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WMWchr «»»sch«». Der neue Kriegswinisfer und das Spionagegeseh. Die „Krz.-Ztg." bestreitet die Richtigkeit der Meldung, der neue preußische Krtegsminister v. Falkenhayn werde eine Milderung der beabsichtigten Verschärfung der Bestimmungen über militärische Mitteilungen durch die Presse befürworten. Das Blatt schreibt: Bevor der neue Kriegcsminister über haupt einen Anlaß hatte, sich mit der Stellungnahme der Presse zu dem Gesetzentwurf zu beschäftigen, waren bereits Vertreter des Bundesrats in Beratungen eingetreten über die Kritik, die jener Teil des Gesetzentwurfs in der Presse gefunden hat. Man darf daraus entnehmen, daß an den maßgebenden Stellen bereits eine Verständigung darüber erzielt ist, ob auf die vorgeschlagene Bestimmung im Ent wurf verzichtet werden kann. Jur Regelung der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und England wird dem Reichstage laut „Tag" im Herbst eine Vorlage zugehen, die den Bundesrat ermächtigt, England und dessen Kolonien bis zum Ausgang des Jahres 1915 diejenigen handelspolitischen Vorteile ein zuräumen, die den Angehörigen und Erzeugnissen der meist begünstigten Länder vom Deutschen Reiche gewährt werden. Also wieder nur ein Zollprovisorium! Auf die Verwirk lichung des Wunsches, daß mit England endlich einmal ein langfristiger Handelsvertrag abgeschlossen werden möchte, hat man danach auch für die nächsten beiden Jahre nicht zu rechnen. Die Nachteile, die dem deutschen Handel bei dem gewaltigen Warenaustausch mit England aus der ewigen Ungewißheit der Provisorien erwachsen, sind un geheuer. Der Geschäftsbericht zum sozialdemokratischen Par teitag, der am 16. September in Jena zusammentritt, schließt mit einer Darstellung der Gegensätze ab, die inner halb der Reichstagsfraktion bei der Beratung über den Wehrbeitrag und das Besitzsteuergesetz hervorgetreten sind. Es wird darüber in Jena noch lebhafte Auseinandersetzungen geben. Die Mitglieder des 20. Weltfriedenskongresses im Haag besuchten am Donnerstag den Frtedenspalast, der in der neuen Woche feierlich eröffnet wird. Vorher hatte die Versammlung einen Antrag des demokratischen Abg. Quidde auf allgemeine Abrüstung beraten, wobei die Behauptung unangenehm auffiel, daß Frankreich zur Einführung der dreijährigen Dienstzeit erst durch die deutschen Rüstungen genötigt worden sei. Oie bayerische Beamtenschaft will sich zu einer „Ver einigung der bayerischen Beamtenverbände" zusammen schließen, um Gehalts- und andere standeswirtschaftliche Fragen besser vertreten zu können. Wann die Vereinigung gegründet werden wird, steht noch nicht fest. Die Anregung ist vom Bayerischen Verkehrsbeamtenverein ausgegangen. Oer bayerische Grotzblokk von Bassermann bis Bebel, oder wie es jetzt heißen muß, bis Scheidemann scheint in die Brüche gehen zu sollen. Auf dem Gautag der nord bayerischen Sozialdemokraten ist das Wahlkompromiß mit den Liberalen verurteilt worden. An eine Erneuerung des Großblocks wird seitens der nordbayerischen Sozialdemokratie nicht mehr gedacht. Mit Emile Ollivier, dem soeben im 88. Lebensjahre verstorbenen französischen Akademiker, ist ein, Mann aus dem Leben geschieden, der seit Jahrzehnten bereits vergessen war, der aber in großer Zeit eine, allerdings verhängnis volle Rolle für Frankreich gespielt hat. Ollivier war Napo leons 3. erster und einziger liberaler Ministerpräsident und 1870 das Werkzeug der Hofpartei zur Kriegserklärung an Preußen. Mit „leichtem Herzen", so erklärte er vor der Pariser Deputiertenkammer am 15. Juli des großen Jahres, willige er in dett preußischen Krieg ein. Man glaubte da mals in Frankreich noch nicht an den Zusammenschluß aller deutschen Stämme. Schon 25 Tage später mußte er unter dem Mißtrauensvotum der erzürnten Kammer seinen Platz räumen. Er wurde später selber Deputierter und Mitglied der Akademie und widmete sich der Geschichtsschreibung der Periode, in der er selbst eine Nolle gespielt hatte. Die Wünsche der Oeukschböhmen. Die Ausnahme zustände in dem zurzeit unter kaiserlicher kommissarischer Ver waltung stehenden Böhmen, die scharfe oppositionelle Stel lung der Deutschböhmen gegen die Wiener Regierung, der enthusiastisch verlaufene Berliner Festabend zu Ehren der Deutkchböhmen, das alles lenkt den Blick auf die Laae der Deutschböhmen und ihre .politischen Forderungen. Diese letzteren ergeben sich zunächst aus der eigentümlichen Ver teidigungsstellung, in die die Deutschböhmen durch das Vor wärtsdrängen des anmaßenden Tschechentums gebracht worden sind. Die Deutschen wünschen vermehrte und besser eingerichtete deutsche Schulen, den Fortfall der Tschechen- Bevorzugung bei Besetzung der Beamtenstellen, Änderung des Wahlrechts und der Wahlkreiseinteilung, durch die den Tschechen im Landesparlament von vornherein die Majorität gesichert wird. Bei der eigentümlichen Staatsverfassung der österreichischen Doppelmonarchie ist eine gesunde Entwicklung der Dinge nur möglich, wenn eine vollkommene Gleichbe rechtigung der beiden Rassen, der deutschen und der slawi schen, in allen Landesteilen gewährleistet wird. Attes rüstet. Auf Frankreichs Rat beschloß Rußland Maßnahmen zur Beschleunigung einer Mobilisation zu treffen. Der künftige Generalissimus der französischen Armee Joffre hat während seines Petersburger Aufenthaltes mit seiner russ scheu Kollegen den Plan eingehend besprochen. Beider seits hat man die Überzeugung gewonnen, daß nach Durch führung der beschlossenen Maßregeln die Mobilisation Rußlands sich nahezu ebenso schnell vollziehen wird wie die Frankreichs. Die militärischen Kreise der Republik fühlten sich bisher beunruhigt durch den Gedanken, daß die russische Mobilmachung mindestens drei Wochen länger in Anspruch nehmen würde als die eigene. Die gewaltige Ausdehnung des Zarenreiches und dessen spärliches Eisenbahn-Netz er klärten diesen Übelstand auch ohne weiteres. In drei Wochen aber, das weiß man in Frankreich noch vom Jahre 1870 her, kann viel geschehen. Deshalb setzte General Joffre in Petersburg alle Hebel in Bewegung, um die dortige Regierung zum schleunigen Ausbau strategisch wichtiger Eisenbahnen sowie zur Vornahme auf dem Ge biete der Heeresverwaltung liegender Maßnahmen zu be stimmen, die das Mobilmachungsgeschäft ganz wesentlich beschleunigen. Vom Balkan. In der Türkei hegt man jetzt die bestimmte Erwartung, daß Adrianopels wegen von keiner der europäischen Groß mächte, auch nicht von Rußland, Schwierigkeiten werden er hoben werden, sodaß die Festung im Besitze der Türken bleiben wird. Der Rückzug der türkischen Truppen auf das östliche Maritzaufer wird fortgesetzt, sodaß von einer als Herausforderung empfundenen Besetzung westlich der Maritza gelegener Gebiete durch die Türken bald nicht mehr ge sprochen werden kann. Ob die Konstantinopeler Meldung von einem Angriff bulgarischer Truppen auf türkische Vor posten im südthrazischen Grenzgebiet auf Wahrheit beruht, bleibt abzuwarten. Möglich wäre ein solcher Angriff ja, da Bulgarien mit ihm beabsichtigen könnte, die Türken weiter nach Westen zu locken und damit die Verlegenheiten der Konstantinopeler Regierung zu erhöhen. Das italienische Königspaar in Cetinje. Der König und die Königin von Italien, Königin Helena ist bekanntlich eine Tochter des Königs Nikita von Montenegro, beab sichtigen zu Anfang des kommenden Monats in Cetinje den Besuch abzustatten, der schon bald nach dem Lausanner Frieden stattfinden sollte, durch den Ausbruch des Balkan krieges jedoch verhindert wurde. Das italienische Königs paar wird acht Tage in Cetinje bleiben. Sein Besuch er klärt sich durch die nahen verwandtschaftlichen Beziehungen zu der montenegrinischen Dynastie und entbehrt jeder politischen Bedeutung. Königin Eleonore von Bulgarien, eine Prinzessin Reuß jüngerer Linie, vollendet am Freitag ihr 63. Lebensjahr. König Ferdinand ist nur ein halbes Jahr älter als seine Gemahlin. Der festliche Einzug des Kronprinzen Alexander von Serbien an der Spitze der siegreichen Truppen in Belgrad erfolgt am Sonntag. Für den Empfang find umfassende Vorbereitungen getroffen. Schon heute herrscht in den Straßen Belgrads lebhaftes Treiben. Die heimkehrenden Truppen werden mit stürmischer Begeisterung begrüßt werden. In Sofia hielten soeben die makedonischen Freiwilligen ihren Einzug, die sich gut geschlagen, aber dem bulgarischen Namen sonst keine Ehre gemacht haben, da sie die -schlimmsten Horden darstellten, deren Greuel- taten die ganze Welt entsetzten. Sie waren nach kurzer Ausbildung durch General Genew etwa 15 000 Mann stark ! Heimgekehrt. Roman von E. Fahrow. (Nachdruck verboten.) Was unmoralisch war, darüber konnten ja die Ansichten verschieden sein. Er, Reinhard Jllsngleitner, und Frau Feldner, waren jedenfalls keine Philisterseelen, und uw- moralisch hätte selbst seine Frau ihre Freundschaft nicht ge nannt. . . . Seine Frau! Wie kam es, daß dw ihm wreder ernfrel? Das war sonst nicht gewesen, doch Margarete war Schuld daran; es war ihr neuester Trick, ihn an seine Frau zu wei sen, gerade als ob das geringste Neue oder Besondere an der 'guten Liese zu entdecken gewesen wäre! Inzwischen stand Margarete nicht träumend unter dem Weidenbaum, wie es der Professor vermutete, sondern sie war auf die eiserne Gartenbank dicht am Stamme gestiegen, hatte ihren schmalen Fuß auf die Lehne derselben gesetzt und war hurtig weiter hinaufgeklettert. Die bequeme Gabelung des Baumes gestattete ein I«ch- 'tes Hinansteigen, und die geschmeidige Frauengestalt lehnte «gleich darauf oben im Gipfel an zwei schrägen Aesten. Ein tiefer Seufzer hob Margaretes Brust. Ihre grauen Augen blickten über Wiesen und Felder nach der kleinen Eisenbahnstation hin, von wo inan in einer halben Stunde die Residenz erreichte, und zu der eine sä-attige Ahornallee hinführte. Ein Zug brauste von der Stadt heran. Jetzt hielt er auf der Station, ein langer Pfiff ertönte, dunkler Rauch squoll noch, und Margarete seufzte noch tiefer. Eine unbeschreibliche Sehnsucht nach der Ferne ergriff sie, sobald sie die Eisenbahn sah, eine Sehnsucht, die keinen bestimmten Gegenstand hafte, aber im Herzen der einsamen Frau alles wachrief, was einst vor langen Jahren ihr Be- tfriedigung und Glück gegeben hatte. Ein Name schwebte auf ihren Lippen, eine einzige Silbe, kurz, leise wie ein Hauch; aber mit unendlicher Zärtlich keit sprach sie ihn aus; ^LurtL" ' Dann als schäme sie sich ihrer Regung, deckte sie die eine Hand über die Augen und fuhr dann langsam über das schmale Gesicht herab, als wolle sie etwas fortwischen, was dort zum Ausdruck drängte. Im nächsten Augenblick blickte sie ruhig und aufmerk sam die Ahornallee hinunter — ja, zwei Gestalten kennen vom Bahnhof her, eine Dame in Hellem Gewände urrd Neben ihr ein Herr. Die Ueberraschung der Frau Professor wahrscheinlich. Denn daß diese große, kräftig ausschreitende Dame Liese Jllongleitner war, das erkannte man an dem schwarzen, schlichten Sonnenschirm, darauf eine goldene Kugel als Ab schluß glänzte, — ein Schirm, der seit sechs Jthren seiner Trägerin diente und ebenso unverwüstlich schien wie die Ge- siundheit urrd garte Laune derselben. Margaretes leichtbewegliches Gesichtchen überzog ein Lächeln, als sie der Freundin ansichtig ward. Rasch kletterte sie wieder von ihrem lustigen Lugaus herunter und schritt durch den Garten, hier urrd da eine Blume, einen Halnr und ein Zweiglein pflückend, so daß sie einen zierlichen Strauß in der Hand hielt, als sie wieder in das Haus trat. Der Professor saß am Teeti.sch, beobachtete ernsthaft dis Farbe des Getränks, das er seiner Meinung nach, allein auf der ganzen Welt zu bereiten wußte, und schnitt eine Zitrone in feine Scheiben. „Der Lee ist fertig, o Herrin," sagte er zu der Ein- tretendon. „Haben Sie für vier Personen genug? Denn eben kommt Ihre Gattin und bringt noch einen Gast mit." Schnell goß Jllengleitner zwei Tassen mit dem duften den Gebräu voll und füllte die Kanne mit siedendem Was ser nach. „Für die anderen das Beste," sagte er gelassen, „für uns das Allerbeste!" Margarete ergriff schweigend die Teekanne, goß ihren ganzen Inhalt in den chinesischen Napf, und füllte aus der Krystallflasche frischen Tee in die Kanne. „Für meine Gäste gleichmäßig das Allerbeste!" sagte sie dann. „Großer Gott! Können Sie einen denn nicht mal in solcher Kleinigkeit bevorzugen?" «Ich Würde aan» aern «einen" bevorruaeq, wen» eL ins Feld gerückt. Beim Einzug ritt König Ferdinand mit seinen beiden Söhnen an der Spitze der Freiwilligen, deren Rachedurst man entfachte, indem man ihnen sagte, trotz der gebrachten Opfer schmachte Mazedonien noch unter fremdem Joch. Das Auto König Karols von Rumänien wurde bei Sinaia von vagabondierenden Zigeunern mit Steinen be worfen. Das Königspaar blieb unverletzt. Der Deutsche Katholikentag besprach in seiner Schlußsitzung am Donnerstag zunächst einen Antrag über die Obdachlosen- und Wandererfürsorge. Die Not dieser Leute wachse mit jedem Jahre, besonders sei die Zahl der Obdachlosen aus den sogen, besseren Ständen stark in der Zunahme begriffen, erschreckend groß die Zahl der jugendlichen Obdachlosen. Es wurde die Unterstützung der Bodelschwtnghschen Bestrebungen und Einrichtungen empfohlen und die Heilsarmee als Vorbild hingestellt. Ein weiterer Antrag forderte die Einführung des obligatorischen Religionsunterrichts an allen Fortbildungsschulen, sowie die Einrichtung gehobener Volksschulen auf konfessioneller Grundlage. Alle diese Anträge wurden einstimmig ange nommen. Zur Frage der Kinematographentheater gelangte ein stimmig eine Resolution zur Annahme, in der folgendes ge fordert wird: Reichsgesetzliche Einführung der Konzessions pflicht für Kinotheater, Jugendliche unter 16 Jahren sind nur zu Kindervorstellungen zuzulassen, deren Vorführungen von Lehrerschaft und Geistlichkeit vorher gebilligt sind. Zu fördern sind alle Bestrebungen, die einer ästhetischen und ethischen Hebung der Kinos die Wege bahnen. In der Aussprache über diese Frage wurde angeführt, daß durch Kinos schon Morde und Ehebrüche veranlaßt wurden. Es müsse daher energisch eingegriffen und eine eigene Kinoge setzgebung geschaffen werden, damit die Streitfragen über die Zensur verstummen. In einer öffentlichen Versammlung wurde die Frage: Der Katholik und die Presse erörtert und dabei die hohe Bedeutung der letzteren auch für die katholischen Familien hervoraeboben. Einen Sturm der Begeisterung entfachte der letzte Redner des diesjährigen Katholikentags, der Dominikanerpatsr Bonaventura, der über die Entchrist- lichung des öffentlichen Lebens sprach und die Forderung erhob, der deutsche Katholizismus müsse einen neuen Kreuzzug gegen den Unglauben unternehmen. Auf der letzten Versammlung, in der die Reden und Diskussionen in französischer Sprache stattfanden, gab der Vorsitzende Fürst zu Löwenstein seiner hohen Befriedigung über den schönen Verlauf des Katholikentages Ausdruck. Der Erfolg des Kongresses der Französisch sprechenden Lothringer habe die optimistischsten Hoffnungen übertroffen. Dies setze jedoch nicht in Erstaunen, wenn man die Be rührungspunkte einzuschätzen wisse, die die katholische Reli gion für Lothringer und Altdeutsche darstelle. Es habe ge wisse Schwierigkeiten gegeben, die vor allem der Politik zu verdanken seien; ohne ihre Einmischung wären sich alt deutsche und eingeborene Lothringer schon seit langem näher gekommen. Bei der Aussprache über den Antrag auf Fürsorge für die Zuziehenden wurde auch die Gewerkschaftsfrage berührt. Ein Redner beklagte es, daß dem Katholizismus durch den Eintritt katholischer Arbeiter in die Gewerkschaften jährlich Zehntausende von Mitgliedern verloren gingen. Dem Wunsche des Vorsitzenden entsprechend, ging die Versamm lung auf die Angelegenheit, über die bekanntlich Meinungs verschiedenheiten bestehen, nicht näher ein. Besonders wurde noch die Notwendigkeit einer umfassenderen Fürsorge für die weibliche Jugend hervorgehoben. Eine längere Er örterung fand über die Lage der katholisch gesinnten Arbeiter in den Industriegebieten statt. Die Leiden, denen diese Arbeiter durch die organisierten Gegner ausgesetzt seien, könnten mit Erfolg nur durch die katholischen Standesvereine gemildert werden, durch Fortbildungsschule, Jugendpflege, Verbreitung von guten Büchern und Bildern, Wohnungs reform, Seelsorge usw. Ein anderer Redner sprach über dis segensreiche Tätigkeit der katholischen Orden und forderte energisch die schleunige Aufhebung des Jesuitengesetzes. Die Orden seien einzig und allein imstande, die vom Atheismus aufgepeitschte Sturmflut der Revolution, die ganz Europa zu vernichten drohe, etnzudämmen. In einer gemeinschaftlichen Sitzung wurde unter Ge ¬ es verdiente, Professor. Unverdiente Gnaden verteile ich nicht." „Gnaden!" murrte er. „Sie haben ja gar keinen Be griff von Lem, was eine gnadenreiche Frau überhaupt. . ." Die Tür ging auf und unterbrach seine Rede. Frau Jllengleiftrer trat ein, blond, stark, blühend, mit ihrem un- verwelklichen Lächeln in den blauen Augeir. „Tag, Herrschaft!" rief sie. „Ich bin mit einein frü heren Zug heut gekommen, damit mich niemand abholte; meine Ueberraschung habe ich nämlich schon mitgebracht." Der Professor griff nach dem lilaseidenen Beutel, den seine Frau am Arm trug. „Krapfen?" fragte er neugierig, „oder Schokolad- Leckerei?" Sie ließ ihm den Beutel und lachte: „Rosen!" sagte sie. „Nichts für deinen Schnabel, Rein hard!" Er zog einige herrliche Rosen heraus. „Wahrhaftig!" sagte er enttäuscht. „Heilige Elisabeths Ist das alles, Was du mitgebracht hast?" „Sie hat sich selbst mitgebracht," sagte Margarets warm, „das ist mir genug." Sie nahm dabei Hut und Schirm ihrer Gästin und wollte die Sachen selbst auf den Flur tragen; aber rasch hielt die Professorin sie am Arm fest und flüsterte ihr zu: „Erschrecken Sie nicht, Liebste I Draußen steht jemand — ein alter Bekannter — nein, ein Verwandter von Ihnen—" . Margarethe erblaßte iah: „Ein Verwandter?", sagte sie mit schwacher Stimme. „Ich — ich habe keinen, — ich wüßte nicht . . ." Zugleich aber ging sie schon vorwärts, der Tür zum Flur zu und weiter hinaus, tapfer geradeaus schauend, ob- Wohl sie fühlte, daß ihr in banger Erwartung die Knie Aber das Allerschlimmste blieb ihr erspart. Nicht er, nicht Kurt, stand da draußen, sondern ein schlanker, eleganter Mann, der soeben noch vor dem Spiegel seine Krawatte iy den modernen schielen Schwuna brachte. Fortsetzung folgt.»