hatten sich kleine Handwerker und Arbeiter zu einem Sparverein „Weihnachtsfreude" zusammengetan. Kassierer war der Wirt eines Lokals, in dem man verkehrte. Der Wirt erzählte den Leuten, daß er die Spargelder einer Brauerei übergeben habe, die die meisten Zinsen zahle. Dieser Tage sollie nun das gesparte Geld, insgesamt 1245 Mark, abgehoben werden, und nun stellte sich heraus, daß der Wirt die Summe unterschlagen hatte. Man kann sich die furchtbare Erregung der Geschädigten vorstellen: mit Mühe Haien sie jeden Groschen erübrigt, um zum Christfest sich und ihren Angehörigen eine Freude machen zu können, und durch die Verschwendungssucht eines Menschen sind sie um Geld und Freude gekommen. Eine arme Witwe allein hat 260 Mark verloren! Der Spitzbube wurde verhaftet. von nah und fern. In Wiesdors bei Köln wurde ein Koftwirt von zweien seiner Kostgänger erstochen Die Mörder flohen nach Opladen, wo si«» von einem Kriminal- veamien vergaster wuroen. — Der Berliner Zirkus Busch wurde von dem Besitzer des zweiten stehenden Zirkus Ber lins, Kommissionsrat Schumann, angekauft. — Aus Amerika kommt die grausige Kunde von einem Rikualmord ver Reger auf Havanna. Die Neger sollen ein weißes Mäd chen ermordet und dessen Blut aufgefangen haben, um es bei den Blutopfern vor Götzenbildern zu verwenden. Die Leiche der Ermordeten versuchten die Neger in einer Hütte zu verbrennen, als Lie Hütte in Flammen aufging, erschien die Polizei und konnte noch den brennenden Leichnam aus dem Feuer ziehen. Vermischtes. 15. Geburtstag ver Groghsrzogtnwitwe von Baven. Großherzoginwitwe Luise von Baden feiert heute Mittwoch ihren 75. Geburtstag. Sie ist bekanntlich eine Tochter Kaiser Wilhelms I. und vermählte sich am 20. September 1856 in Berlin niit dem Großherzog Friedrich von Baden, den sie vor 6 Jahren, am 28. September 1907 durch den Tod verlor. Unser Kaiser unterbricht seinen Jagdausenthalt in Donaueschingen und verbringt den heutigen Tag bei der Jubilarin, seiner von ihm hochverehrten Tante m Baden-Baden. Die „Nordd. Alla. Zig." schreibt der Großherzogin in ihrem Glückwunsch: Überall hat das reiche Lebenswerk und das vorbildliche Walten der hohen Frau an der Seite ihres verewigten Gatten, des allgeliebten mildherzigen Großherzogs Friedrich, ein treues Andenken begründet, das vorab von der deutschen Frauenwelt hoch gehalten wird. So werden jetzt die Huldigungen zum Aus druck bringen, wie tief die Gefühle des Dankes sind, die das immerdar hilfreiche Wollen der erlauchten hohen Frau in die Seelen gesenkt hat. In ver Reichstagskommifsion für Regelung ves Submission»- und Lieserungswesens erklärte Ministerial direktor Caspar, der Bundesrat habe noch keine Stellung zur reichsgesetzlichen Regelung des Submissionswesens ae- nommen. Die gesetzliche Regelung der Frage sei schwer. Der preußische Handels- und Eisenbahnministec hätte die Erledigung der Frage auf reichsgesetzlichem Wege für un- möglich erklärt. Unter diesen Umständen würden sich die Jahren, Las ihn aiS Soiomen ves 36. französischen Infan terie-Regiments darstellt. Und prangend erscheint das Bild des zweiten Bürgermeisters von Zabern im Hetzblatt! Der „Zaberner Anzeiger", ein liberales Blatt, das von einem Redakteur geleitet wird, der früher selbst Franzose war, sich aber dann hat naturalisieren lassen, also gewiß nicht übertrieben voreingenommen ist, schreibt mit Bezug auf die ankivLuifche Hetze in Zabern: „Wir erklären, daß die Skandalvorfälle der letzten Zeit, die ja derart zum Himmel schreien, daß die deutsche Behörde zugunsten einer hochverräterischen Anarchie abdanken müßte, wenn sie nicht mit aller Entschiedenheit einschretten würde, unbedingt nicht weiter geduldet werden können. Wenn die Behörde nicht energisch die Hetze unterdrückt, darf Deutsch land sich darauf gefaßt machen, daß in Zabern die Deutschen und alles, was deutsch denkt und fühlt, weniger ihres Lebens mehr sicher sind, als wenn sie im Kongo wohnen würden." Wohlgemerkt, das schreibt ein Lokalblatt, das mit seinen 1500 Abonnenten schwer um die Existenz zu ringen hat, das alle Veranlassung hat, lieber keine Kritik an heimischen Verhältnissen zu üben, das aber jetzt offen zugibt, daß die Geschichte denn doch zu bunt geworden ist! Sehr niedlich st auch, daß der Zaberner Gemeinderat mit der Unter- uchung der Vorkommnisse durch die Regierung nicht einoer- tanden ist und die Einsetzung einer Parlamentskommission ordert. Also eine Stadtverwaltung entblödet sich nicht, )er Reichsregierung indirekt den Vorwurf der Parteilichkeit und Voreingenommenheit zu machen! Nun fehlt nur noch, daß der Zaberner Gemeinderat bestimmt, wie die Parla mentskommission zusammengesetzt sein soll. Das wird aber nicht kommen, es wird vielmehr er heblich anders kommen. Die Verfehlungen des Zaberner Regimentskommandos müssen und werden bestraft und ge sühnt werden, aber das deutsche Volk hat zu seiner Regierung auch das Zutrauen, daß sie dem neuen Geist, der in dis Elsaß-Lothringer gefahren zu sein scheint, eine heilsame Aus treibung angedeihen lassen wird. Noch ist die Mehrzahl der alteingesessenen elsaß-lothringischen Bevölkerung deutsch; der Teil, der „sich französisch fühlt", kann nicht beanspruchen, daß ihm besondere Verhältnisse geschaffen werden- Wenn die ReMüngsoertrerer an den Verhandlungen der Kommission aktiv auch weiter nicht beteiligen. Trotz dieser Erklärung beschloß die Kommission, ihre Beratungen fortzusetzen, da sie noch immer zu einer Verständigung mit der Regierung zu gelangen hofft. Adventszeit (im modernen Salon). Die Welt, die sich nicht langweilen will, ist in ihren bekanntesten Mitgliedern vertreten. Man begeht auch den Geburtstag der Tochter vom Hause, an deren seiner Hand bald der schlichte Reif glänzen soll, der verkündet, daß zu dem vielen Glück der Schönheit, der Jugend, des Reich tums sich das holdeste, der Braut, gesellen soll. Ein Meer von Licht überflutet den prachtvolle» Salon, schöne Augen und Brillanten funkeln um die Wette, die zierlichen Löffelchen klippern leise in den Tassen vom feinsten Por- zellan. Man spricht von den Neuheiten des Tages, auch einiges vom Weihnachtsfest. Aber das ist noch so lange hin. Und mit dem Weihnachtsbaum wird eine besondere Festlichkeit verbunden werden, die den Ruhm des Hauses von neuem in der Gesellschaft verbreitet. Es muß etwas neues sein, denn die Tango-Mode wird doch schon vom Kommis und von der kleinen Putzmacherin nachgeahmt. Aber heute wird man noch einmal den Modetanz tanzen. Fräulein Modesta, die ihren Namen durch das kostbare Kollier, das sie trägt, Lügen straft, soll mit dem jungen Herrn von T. die Touren den Gästen ihres Hauses oorführen. Und der Tanz wird von besonderem Effekt sein, denn das junge Paar ist es, dem sür die Zukunst ein ge meinsames Dahingleiteu auf dem Lebenswege prophezeit wird. Sie haben keinen Stein, keine Störung zu bejürch- ten, und sonnig leuchtet das sprühende Auge des jungen Mädchens. Aber warum bleibt er so lange aus? Vielleicht ist's nur ein Zufall, wie es dergleichen in der großen Stadt so viele gibt. Vielleicht hat sein Auto eine Panne erlitten? Das ist alles leicht möglich, aber nachgerade zeigt sich doch eine Falte auf Fräulein Modesta's weißer Stirn. Unruhig geht sie, späht durch's Fenster und wird von den Nischen- Vorhängen den Blicken der Gesellschaft entzogen. Da hört sie hinter sich zwei Herren mit unverhüllter Bosheit in der Stimme flüstern: „Die schöne Modesta ist schon aufgeregt, daß Arthur von L. nicht kommt. Was wird sie erst sagen, wenn er überhaupt nicht wieder erscheint?" „Das ist doch ganz unmöglich, das kann nicht sein,", sagt der andere. „Warum nicht?" antwortet der erste. „In unserer teueren Stadt muß jeder an sich selbst denken. Das Gold- töchter^ein sieht seinen Metallglanz bedenklich schwinden; der Herr Papa hat die politische Situation falsch eingeschützt, er hat bei seiner letzten Spekulation, wie es heißt, eine Million eingebüßt. Damit ist er noch kein armer Mann geworden, aber der Metallglanz hat, wie gesagt, gelitten, Arthur von T. kann eine andere Partie machen." „Aber ein solcher Bruch gerade zu Weihnachten?" „Die Operation wird schmerzen, aber Fräulein Modesta ist schließlich ein stolzes Mädchen, das seine Gedanken zu verhüllen weiß." Sie gehen. Fräulein Modesta steht starr wie eins Bildsäule. Also das kann das Geld machen? Sie hat bisher keine Ahnung gehabt, daß Geld zu etwas anderem da ist, als um ausgegeben zu werden. Wie viel Geld man gebraucht? Ach, Du lieber Gott, das hatte sie nie gefragt, das war ja auch ganz egal, der gute Papa sorgte dafür, daß es an nichts fehlte. Es war selbstverständlich, daß man im Hause alle und jede Ausgaben sich gönnte, die für an gemessen erachtet wurden. Und nun sollte Papa nicht mehr genug Geld haben? Und darum war sie, Modesta, plötzlich in den Augen Arturs gesunken? Ja, war denn das möglich? Und wenn das die Welt erfuhr? > Modesta fühlte, wie ihre Füße zitterten. Aber hatte nicht der Herr gesagt, sie sei stolz, sie werde sich über alles fortsetzen? Ja, das sollten sie sehen, ganz gewiß I Und sie rauschte hinaus, gleich darauf sang sie ein lustiges Operettenlied, das mit jubelndem Beifall begrüßt wurde. Aber in der Fenster nische trocknete eine stille Träne. Herrschaften sich nicht wohl fühlen aus deutschem Boden, können sie sich ja nach dem Paradies Frankreich un quar tieren. Ihnen wäre geholfen, uns täten sie einen großen Gesotten. Reber Vie Dueltfrage äußerte Ler Bundesrat, der die bezügliche Reichstagsresolution dem Reichskanzler überwies, daß Lie kaiserliche Kabinettsordre vom 1. Juni 1897 segens reich zur Einschränkung von Zweikämpfen gewirrt hat. Bei Revision des Strafgesetzbuchs wird die Frage geprüft werden, inwieweit durch die strafrechtliche Behandlung der Beleidigung dem Zweikampfe vorgebeugt werden kann. Die Reichstagsresolution stelle ein Ausnahmegesetz gegen die Angehörigen der bewaffneten Macht dar und eine nicht zu rechtfertigende Sonderbestrafung wegen eines Vergehens, Las von Angehörigen aller Stände begangen werde. Me Dienstentlassung gegen einen Offizier zu verhängen, der aus ideellen Gründen sein Leben für den Schutz seiner an- aetasteten Ehre einsetze, würde eine ungerechtfertigte Härte sein. Auch sei die Anstellung und Entlassung von Offizieren Sache der Krone. Der Kougreh der christlichen unv ualiünalen Arbeiter behandelte auf seiner Berliner Jahresversamm lung im weiteren Verlauf der Beratungen die Lebensmittel versorgung und die Lebensmittelteuerung. In einer Resolution wurde erklärt, das Fleischangebot sei so knapp, daß das konsumierende Publikum fortgesetzt durch drohende Preissteigerungen beunruhigt würde. Die deutsche Landwirtschaft habe sich mit anerkennenswerten Erfolgen bemüht, den Fletschbedarf trotz der ungeahnten Volksoermehrung zu decken; die Erhaltung der Lebens fähigkeit Ler Landwirtschaft sei daher eine nationale Forderung. Die Landwirtschaft müsse jede Unterstützung erfahren, um ihrer immer schwieriger werdenden Aufgabe gerecht werben zu können. Das System der Etnfuhrscheine fei entsprechend zu reformieren, die Zufuhr ausländischen Fleisches und Viehes unter Wahrung Les Veterinärschutzes in ausreichendem Maße zu gestatten. Endlich sei die Er- rschtuna orvLebensmÜtelämtern in Rerck und Staat geboten.-
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