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Politischt Rundschau. Französische Suerkreibereieu. Frankreich, Las im Laufe der Balkanwirren wiederholt versucht hat, den Drei verband gegen den Dreibund mobil zu machen, hat die politischen und wirtschaftlichen Folgen der Entsendung einer deutschen Militärmission nach Konstantinopel der russischen Regierung in maßlos übertriebener Weise ausgemalt. Der Beweggrund dieses Tuns lag, abgesehen von dem dauernden Verlangen, gegen Deutschland zu sticheln, in dem Arger darüber, daß die Türkei doch wieder deutsche Militärinstruk teure berief, und besonders in dem Bestreben, das zur Zeit besonders freundschaftliche Verhältnis zwischen Deutschland und Rußland durch tendenziöse Ausstreuungen über rußland feindliche Absichten Deutschlands in der Türkei zu trüben. Wie nach der Berliner Ansprache des Hellenenkönigs und während des albanischen Grenzstreits, so sind auch jcht die menschenfreundlichen Bestrebungen Frankreichs ins Wasser gefallen. Die nach dem Berliner Besuch Kokowzows fort gesetzten Besprechungen des deutschen Reichskanzlers mit dem russischen Botschafter Swerbejew haben die ursprüng lichen Besorgnisse Rußlands verscheucht, so daß in den maß gebenden Kreisen Petersburgs zur Zeit eine durchaus ruhige Auffassung der Angelegenheit herrscht. Aeber die Bevölkerungsbewegung im Deutschen Reich liegen jetzt die amtlichen Nachweise für das Jahr 1912 vor, die erfreulicherweise die wieder eingetretene Steigerung des Geburtenüberschusses bestätigen. Im Be richtsjahre fanden 823 491 Eheschließungen statt gegen 612819 im voraufgegangenen Jahr und 495729 im Durch schnitt der jüngsten zehn Jahre. Die Zahl der Geburten war mit 1925 883 zwar um 1250 geringer als im Jahre 1911 und blieb um mehr als 100000 hinter dem jüngsten zehnjährigen Durchschnitt zurück, führte aber gleichwohl Lurch die Verminderung der Sterbefälle zu einer Steigerung Les Geburtenüberschusses gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Sterbefälle war mit 1085 996 um 101093 niedriger als ihm Jahre zuvor; der zehnjährige Durchschnitt beträgt 1 179735 Sterbefälle im Jahr. Für Las Be richtsjahr betrug der Geburtenüberschuß daher 839 887 gegen 739945 im Jahre 1911 und 848314 im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Rücktritt des sächsischen Kriegsministers. Der sächsische Kriegsminister, Generaloberst Freiherr v. Hausen wird einer Blättermeldung zufolge demnächst seinen Posten verlassen. Frecher von Hausen wurde am 17. Dezember 1846 in Dresden geboren. Er trat beim 3. sächsischen Jägerbatataillon als Portepeefähnrich ein; an den Feld zügen von 1866 und 1870-71 nahm er als Premierleutnant teil. Nach dem großen Kriege bezog er von 1871—74 die Kriegsakademie in Berlin; von 1875—87 war er Mitglied Les Generalstabes, dann führte er verschiedene Regimenter und wurde 1900 kommandierender General des 12. Armee- Korps; seit dem 29. Juli 1902 ist Freiherr von Hausen sächsischer Kriegsminrster. Die Kabinettskrise in Frankreich ist durch den knappen Sieg des Ministeriums Barthou im Kampfe um die 1300 Millionen-Anleihe nicht beigelegt; vielmehr erst recht akut geworden. Die 21 Stimmen Mehrheit, die der Ministerpräsident bei der Abstimmung in der Kammer er zielte, waren eine bloße Zufalls Mehrheit, die schon bei der Abstimmung über die Steuerfreiheit der Anleihe sich in eine Minderheit verwandeln kann. Maßgebende Persönlichkeiten, an ihrer Spitze der frühere Ministerpräsident Caillaux, sind bemüht, der jetzigen Regierung das Lebenslicht auszublafen, und wissen im voraus, daß sie dazu keine besondere Lungenkraft werden aufzuwenden brauchen. Briand, der Ministerpräsident vor Barthou, ging seiner Zeit, obwohl er bei einer entscheidenden Kammerabstimmung eine Mehrheit von 29 Stimmen erhielt. Die Möglichkeit, daß Barthou dem Beispiele Briands folgt und die Flinte ins Korn wirft, ohne sich noch einer zweiten Katastrophe auszusetzen, ist keineswegs ausgeschlossen. Die Beilegung des russisch.türkischen Zwischensolles hat in Konstantinopel große Freude erregt und den Sultan veranlaßt, seinem Großwesir, dem Prinzen Said Halim, die Brillanten des Jmtiazordens zu verleihen, die höchste tür kische Auszeichnung, die einem ungekrönten Haupte zuteil werden kann. Freilich kann die Sache noch ein Nachspiel haben. Der türkische Staatsangehörige Kawalki Mustapha, Ler an dem Komplott gegen den Großwesir Schewket Pascha beteiligt und auf ein russisches Kriegsschiff entkommen wäkj war von dessen Befehlshaber dem Konstantinopeler Polizei chef nur ausgeliefert worden auf die Angabe hin, Laß es sich um einen gemeinen Mörder handle. Der russische Ma rineoffizier hätte Mustapha nicht ausgeliefert, wenn er ge wußt hätte, daß dieser kein gemeiner, sondern ein politischer Verbrecher gewesen war. Dem Verlangen der Rücklieferung Mustaphas erklärte die türkische Regierung nicht entsprechen zu können, da der Verbrecher im Gefängnis Selbstmord be gangen habe. Rußland glaubte nicht an Selbstmord, son dern vermutete Hinrichtung und forderte zur Feststellung des Tatbestandes die Untersuchung des Toten durch den russischen Botschaftsarzt. Die türkische Regierung, die sich wegen der Äuslieferungsfrage entschuldigt und auch die Strafversetzung des Polizeichefs zugesagt hatte, erklärte diesem Verlangen nicht entsprechen zu können, da die Leiche Mustaphas schon beerdigt sei. Aus Lem Zweifel Rußlands an dieser Erklärung können noch Weiterungen entstehen. § In Mexiko ist Präsident Huerta wieder einmal ver schwunden, wie zur Zeit der Überreichung des nordamerika nischen Ultimatums. Er läßt Gerüchte von seiner Er mordung verbreiten und hofft durch diesen Trick stärkeren Anhang zu gewinnen. Dieje Spekulation des findigen Generals hat indessen keine Aussicht auf Erfolg, da die Aufständischen über die Regierungstruppen einen Sieg über den andern erringen und sehr bald auch in der Hauptstadt die Herren sein werden. Die Ankunft des englischen Admirals Cradock in der Stadt Mexiko, die von den An hängern Huertas als ein Freundschaftsbeweis Englands für Liesen begrüßt worden war, hängt lediglich mit der Er greifung von Maßnahmen zum Schutze der Fremden für den Fall des Eindringens der Rebellen in die Hauptstadt zusammen; Herrn Huerta wird der Admiral überhaupt nicht besuchen Deutscher» Reichstag. Der Deulsche Reichskag, der vorher den Gesetzentwurf über die Wiederaufnahme im Disziplinarverfahren einer Kommission überwiesen und die Vorlage über die Verlän gerung des Handelsprovisoriums mit England bis zum 31. Dezember 1915 in erster und zweiter Lesung angenommen hatte, erledigte am Dienstag zunächst kleine Anfragen. Da bei erklärte Schatzsekretär Kühn, daß bei der Deklaration zum einmaligen Wehrbeitrag allen Steuerzahlern für frühere Hinterziehungen Straffreiheit gewährt werden würde. Die Beantwortung der Interpellation wegen der Krankenver sicherung der Dienstboten würde in der zweiten Hälfte der nächsten Woche stattfinden. Bei der Abstimmung über die Wahlprüfungen wurden die Wahlen der Abgg. Haupt (Soz.) und Kuckhoff (Ztr.) für ungültig erklärt, über die Wahlen der Abgg. Peus (Soz.), Pachnicke (Vp.), Reck (ks.) und Lesar (ntl.) wurden Beweiserhebungen beschlossen. Darauf brachte Schatzsekretär Kühn den Etat ein. Er führte aus, daß bei der Aufstellung des Etats mit dem Ertrag des einmaligen Wehrbeitrages und der wirtschaftlichen Konjunktur hätte gerechnet werden müssen. Der Wehrbeitrag, der vom Reichstag auf 1200 Millionen geschätzt wurde, könnte noch mehr, aber auch weniger einbringen; das letztere wäre kür die Reichsfinanzen sehr schlimm. Der Goldstand oer Reichsbank sei so groß wie noch nie, die wirtschaftliche Konjunktur noch immer günstig. Ein Rückgang würde vor aussichtlich nur von kurzer Dauer sein. Der Warenmarkt biete ein glanzendes Bild. Trotz leichter Stockungen der wirtschaftlichen Bewegung seien die Einnahmen bisher gut gewesen. Wenn wir gleichwohl froh sein müßten, ohne Defizit abzuschließen, so läge das an den Mehrausgaben der Einzelverwaltungen. In den nächsten Jahren würden wieder Anleihen ausgenommen werden müssen. Immerhin gestatteten die Retchseinnahmen nicht nur das tägliche Brot, sondern auch eine Reihe weiterer Forderungen. Eine der wichtigsten Einnahmequellen sei die Sparsamkeit und an ihr müßte allgemein festgehalten werden. (Beifall.) Blutige Szene bei Zabern. Nun ist auch der erste blutige Zwischenfall in dem Skandal von Zabern zu verzeichnen. Leutnant v. Forstner hielt eine Übung ab und kam mit einem kriegsstarken Zuge Ler 4. Kompagnie des 99. Infanterieregiments durch den nahe bei Zabern gelegenen Ort Dettweiler. Der Leutnant Der Ritter der „blauen Rose". Roman frei nach dem Eng'ffchen von W. Conrady. ---^Plötzlich fuhr Lissie wie aus schwerem Traume mit 'einem Ruck empor und ward sich plötzlich bewußt, daß sie nicht mehr allein war. Auf der letzten Station mutzte jemand eingestiegen sein. Drüben im entgegengesetzten ^Winkel am Fenster saß ein Mann, in Pelz und Tücher eingehüllh. Ein bärtiges Antlitz schaute sie an, und ihre «Augen begegneten einem ganz merkwürdigen, erstaunt forschenden Blick. ! Träumte sie noch immer? Oder war es wirklich und leibhaftig Charles Mackenzie, den ihr ein seltsames Spiel ches Zufalls zum Reisegefährten bestimmt hatte?! „Mr. Mackenzie!»» ries Lissie mit halberstickter, zwei felnder Stimme. „DaS ist in der Tat ein merkwürdiges Zusammentref fen", sprach er mit ungewöhnlich weichem Tonfall und ^mit der Hochachtung, die er vor jedem Gliebe der Familie fbe Bruce empfand. „Erklären Sie jetzt nichts, Sie sind übermüdet. Erlauben Sie mir lieber, daß ich Ihnen eine Erfrischung anbiete." Mit unsäglichem Erstürmen hatte Mackenzie in seinem Gegenüber Miß Lissie de Bruce erkannt, und seine Blicke hatten lange und forschend das geliebte Antlitz geprüft, das so blaß und traurig mit geschloffenen Augen an die ! Kiffen sich schmiegte. Dieses Weib, für welches ihm kein (Palast zu schön, keine Dienerschaft zu reich, kein Glück zu groß dünkte, fuhr allein und verlaffen durch die kalte .Winkemacht dahin, zweifellos hinairsgetriebcn von einem unabwendbaren Schicksal! O, hätte er mit Zauberkraft dieses unwirtliche Eisenbahncoupee in ein Feengemach ver handeln und mit einem Schlage eine Schar dienstbarer Geister mit Erfrischungen herbeizitieren können, wie gerne würde er dies alles für das geliebte Mädchen dort getan haben! Als gewöhnlicher Sterblicher tat er nur, was in feinen Kräften stände Er gab etwas Wein jn einen silber- j , 'nen Becher'und reichte ihn Lissie mit einigen Biskuits zur Stärkung dar. Der Trank erfrischte sie, verscheuchte die Müdigkeit und brachte sie aufs neue zum vollen Be wußtsein ihrer ganzen Lage. Sie setzte sich aufrecht in ihre Ecke, ordnete ihre verwirrten Locken und bemühte sich, möglichst gefaßt und ruhig auszusehen. „Wie seltsam", sagte sie, daß Sie im selben Zuge sind und mit mir in demselben Wagen zusammentrefsen 1 mußten!" „Ich bin auf der Reise von Genua nach Paris", er widerte Mackenzie. „Mir kommt es noch viel seltsamer vor, daß ich Sie, meine liebe Miß de Bruce, hier an- tresfe" „O ja, seltsam genug ist es schon!" entgegnete Lissie. ' „Ihnen wenigstens muß es so scheinen." t Jn Mackenzies rauhes Gesicht kam ein merkwürdig gütiger Zug, und in der Tiefe seiner blauen Augen lag ! ein Ausdruck von Mitleid, was sie auf den Gedanken brachte, daß sie jedenfalls sehr elend und abgehetzt aus- !. sehen müsse. Sie zog einen Handspiegel hervor und warf i einen flüchtigen Blick auf ihr Antlitz, worauf sie mit einem i Aufflackern ihrer alten Heiterkeit bemerkte: „Ich sehe wahr- ( hastig aus, als ob ich von der Feldarbeit käme." Charles indessen, der niemals und augenblicklich am ' allerwenigsten zum Scherzen aufgelegt war, sagte: „Ich muß leider befürchten, daß Ihnen etwas sehr Unangeneh mes begegnet ist, das Sie zwang, so allein und schutzlos in die Welt hinauszureisen. Vergessen Sie, bitte, nicht, Laß ich Ihr ergebener Ritter bin, von dem Sie jeden Dienst, jegliche Hilfe verlangen dürfen." Lissie dankte ihm mit wenigen Worten und wunderte sich im stillen über Liese ungewöhnliche, zarte Teilnahme und Güte, deren sie ihn niemals fähig gehalten hatte. Dann kam es ganz unvermittelt mit einem seltsam harten Tone, der scherzhaft klingen sollte, von ihren Lippen: „Damit Sie es wissen, ich bin der Mama sottge- laufenl" Mit EMsetzen hörte Mackenzie dieses Bekenntnis. Al- < wurde von vorübergehenden Arbeitern erkannt und durch höhnende Zurufe beleldigk. v. Forstner ließ sofort Halt machen und versuchte durch ausgeschickte Patrouillen die Beleidiger festnehmen zu lassen, die nace allen Seiten flohen. Dem Fahnenjunker Wieß gelang es, einen der Leute zu fassen, einen gelähmten Schuhmacher, der sich mit allen Kräften der Verhaftung widersetzte. Bei dem entstehenden Geraufe zog Leuinani v. Forstner den Säbel und hieb dem Schuhmacher über den Kops. Die Verwundung des Mannes, ein fünf Zentimeter langer Säbelhieb über die Stirn, soll nach der Meinung des Bürgermeisters eine ge fährliche sein. Leutnant v. Forstner begab sich sofort zum Bürgermeisteramt und gab den Vorfall zu Protokoll. Die amtliche Darstellung über den blutigen Vor fall bei Dettweiler besagt u. a.: Bei dem Versuch der Fest nahme drohte der Fabrikschuhmacher Blank dem Gesreiten Wiß, der die Schimpfenden verfolgte: „Warte Junge, gleich wirst Du gemetzt!" Dabei griff er in die Tasche, in der später ein Messer gefunden wurde. Als Blank nun festge nommen werden sollte, schlug er dem Gefreiten Wiß mit der Faust ins Genick und stürzte sich auf den Leutnant von Forstner. Dieser zog darauf Len Degen und schlug dem Blank über den Kopf. Nun ließ Blank sich sestnehmen, er hatte eine 10 Zentimeter lange Wunde am Kopf. Oberst v. Reutter, der Kommandeur des Zaberner Regi ments, hat sich bei allen seinen Maßnahmen gegenüber der Zivilverwaltung von Zabern ausdrücklich auf höhere Weisungen berufen, die er ausführen müsse. Man macht daher den General von Deimling für alle Vorgänge ver antwortlich. General von Deimling wieder wird sagen, daß die ängstliche Versöhnungspolilik des Grafen v. Wedel den Offizieren des Zaberner Regiments nicht genügenden Schutz angedeihen ließ. An den erkrankten Bürgermeister von Zabern richtete Oberst von Reutter nach den bekannten Vorfällen ein Schreiben, das wiederholt die schärfsten Maß regeln in Aussicht stellte, wenn die Offiziere weiterhin vom Publikum belästigt würden. Ein Vorfall a la Zabern hat sich auch in Metz abge spielt. Als in der Nacht zum Sonntag eine Militär patrouille auf der Straße an einem Ehepaar vorbeikam, lachte die am Arm ihres Mannes gehende Frau wiederholt laut auf. Daraufhin wurde das Ehepaar von der Patrouille festgenommen. Bald hatte sich eine erregte Menschenmenge angesammelt. Einem des Weges kommen den Polizeikommissar gelang es, durch Zureden und strenge Ermahnungen Ruhe und Ordnung zu schaffen und die Patrouille zu bewegen, das Ehepaar wieder sreizugeben. Ein junger Bursche, der die Patrouille gereizt und so zur Zuspitzung des Vorfalles beigetragen hatte, wurde von einer Polizeipatrouille in Haft genommen. Bevorstehende Versetzung des SS. Infanterie- Regiments ? Wie ein Straßburger Blatt aus guter Quelle erfährt, wird das 99. Infanterie-Regiment von Zabern nach dem Truppenübungsplatz Hagenau verlegt, bis ein neuer Garnisonort bestimmt sein wird. — Weitere Blättermeldungen besagen, daß die Mitteilung richtig ist, wonach die Rekruten sich beim Leutnant v. Forstner mit den Worten melden mußten: „Ich bin ein Wackes." Daß Oberst v. Reutter von seinem Urlaub wieder an Lie Spitze des Regiments zurückkehrte, ist nicht allein auf das Konto des komman dierenden Generals v. Deimling zu setzen, sondern auf starke Einflüsse vom Milttärkabinett. Man hält einen baldigen Statthalterwechsel, für ^ckier. k Der Raster und Zabern. Der Kaiser hat sich bekanntlich sofort nach den ersten Vorfällen in Zabern Bericht erstatten lasten. Über Len Disziplinbruch der Zaberner Rekruten, die nach den derben Worten des Leutnants v. Forstner nichts eiligeres zu tun hatten, als auf die Zeitungsredaktionen zu laufen, soll der Kaiser sehr aufgebracht gewesen sein. Hinsichtlich des offen- baren Gegensatzes der Auffassung der Lage seitens der Militär- und der Zivil-Verwaltung riek der Kaiser zur Einigung und zum Frieden. Auf die Initiative des Monarchen ist es zurückzuführen, daß der Kommandeur der 30. FelLartilleriebrigade, Generalmajor Kühne, in Zabern anwesend war. Es hieß erst, der Generalmajor sei an wesend, um eine strenge Untersuchung zu führen, es stellte sich aber heraus, daß er zwischen Militär- und Zivil-Ver waltung zu vermitteln sich bemühte. lein ein ihm sonst ganz fremdes Taktgesühl hielt ihn von weiteren Fragen ab, obgleich er vor Begierde brannte, alles zu erfahren. Diese zarte Rücksicht sollte nicht unbelohnt bleiben. Lissie war ganz gerührt von diesem ungewöhnlichen Edel mut. Während zudringliche Neugier sie verschlossen und scheu gemacht hätte, begann sie jetzt von selbst: „Mama mag telegraphieren, wenn sie Lust hat, aber aufhalten kann sie mich nicht. Ich bin selbständig. Und Sie — was gedenken Sie zu tun? Werden Sie ihr mitteilen. Wann und wo Sie mich gesehen haben?" Er zögerte einen Moment mit der Antwort. „Ich möchte nur Las tun, was zu Ihrem Besten ist. Ich wünsche nichts anderes als Ihr Wohl. Die gleiche Hochachtung, die ich Lady de Bruce schulde, hege ich auch für Sie. Wenn Sie wünschen, daß ich schweige, so entspreche ich Ihrem Wunsche." „Ich habe Mama verlassen, weil ich etwas getan habe, das ihr Mißfallen im höchsten Grade nach sich ziehen muß. Ich kann nicht mit ihr weiterleben und ihren Zorn ertragen, wenn sie alles erfahren hat." , „Ist keine Vermittlung möglich?" „O, nein, nein!" Jn Lissies blauen Augen erglänzte ein fieberhafter Strahl, und die zarten Wangen särbien sich mit tiefem rosa. „Ich muh fort von Mama; sie darf meine Spur nicht auffinden. Ich beschwöre Sie, Herr Charles, teilen Siej niemand mit, daß Sie mich in dieser Nacht gesehen haben!"! Es schien ihr, als trüge Mackenzies halb gewendetes Antlitz einen Ausdruck dos Zweifels und der Furcht. Das > Blut stieg ihr heiß his in die Schläfen, und etwas würde- voller und weniger ängstlich.im Tone setzte sie hinzu:! „Ich habe dor einigen Monaten eine heimliche Ehe ein gegangen, die aus alle Fälle Mamas Mißbilligung jin-, den wird.",, - > Nun war os heraus, bas Bekenntnis! — Von ihrca^ tigenen Lippen hatte er Ms hören müssepa lFortsttzppg folgst)