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Rabenauer Anzeiger : 06.09.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191309062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19130906
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19130906
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-09
- Tag 1913-09-06
-
Monat
1913-09
-
Jahr
1913
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Gegend, fand man die fürchtet«« zagerlchtere Lelcha einer jüngeren Frauensperson auf. Der Schädel war zertrümmert. Zwischen dem Mörder und seinem Opfer muß ein erbitterter Kampf stattgefunden haben, darauf deutete sowohl das zerstampfte Gras der Mordstelle, wie auch die Verfassung der Leiche hin. Das linke Ohr war abgerissen. Die Kleider waren zerrißen, am Hals zeigten sich Würgespuren. Selbstmord am Grabe der Braut. In der ver gangenen Woche hatte sich die 21jährige Wirtschafterin Stefanie Puls in Berlin vor einen Zug geworfen und war getötet worden. Nun hat sich ihr Bräutigam, der 28 jährige Kaufmann Arnold Passer, an ihrem Grabe erschossen. Er hatte den Wunsch geäußert, nebSN seiner Braut beerdigt zu werden. Schreüe«sszene in der Berliner Börse. Am Büfett der Berliner Börse verübte die Büfettdame einen Selbst mordversuch, indem sie sich eine Kugel in die Herzgegend schoß. Schwerverletzt wurde das junge Mädchen in ein Krankenhaus gebracht. Die Ursache zu dem Selbstmordver such soll eine Auseinandersetzung mit einem Börsenbesucher gewe en sein, der mit dem Mädchen ein Liebesverhältnis unterhielt. Während die Büfettdame unter dem Ausruf: „Jetzt wird Schluß gemacht 1" den Schuß auf sich abfeuerte, verzehrte der Mann an einem Nebentischchen sein Frühstück. Der Vorfall hatte natürlich große Aufregung unter den Börsenbesuchern verursacht. Bürgermeister Trömel. Entgegen anderslautenden Meldungen hört der „Tag", daß der frühere Usedomer Bürgermeister Trömel sich noch immer zur Beobachtung keines Geisteszustandes im Hospital zu Oran befindet. Ein Opfer der Menschenfresser. Nach einer Meldung aus Neuguinea ist der Mineraloge John Warner, ein Deutsch-Amerikaner, auf einer Forschungsreise von einge borenen Papuas getötet und aufgefressen worden. Die Begleiter Warners, zwei Eingeborene, entkamen. Neuguinea oder Papua ist die größte der australischen winseln dick! an _di>m AnNrnltnwinpn! 'se in« Annern «ebrrgtg, wenig bekannt, von dichten Urwäldern bedeckt und jehr fruchtbar. Der Westen der Insel, die mit ihren Nebeneilanden ein Gebiet von rund 808 000 Quadratkilometern »mfaßt, ist holländisch, der Norden deutsch, der Südosten tnglisch. — IM Laufe des letzten Jahres wurden von den Kannibalen Neuguineas der Deutsch-Österreicher Nicultcz Md sein Kamerad, der aus Ostpreußen stammende Para diesvogeljäger Petersen ermordet und aufgefressen. Weiter mrück liegt die Ermordung des Goldsuchers Dammköhler, dessen Pferde die Eingeborenen für übernatürliche Wesen hielten. Sie wollten den Weißen als den bösen Geist, der diese Untiere beherrschte, vernichten. Eine schwere Eisenbahntakastrophe fand in der englischen Grafschaft Westmoreland statt. In voller Ge schwindigkeit stießen zwei Schnellzüge aufeinander. Die Wirkung war entsetzlich, die meisten Wagen zerschellten. Neun Passagiere wurden getötet« zehn schwer verletzt. Die Wagen gerieten in Brand, einige Personen, die hätten gerettet werden können, verbrannten. vermischte Notizen. Der Dachstuhl der Minoriten kirche, einer der schönsten, gothischen Kirchen Wiens, wurde durch Blitzschlag eingeäschert. Die Feuerwehr wurde zu spät benachrichtigt, da die Telephonleitunaen infolge des heftigen Gewitters gesperrt waren. — Im Luxuszuge Wien- Venedig wurde der junge Fürst Urussow aus Moskau von einer Abenteurerin eines kostbaren Siegelringes im Werte von etwa 100000 Mk., Geschenk eines Zaren an einen seiner Vorfahren, beraubt. Die unbekannte Diebin hatte dem Fürsten einen Schlaftrunk in seinen Wein gemischt. — Im Dorfe Schadlowitz im Kreise Hohensalza kam es zwischen den Arbeitern Kaczmierezak und Gruschka zu einer wüsten Schlägerei. Gruschka verwundete seinen Gegner durch einen Revolverschuß in den Unterleib lebensgefährlich. Daraus eilte der Sohn des Kaczmierezak mit einem Tesching herbei und schoß den Gruschka nieder. Der jugendliche Mörder wurde verhaftet. — Bet Neuruppin trug sich ein bedauer licher IagdunfaN zu. Ein elfjähriger Schulknabe, der die geschossenen Rebhühner auflas, wurde durch einen unglück lichen Zufall von dem Berliner Arzt Dr. Matzke durch die Lunge geschossen. Der Schütze konnte von seinen Jagd- freunden nur mit Gewalt daran gehindert werden, die Waffe gegen sich selbst zu richten. — In Anspach im Taunus hat der Lauvtlebrer Becker Gelder aus der Schul- kindersparkasse Lnferschlägen. Bei der Revision vetsuchkS er, sich zu erschießen und die Treppe herunterzustürzen. Die Untersuchung ergab, daß er den Kinden zweieinhalb Proz. Zinsen vergütete und ein Prozent in seine Tasche gesteckt hatte. — In der Familie eines Karlsruher Zahntechnikers sind 10 Personen nach dem Genuß von Schokolade und Vanillecreme unter Vergiftungserscheinungen erkrankt. Ein 20jähriger Sohn starb an den Folgen. Die übrigen Familienmitglieder befinden sich außer Lebensgefahr. — Der Heilbronner Stadtpfleger Burger ist verschwunden. Es wurde festgestellt, daß 200 000 Mark ungedeckte Verbindlich keiten vorhanden und zahlreiche von Burger verwaltete Privatvermögen von ihm angegriffen worden sind. — In der Dortmunder Fabrik „Union entstand in der Abteilung für Waggonbau ein Grotzfeuer. Die Dachkonstruktion und mehrere im Bau befindliche Waggons wurden ein Raub der Flammen. Die Werkstätte selbst wurde stark in Mit leiden chaft gezogen. Erst nach dreistündiger angestrengter Tätigkeit gelang es der Hauptfeuerwache und der Hafen feuerwache das Feuer aus seinen Herd zu beschränken. Nenn Erfolg der Luftschissahrt. Der kühne Flug in dem sich überstürzenden Appa rat, den der französische Flieger Pegoud ausführte, hat in der Fliegerwelt ungeheueres Aufsehen erregt. Wenn es sich bewahrheitet, daß es sich bei dem tollkühnen Flug um keine Zufallssache, sondern um das Ergebnis der von Bleriot, dem ersten Kanalflieger, erfundenen absolut sturzsicheren Konstruktion handelt, dann dürfte das wichtigste Problem der Flugkunst gelöst sein. In 1000 Meter Höhe ließ Pegoud den Apparat sich so scharf nach vorn neigen, sodaß man jeden Moment einen Absturz befürchtete. Nach einem Fall von etwa hundert Metern stand dann der Apparat vollkommen senkrecht mit der Spitze nach unten in der Lust. In dieser Stellung betätigte Pegoud das Schwanzsteuer und bewirkte so, daß die Maschine sich vollkommen umdrehke, sodaß er mit dem Kopf nach unten flog. Nach einem Flug von etwa 400 Metern in dieser Lage wiederholte Pegoud sein Experiment, und es gelang ihm nach wenigen Sekunden, ote Maschine wieder in ihre normale Lage zu bringen. In die normale Position zurückgekehrt, beschrieb der Apparat eine neue ansteigende Kurve, verlangsamte dann sein Temvo, blieb einen Augenblick unbeweglich stehen und glitt eine kurze Strecke auf dem Schwanz nach rückwärts. Nachdem er wieder einen Augenblick völlig stillgestanden hatte, neigte sich das Kopfende vornüber, und im Äleitflug, mit abge stelltem Motor, näherte sich der Apparat der Erde. Das muß man als fabelhafte Leistung rückhaltlos anerkennen! Drei volle Triumphe dürfen sich die französischen Aviatiker für dieses Jahr buchen: Den Europarundflug Brindejoncs, den geglückten Sturz mit dem Fallschirm, der vor einigen Tagen ausprobiert wurde, und jetzt die Erfindung Bleriots I Das aufsehenerregende Experiment mit Bleriots skurzsicherem Aeroplan wurde von Pegoud vor einer militärischen Kommission wiederholt. Wieder ließ der Flieger den Apparat sich überstürzen, und wieder gelang das Experiment glänzend t Es heißt, das die französische Militärverwaltung die Bleriotsche Erfindung für sich an kaufen und Sorge tragen wird, daß sie nicht an andere Staaten verkauft wird. Vermkichte«. Kaiser Wilhelm wird Mitte dieses Monats von Schloß Salza aus, wo er als Gast des Landeshauptmanns Grafen Larisch weilen wird, dem deutschen Botschafter in London Fürsten Lichnowsky auf dessen Gut und Schloß Graetz bei Troppau einen Besuch abstatten. — Die Meldung, die Fürstin Lichnowski sei die Verfasserin eines im Deutschen Theater zu Berlin aufzusührenden Lustspiels „Das euro päische Konzert", bewahrheitet sich nicht. Unpäßlichkeit der Prinzessin Vittoria Luise. Anläß lich des Sedantages sollte vor dem Prinzen und der Prin zessin Ernst August von Braunschweig und Lüneburg ein Huldigungszug der Schüler der Rathenower Schulen statt finden. Diese Festlichkeit mußte aber abgesagt werden, da die Prinzessin unpäßlich ist. prlnzregenk Ludwig hat außer den Ministern Frei- kerrn v. Soden und Setdlein nunmekr auch dem KriegS tninister Frecheren Kreß d. KressenstM es« Handschreibelt zugehen lassen, in dem der Prinzregent für die Durchführung der erbebenden Feier in Kelheim ausdrücklich dankt und den Kriegsministcr beauftragt, allen zur Feier ausgerückten Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften die volle Aner kennung des Prinzregenten zum Ausdruck zu bringen. Man geht wohl nicht fehl, so wird der „Tägl. Rundsch." dazu aus München berichtet, wenn man dieses Anerkennungs schreiben des Prinzregenten an den Kriegsminister damit in Zusammenhang bringt, daß sich verschiedene sozialdemokratische Organe in Bayern und auch bürgerliche Blätter außerhalb Bayerns über die Absperrungsmaßregeln in Kelheim ent rüstet haben. Im übrigen tragen die neuen Kundgebungen des Prinzregenten nicht mehr die alten Formeln, sondern sind in neuzeitlichem Stil gehalten. SterbefaN im würtlemberglschen Sünighaus. Im Alter von 83 Jahren starb in Karlsruh in Schlesien Her zogin Alexandrine Mathilde von Württemberg, ehemals Abtissin des adligen Fräuleinstistes in Obersternfeld bei Marbach. Die Herzogin war als Tochter des Herzogs Eugen von Württemberg uud seiner Gemahlin, der Prin zessin Helene zu Hohenlohe-Langenburg, am 16. Dezember 1829 in Karlsruh in Schlesien geboren. Vas neue kaiserbild auf den Münzen ist nach amt- licher Mitteilung von dem Medailleur an der Berliner Münze, Professor Paul Sturm, entworfen worden. Das neue Kaiserbildnts wird übrigens auf allen neuen Münzen zu sehen sein. Ende dieses Jahres werden auch die Drei« und Fünfmarkstücke mit dem neuen Kaiserporträt ausgegeben werden. Aeber das neue kaligeseh, das dem Reichstage schon in der nächsten Session zugehen sollte, bestehen unter den Bundesregierungen laut „Tägl. Rundsch." so erhebliche Meinungsverschiedenheiten, daß die Einbringung der Vor lage zu dem gen. Termin fraglich geworden ist. Im Kampf gegen die Animierkneipen wird die in Aussicht stehende Novelle zur Gewerbeordnung, die auch das Schankwirtschaftsgewerbe neu regelt, einen Schritt vor wärts tun. Da in den einzelnen Bundesstaaten die Stellung der Kellnerin eine sehr verschiedene ist, so wird die erwähnte Novelle die Landeszentralbehörden ermächtigen, besondere Vorschriften über die Zulassung und Beschäftigung weib lichen Personals in Gast- und Speisewirtschaften zu er lassen. Der endlose Prozeß. Im Dortmunder Ohm-Prozeß Megen des Zusammenbruchs der Niederdeutschen Bank war der 70. Veryandlungslag zu verzeichnen und noch ist kein Ende abzusehen! Der schleppende Gang Vtzs Prozesses erklärt sich daraus, daß alle Parteien das grüßte Interesse daran haben, über alle von Ohm in Verbindung mit der Bankleitung betriebenen Kompagnie-Geschäfte Klarheit zu erhalten. Der Rundflug um England, in dem 100 000 Mk. zu gewinnen waren, hat der englischen Aviatik den „hörbaren Ruck nach vorwärts" nickt zu geben vermocht, ist vielmehr unentschieden geblieben, sodaß die Prämie für dieses Jahr nicht zur Verteilung gelangt. Nach Zurücklegung von etwa zwei Dritteln der rund 2500 Km. betragenden Gesamtstrecke ist der einzige Bewerber, Hawker, auf einem Sopwith-Flug- zeug kur« vor der drittletzten Flugprüfungsstelle abgestürzt, Md da in der kurzen Zett bis zur Beendigung keine Mög lichkeit der Wiederholung deS Fluges vorlag, ist mit diesem Unfall der Wettbewerb zu einem vorzeitigen Ende ge- komnM. — Skaatsarbeiterrechk. Der Verband Deutscher Eisen bahn-Handwerker und -Arbeiter veranstaltete in Berlin eine große Versammlung, die von etwa 2500 Eisenbahnern be sucht war. Die Versammlung gestaltete sich zu einer starken Kundgebung für die Einführung eines Staatsorbeiterrechts. Keine Reuregelung der Sonntagsruhe im Gewerbe- belriebe. Abgesehen von der gesetzlichen Neuregelung der Sonntagsruhe tm Handelsgewerbe, die bereits vom Bundes räte verabschiedet ist und dem Reichstage als eine det ersten Vorlagen zugehen soll, ist laut „Kreuz-Ztg." auch eins Neuregelung der Sonntagsruhe tm Gewerbebetriebe vorge sehen. Es handelt sich hier um eventuelle Abänderungen der Bekanntmachung des Reichskanzlers über Ausnahmen von dem Verbote der Sonütagsarbeit im Gewerbebetriebe vom 5. Februar 1895. Eine gesetzliche Neuregelung der Sonntagsruhe im Gewerbebetriebe steht also nickt in Frage. ! Ein dämmernd erleuchtetes, großes Schlafzimmer, in welchem auch ein breiter Schreibtisch steht. Margarethe sitzt an demselben, die grünverschleierte Lampe beleuchtet ein auf geschlagenes, dickes Heft, und mit zuckenden Lippen liest die einsame Frau darin. Es ist ihr Tagebuch. Das Datum -er offenen Seite liegt um sieben Jahrs zurück. i Hamburg, 7. 1. 189 . . , Wieder ist Kurt hier gewesen mit seiner Geige und hat den ganzen Abend gespielt. Es ist unerträglich. Er spielt mir die Seele aus dem Leibe heraus. Er reißt mich zu sich hin, daß ich Mühe habe, nicht hinzugehen und ihm die Arme um den Hals zu legen — und dazu seine bittenden Augen, die mir sagen: Komm doch! Küsse mich! Wie neulich — es ist ja keine Sünde, wenn Du Deinem Schwager erlaubst, Dich zu küssen! Und ich weiß doch, daß es Sünde ist! Ter Geist, in dem etwas geschieht, macht jedes Geschehnis gut oder böse. Soll ich mir die Augen zuhalten, um nicht zu sehen, waS doch mit glühenden Buchstaben in mir eingebrannt ist? , Seit ich iveiß, wie lieb ich Kurt habe, seit ich weiß, wie wir uns verstehen, wie alles in uns von enem zum andern spricht, während es doch so stumm bleibt zwischen Ernst und mir — seitdem weiß uh auch, daß die brüderlichen Küsse, mit Lenen er mich täglich begrüßt, anders geworden sind — verderblich rn ihrer Süße. Ernst macht es Spaß, daß Kurt ein wenig verliebt in seine kleine Frau ist. Er würde, daß weiß ich genau, über meine Grübeleien- über meine Spitzfindigkeiten lachen, wenn er Kenntniß da von hätte. Denn für ihn existieren nur Tatsachen, grobe greifbare Tatsachen. O, solche braucht er freilich nicht zu fürchten! Ich würde nie eine Sünderin im landläufigen Sinne werden können, weil ich einen so unüberwindlichen Ekel vor allem Schmutz habe. Aber auch nur dies, Mr Las ästhetische Moment hält mich, auf dem „rechten Wege". Meine Gedanken schweifen Willi und frei aut den Abwegen berum. Lie deshalb nickt weniger abscheulich sind, weil es eben nur Gedankenwege bleiben. — Ich weiß das alles in jedem Augenblick mit der größ ten Schärfe zu unterscheiden und bleibe doch machtlos da gegen. Nur Laß ich vielleicht milder geworden bin gegen andere Frauen, die oben solch sündiges Herz haben, wie ich, nur daß sie zufällig weniger ästhetischen Sinn haben und deshalb auch äußerlich die Schranken überspringen, die ich so artig respektiere. Diese Senatorin S. freilich — die ist mir zu wider. 3.2.189... Neulich warf Kurt seine Geige von sich, daß die Saiten sprangen und der Steg herausflog. Ernst hörte es nicht einmal, er saß im Nebenzimmer an seinem Schreibtisch und rechnete. „Was ist das, Kurt?" sagte ich unwillig. „So benimmt fick ein ungezogener Junael" (Fortsetzung folgt > Der Panamakanal. Mit einem Kostenaufwande von anderthalb Milliarden Mark wirb dieser Tage der Bau des Panamakanals been digt werden. 22400 Kilogramm Dynamit waren dazu ver wendet worden, um die Felsmassen, die den Damm der neuen Wasserstraße gegen den Indischen Ozean absperrten, zu sprengen. Nicht geringer ist das Quantum an Spreng stoff, das jetzt zur Niederlegung der Felswände am atlan tischen Ende des Kanals benutzt wird. Es wird ein Augen blick von welthistorischer Bedeutung sein, wenn die Wogen des Indischen und des Atlantischen Qzeans sich in der Wasserstraße vereinigen und als ein gewaltiger Strom da hinbrausen werden. Für Europa hat der neue Kanal, der erst im Jahre 1914 dem Verkehr übergeben wird, keine so hohe Bedeutung wie für Nordamerika. Die westeuropäischen Staaten werden ihre Handelsschiffe nach wie vor durch die Straße von Gibraltar, das Mittelmeer und den Suezkanal nach den großen Marktplätzen des fernen Ostens fuhren. Selbst wenn im Kriegsfälle die Straße von Gibraliar ge sperrt wäre, würde der Weg um die Südspitze Afrikas, um küs Kap Ker Wüten HassnuuL. herum nicht weiter sein M oer durch den Panamakanal. Für Nordamerika ist die neue Wasserstraße in wirtschaftlicher wie strategischer Beziehung dagegen von dem denkbar höchsten Wert, und man begreift die Sorge Mexikos und der übrigen kleineren zentralameri kanischen Republiken vor einer Annexion ihrer Länder durch die nordamerikanische Union, damit diese Herr des ganzen Gebietes an der Nordseite der neuen Verkehrsstraße wird. Das Projekt eines Durchstichs der Panama-Latidzunge ist uralt. Schon in der Mitte des 16. Jahrhunderts war es aufgetaucht und bildete den Gegenstand von Erörterungen, Goethe und Alexander v. Humboldt waren lebhafte Ver fechter des Gedankens eines Panamakanals. Der erste prak tische Versuch der Durchstechung der Landzunge wurde im Jahre 1884 von Ferdinand v. Lesseps und der von diesem gegründeten Gesellschaft begonnen. Dieser Versuch endete Ausgangs der achtziger Jahre mit einem kläglichen Fiasko und dem berüchtigten Bestechungsskandal, in den Minister und erste Persönlichkeiten Frankreichs verstrickt wurden, die in dem Panamaprozeß zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden. Ende 1899 wurde jn Amerika eine neue Gesellschaft zum Bau des Panamakanals gegründet mit einem Kapital von 120 Millionen Mark. Drei Jahre später, am 1. Januar 1903, erhielt die Regierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika alle Rechte von Kolumbien, der südamerika nischen Republik, dem die Panamalandzunae politisch ange hört, zur Herstellung der Wasserstraße. Erst im Jahre 1906 erteilte der Kongreß der Vereinigten Staaten die Ge nehmigung zur Vornahme des Känalbaues. An der 80 Kilometer langen Wasserstraße haben inzwischen jahrein jahraus eiwa 35 000 Neger unter der Oberleitung des amerikanischen Oberst und Chef-Ingenieurs Goethals ge arbeitet. Die schwierigste Stelle des ganzen Baues war )er Culebra-Einschnitt, wo die Arbeiten durch wiederholte tarke Erdrutsche immer wieder verzögert wurden. Die eterliche Einweihung des großartigen Werkes, das den Suez- und Norb-Ostseekanal übertrifft, wird seiner Zeit in Gegenwart von Vertretern aller Kulturstaaten der Erde stattfinden. _ _ j
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