Volltext Seite (XML)
Wemukr Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis ein schließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Zeitung für UmM, HeisttMes) Klein- u. GmWa. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für aus wärtige Inserenten 1b Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von An zeigen für alle Zeitungen. Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 82. s-r«sprecher: Amt D-ub-u 2120 Dienstag, den 1ü. Juli 1913. k-rnsprecher: Amt L-«be« 2120 26. Jahrgang. Bekanntmachung. Nach § 1 des Gesetzes vom 18. August 1868 sind Hunde, wenn dieselben nicht mehr gesäugt werden, zu versteuern. Es werden daher die Besitzer etwaiger, sür das laufende Jahr noch nicht versteuerter Hunde hiermit aufgesordert, solche zur Bersteuerung sür das zweite Halbjahr 1913 bis längstens den 2«. Juli dieses Jahre» anzumelden und für diese Hunde die Hälfte der Jahressteuer zu erlegen. Hinterziehung der Hundesteuer wird mit dem dreifachen Betrage der Letzteren bestraft. Rabenau, deu 12. Juli 1913. Der Bürgermeister. In Vertretung: Hamann, Stadtrat. Nur Nab «na fern Rabenau, den 14. Juli 1913. Deutsches Turnfest. Schon seit frühmorgens 6 Uhr ist die Stadt Leipzig rege. Die gestern in 73 Sonderzügen bis zum Abend eingetroffenen Turner wurden durch einen großen Zuzug aus der Umgebung Leipzigs verstärkt. Im ganzen schätzt man den Zustrom der Fremden auf 300 000. Das Fest soll infolgedessen das glößte Turnerfest bisher über haupt sein. Gegen 10 Uhr stellten sich in verschiedenen Straßen die Festzüge aus, immer in kleinen Gruppen, die Oesterreicher in ihrem schmucken grauen Anzug, die Deutschen meist in blauer Turnjacke und weißer Hose. Der Vorbeimarsch der einzelnen Züge dauerte stundenlang. Es sollen sich an ihnen etwa 50 000 Turner beteiligt haben. Die Turner wurden in zwei große Abteilungen geteilt, die nur von den verschiedenen Kapellen und hin und wieder durch an Stangen getragenen Schildern unterbrochen waren. Von jeder Kostü mierung hatte man abgesehen. Um Verkehrsstockungen zu ver hindern, hallen die Behörden auch die Mitführung von Fest wagen untersagt. Nur 3 Wagen fuhren im Zuge, ein Fest- wagcn der Oesterreicher, auf dem frische Tiroler und Tiro lerinnen Platz genommen hatten, ein schön geschmückter Wagen der Amerikaner und der Wagen des Vorstandes der Deutschen Turnerschaft. Von den Ausländern sind zu erwähnen die Brasilianer, die Nordamerikaner, Abgesandte vom Stillen Ozean, Deputationen aus Madrid, Czernowitz, aus London, Deutsch- SUdwestasrika und Südamerika und die Deutsche Matrosen- kapelle aus Tsingtau. Am stärksten waren natürlich die Oesterreicher erschienen; man schätzt ihre Zahl auf 7000. Am Markt vor dem alten Rathause fand die Hauplfeier statt, da sich dort die beiden großen Abteilungen kreuzten. Auf dem Balkon waren Erschienen der Protektor der deutschen Turner schaft, Herzog Eduard von Koburg-Golha, Graf Posadowsky, V. d. Goltz-Pascha, Slaatsminister v. Podbielski, der sächsische Kultusminister Dr. Beck, sämtliche Leipziger Behörden, darunter der Rat und die Stadtverordneten und sehr viel hohe Militärs. Die Turner defilierten an dem Balkon vorbei und die Menge brach bei Vorbeizug der Turner in einen so großen Jubel aus, wie ihn Leipzig schon lange nicht erlebt Hal. Der nun mehr vereinigte Festzug kam nach fünfstündigem Marsche auf dem festlich geschmückten Platz in Eutritzsch an, wo sich in zwischen eine etwa 150000 Personen zählende Menge an den Tribünen entlang aneinander gereiht halte. Indessen war gegen 3 Uhr König Friedrich August auf dein Festplatz er schienen und halte sich in die Königsloge begeben. Nicht enden wollende Hochrufe brausten aus den vocbeiziehenden Turner scharen zuin Könige empor. Es war ein überwältigender An blick, als die Turner von dem Willen der drei dazu bestimmten Vorturner geleitet, in einer breiten Front auf die Königsloge »uschrilten- Vor der Tribüne trennten sich die dichten Kolon nen in zwanzig einzelne Staffeln und bildeten auf dem ganzen großen Platze ein riesiges Köpfemeer. Dann begannen die Freiübungen, die trotz der unübersehbaren Menge mit der gewohnten Exaktheit ausgeführt wurden. Dann machten die Gruner 3000 Turnerinnen Platz, die ebenfalls die großartige Disziplin der Deutschen Turnerschaft bei ihren Freiübungen bewiesen. Der König verließ UM 5 Uhr den Festplatz und kehrte nach Dresden zurück. _ — Wartesaal in Halle von einem Herzschlag be troffen wurde Sonnabend Nacht der privatisierende Schlosser Adolf Hofmann hier, km seinen Sohn in Aschersleben zu besuchen, benutzte er einen Extrazug nach Leipzig und war dann nach Halle weitergefahren, wo er längeren Aufenthalt Halle. Jedenfalls hat den 76 jährigen Mann die Reise zu sehr angestrengt. Ec wird nach Rabenau überführt. — Der „Gasthof zur Sonne" in Glashütte, der seit 9 Jahren von Karl Kinzel und nach dessen Tode von Frau verw. Kinzel — geb. Wünschmann aus Rabenau - bewirtschaftet wird, geht mit 1. Oktober in andere Hände über. — Der Verband der Sch neid er-Junungen Sachsens (Sitz Dresden) mit 57 Innungen und annähernd 4000 Mit gliedern hält am 27. und 28. Juli d. Js. in Leipzig seinen Verbandstag ab. Hierbei wird eine von der Innung Leipzig veranstaltete Ausstellung sämtlicher im Schneidergewerbe be nötigten Erzeugnisse abgehaltcn. — Am Freitag Abend gegen halb 7 Uhr brach auf dem Herrn Mörbitz gehörigen Freigute in Kleinölsa ein Feuer aus, dem die Wirtschaftsgebäude, Scheunen, ein Teil der Stallungen, sowie große Vorräte von vorjährigen Körner früchten zum Opfer fielen. Das Herrenhaus blieb durch das tatkräftige Eingreifen der Wehren unversehrt. Der Scha den ist bedeutend, jedoch größtenteils durch Versicherung ge dickt. Die Entstehungsursache ist noch nicht festgestellt; ob Unvorsichtigkeit seitens des Dienstpersonals vorliegt, wird die Untersuchung klären. Am Brandplatze waren 10 Spritzen er schienen, darunter die Gemeindespritzen v. Oelsa, Obernaundorf, Lübau, Spechtritz, WendischcarSdorf, Paulshain, sowie die Freiwilligen Feuerwehren von Rabenau und Seifersdorf. — In der 4. und letzten diesjährigen Schwurgerichts periode des Freiberger Schwurgerichts wird sich voraussichtlich der seit 1 einhalb Jahren in Untersuchungshaft befindliche Kassierer Willkomm von der Vereinsbank Dippoldis walde zu verantworten haben- — Im Gasthof Coßmannsdorf findet am 16. Juli ein Militär-Monstre-Konzert besonderer Art statt, ausgeführt von den gesamten Trompeterkorps des Gardereiter-Negiments und des 5. Feldartillerie-Regiments Nr. 64 in Pirna und unter persönlicher Leitung der Obermusikmeister Stock und Arnold. Das Programm hierzu ist ein ganz besonders gewähltes. Her vorgehoben sei „Die Post im Walde", als Ausstattungsecho, geblasen in der Ferne, mit Höhenbeleuchtung. Hervorzuheben sind hierbei besonders die Pyrotechnischen Neuheiten, der elek trische Wasserfall usw. Zum Schluß gelangt das große Ton- gemälde von Wiiprecht: „Erinerung an die denkwürdigen Kriegsjahre 1813—1815" zur Aufführung. Nach Schluß des Konzertes findet in dem schön geschmückten Saale Sommer nachtsball statt. — Das auch hier verbreitete Gerücht von einem Eisen bahnunglück bei Röderau, bei dem eine Anzahl zum Deutschen Turnfest in Leipzig fahrende Turner umS Leben g-kommen sein sollte, bestätigt sich nicht. Es ist auf ein Unfall zurück zuführen, der sich am Sonnabend beim Nöderauer Bahnhof zugetragen hat. Dort stürzte ein Knecht von seinem Wagen und verletzte sich schwer. — Das König!. Schwurgericht in Freiberg verurteilte die Logenschlußersehefrau Wilhelmine Christiane Grove und das Dienstmädchen Minna Polein, beide aus Berlin, wegen fahrlässigen Falscheides je zu 10 Monaten Gefängnis, die Plätterin Agnes Selma Pauline verehel. Mutzke aus Berlin wegen Unternehmens der Verleitnng zum Meineide in 2 Fällen und wegen fortgesetzter Hehlerei zu 2 Jahren 9 Mon. Zucht haus und wegen verbotenen Waffentragens zu 3 Wochen Haft. — Kleine Notizen. — Infolge Unvorsichtigkeit kam der Gutsbesitzer Grützner in Ottendorf bei Neustadt Sa. der elektrischen Starkstromleitung zu nahe. Er erhielt einen der artigen Schlag, daß er sofort t o t war. — Bei Naudnitz in Böhmen wurden in einem Sandhaufen spielende Kinder verschüttet; zwei sind t o t, zwei wurden schwer verletzt. — Am 16 ds. hält das 28. Feldartillerie - Regiment in Bautzen seinen Einzug. — Lebensgefährliche Brandwunden erlitt die 81 Jahre alte Kürschnerswilwe Fischer in Radeberg. Sie hat vermutlich den Ofen mit Hobelspänen geheizt, wobei zurück schlagende Flammen ihre Kleider in Brand steckten. Die Frau erlitt am ganzen Körper derartige Brandwunden, baß sie im Krankenhaus bald darauf verschieden ist. — Der An fang vorigen Monats durch heftige Gewitterregen im Ortsteil Dörfel-Olbernhau an Fluren, Wegen und Grundstücken ent standene Wasserschaden beläuft sich auf etwa 8400 Maik.— Der ledige Theodor Fischer erschoß die Ehefrau Alosia Fischer von Neugeschrei und flüchtete dann in den Wald. Er wurde von der Gendarmerie verfolgt und konnte verhaftet werden. Es soll Eifersucht im Spiele sein. — Im Hermannschen Steinbruch in Seissen bei Heidelberg wurden Sprengarbeiten verrichtet. Infolge mangeln der Vorsichtsmaßregeln wurden unter die in der Nähe spielenden Kinder etliche Steine geschleudert. Das vierjährige Söhnchen des Arbeiters Borner wurde dabei so unglücklich von einem Stein an den Kopf getroffen, daß es sofort t o t niedersank. Der Vater des Kindes war selbst mit im Steinbruche tätig. — Eine bemerkenswerte Riege, wie sich gewiß selten, vielleicht aber auch nie wieder eine zusammenfinden wird, hat sich zum 12. deutschen Turnfest in Leipzig gezeigt. Es ist die Bruderriege der Familie Seidel aus Deuben. Die sieben im Durchschnittsalter von 46 Jahren stehenden Brüder haben unter Führung des Aellesten, des in Sänger- und Turner kreisen geschätzten Oberlehrers Seidel (Lungkwitz), eine Riege gebildet und traten am Sonntag abends mit Eisenstabübungen auf dem Festplatze an. Sie haben, um dieses seltene Ereignis zu ermöglichen, die Vorbereitungen an ihren verschiedenen Wohnsitzen, in Wilsdruff, Deuben, Lungkwitz und Frankenberg i. S. treffen müssen. Die Mehrzahl der Brüder ist Sieger bei Gau- und Bergfesten gewesen, zwei von ihnen, die beiden ältesten, sind Inhaber des Ehrenbriefes der deutschen Turner schaft. Vater Seidel, den diese Familienricge mit Stolz er füllen darf, ist achtzig Jahre alt. Dresden. Der als Einjährig-Freiwilliger beim Schützen regiment dienende Sohn des Schuldirektors Ulrich erhielt wegen eines geringfügigen Versehens beim Exerzieren zwei Stunden Stubenarrest. Aus gekränktem Ehrgefühl verließ der Einjährige seine Truppe und beging einen Selbstmordversuch, indem er sich vor einen Eisenbahnzug warf und sich überfahren ließ. Ec fand zwar nicht den Tod, wohl aber wurde er schwer verletzt. Dem Unglücklichen wurden beide Beine abgefahren, Lebensgefahr ist nicht vorhanden. — Am Sonnabend stürzte im Hause Dürerstraße 11 der 7 Jahre alte Sohn eines Badedieners aus einem Fenster deS vierten Stockes auf die Straße hinab und blieb bewußtlos liegen. Er hatte schwere innere Verletzungen erlitten. — In dem an der Friedrichstraße in Dresden gelegenen Straßen depot trug sich ein bedauerlicher Unglücksfall zu. Dort hielt sich die in Döhlen wohnende 74 Jahre alte Maurers- Witwe Jäckel auf und fiel infolge eines Fehltritts in den zum Reinigen der Wagen dienenden Schacht hinein. Sie erlitt erhebliche Verletzungen am Kopf. — Das Geschirr des Gasthofsbesitzers Hennig in Ullers dorf bei Radeberg stieß in Dresden auf der Marienbrttcke mit einem Straßenbahnwagen zusammen, wobei Hennig vom Wagen geschleudert wurde und derartige Verletzungen zuzog, daß er an den Folgen gestorben ist. — Bei der Reichstags-Stichwahl Jüterbog-Luckenwalde- Zauch-Belzig wurde Ewald (Soz.) gewählt. — Die türkische Armee wird die Linie Enos—Midi« besetzen; sie hat den Vormarsch angetreten. Die Türken for dern die R ü ck gäbe Adrianopels. — Nach griechischen Mel dungen haben die Bulgaren Seres eingeäschert und an der Bevölkerung Grausamkeiten begangen. — Die Gefahr der Besetzung Sofias durch serbische und rumänische Truppen ist in unmittelbare Nähe gerückt. Eine serbische Division ist nur noch einen Tagesmarsch von Sofia entfernt; die bulgarischen Truppen konzentrieren sich bei Sofia. — Bukarester Pcivatnachrichlen zufolge soll in Sofia Aufruhr herrschen; das Volk habe die Ministerien gestürmt. — In einer amtlichen Depesche aus Athen erklärt Griechenland, nur auf dem Schlachtfelds Frieden schließen zu wollen.