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Rabenauer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. L L /2<t/ Inserate kosten die Spaltenzeile MW sm UmM, Schrskrs, Mm-«. EroM M-SW« Witzblattes 1,50 Mk. l >7 sO l / z^ge n sür alle Zeitungen. Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskrast für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 99. s-r«spr-cher: Amt Deuben 2120 Sonnabend, den 23. August 1913. Fernsprecher: «mt Deuben 2120 26. Jahrgang. Nus Nad UNO fern Rabenau, den 22. August 1913. — In unsern Wäldern herrscht jetzt ein reges Leben von früh bis spät, Groß und Klein ist auf der Jagd — nach Pilzen, auf der Suche nach Himbeeren und Brombeeren. Diese Beeren reifen täglich in größeren Quantitäten, nur in Bezug auf Pilze zeigt der Wald sich kärglich, er würde mehr geben, wenn er könnte; Feuchtigkeit ist genug vorhanden, es fehlt nur an der erforderlichen warmen Temperatur. Von den Pilzsuchern gibt es zwei Arten: Glückspilze und Pechpilze. Der erste braucht nur den Wald zu betreten, da hat er schon nach einem Stündchen eine Portion seines Leibgerichts; der andere sucht begierig einen halben Tag lang das grüne Wald revier ab, um schließlich mißmutig mit zwei minderwertigen Pilzchen heimzukehcen. — In dankenswerter Weise hat die Schule wiederholt Pilzausstellungcn veranstaltet, aber viele scheinen es nicht für nötig zu halten, ihre Kenntnisse auf die sem botanischen Gebiete zu erweitern. Unser Waldboden er zeugt mehr eßbare Pilzarlen als gefährliche. Wer einen Pilz nicht genau kennt, der sollte ihn nicht mutwillig zerstören, sondern stehen lassen, bis ein anderer kommt, der ihn als genießbar erkennt und vergnügt einsteckt. — Nächsten Dienstag, den 26. August, vollenden sich 100 Jahre, seitdem Theodor Körner, einer der sympa thischsten Helden unseres engeren Vaterlandes, sein Leben für die Freiheit des deutschen Volkes opferte. Der hiesige Steuographenverein veranstaltet deshalb an diesem Tage in der Rabenauer Mühle eine Gedenkfeier, um Leben und Taten dieses Sängers und Helden wieder lebendig zu machen. Die Feier, die in Darbietungen von Gedichten, Vortrag und Vorführung eines Lustspiels besteht, wird infolge freundlichster Unterstützung durch Gesang und Instrumentalmusik verschönt werden. Wegen beschränkten verfügbaren Raumes konnten Einladungen fast nur an die fördernden Mitglieder des Ver eins ergehen. Dieser bittet, der Einladung freundlichst zu folgen und ihn in der Erfüllung einer vaterländischen Pflicht zu unterstützen. — Der statistische Bericht über den Betrieb der sächsischen Slaatseisenbahnen auf das Jahr 1912 beziffert den Betriebs- Überschuß auf 52,3 Millionen Mark, gegen 62,9 Millionen Mark im Vorjahre. — Die Lage des Arbeitsmarkles in Sachsen erfuhr im Juli eine weitere Verschlechterung. — lieber die Talsperren Malter und Klingen berg waren in den Zeitungen Meldungen verbreitet, wonach das Hochwasser der Weißeritz nicht unbeträchtlichen Schaden angerichtet habe. Diese Meldungen entsprechen nicht den Tatsachen. Irgend ein erheblicher Schaden ist durchaus nicht angerichtct worden. Das Hochwasser hat der Bauleitung lediglich den Wunsch erfüllt, zur Zeit der Einweihung das Becken der Maltersperre gefüllt zu sehen. Nun, da die Vor sperre gefüllt ist, wird auch für die Einweihun g für das große Becken genug Wasser vorhanden sein. Im übrigen gehen die Arbeiten an der Hauptsperre ungestört weiter und der Weihetcrmin, der zwischen 20. und 30. September liegen sollte, bleibt bestehen. — Die Gemeinde Hartha mit Spechtshausen beschloß den Auto omnibusverkehr Tharandt—Spechtshausen in eigene Regie zu übernehmen. Das neue Auto kostet 18 000 Mark. — Im Walde bei Hartha wurde ein junger Mann, ungefähr 25 Jahre alt, an einem Baume erhängt aufgefunden. — Bei der Zwangsversteigerung der jetzt herrenlosen, früher dem Baugewerken Carl August Winkler und Frau Selma Aug. verw. Fischer gehörenden, in Vühlauer Flur gelegenen Baustelle wurde der Zuschlag ausgesetzt, da für das 10,7 Ar große Grundstück nur ein Meistgebot von 1970 M. abgegeben worden war. Der Taxwert des Grundstückes beträgt 5400 M-, die Hypothekenbelastung 38 020 Mk. 20 Pfg., darunter eine anscheinend nicht erfüllte Hypothek von 28 000 Mk. — Einen gewerbsmäßigen Hypothekenschwindler dürfte die Dresdner Polizei durch die Fe stil ahme des Handlungs gehilfen Drechsel unschädlich gemacht haben. Der Schwindler suchte durch Inserate die Beleihung einer fingierten Hypothek von 96 000 Mark mit 2500 Mk. Drechsel, der in W i l m s- dors gebürtig, erbot sich dem Geschädigten als Sicherheit eine Lebensversicherungspolize und eine Aktie zu übergehen u. wies Schreiben von Rechtsanwälten vor, bei denen die Wert sachen deponiert sein sollten. Schließlich hat er durch fin gierte, mit der Schreibmaschine geschriebene und mit dem Kopse eines hiesigen Bankinstituts versehene Briefe, die eine zu erwartende Erbschaft bestätigen sollten, den Geschädigten zur Hergabe des Geldes zu bestimmen gewußt. Der größte Teil des Geldes konnte durch die Polizei wieder herbeigeschafft Werden. — In Fürstenwalde starb der frühere Mitinhaber der Fa. Kadner u. Lehmann in Deuben, Herr Lehmann an einem Herzschlag. — Nesidenztheater- — „Der gutsitzende Frack", Komödie in 4 Akten von Drögely. Soll eine Satire sein auf so manche moderne Größe, die nur durch einen Bluff hochkam. So steigt hier ein allerdings hochintelligenter Schneidergeselle durch seinen gutsitzenden Frack u. sein großes Maul in kurzer Zeit auf bis zum Abgeordneten und Schwiegersohn eines millionenschweren Ritters neuester Prägung. Daß er freilich auch einen Betrug — er gibt sich für den aus, der dem Mi nister einen großen Dienst leistete und macht sich in seinen zündenden Volksreden die Nietzschegedanken eines Buches, das ein nicht anerkannter Privatgelehrter schrieb, zu eigen — viel, wenn nicht alles verdankt, verschweigt er gern. Es soll mit dem Autor nicht gerechtet werden, daß er den Aufstieg des Gesellen sich allzuleicht gemacht, ihn mehr auf Aeußerlichkeilen als ihm innewohnende Bedeutung gegründet hat. Auch daß die Zauberkraft seiner Genialität nur in ihrer recht plumpen Wirkung auf das schwache Geschlecht gezeigt wird, sei ihm verziehen, braucht er letzteres doch, um ein sommerlich buntes Leben unter die schwarzen Fracks zu bringen, wie denn über haupt eine Reichhaltigkeit an Scenen aller Art, an dankbaren Nollen, an Seitenhieben Politischen und sozialen Charakters herrscht, daß ein williges Publikum vollauf beschäftigt ist. Die liebenswürdige Künstlernatur Wagners verleiht dem Schnei dergesellen fast größere Glaubhaftigkeit, als sie ihm der Autor gab. Das übrige Personal machte aus den Nollen, was mög lich war. Herr Paulig, Berlin, stattete einen nervösen Lokal bahndirektor mit all den Tricks aus, die allgemeine Erheite rung auslöstcn. Kurz es gab eine vielbesuchte und vielbelachte Vorstellung. — Centraltheater. — Das Parisiana - Ensemble führt vier neue Einakter vor, deren erster: „Ein angebrochener Abend" eine Courtisane zeigt, die, von ihrem 40 000 Fr.- Nenticr imstiche gelassen, beweist, daß auch ein Kellner, zumal wenn er begabt und jung ist, fähig ist, den angebrochene» Abend mit Witz und guter Laune auszufüllen. „Eine Liebes nacht", an die sie denken werden, verlebten Frau Amelie und ihr Hausfreund, denn Einbrecher störten sie, fesselten sie dann und putzten sie endlich nicht schlecht herunter, weil sie dem Freunde das Beste nehmen, während sie selbst, die Einbrecher, nur Fremde bestehlen. In der „Unmoralischen Wohnung", die eine adlige Dame gemietet hat, ohne zu wissen, daß vor ihr ein „Dämchen" darin wohnte, drängen sich allerhand Interes senten, die sogar ihr, der großen Dame aus bester Gesellschaft, das Alleinsein schwer machen. „Die G'schamige" endlich, eine lustige Wienerin, die ihren Bräutigam von der Nedoute ent führt, daß er der verheirateten Freundin nicht anheim fällt, beschließt den Abend. — Kleine Notizen. — Beim Spielen am Ufer der Mulde in Zwickau fiel'ein 9jährigeS Kind in den hochan- geschwollencn Fluß. Drei Spielgenossinnen versuchten durch gegenseitiges Angüssen das Kind z» retten. Sie stürzten aber dabei selbst in den Fluß. Hinzueilenden Personen gelang es schließlich, drei der Kinder noch lebend, wenn auch bewußtlos ans Land zu bringen, wo die Wiederbelebungsversuche von Erfolg waren. Das 4. Kind jedoch, das 9jährige Töchterchen des Sandgrubenbesitzers Lenk, konnte erst nach längerem Suchen als Leiche geborgen werden. — Der in der Toelleschen Papier fabrik in Langenbach bei Hartenstein beschäftigte Holz schleifereiarbeiter Karl Louis Günther aus Hartenstein wurde beim Auflegen des Riemens von der Transmission erfaßt und mehrmals mit herumgcschleudert. Dem Unglücklichen wurde der linke Arm unterhalb des Ellenbogens abgerissen, sowie die Schlagader zerrissen. Der Tod trat durch Verblutung ein. — Der 20 jährige Schlosser Willy Schröder in Leipzig gab nachmittags in der Lützener Straße auf seine Geliebte, die 18 jährige Verkäuferin Anna Birkner, drei Schüsse ab, darauf schoß er sich selbst eine Kugel in die Schläfe. Beide wurden schwer verletzt nach dem Krankenhause gebracht. Der Grund zur Tat soll Eifersucht sein. — Wegen Urkundenfälschung und Betrugs verurteilte die Ferienstrafkammer zu Bautzen den 45 jährigen Bezirks- steuersekrelär Max Edmund Hofmann zu 2 Monaten Gefängnis. Hofmann, der auch Vorsitzender der Steuereinschätzungskom mission war, war ein leidenschaftlicher Nosenzüchter, und, da ihm seine Mittel die Anschaffung der Stöcke nicht erlaubten, ließ er sich Bezugskarten drucken, die die Namen eines dortigen Gymnasialdirektors und eines Bankdireklors trugen. Auf Grund dieser gefälschten Karten bestellte er die Rosen, vergaß aber beständig, sie zu bezahlen. -- In Leipzig gab der 20 Jahre alte Schlosser Willy Schröder auf seine 18jährige Geliebte, die Verkäuferin Anna Birkner, in der Lützencrstraße aus Eifersucht 3 Schüffe ab und verletzte sie an der Brust und im Rücken erheblich. Die Birkner konnte jedoch die Flucht ergreifen. Darauf richtete Schiöder die Waffe gegen sich s.Ibst und verletzte sich durch einen Schuß in die Schläfe schwer. — Der Generalbevoll mächtigte des Fürsten Lynar in Hoyerswerda, der Rentmeister Paul Köhler, ist unter dem Verdacht der Wechselsälschung verhaftet worden. Ueber sein Vermögen wurde der Konkurs eröffnet. Köhler hat eine halbe Million Mark veruntreut. Er stand seit vielen Jahren in den Diensten des Fürsten. — Als eine segenreiche Einrichtung erweist sich die Stif tung des Herrn Baron v- Milkau, der der Tharandter Schule 20 000 Mark für Zwecke der Zahnpflege überließ. Bis jetzt sind 356 zahnkcanke Kinder mit einem Kostenauf wand von 1575 Mark behandelt worden. Von 440 Kindern, die sich zur Untersuchung stellten, hatten nur 25 (5,68 Proz.) völlig gesunde Zähne. — Aus den vier Gemeinden Larisa, Weixdorf, Gomlitz und Friedersdorf soll eine Gemeinde werden. Der Ge samtgemeinderat hat bereits über die Zusammensetzung des neuen Gcmeinderates Beschluß gefaßt. — Der Bankbeamte Hans Winckler aus Dresden wurde wegen Unterschlagung von 60 000 Mk. bei der Commerz- u. Diskonto-Bank in Berlin zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt. Dresden. — Nachts vergiftete sich auf der König Albertstraße 16 der Inhaber eines elektrotechnischen Geschäfts, der Ingenieur Klotzsch mit Cyankali. Finanzielle Schwierig keiten dürften die Ursache hierzu sein. K. ist 44 Jahre alt und lebte über seine Verhältnisse. — In der Wohnung seiner Mullec tötete sich früh der 16 Jahre alte Schneiderlehrling Querner aus Unlust zum Beruf. — Als gegen 11 Uhr die Kellnerin eines Restaurants in DreSden-Cotta noch nicht in der Gaststube erschienen war und auf Klopfen an ihrer Tür nicht antwortete, ließ der Wirt ihr Zimmer behördlich öffnen. Die Eintretenden fanden das Mädchen vollständig entkleidet quer über ihrem Bett liegend tot auf. Wie sich herausstellte, hatte die Unglückliche eine Flasche Medizin vollständig ausgetrunken, wahrscheinlich in ver Absicht, Leibschmerzen zu stillen. — Der „Arbeitgeberverband für Gommern und Umg." hat sich zur Sicherung seiner Mitglieder gegen Streiks und Aussperrungen dem Deutschen Jndustrieschutzverband (Sitz Dresden) angeschloffen. — Schutz gegen die wirtschaftlichen Folgen eines Streiks. Dem Deutschen Jndustrieschutzverband, Sitz Dresden, haben sich neuerdings außer einer Reihe von Einzel- firmen der Bezirksverband Schlesien des Verbandes Deutscher Steinbruch- und Steinmetzgeschäfte und die Korbmacherinnung zu Mühlberg angeschlossen. Die Mitgliederzahl des Deutschen Jndustricschutzverbandes, der — ohne zu Aussperrungen und zu verpflichten — Verluste aus Streiks und Aussperrungen nach festen Grundsätzen entschädigt und seinen Mitgliedern mit Nat und Unterstützung bei jeder Arbeiterbewegung zur Seite tritt, ist seit Jahresbeginn um rund 500 auf 4350 Firmen aller Branchen mit 316 000 Arbeitern angewachsen. — Ueber die Dresdner Universilälsfrage wird auf dem Deutschen Hochschullehrertag in Straßburg der Leipziger Pro fessor Dr. Bücher berichten. — Die Rauchwarenfirma Alexander Schulz-Singer in Leipzig ist in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Die Passiven betragen etwa 2 Millionen Mark. Die Firma strebt einen außergerichtlichen Vergleich an. — Das 8jährige Töchterchen und das 2jährige Söhnchen des Maurers Schettler fielen in Mitteldorf i. Erzgeb. in den angeschwollenen Gablenzbach und wurden bis Stollberg abge trieben. Dort zog man die Kinder auS dem Wasser. Bei dem Knaben waren die Wiederbelebungsversuche erfolgreich, während das kleine Mädchen bereits tot war. — In den Fluten der Mulde ertrank der 11jährige Max Bursian auS Lößnitz Seine Spielkameraden konnten ihn nicht retten. Am Webr bei der Fährbrücke wurde seine Leiche angespült. — In Schmiedefells in Thür- erkrankten gleich zeitig zehn Familien schwer. Als Ursache ergab sich vergiftetes Brot. In der Bäckerei, aus der dieses stammte, wurden die Mehlvorräte beschlagnahmt. — Der Staatsanwalt lehnte mangels ausreichender Unterlagen die Verfolgung des flüchtigen Direktors Stock, der durch seine Geschäftsführung den Zeulenrodaer Bank verein ruiniert hat, ab. Die Verbindlichkeiten deS Bankvereins erreichen eine Million Mark. — Oesterreich-Ungarns Verhältnis zu Rumänien hat sich durch das Revisionsverlangen Oesterreichs ganz erheblich verschlechtert. Kirchennachrichten von Rabenau. Sonntag, den 24, Aug. 1913. 14. p. Trin. Halb 9 Uhr Gottesdienst (Text: Luc. 17, 11-19). Viertel 11 Uhr Kin- dergottesdienst. Halb 2 Uhr Unterredung mit den Jünglingen. Karl Zülch, Pfarrvikar. "Kirchennachrichten von Somsdorf. Sonntag, den 24. August, 8 Uhr, Beichte und Abend mahl; halb 9 Uhr Predigtgottesdienst.