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Rabenmer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis ein- chließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Zeitung fir WmA, Sch'ttMH Mein- u. Inserate kosten die Sprltenzelle oder deren Raum 10 Pf., für aus wärtige Inserenten 15 Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von An zeigen für alle Zeitungen. Nummer 122. K--«spr-ch-r: «mt Deubeu 212V Donnerstag, den 16. Oktober 1913. Fernsprecher: «Mt Deuben 2120 26. Jahrgang. daß der Grund dazu vor etwa 30 Jahren unter des ver storbenen P. Weißbachs Anregung gelegt wurde. Bis dahin stand an diesem reichlohnenden Aussichtspunkte nur eine vom ErzgebirgSverein Dippoldiswalde gestiftete, einfache Holzbank, von der nur noch ein kleines Schild mit der Jahreszahl 1880 vorhanden ist, welches der Wirt an sichtbarer Stelle des Ge bäudes anbringen ließ. — Zur Jahrhundertfeier der Leipziger Völkerschlacht. Wer sich vergegenwärtigen will, was im Leben des deutschen Volkes der 18. Oktober 1813 bedeutet hat, wie die Völkerschlacht bei Leipzig, jenes tagelange unsäg lich blutige Ringen um Deutschlands Freiheit, die deutschen Gemüter bewegt hat: Der frage die Zeitgenosse», die damals mitgelitten und mitgestritte», mitgejubelt und mttgejauchzt haben. Es gibt in der deutschen Geschichte kein zweites Ereignis, das so gewaltig groß, so unvergleichlich schicksalsschwer auS der Fülle des Geschehens herausragt, wie die Schlacht, bei deren Gedenkfeier unser Gedächtnisjahr 1913 seine festliche Höhe erreicht. Die Leipziger Völkerschlacht ist die Schlacht der Schlachten durch die Zahl der Krieger die daran beteiligt waren, durch die Dauer des Kampfes, durch die Höhe des Siegespreises, durch die Ströme von Blut, die auf der weiten Ebene von Leipzig vergossen wurden. So hehr und heilig galt den deutschen Helden dieser Siegespreis, die Befreiung von fremden Joche, daß der Gedanke an die schweren Opfer ohnegleichen, die dafür gebracht worden waren, das Sieges- frohlocken nicht dämpften, sondern die Freude weihten: „Wir singen noch fröhlich in späteren Jahren die Leipziger Schlacht!" So Ernst Moritz Arndt. „Wir sind frei," so jauchzte Arndt, wir atmen wieder. Wenn wir unser Glück ganz fühlen könnten, so müßte die Wonne des neuen Daseins den Faden unseres Lebens zerreißen, wir müßten in dem Augenblick unserer Rettung sterben und den Seligen droben verkünden, was unten auf Erden geschehen ist." Als ein Ereignis in alle Ewigkeit begrüßte Arndt den 18. Okiobr 1813: „So lange rollet der Zeiten Rad, so lange scheinet der Sonne Strahl, jo lange die Ströme zum Meere reisen, wird noch der späteste Enkel preisen die Leipziger Schlacht." Ohne Leipzig kein Sedan. Nur von der Freiheit, die am 18. Oktober 1813 wieder gewonnen ward, führte der Weg zur Einigung von 1870. Die Gefahr Hal die Völkerschlacht bei Leipzig beseitigt, daß Deutschland in Knechtschaft verfallen blieb und für immer aus der Reihe der großen Länder gestrichen würde. Aus der Blut- u. Flammen schrist des „Gottesgerichtes", das auf der Wahlstall von Leip- hielt in Dresden eine Sitzung ab, in der sie einen Beschluß über die Besetzung des Kammerdirektoriums faßte. — Wie wir bereits am Dienslag nachmittag durch Extra blatt bekannt gegeben, hat sich in Sheffield bei Cardiff eine furchtbare Katastrophe zugetragen. Bei dem Uni versalgrubenbergwerk ereignete sich eine gewaltige Explosion, wodurch der Hauptschacht zerstört wurde. 700 Bergleute sind, eingeschlossen. Nach neueren Meldungen sogar 900 Mann- — Das Unglück ereignete sich Dienstag vormittag. Die Ex plosion war so heftig, daß das Maschinenhaus im Schachl eingang zerjprengt und einem 20 Meter entfernt stehenden Manne der Kopf abgerissen wurde. Ein Rettungskorps stieg sofort in den Schacht und begann das Rettungswerk. 327 Mann konnten im Laufe des Tages lebend zutage ge fördert und 6 Leichen geborgen werden. In dem einen Sei tengang wurden 150 Leichen gefunden. Der Rest der Ein gefahrenen wird noch vermißt. — Nach den neuesten Fest stellungen befanden sich zurzeit der Explosion 931 Bergleute in den Schächten. Bisher wurden 511 Mann gerettet. Man hat alle Hoffnung aufgegeben, die noch cingeschlossenen 418 Bergleute zu retten. Die Nettungsarbeiten wurden ein gestellt, bis das Feuer gelöscht ist oder von selbst erlischt. — Albert-Theater. „Magdalena", Volksstück von L. Thoma. Nun hat man Thoma, den satirischen Simpli- zissimusmitarbeiler, der bisher nur in Komödien wetterte gegen Scheinmoral, überkommene Rechte u. nackte Jnteressenwirtschaft, auch als Schilderer bäuerlicher Sitten in einer Tragödie kennen gelernt. Eine Freude und Befreiung von Phrasentum ist auch hier seine derb zusassende Art, seine scharfe Beobachtungs gabe, wie sie schon in seinem herrlichen Bauernroman „An dreas Vöst" sich zeigte. Er, der unter den Bauern Ober bayerns aufwuchs, ihre kräftige Eigenart schätzte, gestaltet aus ihr einen Konflikt, dessen Schürzung und Lösung ganz in der besonderen bäuerlichen Anschauung begründet und somit ein fach und natürlich ist: ein Volksstück, geradezu, mitleidslos und gewaltig wie knorrige Volksart ist. So kommt es auch, daß Gestalten aus dem Dorfe auftreten, denen der Ackergeruch noch auf der Bühne anhaflet, die selbst vom routiniertesten Schauspieler nicht konventionell gestaltet werden können. Ge Der Geschäftsbericht der Landwirtschaftlichen Berufs genossenschaft für das Königreich Sachsen für die Jahre 1911 und 1912, der auch den Bericht über die Tätigkeit der tech nischen Aufsichtsbeamten im Jahre 1912 mit enthält, hängt zur Einsicht im hiesigen Rathause (1 Treppe) vom 17. Ok tober dieses Jahres an 4 Wochen lang aus. Rabenau, den 15-Oktober 1913. Der Bürgermeister. kab uns fern Rabenau, den 15. Oktober 1913. — Am Tage nach der Einweihung der Talsperre — Sonntag den 28. September — wurden an Fahrkarten der Eisenbahn in der Richtung nach Hainsberg verkauft in Dippoldiswalde 2050, Malter 1950, Seifersdors 1300, Spechlritz 450, Rabenau 1500. Der Verkehr kann an diesem Tage die ansehnliche Größe von 20 000 Personen er reicht haben. — Bekanntlich stellte der hiesige Turnverein „Vor wärts" zum Deutschen Turnfest in Leipzig eine Sonderriege in Stärke von 9 Mann. Wie aus der jetzt herausgegebenen Siegerliste zu ersehen ist, hat die Riege sich zweimal je 10 Punkte und einmal 8 Punkte errungen. Das erzielte günstige Resultat brachte die Riege im Mittelelbegau an 2. Stelle. — Vom Landgericht Freiberg sind verurteilt worden: der Kaufmann Robert Emil Jülich aus Rabenau wegen Unzucht mit einem Kinde zusätzlich der am 22. Juli erkannte» Gefängnisstrafe von 12 Monaten zu weiteren 2 Monaten Gefängnis; der Geschirrführer Bernhardt in Tharandt wegen Beihilfe zu Diebstahl und Untreue usw. zu 2 Monaten 1 Woche Gefängnis; der Kutscher Schlenkrich inTharandt wegen Beihilfe zu Diebstahl zu 2 Wochen Gefängnis. — Zu dem am Sonntag angesetzten Turnen der Alten un Bezirke hatten sich ca. 30 Mann aus den Ver einen Dippoldiswalde, Dorfhain, Großölsa, Höckendorf, Rabenau „I" und „Vorwärts", Reichstädt, Schmiedeberg und Seifersdorf tu Dippoldiswalde zusammengefunden. Infolge des ungünstigen Welters mußte in der Halle geturnt werden. Exakt ausgesührten Freiübungen folgte ein Barren turnen, sodann eine gemütliche Versammlung im „Stern", bei der Hofmann (T.-V. Vorwärts- Rabenau) wieder zum Be- zirksturnwart gewählt iburde. Höhenfeuer werden am 18. d. von den Turnvereinen Großölsa (auf dem Lerchenberge), Sei- sersdorf, Reichstädt, Schmiedeberg und Dippoldiswalde an gezündet werden. Das nächste gemeinsame Turnen der Alten findet in Höckendorf statt. — Auf das heule abend im Saale der Albert-Höhe statt findende Humorist. Konzert sei nochmals hingewiesen. Das Fachblalt „Der Artist" schreibt u. a. im April aus Danzig: „Es ist mit Freuden zu begrüßen, daß die Gesellschaft gerade in unserem vornehmen und neuerbauten Friedrich-Wilhelm- Schützcnhause, dessen Saal schon eine Sehenswürdigkeit ist und wo nur ganz erstklassigen Künstlern Gastspiele eingeräumt werden, ihre Vorstellungen gibt. Wenn man im großen und ganzen in unserer Stadt den sogenannten Leipziger Sängern nur noch wenig Interesse entgegcnbringt, weil die Programms selten und wenig Neues bolen, so werden die Besucher jetzt eines besseren belehrt, denn JuliusBeyersVictoria- S ä uger stehen auch mit ihren: N.pertoir durchaus auf der Höhe und bringen ungemein viel Neues" rc. — Wer sich daher in der jetzigen ernsten Zeit einmal ein paar vergnügte Stunden bereiten will, dem sei der Besuch dieses humoristischen Abends auf das Beste empfohlen. — Die Einnahmen des Gustav-Adolf-Zweig- Vereins für den Plauenschen Grund (Tharandl-KeffelsLorf) auf das Jahr 1912 sind u. a. wie folgt verzeichnet: Beiträge der Mitglieder 287,08 Mk., Parochie Deuben 156,35 Mk., Parochie Döhlen 163.05 Mk., Parochie Dorfhain 16,20 Mk-, Parochie Fördergersdorf 46 Mk., Parochie Hainsberg 142,30 Mk., Parochie Kesselsdorf 198,55 Mk., Parochie Klingenberg 56 Mk., Parochie Mohorn 50,25 Mk-, Parochie Pesterwitz 121,67 Mk., Parochie Potschappel 59,85 Mk., Parochie Rabenau 54,82 Ml., Parochie Somsdorf 45,55 Mk., Parochie Tharandt 154 Mk. Dazu vorjährige Rechnung 543,07 Mk. Ausgaben: Gewährte Unterstützungen: 1200 Mk., insgemein 155,48 Mk. — Am Sonntag nachm. fühlten einige Mitglieder des hies. Gebirgsvereins eine Wanderung nach dem Lerchen berg aus. Die Witterung war nicht besonders einladend, denn die rauhe Luft und der weithin sich schwer auflrgernde, nebelgraue Himmel war mehr für einen Novcmbertag passend. In der Nähe des Berges wurde die herbstliche Landschaft durch fleißig grasende Viehherden belebt, von denen sich eine durch stattliche Tiere mit den leider immer seltener wahrzu- nehmenden Kuhglocken auszeichnele, und was gerade bei den Städtern einen so erquickenden Eindruck hinterläßt. Auf die kleinen Hirten mochte der grämliche Himmel auch verstimmend einwirken, denn von ihren sonst so melodisch die Lust durch ziehenden Jodlern war nichts zu hören. Im Restaurant an gekommen, wurde im Gespräche mit den Wirtsleuten erwähnt, zig vollzogen wurde, stieg die Losung empor: „Der Rhein, Deutschlands Strom, nichts Deutschlands Grenze!" Der Völkerfrühling von 1870 hat diese Losung aus dem Herbst von 1813 erfüllt. Gesiegt hat bei Leipzig die Hingabe für Gott, König und Vaterland. Der fromme Glaube an den Lenker der Schlachten und die opferwillige, wechselseitige Treue von Fürst und Volk haben bei Leipzig den Sieg bereitet. Der sittliche Wille, der die deutschen Kämpfer vor hundert Jahren begeisterte, brach die welterschtttternde Uebermacht des großen Korsen. Und bas bleibe uns, den feiernden Nachkommen der Leipziger Siegeshelden, die denkwürdige Lehre, der Leitstern in die weiteste Zukunft, daß ein Volk nur so lange auf der Höhe seines Daseins leben und wirken und allen Widersachern über legen sein kann, als es sich die sieghafte Freiheit und Vater landsliebe wahrt, die dem Freiheitskriege vor 100 Jahren heilige Weihe verliehen hat. Ueberall im Deutschen Reiche und wo gute Deutsche außerhalb desselben eine Wohnstätte gefunden haben, gedenkt man dieses großen Tages und Volk und Staat, Schule und Kirche, Dorf und Stadt rüsten sich zu der Erinnerungsfeier. Auch in unserm Städtchen wird dieser Tag gefeiert werden. Sonnabend, am 18. Oktober, wird von 12—1 Uhr Festgeläut und Sonntag Festgottes- dlen st stattfinden. Montag, den 20. Oktober aber soll im Saale des Amtshofes ein „Vaterländischer Abend" veranstaltet werden, der die große Zeil in Schilderung, Gedicht, Lied und Bild an unserm Auge vorüberztehen lass n wird. — Die Ec- innerungsfeier hat Erinnerungswert. Der Erinnerungswert der Leipziger Völkerschlacht bedeutet die Mahnung für das deutsche Volk, befähigt zu bleiben, jederzeit wieder wahr zu machen, was am 18. Oktober 1813 bestätigt worden ist, was am schönsten die Worte im Aufrufe König Friedrich Wilhelms III. sagen: „Welch Opfer auch gefordert werden, so wiegen die heiligen Güter nicht auf, für welche wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht aushören wollen, Deutsche zu sein." — Der früher in Dippoldiswalde wohnhaft ge wesene Schneidermeister Ferd- Wolf wurde in Toblitz b. Torgau tot aus der Elbe gezogen. — Das großeLos, der erste Hauptgewinn der Sächs. Landeslolterie im Betrage von 500 000 Mark, ist gezogen worden. Die Glücksnummer ist 77 662 aus der Kollektion von Reinhardt in Bautzen. — Bei der Leipziger Feuerversicherungsanstalt verübte ein seit Jahren angestellter Kassierer größere Unter schlagungen, die sich auf über 300 000 Mark belaufen sollen. Der Fehlbetrag soll von der Familie des Defraudanten gedeckt werden. — Die kons ervative Fraktion der Zweiten Kammer rade um dieser scharf gesehenen, klar umriss.nen Volkstypen willen ist dies Stück ein Meisterwerk. — Dem alten ehrlichen arbeitsamen Gütler Paulimann und seiner abgearbeiteten Frau ist die etwas zurückgebliebene Tochter in die Stadl zu leich terer Arbeit davongelaufen. Ein Betrüger verführt sie und geht mit ihren geringe» Ersparnissen davon. Die geistig Minder wertige fällt der gewerblichen Sünde anheim und wird per Schub ins Dorf wieder abgeschoben, gerade als die Mutter vor Gran: und Schwäche sterben will. Dem Vater, dem die § Schande der Tochter als seine eigene erscheint, ihm, der zeit lebens auf Ehre hielt, nimmt die allesverzeihende Mutterliebe das Versprechen ab, die Tochter nicht wieder hinauszustoßen in die Fremde. Doch die Dörfler, der einst im Prozeß dem Bauer unterlegene Bürgermeister an ihrer Spitze, wollen es wegen ihrer Kinder nicht leiden, daß „eine solchem" im Dorf weilt, Hetzen alles gegen den Paulimann auf, daß der beinahe daran ist, das Gut zu verkaufen. Weil aber schon der Bürger meister auf den Notverkauf spitzt, unterläßt er ihn. Aber bas Schicksal naht ihm von anderer Seile. Seine Herbheit der Tochter gegenüber, die doch alles tut, seine Liebe zu erwerben, bringt diese auf den Gedanken, dem lieblosen Vater zu ent fliehen, es wieder in der Fremde zu versuchen. Dazu braucht sie einige Mark. Und weil ein Bauernsohn gerade zu ihr fensterln gegangen, bittet sie ihn darum. Dieser schreit ihren Rückfall unbedacht aus, der Gemeinderat benutzt ihn, um die Entfernung der Tochter vom Vater zu verlangen. Aus Bauernstolz, der Herr in seinem Haus bleiben will, weigert er sich; als er aber von der Tochter die Wahrheit der Tat sache erfährt, vermag er nur so dem Schwur, den er der Sterbenden geleistet, treu zu bleiben, daß er sie tötet- — Thoma geißelt also die unversönliche Vaterstrenge und stichelnde Feindschaft der Dörfler und zeigt, wie nur durch alles vergebende Mutterliebe ein mehr unglückliches als schul diges Menschenkind gerettet werden kann. Die Aufführung war über alles Lob erhaben, jede Rolle hatte vorzüglichste Besetzung. Der Erfolg wurde nach jeden: Akte stärker. — In Sandau bei Stendal wurde der 60 Jahre alte Justizrat Welke in seiner Wohnung erschossen aufgefunden.