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OölWH« Der Verlauf de» Sedanlages war fast überall von herrlichem Wetter begleitet, so daß die festlichen Veranstal tungen aus Anlaß des Tages voll zur Geltung kamen. Weithin leuchteten im Hellen Sonnenschein die von den Häusern wehenden Fahnen. Schon in früher Morgenstunde versammelten sich vielfach die Schüler und Schülerinnen zum Festakt in der Schule, dem ein gemeinsamer Ausflug folgte. Die Krieaerveretne marschierten mit Musik und unter Entfaltung ihrer Fahnen durch die Straßen, um in fröh lichem Zusammensein alte Erinnerungen auszutauschen und Kaiser und Reich ihre Huldigung darzubringen. Besonders feierlich verlief der Tag in Berlin, wo in Gegenwart des Kaisers die große Herbstparade auf dem Tempelhofer Felde abgehalten wurde. Während mit klingendem Spiel die Regimenter vor dem obersten Kriegsherrn vorbeimarschierten, umkreisten das Paradefeld hoch oben in den Lüften Zeppeline und Aeroplane. Die Friedrichstraße und die Straße Unter den Linden waren wie immer von einer erwartungsvollen Menge eingesäumt, die dem Kaiser, den übrigen Mitgliedern und den Gästen des kaiserlichen Hauses stürmische Ovationen darbrachten, überall in den Garnisons orten des Reiches fanden Paraden statt. Den offiziellen Festlichkeiten und gemeinschaftlichen Festesten folgten abends die Kommerse. Wie lange sie gedauert haben, und wann deren letzter Teilnehmer bei den heimischen Penaten landete, verschweigt des Sängers Höflichkeit. Der Alldeutsche Verband tritt am Freitag zu seiner 19. Jahresversammlung in Breslau zusammen, an die sich bei genügender Beteiligung ein gemeinsamer Ausflug ins Riesengebirge mit Besteigung der Schneekoppe anschließen wird. Aus der reichhaltigen Tagesordnung seien folgende Referate erwähnt: Über die politische Lage sprechen der Vorsitzende Rechtsanwalt Clah-Mainz und General Keim- Berlin; zur Lage in Nordschleswig Landgericktsdirektor Dr. Hahn-Kiel. Eingehende Erörterung werden die Welfen- frage und die der Fremdenlegion erfahren. Weitere Be richte gelten der Lage des Niederdeutschtums in Südafrika, den Rasten und der Rassenpflege, oen polnischen Fort schritten und dem Abbau der preußischen Polenpolitik. Am Sonntag wird die Versammlung am Grabe von Felix Dahn einen Kranz niederlegen. Prlvatkapital und vaumarkt. über die Gründe, die das Privatkapital veranlassen, sich in zunehmendem Maße vom Grundstücks- und Baumarkt zurückzuziehen, verbreitet sich der letzte Jahresbericht des Schutzvereins der Berliner Bauinteressenten. Er verweist zunächst auf die am Geld markt herrschende Anspannung und auf die Bevorzugung industrieller Werte bet der Kapitalanlage, hebt dann aber noch besonders hervor, daß die gesetzlichen Bestimmungen über die Abtretung oder Pfändung von Mietforderungen eine große Rolle spielen. Von den Mieten wird häufig genug nicht in erster Linie der Hypothekengläubiger be friedigt, sondern andere Forderungen, die noch vom Bau herstammen, ferner die hohen Staats- und Kommunalsteuern, gehen vor. Unter solchen Umständen kann man es natürlich keinem Geldgeber verdenken, wenn er für sein Geld sicherere Anlagen sucht. Ein interessanter Vorschlag. Unter Hinweis auf die Prozesse, die wegen nervösen Zusammenbruchs der Ange klagten nicht verhandelt werden können, trotzdem die Öffent lichkeit an der richterlichen Entscheidung sehr interessiert ist im jüngster Zelt tjt vekanntllch die Verhandlung des neuen Krupp-Prozesses wegen Erkrankung des Angeklagten Brandt in Frage gestellt worden), schlägt Dr. v. Hentig-MünMn in der „Köln. Zig." solgendes vor: Das Reichsgericht oder die Oberlandesgerlchte erhalten durch eine Novelle zur Strafprozeßordnung die Ermächtigung, in Fällen von bei sonderem öffentlichen Interesse die unterstellten Gerichte an < zuweisen, daS bedingte Hauplverfahren gegen den Ange klagten einzuleiten und durchzüführen. Diese öffentlich« Hauptverhandlung würde sich von der gewöhnlichen Haupt - Verhandlung nur dadurch unterscheiden, daß der Angeklagte nicht persönlich anwesend, dafür natürlich sein Verteidiger zugegen ist, baß ferner ein Schuldurteil nicht gesprochen wird, sondern nur der sorgfältig untersuchte Tatbestand zur urteilsmäßigen Feststellung kommt. Dem Angeklagten steht es frei, nach der Gesundung in erneuter Verhandlung, die zu keinen Gunsten sprechenden Momente vor den gleichen Richtern hKSürzüheven,- an die Erneut geladenen Zeugen persönlich Fragen zu stellen usw., und dadurch den Versuch zu machen, bas Bild beS festgestellten Tatbestandes zu seinen Gunsten zu verschieben. Meine politische Nachrichten. Kaiser Franz Joseph ließ seinen Botschaftern in Rom und London seine besondere allerhöchste Anerkennung für ihre aufopferungsvolle, erfolg reiche Tätigkeit während der Balkanwirren aussprechen. Zum österreichischen Botschafter in Petersburg wird an Stelle des zurücktretenden Grafen Thurn der Sektionsches im Ministerium des Auswärtigen Graf Szapary ernannt werden. — Die Meldungen über den bevorstehenden Rück tritt Delcassees vom Petersburger Botschafterposten werden von verschiedenen Seiten bestätigt. Spätestens zu Neujahr wird Herr Dclcassee nach Paris zurückkehren, um dort die erste Gelegenheit wahrzunehmen, als Nachfolger Barthous Ministerpräsident zu werden. — Die Stadt Ranking soll nun wirklich von den Pekinger Regierungstruppen genommen worden sein, die jedoch in den Straßen der Stadt mit den Rebellen noch heftig zu kämpfen haben. — General Felix Diaz, der Neffe des langjährigen Präsidenten Porfirio, wollte sich nach Tokio begeben, um die Anerkennung Huertas als Präsident Mexikos durch Japan zu erwirken. Diaz er hielt jedoch einen Wink, daß sein Besuch in Tokio unwill kommen sei, und will nun nach London reisen. Aeber die Behandlung der syrischen Eisenbahn frage durch die öffentliche Meinung Deutschlands herrscht in Frankreich Verstimmung. Man glaubt dort nicht mehr, daß es den Franzosen gelingen w'rd, in Syrien neben der Bagdadbahn Eisenbahnen zu Lauen. Die Meldung eines Pariser Blattes von Besprechungen über einen geplanten Verbindungsweg zwischen der syrischen und der ägyptischen Bahn eilt zum mindesten den Tatsachen voraus. Der Exschah von Persien, Mohamed Ali, der im Juli 1909 abdankte und in Odessa Aufenthalt nahm, ist inkognito im Kaukasus eingetroffen und will, wie es heißt, einen neuen Versuch zur Wiedererlangung des persischen Thrones machen. Die Regierung führt zur Zeit der erst 15jährige Sohn des Exschah, Ahmed, unter der Aufsicht einer Regentschaft. Aeber Adrianopel finden die direkten Verhandlungen zwischen den türkischen und bulgarischen Bevollmächtigten jetzt in Konstantinopel statt, wo die Herren aus Sofia inzwischen eingetroffen sind. - Der österreichisch-ungarische Minister des Auswärtigen Graf Berchtold empfing eine albanesische Abordnung, mit der er in einstündiger Konfe renz die Festlegung der Grenzen Albaniens, das fortan ein selbständiges Fürstentum bilden wird, erörterte. Seit dem Bukarester Friedensschluß macht sich laut „Voss. Ztg." eine lebhafte Strömung geltend, daß Bulgarien jedes Band mit der morgenländischen Kirche zerreiße und zur römisch-katholischen übertrete. Besonders stark ist diese Strömung bei den makedonischen Bulgaren. Man erblickt hierin das einzige Mittel, sich vor Entnationalisierung und vor der Belehrung zum griechischen Patriarchat oder zur serbischen Nationalkirche zu schützen. Die Öffentlichkeit und die Geistlichkeit werden von den Blättern aufgefordert, dafür einzutreten, daß sich die bulgarische Kirche von der morgen ländischen lossage und Rom anerkenne, das die Bulgaren mit offenen Armen aufnehmen werde. Mit Rücksicht aus Rußland hatte König Ferdinand den Thronfolger bekannt lich im griechisch-katholischen Glauben erziehen lasten. Eins Loslösung Bulgariens von der orthodoxen Kirche würbe von Rußland sehr übel vermerkt werden. i Berliner Herbslparade. Richtiges Kaiserwetter herrschte am Sedantage in Berlin als auf dem dortigen Tempelhofer Felde der Kaiser dft übliche Herbstparade über das Gardekorps abnahm. Das Berliner Publikum bereitete dem Kaiser, der genau zwei Monate lang von der Reichshauptstadt abwesend gewesen, herz liche Ovationen, für die der Kaiser mit freundlichen Grüßen dankte. Ker Beginn der Parade war mit Rücksicht auf die grotzö Hitze auf 8 Uhr morgens festgesetzt. Das Publikum, unter dein sich auch viele Fremden befanden, hatte sich's nicht verdrießen lasten, srüh aufzustehen und seine Plätze s üuf dem Paradefelde emzunehmen. Wer nicht rechtzeitig < kam, bekam keinen guten Platz, denn die Absperrungen Helmgekehrt. Roman von E. Fahrow. (Nachdruck verboten.) Er sagte mir ferner, daß ich ihn für einen Sterbenden hielt, und bah er nur noch oen Wunicy habe, zu Hause, in Holstein, zu sterben. Dann erfuhr, ich seines Lebens Leid. Seines — und auch das Ihre, gnädige Frau." Ferdinand Ritter schwieg. Margarete hatte schon längst die Hand über die Augen gedeckt und den Kopf so tief gebeugt, Laß man ihre Züge nicht mehr unterscheiden konnte. j Minuten vergingen; lautlose, lange Minuten. Endlich erhob sich ein blasses, gefaßtes Frauenantlitz aus Lem Schatten. Mit vor Erregung etwas lauterer Stimme als gewöhn lich, fragte Margarete: i „Sie haben ihn mitgenommen? Er ist hier?" „Er ist in Hamburg. Er weiß, daß ich hier bin. Er sagte mir: Reise hin zu ihr und sage ihr, daß ich mein Wort nicht länger halten, daß ich nicht länger verschollen bleiben könnte. Ich wollte mich ganz auslöchen aus ihrem Leben, in das ich nichts, als Kummer gebracht habe — so ungefähr lauteten seine Worte. Er sagte mir, daß er schuld sei an den vermeintlichen Verlusten Ihres Gatten, und -aß außerdem auch Ernst noch durch irgend eine unliebame Klatscherei oder dergleichen gelitten habe. — Näheres darüber weiß ich picht." „Nicht? Aber gerade Las ist der springende Punkt. — Ernst mußte kurz vor seinen! Tode von fremden, bösen Zun gen hören, daß Kurt und ich uns liebten I — Kurt wußte das, wußte auch, Laß Ernst ganz im Stillen tief betrübt über dieses Gerede war und ihn, Kurt, gebeten hatte, nicht so bald zurückzukshren. Dennoch kam er damals zurück — egoistisch und — undankbar. Undankbarkeit ist mir von jeher als etwas bodenlos Abscheuliches erschienen. Später erst — viel später — lange nach Ernsts Tod — als ich ruhiger geivorden war, machte ich mir klar, -äß ich ja ungerecht gegen Kurt gewesen war. Er wußte ja damals zrickt../ - - - - — - - -i Die Stimme der Sprechenden war immer schwächer ge worden. Jetzt schwieg sie ganz. Plötzlich aber fragte sie: „Wieso wußte Frau Jllengleitner ..." „Sie weiß gar nichts. Ich hatte ihr Briefe und Grüße zu bringen von einer in Aokohama verheirateten Schul freundin. Als sie mich den Namen meines Vetters Felder erwähnen hörte, sprach sie davon, daß sie befreundet mitein ander seien. Nur durch diesen Zufall erfuhr ich so schnell Ihre Adressei" „Zufall I Es gibt keinen Zufall — alles ist Kismet. Uber, Herr Ritter — La Sie einmal zum Vertrauten in dieser Angelegenheit gemacht wurden, wäre es mir lieb, wenn Sie auch nun die volle Wahrheit wüßten. Mein — mein Schwager mag Ihnen allerhand äußere Tatsachen berichtet haben — von dem, was die Sache zu einer Tragödie ge macht hat, wissen Sie vielleicht doch nichts — oder nicht ge nug?" Ferdinand schaute die Fragerin zweifelnd an. Wollte sie nur auf Len Busch klopfen, um zu erfahren, was er wußte? Oder wollte sie ihm wirklich noch selbst Einblick geben in dieses Fatum, Las zwei liebenswerte Menschen von einander getrennt hatte? Es kam indessen zu keiner weiteren Aussprache, denn Frau Liese erschien auf der Veranda. „Ich will — ich muß überlegen," sagte Margarete hastig. „Wenn Sie in ein paar Tagen noch einmal die Fahrt hier heraus wagen wollten ..." Und sie sah ihn Labei mit einem so zutraulichen und auch wehmütigem Lächeln an, -aß es ihm ganz weich ums Herz wurde. „Eine süße Hexe!" dachte er dabei, „ob sie Liesen nach lässigen Reiz ihrer Bewegungen, ihres Mienenspiels kennt und ihn absichtlich wirken läßt? Oder ob alles das ange boren und unbewußt ist?" Er empfand eine so starke Anziehung, die von ihr auS- ging, daß er verwundert sein Blut schneller Lurch die Adern kreisen fühlte. „Lächerlich!" sagte er sich spöttisch, „das ist nur der erste angenehme Eindruck des Wechsels! Bisher lauter geputzte, stumpfe oder glühend sensuelle Südländerinnen und nun diele gelaßenen, innerlichen Keinen! Natürlich aesällt einem kvurvessars mwrkMMn Gründen dMmal besonders streng gehandhabt. Das GardekorpS war nicht vollzählig zur Parade erschienen. Das erste Telegraphenbataillon ist schon in Schlesien und baut für die Kaisermanöver die Fernsprech leitungen. Die Luftschiffer haben sich im Lande verteilt, um an den Manövern verschiedener Korps teilzunehmen; ebenso das Kraftfahrbataillon. Auch von unsern Militärfliegern war nichts zu sehen. Eine große Lücke wies der rechte Flügel des zweiten Treffens auf. Auch die Gardeducorps fehlten, da unter ihren Pferden Brustseuche herrscht. Dafür aber waren die Jnfanterieregimenter der 5. Brigade aus Spandau erschienen. Punkt 8 Uhr begann der Kaiser, der die Uniform des 1. Garde-Regiments trug, die Front abzureiken. Im sechsspännigen Wagen folgte die Kaiserin, neben ihr die Prinzessin August Wilhelm. In einem zweiten, vierspännigen Wagen folgten die Gemahlinnen der anderen in Berlin an wesenden Prinzen. Das Gefolge des Kaisers wies eine glänzende Reihe von Fürstlichkeiten und in- und aus ländischen hohen Offizieren auf. Die württembergischen und bayerischen Prinzen, der italienische und argentinische Kriegs- Minister, die in Berlin zu Gaste weilen, erschienen zu Pferde. In einem Wagen folgte die Abordnung der schwedischen Marine. Auch die bekannten hohen deutschen Offiziere waren zur Stelle und wurden vom Publikum herzlich be grüßt: der ehrwürdige Haeseler, Generalfeldmarschall von der Goltz, dessen kluge Augen hinter den Brillengläsern scharf über die Menge schweiften, die Hünengestalt Generals von Löwenfeld u. a. Der Kaiser hatte sich im Automobil nach dem Tempel hofer Felde begeben, wo er am sog. Steuerhäuschen zu Pferde stieg. Die Truppen standen in zwei Treffen. Nach dem der Kaiser seine hohe Gemahlin und die Prinzessinnen begrüßt hatte, ritt er die Front der Truppen ab. Kräftig rief er ihnen fein „Guten Morgen" zu, das prompt er widert wurde. Von der „einsamen Pappel" aus nahm der Kaiser dann den Vorbeimarsch ab. In Regimentskolonnen marschierten die Fußtruppen vorbei, die Musikkorps divisions weise zusammengenommen. Das 1. Garderegiment z. F. ührte der Kaiser selbst der Kaiserin vor. Der Infanterie olgte schwadronsweise die Kavallerie im Schritt. Eine be- ondere Ehre wurde dem 1. Garde-Feldartillerie-Regiment zuteil. Der Kaiser setzte sich an die Spitze des Regiments beim Vorbeimärsche. Nach zweistündiger Dauer war die Parade beendet. Der Kaiser nahm noch einige militärische Meldungen ent gegen, hielt eine kurze Kritik ab und rückte dann an der Spitze der Fahnenkompagnie in die Stadt. Die Straßen, durch die der Kaiser zum Schloß ritt, waren von einem nach Tausenden zählenden Publikum eingesäumt. Dem Kaiser zur Rechten ritt beim Einzug Generalleutnant Pellio, der italienische Generalstabschef. An der anderen Seite ritt der kommandierende General des Gardekorps. Hinter Kem Kaiser ritten die Prinzen August Wilhelm, Eitel Friedrich und Oskar. Die Fahnenkompagnie wurde vom 1. Garderegiment zu Fuß gestellt, die Fahnenschwadron in ihren glänzenden Uniformen von den Gardekürassieren. Tradition ist schon geworden, daß mit der Berliner Parade stets eine Art freiwilliger Flugparade verbunden wird, und so summten denn auch am Sedantage über dem Gardekorps die Propeller von Luftschiffen und Aeroplanen. Fünf Aeroplane, das Zeppelin-Lustschiff „Hansa" und zwei Freiballons erschienen über dem Paradefeld und boten ein prächtiges Schauspiel. Als unten der Präsentiermarsch erklang, und die Truppen dem Allerhöchsten Kriegsherrn salutierten, da winkten aus der Gondel des Zepprlin-Kreu- zers die Passagiere mit weißen Tüchern zur Erde hernieder. Unter engender Glut begaben sich die Trupen in ihre Kasernen zurück. Der Tag war natürlich dienstfrei und galt der Sedanfeier. Im Schlosse fand am Nachmittag das Paradedtner statt, an dem die in- und ausländischen Manövergäste des Kaisers teilnahmen. Im Opernhaus wurde abends als Gala-Vorstellung „Der große König" von Joseph v. Laufs gegeben. Aus Mer WeU. Berliner Morde. In der Tegeler Forst bei Berlin, ' einer von Ausflüglern auch Werktags sehr viel besuchten das! — Aber Ferdinand Ritter ist nicht der Mann, -er sich so schnell verliebt — man verliebe sich in mich — dagegen habe ich nichts einz »wenden!" Margarete hatte indessen nichts ferner gelegen als irgend welche Koketterie. Da Ritter mit einer Verneigung für ihre Aufforderung sedankt hatte, ging sie Liese entgegen, auf die Veranda hin- ms. „Ein herrlicher Strauß!" sagte sie, die Blumen bewun- wrnd, welche jene gepflückt hatte. „Ist er für Amelie?" „Sie denken immer, Amelie sei mein Liebling, Frau Nargarete. Aber Sie irren sich — wenn man drei Kinder sat, so sind einem alle drei gleich lieb." „Gnädige Frau sind dreifache Mutter?" sagte Ritter, »er ebenfalls hinausgetreten war. „Aber das ist ja unglaub- iich — ich habe Sie für ganz jungverheiratet gehalten." „Ach! — Das ist reizend von Ihnen!" sagte Liese naiv. Nargarete fand ein klingendes Lachen. „Wie kann ich nun bloß lachen?" fragte sie dabei. „Ich uhle ja doch wie ich weine! Mein Herz ist gar schwer und wll von diesen Tränen. Kurt ist in Hamburg. Kurt stirbt nelleicht. Und er hat mir sagen lassen, er sei am Ende einer Kräfte. O Gott!" „Ich fahre jetzt noch Haus," sagte Frau Jllengleitner, „denn natürlich kommt mein Mann von Lieser Malerei wieder nicht los. — Wenn Ihm doch irgend jemand den „Musik-Puschel" einblasen wollte, damit er auf einige Zeit von -sm „Mal-Puschel" befreit wird!" I „Aber, Liesel!" sagte Margarethe. „Sie wissen es doch, wenn Ihr Gatte malt, ist er unschädlich, aber wenn er singt," wird er fürchterlich" j „Das ist nur egal," sagte Liese kaltblütig, „denn wenn er singt, blerbt wenigstens Lie Luft in den Stuben rein, aber wenn er malt, necht's gräßlich nach Oelfarben." „Sehen Sw!" lachte Margarethe, „das ist auch eitt Standpunkt! Sw wollen sich also nicht halten lassen? Die Kinder warten zu Haus? Nun denn, aus Wiedersehen, liebe^ Freundin, rch komme in diesen Tagen herein — Sie gehen mlt, Herr Ritter? Aus Wiedersehen — hab' mich sehr ge-.