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OsMOch« »«»sch««. Rach der Kündigung der Handelsverträge, die Seitens Rußlands nnd Osterreich-Ungarns bestimmt zu er warten sein soll, wird die deutsche Reichsregierung die Ver handlungen über die Erhebung von Schiffahrtsabgaben auf der und Elbe gleichzeitig diejenigen über die Revision des Han delsvertrages mit Österreich beginnen. Man verspricht sich von dieser Verbindung der Verhandlungen einen Erfolg, an den bisher weder der verstorbene Staatssekretär des Auswärtigen v. Kiderlen-Wächter noch der amtierende Nach folger, Herr v. Jagow, glaubten. Beide Herren lehnten Anträge des preußischen Verkehrsministers bisher mit der Erwiderung ab, daß die Zeit zu diplomatischen Verhand lungen in Sachen der Schiffahrtsabgaben noch nicht ge kommen sei. Mit Holland haben wir einen Meistbegün stigungsvertrag vom Jahre 1851, den keiner der beiden Staaten wird kündigen wollen, sodaß man nach einer Ge legenheit, mit der holländischen Regierung in Verhandlungen über die Erhebung von Schiffahrtsabgaben auf dem Rhein einzutreten, bisher vergebens äusschaut. Mit der Notwendigkeit eines Ausgleichs auf dem Arbeiksmarkte beschäftigt sich die „Magd. Ztg." in einem ihr von geschätzter Seite zugegangenen Artikel. Es wird darin das außerordentlich rasche Anwachsen der im Reiche lebenden außerdeutschen Staatsangehörigen hervorgehoben und auf den Erlaß des russischen Ministers des Innern hingewiesen, der den nach Deutschland gehenden russischen Arbeitern rät, höhere Lohnforderungen zu stellen, da dort infolge Ler neuen Wehrvorlage Arbeitermangel herrsche. Dem gegenüber stellt die erwähnte Zuschrift fest, daß zum Winter die Zahl der Arbeitslosen in der Industrie erheblich größer werden wird als die Zahl der auf Grund des neuen Wehrgesetzes erfolgenden Mehreinstellungen in das Heer. Zu dem doppelten Zweck wirksamer Abhilfe für die Arbeits losigkeit in den Städten und der dringend erwünschten Be freiung der Landwirtschaft von den ausländischen, slawischen Hilfskräften wird es bei uns darauf ankommen, die Organi sation des Arbeitsnachweises in straffem Zusammenarbeiten nach der Richtung zu benutzen, daß der ländliche Arbeits markt durch die in den Städten überschüssigen Kräfte be friedigt werde. Die Schwierigkeiten solchen Unternehmens sind groß, müssen aber überwunden werden, da es sich nicht verantworten läßt, daß die Städte Millionen an Unter stützungen aufbringen für ihre Arbeitslosen, indessen das platte Land Millionen an Mehraufwendungen machen soll zugunsten russischer oder sonstiger ausländischer Arbeiter. Es muß endlich ein Ausgleich geschaffen werden zwischen städtischer Arbeitsnot und ländlichem Arbeitermangel. Nordamerika und Mexiko. Der Präsident der Ver einigten Staaten Woodrow Wilson, der eine Leuchte der Wissenschaft ist, zeigt sich in der Politik als Theoretiker größer, denn als Praktiker. Mit den widerspenstigen Mexikanern wird er nicht fertig. Seine Botschaft an den Kongreß über die mexikanische Frage schmeckt mehr nach dem Hörsaal der Universität als nach der Willenskundgebung eines tatkräftigen Staatsmannes und wird daher von allen Parteien in der Union für unzulänglich er klärt. Wilson versagt dem gegenwärtigen Präsidenten chon Mexiko seine Anerkennung, tut aber nichts, ihn un- schädlich zu machen, sondern erwartet, daß die redlichen Mexikaner sich den Usurpator aus eigener Kraft abschütteln und eine Negierung aufrichten werden, die den Mirren ein Ende macht und Leben wie Eigentum der Fremden ir» Mexiko wieder sicherstellt. Bis zur Verwirk lichung dieser Hoffnung kann allerdings noch sehr geraume Zeit vergehen und unendlich viel Unheil angerichtet werden. China ln Nöten. Dem chinesischen Reiche geht es ähnlich wie der europäischen Türkei. An allen Ecken und Enden sucht man ihr Gebietsteile abzuzwacken. Rußland Hüt sich bexeitD der Mongolei bemächtigt und den Einfluß der Pekinger Regierung auf diesen gewaltigen Länderkomplex so gut wie astsgeschaltet. Über den Ernst der Aöfalls- vestrebungen Südchiyas kann man sich in Peking nach den mit den südchinesischen Rebellen gemachten Erfahrungen um so weniger einer Täuschung hingeben, als man nur allzu gut weiß, daß Japan ^hinter dieser Bewegung steckt. Und nun hat sich auch im Westen Tibet erhoben. Die Rebellion in diesem ausgedehnten Gebiete breitet sich immer weiter aus. Die Truppen rebellierten, töteten ihren Gouverneur und gingen zu den Aufständischen über. Die Feindseligkeiten oeaen Cktna wurden'wieder allaemein eröffnet, . Heimgekehrt. Roman von E. Fjah'row. (Nachdruck verboten.) „Sie sind es beide, die Dame und der Hund. Ich flüchte. Wenn ich nicht muß, bin ich nicht für solchen Wir belsturm zu haben. Margarete, darf ich mir ein wenig Flieder pflücken gehen?" „Aber weshalb fragen Sie? Rechts neben den Erdbeer beeten stehen Lie schönsten Sträucher, rot, blau und weiß — der Weiße ist köstlich." „Besonders im Dezember," sagte Jllengleitner, der da bei schon auf die Veranda hinausging. „Alles heil?" fragte er draußen, indem er der heran sausenden Radlerin, Lie mit Vehemenz bremste und anhielt, die Hand hinreichte. . „Danke!" rief Clarissa Vehrs, „warum sollte nicht alles heil sein? Einem Unkraut wie mir passiert doch nichts l" „Schönes, süßes UnkrautI" fliisterte Jllengleitner, in dem er Clarissas durch den weißen Batist schimmernden Arm streifte, während er Las Rad an die Mauer lehnte. Die übermütigen, hellfarbigen Augen des Mädchens lachten ihn an, und zwei Sekunden später lachte auch dec große, gutherzige Mund, hinter dein zwei Reihen tadelfreier, etwas zu größer Zähne hervorblitzten. „Sie sind wohl gut im Zuge, werter Meister," spottete ste, „daß Sie mich gleich so glühend begrüßen." s „Guten Tag, holde Heilige, wie geht es Ihnen?" ! Margarete -.chüttelte ein wenig den Kopf, aber sie Mußte doch immer lächeln, wenn sie diese Clarissa sah. Es war so viel Gesundheit in ihr, und über ihrer Gradheit mrd Arische vergaß man die Derbheiten und den Mangel an Takt, den sie oft bewies. „Rotkopf!" dachte Ferdinand Ritter inzwischen. „Krau- ises, starres Haar, wundervollen Teint, grobgeschnittene aber angenehme Züge. Das Ganze nicht schön, aber pikant. Wahrscheinlich eine Genießende." Er teilte die Menschen ein in „Genießende", in „Satte" und in einfach „Dumme", Las waren solche, Hie das Etz' «üekiM E veÄttUÄea, ' AusfchtMungrn süüchlnesischer Novellen. Nach einer Meldung aus Shanghai haben die Aufständischen bereits vor einigen Tagen den Dampfer der Hamburg- Amerika-Linie „Suevia", der von Hankau den Jangtsekiang flußabwärts ging, mit Artillerie- und Gemehrfeuer von Nanking aus beschossen, ohne indessen besonderen Schaden anzurichten. Das Bombardement des deutschen Kreuzers „Emden" auf ein Nankinger Fort hat nicht nur die erfolg lose Beschießung des Kreuzers, sondern auch die Aus schreitung gegen den Hapagdampfer gesühnt, so daß beide Zwischenfälle als erledigt betrachtet werden und Ausein andersetzungen mit der chinesischen Regierung nicht erwartet werden, wenn nicht noch weitere Ausschreitungen erfolgen. — Ein Londoner Blatt hatte behauptet, der deutsche Kreuzer „Emden" hätte das Nankinger Fort, das die Schüsse nicht erwiderte, ohne jede Ursache beschossen. Das ist selbstverständlich eine ebenso falsche wie boshafte Unter stellung. Aeber Adrianopel schreiten die Verhandlungen rüstig vorwärts und werden nach Konstantinopeler Meldungen baldigst zum Ziele führen. Sobald ein Einvernehmen erzielt ist, werden den Großmächten Endgültige Vorschläge über die Zugeständnisse unterbreitet werden, welche die Türkei Bul garien für die Abtretung Adrianopels macht. Die bul garische Gesandtschaft in Petersburg bestreitet entschieden die Richtigkeit der Meldungen über direkte Verhandlungen Bulgariens mit der Türket wegen Adrianopels. Im Aus wärtigen Amt zu Petersburg räumt man deren Möglichkeit ein, es ist aber auch dort angeblich nichts darüber bekannt. — Die pariser Finanzkonferenz, die in ihre Beratungen über die finanziellen Verhältnisse und Verpflichtungen der Türket auch diejenigen über die keinasiatischen Eisenbahn linien einschließen wird, tritt Ende Oktober wieder zu sammen. Die lnkernaiionals Kommission zur Regelung der albanesischen Frage wird, einer Petersburger Meldung der „Voss. Ztg." zufolge, mit großen Vollmachten ausge- tattet sein. Ihre Mitglieder werden Albanien eingehend tudieren und, wenn nötig, auch bekannte Albanesen be sagen. Nach Fertigstellueg des Programms der Regierungs- und Verwaltungsorganisation kann die Kommission eine älbanesische Nationalversammlung einberufen. Nach sechs Monaten muß die Kommission schlüssig werden, ob der künftige Herrscher Albaniens ein Christ oder Mohammedaner, ein Souverän oder Vasall sein soll. Kaisertage im Osten. Der Kaiser im Osten. Ebenso wie der letzte Tag des Posener Aufenthalts, so war auch der Breslauer Kaiserbesuch von schönstem Wetter begleitet. Der Provinz Posen hat der Kaiser durch ihren Oberpräsidenten seinen königlichen Dank für die herzliche Aufnahme aussprechen lassen. „Ich will unsern herzlichen Dank", so heißt es, „für die freund liche Teilnahme weiter Schichten der Bevölkerung an unserem Besuche und für die vielfachen Beweise treuer Er gebenheit hiermit nochmals kundtun. Mit besonderem Wohl gefallen gedenke ich zugleich der treuen Begrüßung am Paradetag durch meine alten Soldaten der Provinz und dis Angehörigen der Sanitätskolonne, die an der Pflege vater ländischer Gesinnung so verdienstvoll teilhaben. Diesen braven Männern zolle ich meinen königlichen Dank." ! Besonders wohltuend hat unter den vielen erfreulichen Vorkommnissen der Posener Kaisertage der Besuch der Kronprinzessin im Posener Diakonissenhaus berührt. Die Kronprinzessin unterhielt sich hier u. a. mit einem Les Deutschen nicht mächtigen russischen Rittmeister, Ler schwer krank darniederliegt, in dessen Muttersprache. Kronprinzessin Cecilie beherrscht das Russische vollkommen, das sie von ihrer Mutter, der Großfürstin Anastasia von Rußland, Ge mahlin des 1897 verstorbenen Großherzogs Friedrich Franz 3. von Mecklenburg-Schwerin, erlernt hat. Als der Anstaltsgeistliche für den Besuch herzlich dankte, sprach die Kronprinzessin ein schönes Wort aus: „Es ist mir immer rin Schmerz, daß man so wenig Freude schaffen kann. Aber wenn ich ein wenig Freude gebracht habe,'so ist es mir selbst die größte Freude." Auch dem kleinen Hort zur Für sorge für kranke Arbeiter und dem Sanatorium der Grauen Schwestern stattete Kronprinzessin Cecilie Besuche ab. Die Kaisertage ln Breslau. Die kaiserlichen Herr schaften wurden auf dem von Künstlerband dekorierten s „Also malen wollen wir heute?" sagte der Professor. „Ja bei Gott, ich sehe Ihren Malkasten La angeschnallt!" § „Denken Sie etwa, ich werde mir Liesen permanent grünen Nachmittag entgehen lassen? Und den ultramavine- blauen Himmel?" „Und die kobaltfarbige Ferne," fuhr Jllengleitner fort, „und das ockerbraune Wasser des Bachsees?" „Ockerfarben! Sie werden sehen, daß Ler Bachsee heute grün sein wird — wenn das Bild schön wird, dürfen Sie es nachher kopieren." „Ich muß sehr bitten," sagte der Professor beleidigt, „ich komponiere das Bildnis einer träumenden Nixe —- nach; — La bin ich nicht auf grüne Sümpfe gestimmt." „Na, na! Vielleicht liegen die beiden Sujets gar nicht so weit auseinander — aber wie Sie wollen; schließlich wer- !>sn ja auch berühmte Leute meist erst nach ihrem Tode kopiert. Adieu, Frau Margret, falls Ler Professor in zwei Atunden nicht wieder da ist, hab' ich ihm ein Leids ange» ÄN — oder er ist mit mir in die Stadt zurückgefahren —" - »Einen Augenblick!" rief Margarete der schon wieder Ihr Rad Ergreifenden zu, „erstens ist Frau Jllengleitner Puch hier, und man soll Mann und Weib nicht scheiden —' und zweitens haben Sie mich bisher nicht zu Worte kom men lassen. Hier, Herr Ritter aus Japan wünscht Ihnen vorgestellt zu werden ..." i „Sehr erfreut!" rief Clarissa über die Schulter zurück,- indem sie dem Ausgang zuschwebte, „entschuldigen Sie meins Eile, mich ruft die Kunst." . , Und da bog sie auch schon auf die Straße hinaus: ihr Terrier sprang kläffend vor ihr her, und der Professor folgte ihr auf seinem scheinbar ganz aus Nickel bestehendem Rade. Noch einen Augenblick hörte man einigen Lärm, sah man Lie Räder blitzen, und dann legte sich eine wohltuende Stille über Haus und Garten. Margarete sank mit einem Ausdruck leichter Er- müdung in einen Sessel, und Ritter erhob sich. „Gnädige Frau sind erschöpft, ich werde lieber nach dem Bahnhof gehen ..." „Aber durchaus nicht! Nichts ist mir angenehmer als ein wenig zu plaudern; nur viele Menschen dürfen mcht um mich sein, das kann ich nicht vertragen. Früher freilich NrrstMsr Dahntzok vrm Len Spitzen v?t Militär» M Zivilbehörden empfangest. Der Schmuck der Breslaus Strotzen war sehr bemerkenswert. Vor dem BahnhI war ein Festhof aufgebaut worden, umgeben von hohen,! weiß und schwarz gehaltenen Säulen. Eine Straße ist wegen ihren reichen Schmuckes die Huldigungsstraße q Provinz Schlesien genannt worden. Sie war mit eiil Unmenge von Girlanden überspannt worden, von dem Valerien in den schlesischen Farben, weiß-gelb, herniedl flatterten. Die ganze Straße sah aus, als sei sie mit ein» endlosen gelb-weißen Baldachin überspannt worden. H Kaiser Wilhelm-Denkmal erwartete Las Kaiserpaar Festhof der Stadt Breslau, den haushohe Säulen M schlossen. Hier empfing beim Einzug der Magistrat H Kaiserpaar und entbot den Willkommengruß der Sil Breslau. Der weitere Weg bis zum Schloß war «s Huldigungsstraße Preußens und Deutschlands ausgeschmE worden. Die Fahrt des Kaiserpaares und der Prinzen zi Schloß glich einem Triumphzug. Die Vereine bild« Spalier, und zu Tausenden säumte das Publikum l Straßen ein, den hohen Herrschaften begeisterte Huldigun darbringend. Nach der Begrüßung durch die städtisc Behörden begab sich das Kaiserpaar ins Schloß, die Prin nahmen bei angesehenen Bürgern Quartier. Reichskanz von Bethmann Hollweg nahm an einem Frühstück bi Fürstbischof Kardinal Kopp teil, das dieser zu Ehren i bei ihm wohnenden Prinzen Rupprecht von Bayern g und an dem auch Oberpräsident Dr. v. Guenther r andere Spitzen der Behörden teilnahmen. Abends ft Festtafel der Provinz Schlesien im Provinziallandesh« statt. Am Freitcg nahm der Kaiser die Parade de 6. Armeekorps ab, daran schloß sich die Parade läse! im Schloß. NachNSnge ver verflossenen Kaiserlage. Die vi beklagten weitgehenden Absperrungsmaßregeln bei ! Fürstenfeier in Ler Kelheimer Befreiungshalle rechtfert die „Bayerische Staatszeitung", indem sie u. a. schrei! „Die Umsturzpresse, Lie nur nörgelt und kritisiert, hat üb sehen, daß Mut allein gegen feige Mörderhand kein Schutz gewährt, und daß die Männer, die vor dem ganz Land und vor dem ganzen Reich die Verantwortung die Sicherheit der fürstlichen und hohen Gäste, unser Prinzregenten zu tragen hatten, sich unmöglich bei der Z verficht beruhigen konnten, es werde alles gut gehen." Mit großer Entschiedenheit protestiert die polnische Vre gegen die Darstellung, als könnten die Posener Tage ein Umschwung in der polnischen Politik der Opposition l deuten. Sie verurteilt aufs schärfste das Verhalten L polnischen Aristokratie, die vor dem Kaiser erschien, neu die preußische Politik eine Politik der brutalen Faust u der Ausrottung und kündigt die Fortsetzung des Kamps der Polen gegen Preußen. W« aller Wett. Neue Mordtaten. Ein gemeiner Mord erregte Stuttgart großes Aufsehen. Als sich die Arbeiterin Frc Schweizer kurz nach Fabrikschluß auf dem Heimweg befan trat plötzlich ihr Mann, der ihr schon seit längerer Ze aufgelauert hatte, der ahnungslosen Frau entgegen m stach sie mit einem Messer nieder. Frau Schweizer, d nach wenigen Minuten starb, lebte von ihrem Manne g trennt, da dieser arbeitsscheu und gewalttätig war m erst vor einigen Tagen nach Verbüßung einer länger« Strafe aus dem Zuchthause entlassen wurde. — Bei Gra dorf bei Hildesheim wurde ein Lustmord verübt. Auf ein Feldmark wurde die Dienstmagd Auguste Klingebiel vo zwei Knechten durch Messerstiche schwer verletzt und dann! einen Bach geworfen, wo das bedauernswerte Mädchen e trank. Die Mörder konnten verhaftet werden. Krakohlszsnen während Ser Posener Kaiserfeiei Gegen einige vom Festessen aus dem Posener Residenzschlo nach dem illuminierten Bazarhotel zurückkehrende polnisc! Aristokraten unternahmen eine Rotte halbwüchsiger Bursche einen tätlichen Angriff. Den Herren wurden die Hüte vo den Köpfen geschlagen und sie wurden mit wüsten Schimp Worten „Verräter", „Hundeföhne". „Deutschenknechte belegt. Man sieht, welche Früchte die polnische Verhetzun ! trägt. Ein starkes Schutzmanns-Aufgebot trieb schließlü die Aufrührer auseinander. Den letzten Satz hatte sie halb gemurmelt. Sie blickte auf ihre schlanken Hände herab in Ler Erwartung, Laß nur wohl ihr Besucher eine Erklärung für sein Kommen geben werde. Da er aber in, wie es schien, leichter Verlegenheit schwieg, so sah sie ihn fragend an und sagte: „Sie — kom men ganz direkt aus Japan?" „Ich bin vorgestern in Hamburg angekommen, glück nach Berlin weitergefahren und habe, wie Sie sehen, keine unnötige Zeit verstreichen lassen, bevor ich Sie ckufsuchte." „Sie — Sie wollten — Sie haben —" Er sah, daß sie die Farbe wechselte und kam ihr schnell zu Hilfe. „Ja, gnädige Frau, wozu sollte ich zögern, Ihnen -er eigentlichen Zweck meines Besuches mitzuteilen — ich bringe Ihnen Nachrichten von einem Verstorbenen." „ „Von einem — einem — Sie meinen —" Ein so herzbeweglicher Ausdruck von Angst lag in ihren Gesicht, Laß sich Ferdinand ergriffen fühlte. Wie mußt« diese Frau zu leiden verstehen, daß nur zwei Menschen au der Welt ihr Geheimnis kannten und sie wirklich keine: Seele weiter anvertraut hatte, was er — und auch er nul seit kurzer Zeit — wußte! „Es hat es also wirklich kein Mensch erfahren?" - sagte er im Anschluß an seine Gedanken. „Was erfahren?" : „Daß Kurt noch lebt?" Der Name durchfahr sie, und sie hätte Lie Hände ab wehrend ausstrecken und schreien mögen: „Sage nichts! Sprich nicht von ihm! Es tötet mich wenn ein anderer von ihm spricht . . ." Aber sie schwieg. Sie wußte ja auch, solche Empfins Lungen waren nicht wahr — man starb nicht an solchen Dingen. Uebrigens wußte sie ja vorläufig auch nicht einmal wievlel denn dieser Vetter seinerseits wußte. „Sie haben — meinem Mann näher gestanden?" „Wir waren gute Freunde, wenn auch nicht so gute wie Kurt und ich Die Brüder waren ia io verschieden!' (Fortsetzung folgt.)