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Rabenauer Anzeiger : 27.05.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191305279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19130527
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19130527
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-05
- Tag 1913-05-27
-
Monat
1913-05
-
Jahr
1913
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Wochenschau. bisherigen zweijährigen Dienstzeit den, auf Grund der Wiederein- Kaiscrpaare zwar verwandts , , , . -— Staaten bilden, web Der Zufall bringt eigenartige Verhältnisse herbei. Zur Teilnahme an der Hochzeit der deutschen Kaisertochter sind der Kaiser Nikolaus von Rußland und König Georg von Großbritannien und Irland m Berlin anwesend, die unserem Kaiserpaare zwar verwandtschaftlich nahe stehen, aber doch die Häupter derjenigen Staaten bilden, welche zu Frankreich die freundschaftlichsten Verhältnisse Haven. Dagegen fehlen die uns verbündeten Monarchen, weil eben die Vermählung den Charakter einer Familienfeier behalten soll. Fürstliche verwanvtschast und politische Freundschaft decken sich also nicht immer, aber wir erkennen es gern an, daß der Zar wie der König in hohem Maße friedlich gewirkt haben, und denken, daß von diesem Familien-Stelloichein einige fteundliche Hinweise auf die Beziehungen der betreffenden Regierungen folgen werden. Mitunter-will eS allerdings scheinen, daß hierfür ziemlich vjel GedW erforderlich ist; seit dem letzten Besuch deS russischen Kaisas in Deutschland, von dem schöne Resultate erwartet wurden, sind bald drei Jahre verflossen, aber es ist seitdem eigentlich alles beim alten geblieben. j Unser Kaiser hat den Besuch feines königlichen Vetters aus London wyhrgenommen, um seine Versöhnlichkeit zu zeigen; die drei wegen Spionage in Deutschland zu längerer MstungshZft yLWrtMen britischen Offiziere sind von dem Mmärchey begnadigt Md sremelassen worden, eine noble HandlungsMise, dw in der Heimat der Enthafteten mit lautem Beifall begrüßt ist, Bel uns ist freilich gefragt: Mrö England seine Vvch wirklich ein bißchen heraus- fordernde Änndschosterei au den deutschen Lüsten ein- siestLN? Denn es wäre doch recht bedauerlich, wenn der kaiserliche Gnadenakt in London nur so verstanden würde, es geht keinem Briten arg an den Kragen, der im Deutschen Reiche Spionage betreibt. Nicht völlig klargestellt ist auch der Umfang der englischen Pläne auf die Schlußstrecke der mit deutschem Gelbe gebauten Bagdadbahn zum persischen Golf. Zweideutig ist es, warum die Türkei so angelegentlich mit den Engländern in dieser Sache verhandelt hat, ohne daß ein fremder Staat darüber etwas erfuhr. Wir wollen die laut gewordenen Befürchtungen nicht wiederholen, müssen indessen darauf Hinweisen, daß es nicht schön wäre, wenn England, dem wir in solchen Dingen niemals in die Quere gekommen sind, uns mit einem Male einen Knüttel zwischen die Füße würfe. Die französisch-chauvinistische Hetzerei, dis sich in meh reren elsaß-lothringischen Zeitungen und Vereinen zeigt, obwohl das Reichsland erst vor wenigen Jahren eine neue Verfassung und eine eigene Verwaltung erhalten hat, soll durch gesetzliche Bestimmungen so geahndet werden, wie sie es verdient. Wenn es heißt, daß Proteste dagegen laut werden, so Haden wir uns klar zu machen, was zum Heile des Deutschen Reiches nötig ist. Haben wir Rücksichten zu üben, so können diese natürlich nur uns selbst gelten, nicht etwa Frankreich und seinen Agenten. Es liegt hier ähnlich, wie bei der Begnadigung der englischen Spione. Dankt uns niemand unser Entgegenkommen, so üben wir eben unser Hausrecht so, wie es deutsche Art ist. Wenn Deutsche in Frankreich sich so zeigen wollten, dann ginge es ihnen ganz anders an den Kragen. Ist doch neulich erst ein bekneipter Studio, weil er in Paris unpassende Worte über Frankreich gesprochen hatte, prompt zwei Monate ein gekocht und außerdem noch mit einer empfindlichen Geld buße belegt worden. Der Beschluß der französischen Regierung, diejenigen Soldaten, die nach der bisherigen zweijährigen Dienstzeit im Herbst entlassen würden, auf Grund der Wiederein führung der drei ährigen Dienstzeit bereits ein drittes Jahr im aktiven Dienst zu behalten, hat in einer ganzen Anzahl von Garnisonen böses Blut gemacht. Disziplin gehl in Frankreich eben nicht über alles, und die Schwäche der Militär-Verwaltung, welche die teilweise recht groben Skandale nach Möglichkeit zu bemänteln sucht, schadet mehr als sie nützt. Dabei bestehen, wie sich aus den Kammer- Debatten ergibt, noch andere, ziemlich weitgehende Pläne, für die wohl das Geld, aber nicht mehr der gute Wille auf- zubringen ist. In allen diesen Ereignissen liegen Gefahren, die nicht unterschätzt werden dürfen. Denn die Unzufrieden heit, die von den Anarchisten nach Kräften geschürt wird, kann auf der anderen Seite von den Revanchemännern anderswohin geleitet,und sum Losschlagen benützt werden. . Ril Mer MerraMMK Merken vir NitHenerx Say VÄ TripoNskrieg. düi sie längst beendet glaubten, doch noch nicht aus ist. Ein zufällig entstandenes Gefecht hat ihnen erhebliche Verluste gebracht. Natürlich kann dieser andauernde Widerstand die Oberherrschaft Italiens über bas ehetttals türkische Tripolitanien nicht aufhalten, aber die Kosten rechnung für den ohnehin nicht billigen Krieg wird doch noch ganz wesentlich verteuert. Seit Monaten schon ist der endgiltige und unwiderruf liche Dalkanfriede Woche für Woche angekündigt worden, aber es kommt stets anders. Immer wieder stimmt es nicht, Serbien, Griechenland und Montenegro sind die Racker, die nicht unterschreiben, sondern mehr haben wollen. An Bul gariens Grenzen soll abgeknappst werden zum Vorteil seiner bisherigen Verbündeten, worauf die Regierung in Sofia nicht eingehen will. Mehrere Mtnisterreden haben es aus gesprochen, daß wohl kein großer Krieg mehr zu befürchten sei, daß aber die für einen allgemeinen Frieden obwaltenden Schwierigkeiten noch nicht überwunden werden konnten. Er- fteultch ist es, daß die Gerüchte, ein deutscher Prinz solle Fürst des neuen BalkanstaäteS Albanien werden, unzutreffend sind. Vergnügen bereitet eine solche Würde heute nicht, und wer weiß, ob der Thron von Albanien, knapp, daß er errichtet ist, nicht schon wieder zusammenfällt. Dem Zaren bringen anläßlich seines ersten Besuches in bet Reichshaupt stadt die Blätter ihren ehrerbietigen Willkommengruß bar, m den sie auch politische Betrachtungen einschließen. Die konservative „Lrevz-Akg." sagt in ihrem Begrüßungsartikel unter andern: Kaiser Nikolaus 2. ist ein llrenkelfohn der Königin Luise, deren Andenken gerade in diesem Jahre der Säcularfeier glorreicher Tage, in denen Rußland als Waffen bruder an unserer Seite stand, wieder lebendig vor jedem Preußen aufgestiegen ist. Das Bewußtsein dieses Familien- zusammenhangeS hat m der Geschichte beider Reiche eine bedeutsame Rolle gespielt. Wie der sterbende Kaiser Nikolaus seinen Sohn und Nachfolger auf Preußen als den Freund hinwieS, hat auch Kaiser Wilhelm in seinen letzten Stunden in gleicher Weise dem Wunsch und der Hoffnung guter Be ziehungen zu Rußland feinem Enkel, unserem Kaiser, gegen über Ausdruck gegeben. Deshalb galt der erste Besuch Kaiser Wilhelms 2. dem Vater unseres hohen Gastes und die Tradition der Familienfreunbschaft ist auch ihm selber gegenüber stets aufrecht erhalten worden. Gerade in den chwersten und kritischsten Stunden seines Regiments hat ich diese Überlieferung bewährt. Sie ist auch da nicht er- oscheN, wo politische Strömungen erregten nationalen Ge- ühls und scheinbare oder wirkliche Interessengegensätze sich hr entgegenstemmen. Daß die jüngste orientalische Krisis nicht zu einem Kriege führte, der auch ein deutsch-russischer werden konnte, ist zu nicht geringem Teil dem festen Wider stande zu danken, den Kaiser Nikolaus 2. Bestrebungen Ent gegensetzte, die sich an ihn herandrängten. Die fortschrittliche „Voss. Alg." erinnert gleichfalls an die verwandtschaftlichen Beziehungen des Zaren zu dem Bräutigam und der Braut, wodurch die offizielle Erklärung begründet sei, daß es sich um einen rein familiären Besuch handele, dem jeder offizielle politische Charakter fehle. Am 7. Juli v. I. hatten Kaiser Wilhelm und der Zar die Be gegnung von Äaltischport. Die amtlichen Stellen Peters burgs wie Berlins knüpften an diese Begegnung die schönsten politischen Hoffnungen, und gegen oen Wunsch des damaligen Staatssekretärs v. Kiderlen-Wächter fügte der Reichskanzler der halbamtlichen Kundgebung über das Ergebnis der Entrevue die Worte hinzu: Die Begegnung von Baltischport bezeuge nicht nur die feste und dauernde Freundschaft zwischen Rußland und Deutschland, sondern bedeute auch einen beredten Ausdruck der friedlichen Grundrichtungen, welche die Politik der beiden Reiche im gleichen Maße be stimmen. Am 7. Juli diese Kundgebung und am 30. Sep tember die Mobilmachung der Heere des Balkanbundes, der unter russischer Mitwirkung geschlossen war! Die Ereignisse, die auf Baltischport folgten, haben trotz der „traditionellen Freundschaft" und der „auf gegenseitigem Vertrauen be ruhenden Fühlungnahme" Deutschland und Rußland nicht immer in demselben Lager gefunden. Im Gegenteil, es hat an der Sorge nicht gefehlt, daß es über Österreich- Ungarn, unseren Verbündeten, zum Kriege mit Rußland, das.heißt zum Weltkriege kommen könne. Deutschland wMMr Irv Mm, es auch vr« Krirg nnyk fürchtete; hatte doch f. Z. der Zar den Kaiser in BreSlau als den Kriegsherrn des größten Heeres der Erde gefeiert. Aber man ist auch hierzulande befriedigt, daß sich die dro henden Wolken zu zerstreuen begonnen haben und die Zu versicht in die Erhaltung des Friedens sich erneuert. Wer wollte dem Zaren seinen Anteil an dieser Wendung zum Besseren streitig machen? Hat doch der Selbstherrscher manchem Sturm und Drang tatkräftigen Widerstand zu leisten und die panslawistische Abenteuerlust einzudämmen gehabt! Das darf erwähnt und anerkannt werden an einem Tage, wo er als Gast auf deutschem Boden weilt. Der Präliminarfrieden, , der dem Kriegszustände auf dem Balkan offiziell ein Ende machen soll, scheint sich nun doch seinem Abschluß zu nähern. Die Vertreter der kleinen Balkanstaaten beginnen einzusehen, daß der Friede zwischen den verbündeten Balkanstaaten und der Türkei, nicht zwischen den Verbündeten und den Groß mächten geschlossen werden soll, daß die Balkanstaaten also auch nach dem Abschluß des Präliminarfriedens die Mög lichkeit haben, über Albanien und die ägäischen Inseln mit den Großmächten zu verhandeln. Um diese Bereitwilligkeit der beiden Zauderer zu stärken, wurde Serbien ein exterri torialer Handelshafen am Adriatischen Meere und Griechen land der Anfall südalbanischen Gebietes und bestimmter ägäischer Inseln zugesagt. Sollte dieses freundschaftliche Entgegenkommen nicht schnell zum Ziele führen, so soll auf Serbien wie Griechenland ein fühlbarer Druck ausgeübt werden. n Der abgeüaderte prülimlnarfrievensenkwurs hat die Zustimmung sämtlicher Großmächte gefunden; nur in die Regelung der Finanzfrage auf der nach Parts etnzube« rufenden Konferenz lassen sich die Großmächte nicht hinetn'- reden. Die Besprechnungen der Delegierten galten am Donnerstag der Festsetzung des Termins, an dem die Friedensverhandlungen im St. James-Palast ausgenommen werden sollen. t Die Regierung in Sofia läßt die Gerüchte, wonach bulgarische Truppen in den jüngsten Kämpfen mir griechischen Streitkräften überaus schwere Verluste erlitten hätten, für grundlos erklären. Die Verlust« der vulgaren bei aste« Zusammenstößen mll Griechen hätten etwa 100 Lol« und Verwundete betragen. Auf griechischer Selle feiest 2 Offiziere gefallen und etwa 200 Soldaten verwundet worden.- Aus aller Welt. Durch el-ö SprengMae zerstört wuroe im Haken von Smyrna der französische Postdampfer „Senegal".. Der Hafen von Smyrna war schon seit Ausbruch des türkisch- italienischen Krieges durch eine starke Kette von Untersetz« minen gesperrt, die während des Balkankrieges noch fitz« deutend verstärkt wurden. Der „Senegal", der die für ihn bestimmte Fahrrinne verlaffen hatte, stieß auf die Mine, deren Explosion das Vorderschiff fast vollständig zertrümmert. Passagiere und Mannschaften des PostdampserS konnten glücklich in Sicherhell gebracht werden. Die vollarpriuzesflu als polnlsche Gräfin. Eine interessante Hochzeit fand kürzlich in Baltimore statt. Dis Tochter des amerikanischen Milliardärs Worfield vermählte sich mll dem Grafen Vladinus Ledochowski, einem Neffen des verstorbenen Kardinals und Erzbischofs von Posen. Daß Kino-Aufnahmen ihre Gefahren haben, hat ein Autounfall in Paris bewiesen. Ein Auto, das bei einer Kinoaufnahme mitwirkte, verlor die Steuerung, durchbrach das Geländer einer Seinebrücke und stürzte in den Fluß. Der Chauffeur vermochte sich nicht zu retten und ertrank. Mil dem Tode der Paz Ferrer, der Tochter deS vor drei Jahren Hingerichteten spanischen Revolutionärs Ferrer, werden alte Erinnerungen an die Ferrer-Bewegung wack. Aus Anlaß der Erschießung des des Hochverrats überführten Revolutionärs, der besonders durch seine auf materialistisch- monistischer Grundlage errichteten Schulgründungen und durch seinen leidenschaftlichen Kampf gegen Religion und Kirche bekannt geworden war, fanden auch in Deutschland lebhafte Protestkundgebungen statt. Ferrers Tochter Paz, die Sckaukvielerin war. verwandte sich in privchen »nh Unser Mens FlaiM Historischer Roman aus dem polnischen Aufstand von P. Ajerlein. 21s Baron v. Drsinsky konnte nur einige gleichgiltige Worte bervorbringen, auch vermochte er seinen Blick kaum zu der Abschiednehmenden zu erheben. Kaum hatte aber Gabriele Va lentin den Saal verlassen» da goß er schnell den noch im Glase befindlichen Rest des Weines in einen der große» Palmenstän der und verwischte sorgfältig jede Spur davon. Unschlüssig hielt er das Glas in der Hand, aber auch hier war er nicht lange im Zweifel, wie er dieses beseitigen konnte. Die Fenster der einen Seite führten in den Garten, der einsam und verlassen sich »n die Rückseite des Hauses anschloß und selten betreten wurde. Er zögerte nicht lange, rasch hatte er eines dieser Fenster ge öffnet und nachdem er sich überzeugt hatte, daß Niemand ihn beobachtete, schleuderte er das Glas in weitem Bogen aus dem selben und kaum ein leises Klirren drang bis zu ihm. Damit war die letzte Spur verwischt, die zum Verräter hätte werden können, denn wenn einmal beim Aufräumen des Gartens die Glasscherben gefunden wurden, hatte die Witterung dies längst besorgt. Der nächste Gedanke war nun an die Folgen, welche seine Lat zelligen mußte. Wohl Harle Gabriele Valentin nur einen keil des vergifteten Weines genossen, aber diese Menge reichte i>ei ihrer ohnehin nicht allzukräslige» Körperkonstitution aus, die beabsichtigte Wirkung hervotzurufen. Eiskalt überlief es Baron v. Orsinsky jetzt und wie er so allein in dem weilen Raimi sich befand, in vem soeben ein grauen haftes Drama sich abgespielt halte, erfaßte ihn eine gewisse Furcht. Er erschrak über das Geräusch seiner eigenen Schrille und blicke sich ängstlich in dem leeren Raum nm, indem er überall einen heimlichen Beobachter feiner Tat zu elbiicken glaubie. Bei jedem etwas stärkeren Geräusch von der Straße heraus fuhr er zusammen und als sein Blick jetzt auf den Platz fiel, wo er Löt eurer VlmeUtllM ttkveu -er bekümmerten Mutter gesessen und hierbei der schändliche Platt nach und nach in sei nem Innern aufgetaucht und immer festere Formten angenom men hatte, da glaubte er deren Geist jetzt noch dorten sitzen zu sehen, der die Hand zürnend nach ihm ausstreckte. Mit Entsetzen wurde er erst jetzt inne, auf welche furcht bare Bahn er geraten war und wie steil dieselbe, abwärts ge führt batte. Vom leichtsinnigen Genußmenschen zum Verschwen der, zum Spieler und Falschspieler, welch ein kurzer Meg war es gewesen und dsr letzte Sprung bis zum schwersten Verbre cher, er war vollends ein kurzer gewesen und nun gab es kein Zurück mehr. Er wollle hinauseilen, wollte versuchen, das Schreckliche ab- zuwenden, aber schon hatte er die Kraft nicht mehr hierzu, seine Füße waren wie festgebannt an den Boden und unverwand stierte er nach dem Sessel», M dem Gabriele Valentin gesessen hatte. Der Eintritt des alten Diener Daniel schrecke ihn auf und dieser war nicht wenig verwundert, den Baron hier noch so allein zu treffe», noch mehr über sein verzweifeltes Aussehen. „Ich hoffte, Frau v. Zarkow würde noch einmal zurückkeh- ren," sagte der Baron, ohne seine Verlegenhell ganz überwunden zu haben. „Aber ich warte schon eine geraume Zell vergebens." „Ja, da können Sie noch lange warte», Herr Baron. Frau v. Zarkow hat in Begleimng des Notars das Haus bereits ver lassen." „Fatal — da kann ich warten," bemerkte der Baron, froh eine solche Ausrede gefunden zu haben, begab sich dann in ein Nebengemach, um Hut und Ueberrock zu holen. Gabriele Valentin warst erst eine kurze Strecke auf der vom lebhaften Verkehr erfüllten Straße »ach dem Verlasse» ihres E> teruhauses weiter gekommen, als sie mit einem Male meinie, umsinten zu müssen. Lebhafte Schmerzen unv ein unwiversteh- liches Brellgesühl stellten sich ei», und es war ihr, als drehe sich alles mn sie her in wirrem Wirbel. Umvrlltürlrch faßte sie nach einer Ämke, nach einem Geaen» stanS, um sich Voran klammern zu Wunen, aber ihr« Haar» griffen nur in die Lust, sie stürzte im nächste» Auge»bltck in. mitten der zahlreichen übrigen Passanten zu Boden. Ihr Kör. per erschütterte in konvulsiviscken Zuckungen, ein leichter SKaur» trat zuerst auf ihre Lippen und dann erfolgte heftiges Erbrechen Verschiedene ängstliche Passanten und Passantinnen schrieen ngtür. lick auf, als sie die in tiefste Trauer gekleidete unbekannte Dam« zu ihren Füßen uiederstürzcn sahen, aber schnell hatte sich ei» Kreis um sie gebildet und ein lebhaftes Durcheinander, wa- man mit der anscheinend von Krämpfen befallenen Unglücklichen beginnen 'ollte, entstand. Aber schon war auch ein Schutzmann zur Stelle, der den Vorgang zufällig von seinem Poften aus gesehen hatte. Die Witiwe wurde nun von hilfsbereiten Händen sofort in eines der nächsten Häuser getragen, nach einem Arzt und eben so nach dem Krankenwagen der Polizei wurde geiand, denn der Zullank der Frau schien durchaus nicht unbedenklich zu sein und sie von heftigen Schmerzen gepeinigt zu werden. Niemand erkannte sie, kein Mensch konnte Aufschluß gebe»,« wer die plötzlich Erkrankte war, trotzdem sich die Neugierigen in großer Menger herbeidrängten. Selbst zufällig des Weges daher kommende Postboten unv andere Personen, dte mll einem großen Kreis von Menschen in allen Teilen der Stadt in Be- rührung kamen, schilltetten nur den Kopf; ft« hatten die Dame noch nicht gesehen. Die allgemeine Meinung ging dahin, daß sie wahrscheinlich von auswärts »ach hier gekommen war und vorläufig nichts anderes übrig blieb, als sie in ein Krankenhaus zu bringen." Der Krankenwagen kam zuerst; ein Arzt war nicht so schnell anzutreffen gewesen. Welch eine Fügung ves Schicksals! Kaum tausend Sckriile von ihrem vornehmen Etternhause enifernt brach Gabriele Valemiu zusammen uud wurde als Unbekannte in ein öffenlliches Krankenhaus überführt — sie die Tochter ei ner, Familie, die große Summen zu ivohlläligen Zwecken msteie. Kaum war der Krankenwagen oavongerolll, so verltej sich ebenso rasch der angesammeke Menjchenjchwarm.
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