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Rabenauer An^eiUr Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis ein schließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. Zeitung für UmM, Stisttsims- Klein- u. WM Inserate losten dle Spaltenzeile oder deren Raum IO Pf., sür aus- . wärtige Inserenten Id Pf. Reklamen 1 20 Pf. Annahme von An- zeigen für alle Zeitungen. Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskrast für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 73. K-r«spr<ch-r: «ml Leube» 2120 Dienstag, den 24. Juni 1913. Fernsprecher- «mt Leube« 2120 26. Jahrgang. Aur Nab uns frrn Rabenau, den 23. Juni 1913. — Im Reichstage stellte der sächsische Militäcbevoll- mächtigte General Leuckart v. Weißdorf fest, daß im sächsischen Heere die Zahl der Mißhandlungen ständig abgenommen habe. — Em schreckliches Unglück ereignete sich in Coß mannsdorf. Ein dort bei ihren Verwandten auf Besuch weilendes 23jähriges Fräulein wollte mittels Spiritus Kaffee kochen, goß aber den Kocher etwas zu voll, sodaß die Flammen die danebcnstehende Kanne erfaßten, wodurch diese explodierte. Jin Nu stand das Mädchen in Flammen und erlitt schwere Brandwunden fast am ganzen Körper- Nach sofortiger Hilfe leistung erfolgte die Ueberführung der Bedauernswerten nach dem Krankenheim in Deuben. — In Dippoldiswalde lief der 12 jährige Ihle auf einer Barrierenstange am Obertorplatze entlang, rutschte ab und kam in Reitstellung auf die Stange zu sitzen, aber so heftig, daß er sich schwer verletzte. Obwohl man ihm sofort ärztliche Hilfe angedeihcn ließ, verschlimmerte sich sein Zustand so, daß er bald darauf verschied. — Die Kalliope - Werke in Dippoldiswalde, die das letzte Geschäftsjahr mit einem großen Verlust ab geschloffen haben, hielten die Hauptversammlung ab. In der Hauptsache schrieb der Aufsichtsrat die Schuld an dem Nie dergänge des WerkeS den verfehlten Maßnahmen des früheren Direktors Wacker zu. Der Antrag eines Aktionärs auf Er nennung einer Revisions-Kommission zur Prüfung des Rech nungsabschlusses und der Geschäftsführung wurde mit 928 Stimmen gegen 36 Stimmen abgelehnt. Zur teilweisen Deck ung der diesjährigen Unterbilanz und einer weiteren Abschrei bung auf Debitorenkonto 2 in Höhe von 40000 Mk., wegen schwebender Prozesse, wurde beschlossen, die auf den Konten Reservefonds, Ersatzreservesonds und Dispositionsfonds zur Verfügung stehenden Beträge von insgesamt 351145 M. zu verwenden und den verbleibenden Verlust von 89460 Mark auf neue Rechnung vorzutragen. Außerdem wurde die Bilanz sür 31. Dezember 1912 mit 929 gegen 35 Stimmen geneh migt. Die Entlastung an den Aufsichtsrat und den Vorstand wurde in demselben Stimmenverhältnis erteilt. Ferner be schloß die Versammlung einstimmig, das Grundkapital der Gesellschaft um 120 000 Mk-, somit von 1 350 000 Mark auf 1470 000 Mark durch Ausgabe von 120 Stück auf den Inhaber lautenden Aktien zu erhöhen. Die neuen Aktien sind den alten Aktien gleichberechtigt und nehmen vom 1. Januar 1913 ab am Gewinn der Gesellschaft teil. Die Verwaltung hofft auf eine ruhige Entwicklung des Geschäftes und glaubt die Uuterbilanz in absehbarer Zeit tilgen zu können. Die Ent lassung der früheren Vorstandsmitglieder Wacker, Zetzsche und Böhme war von der Beschlußfassung abgesetzt worden. — Der sozialdemokratische Neichstagsabgeordnete August Kaden, der Vertreter des 4. sächsischen Wahlkreises Dres den-Neustadt, ist im Krankenhause Friedrichstadt, wo er seit einigen Monaten krank darniedeclag, im Alter von 63 Jahren gestorben. — Beim Achselreiten fiel vor einigen Wochen in Laustgk ein 7jähriger Knabe von den Schultern seines Kame raden und schlug mit dem Hinterkopf auf. An den Folgen der entstandenen Gehirnerschütterung ist er jetzt gestorben. — Bei herrlichstem Wetter traf am Sonntag mittag um 1,45 Uhr König Friedrich August unter groß-m Jubel der Bevölkerung am Hanptbahnhof in Leipzig ein und fuhr sofort ins Rathaus, wo er einen kleinen Cercle abhielt und ein Frühstück einnahm. Um halb 4 Uhr erschien der König dann auf dem in der Nähe von Mockau gelegenen Luftschiff- Hafen. Dort wurde er von dem Jubel der Spalier bildenden Leipziger Jugend und der Ortsgruppe Leipzig des Vereins »Zwischen Schule und Wehrpflicht" begrüßt. Dann fuhr er on die Querseite der Halle, wo er von dem Geheimen Kommer- Brosch» dem energischen Begründer und Förderer AS L"llsch'ffhcrfens in einer langen Rede begrüßt wurde. Der einen Ueberblick über die Geschichte des Luftschiff- Ausführung sehr schwer mit der augenblicklichen trüben Stimmung, die die Heeresvorlage hat, zu kämpfen gehabt habe und doch schon so M habe. Ec dankte dann allen, die dem Werke forderlich gewesen sind, vor allem aber Se. Majestät dem Könige. Darauf begrüßte Bürgermeister Dr. Noth als Vertreter des wegen Heiserkeit verhinderten Oberbürgermeisters in schlichten Worten den König, gedachte aller Förderer und wünschte dem Luftschlffhafcn eine gute Zukunft. Der König begab sich dann mit seinem Gefolge in den sür daS Publikum und sogar für die Presse abgesperrten Bereich, in dem Graf Zeppelin mit der „Sachsen" landete. Mit Hilfe von 400 Soldaten ging die Landung glatt vonstatten. Graf Zeppelin wurde mit ungeheurem Jubel und Hurrarufen empfange»; als er die Halle sah, sprach er nur die Worte: „Dies ist die schönste Halle, die wir bis jetzt haben!" Zeppelin stieg aus der Gondel des Luftschiffes herab und wurde vom Könige und dem Oberbürgermeister begrüßt. Der König, die Prinzen und das Gefolge, im ganzen 11 Personen, bestiegen darauf die „Sächselt" und der stolze Lenkballon kreuzte in zwei großen Kreisen unter des Grasen Führung über der Stadt und der Internationalen Baufachausstellung. Inzwischen landete auf dem Platze vor der Halle die „Viktoria Luise", die dann mit den Mitgliedern des Ausschusses und den übrigen Gästen vom königlichen Hof dieselbe Rundfahrt unternahm. Sechs deutsche Flugzeugwerke hatten außerdem eine stattliche Flugzeugflottille auf den Platz entsendet, diese durften aber nicht aufsteigen, solange der König mit der „Sachsen" in der Luft kreuzte. Der Wettergott war den ganzen Tag über gnädig gesinnt, sodaß die ungefähr 50 000 Zuschauer, die sich eingefunden hatten, auf ihre Rechnung kamen. Nur mit Mühe konnte die Menge von der Polizei und dem Militär, das den Platz um säumte, in Schranken gehalten werden. Es kam sogar zu kleinen Ausschreitungen. Um halb 6 Uhr fuhr der König zum Diner ins Palais; darauf unternahm er noch nach 7 Uhr mit dem Grafen Zeppelin einen Rundgang durch die — Kleine Notizen. — Die bei Freiberg aufgetrete nen Gewitter haben verschiedentlich Schaden angerichtet. In Großhartmannsdorf wurden Stall, Schuppen und NiederlagS- gebäude des Gutsbesitzers Schubert durch Blitzschlag einge äschert. In Bcand-Erbisdorf schlug ein Blitz in die Alberl- sche Wirtschaft. Der entstandene Brand konnte aber recht zeitig gelöscht werden. In Oberschöna wurden 2 Pferde eines HeuwagenS getötet, der Kutscher betäubt. — Der 29 jährige m Sülzen geborene Kandidat des höheren Lehramts Schmidt betrat den Korridor der kath. Mädchenschule in der Westvor stadt in Bremen. Er schoß auf eine Lehrerin, traf sie jedoch nicht. Dann betrat er eine von 65 Mädchen im Alter von 6 bis 7 Jahren besetzte Klasse und schoß sofort mitten in die Kinder hinein. Drei Kinder stürzten tot zu Boden, die an deren drängten zur Tür hinaus, wobei ein Kind die Truppe hinabfiel, das Genick brach und auf der Stelle tot war. Der hinzukommende Schuldiener erhielt einen Schuß durch die Backe. Lehrer Möllmann wurde tötlich in den Unterleib ge schossen. Vier Knaben auf der Straße wurden durch Schüsse aus dem Fenster verwundet. Schmidt ist geisteskrank. Sechs Pistolen und viele Patronen führte er bei sich. — Beide Beine gebrochen wurden in Niederschlottwitz einem 11jähr. Knaben, der von einem rasch fahrenden Auto überfahren wurde. Die Insassen des Autos brachten den Knaben in ärztliche Behand lung. — x — Eine Schmugglerbande aus Böhmen versuchte, in verschnürten Hucken bei Johanngeorgenstadt 15 000 Zigarren über die Grenze zu paschen. Sächsische Zollbeamte hoben die Gesellschaft auf und beschlagnahmten die Waren. — Der Nat von Chemnitz beschloß, für Ostern 1914 30 Hilfslehrerstellen für die Volksschulen neu zu begründen; ferner bewilligte er den Betrag von 1 065 260 Mk. als dritte Baurate für den Kraiikenhausneubau im Küchwald und weitere 193 000 Mk. sür den Ausbau des Wafferleitungsrohrnetzes innerhalb der Stadt nebst den Anschlüssen für die Gemeinden Borna und Furth. — Im Orte Harpersdorf bei Kraftsdorf i. Th. überfiel die 12 Jahre alte Schülerin Grabengießer ihre 83 Jahre Großmutter Beer, würgte sie so lange, bis sie bcsinnangslos zusammenbrach und verließ sie dann in der Meinung, sie sei lot. Die alte Frau erholte sich jedoch wieder, und es stellte sich heraus, daß das Mädchen die Großmutter bestohlen hatte. Aus Furcht vor Entdeckung hatte die Diebin die Großmutter umbringen wollen. — Eine wendische Bauernhochzeit mit all ihrem traditionellen Pomp und bunten Flitterstaat wurde in Sollschwitz bei Bautzen beim Gutsbesitzer Zschorlich gefeiert. Wie berichtet wird, beteiligten sich trotz der Heuernte 600 bis 700 Personen an der festlichen Veranstaltung und wurden allesamt aufs trefflichste bewirtet. Auch viele Fremde, darunter zahlreiche Bautzener, waren im Auto oder Omnibus herbei gekommen, um das farbenprächtige Leben und. Treiben zu be wundern. Die Besucher, auch die Fremden, wurden alle mit in das große Zelt ausgenommen, das eigens zur Hochzeit er richtet worden war, und mit bewirtet. Um die leiblichen Be dürfnisse der Hochzeitsgäste zu befriedigen, waren 3 Rinder, sieben Kälber und neun fette Schweine geschlachtet, sowie 5 bis 7 Scheffel Weizenmehl zu Kuchen verbacken worden. Während der Pause des Hochzeitsmahles gingen die Gäste im ganzen Dorf zum Kaffee, wobei in manchem Haushalt 1 bis 2 Pfv. Kaffee verbraucht worden sind. — Das dreijährige Kind einer Familie in Crottendorf hatte im Bett mit Streich hölzern gespielt und die Hölzer entzündet. Hierbei gerieten die Betten in Brand und das Kind erlitt einen jammervollen Tod. — Der Ramscher Wolf Weisfeld, zugleich Geschäftsführer im Stickereigeschäst seiner Frau Beige Weisseld, hatPlaue n mit Frau und Kindern heimlich verlassen. Wie in allen solchen Fällen hinterläßt der Flüchtige eine ganze Anzahl trauernde Hinterbliebene. Man spricht von Passiven in Höhe von 35 000 M., denen nennenswerte Aktiven nicht gcgenüberstehen. — Beim Baden in der Mulde ertrank in der Nähe des Spitzsteins bei Leisnig der 13 Jahre alte Sohn des Dach deckers Liebold aus Großweitzschen. — Früh begab sich in dem reußischen Marktflecken Reuth beiWerdau ein Arbeiter nach vorausgegangenen Reibereien am Biertisch nach Hause und holte ein Stiletmeffer. Ec lauerte seinem Gegner, einem Schlosser, auf und brachte ihm zwei Stiche in das Gesicht und einen 5 Zentimeter tiefen Stich in die rechte Brustseite bei. Der Schwerverletzte mußte in das Zwickauer Kceiskranken- sttft gebracht werden. Der Messerheld ist verheiratet und Vater von sechs Kindern. — Die Land es Versammlung der sozialdemokratischen Partei Sachsens, die ain Sonntag in P l a u e n i. V. zu sammengetreten ist, war außergewöhnlich zahlreich besucht. Als Vertreter des Parteivorstandes war Abgeordneter Molken buhr erschienen. Wie aus dem vom Landtagsabgeordneten Sindermann erstatteten Tätigkeitsbericht hervorgeht, hat sich die sächsische Sozialdemokratie in organisatorischer und finan zieller Hinsicht gut entwickelt. Die 23 sächsischen Reichstags wahlkreise zählen zur Zeit 136 745 männliche und 21 168 weibliche Mitglieder- Die Gesamleinnahme in den 9 Monaten, auf die sich der Bericht erstreckt, betragen rund dreiviertel Millionen Mark, wovon etwa eine halbe Million Mark aus Mitgliedsbeiträgen stammen. Im Durchschnitt hat jedes Mit glied in diesen 9 Monaten 3,80 M. entrichtet. An den Partei- Vorstand sind 110 000 Mark abgesührt, für Bildungsbestre bungen 130 000 M., für allgemeine Agitation 169 000 M. für Verwaltungskosten 91 750 Mark verausgabt. Auch die Jugendbewegung ist weiter angewachsen. Es bestehen zur Zeit 141 Jugend- und 92 Bildungsausschüsse in Sachsen. Außer dem sind 84 Kindelschutzkommissionen tätig. Die Landesver sammlung, sür die drei Tage in Aussicht genommen sind, wird sich u. a. mit der Frage der Gemeindewahlrechtsbewegung und der Gemeindesteuergesctze beschäftigen. — Das Reichsgericht verurteilte den Eisenbahnrangierer Löscher wegen Spionage zu 2 etnhalb Jahren Zuchthaus. — Der 5 Jahre alle Sohn des Hausbesitzers Emil Freund in Wahnsdorf trank aus einer Flasche, die Lysol enthielt. Seine Ueberführung nach dem Krankenhause machte sich nölig, wo er gestorben ist. — Beim Entfernen von Unkraut, womit 2 Knaben in einem Garten in Wahnsdorf beschäftigt waren, traf der eine aus Unvorsichtigkeit seinen Kameraden mit einer Hacke so schwer am Kopf, daß dieser einen Schädelbruch und eine Gehirnerschütterung davontrug. Dresden. Der Kurs Verlust der Dresdner Sparkaffe betrug 1912 Mark 1 619 787. — Als abends zwei allein stehende aus dem Geschäft kommende Damen ihre in der Ziegelstraße gelegene Wohnung aufsuchten, fanden sie die Vor- saaltttr mit einem Stemmeisen aufgesprengt. Kästen und Schub laden waren herausgerissen und durchwühlt und lagen aus dem Boden umher. Es hat den Anschein, daß der Einbruch nachmittags ausgesührt worden ist, denn zu dieser Zeit hörte eine das Treppenhaus passierende Zeitungsträgerin verdächtige Geräusche in der Wohnung, deren Korridortür nur angelehnt war. Gestohlen wurden eine lange goldene Damenhalskette mit einem Zehnfrankstück als Anhängsel, eine antike goldene Damenuhr, eine goldene Halskette, ein goldenes Armband, eine goldene Damenpanzerkette, ein goldenes Fttnsmaikstück, ein halbes Dutzend silberne Kaffeelöffel. — Weitere Einbrüche wurden verübt in die GeschästSfiliale einer Waschanstalt in der Leipziger Straße und in das Kontor einer Nohprodukten- handlung am Ostraufer. Die Diebe erbeuteten außer einem Geldbetrag einen schwarzen Anzug sowie einen Damenmantel. — Im Verfolgungswahnsinn, von dem sie seit einigen Tagen befallen war, stürzte sich in der 8. Stunde die 44 Jahre alte Tiefbauarbeitersehefrau Marie Döring im Hause Gabels- bergerstraße 7 aus dem vierten Stock ihrer Wohnung auf die Straße und wurde t 0 t aufgehoben. Der Leichnam wurde nach dem Tolkewitzer Friedhöfe gebracht. — In der Fouragehandlung von Bruno Förster in der Osterbergstraße in Dresden-Pieschen entstand ein großes Schadenfeuer, das einen Futterboden mit reichlichen Vorräten vollständig zerstörte. — Der Krieg zwischen Bulgarien und Serbien scheint unvermeidlich zu sein. Die serbische Kriegspartei will nicht mehr mit Bulgarien verhandeln und drängt stürmisch zum Krieg. Die rumänische Armee wird zweifellos sofort nach dem Ausbruch des Krieges die Grenze überschreiten. Welcher Art Rumäniens Aktion sein wird, ist noch ungewiß. Mit großer Bestimmtheit verlautet, daß Rumänien nach dem Aus bruch des Krieges gegen Bulgarien aktiv eingreifen und mit seiner Flotte bei Warna demonstrieren werde.