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Jur Frage de» wehrbeilrages der Vundesfürsteu. Trotz des Widerspruchs der Regierung gegen die Ausnahme des Wehrbeitrages der Bundesfürsten in das Gesetz ist laut „Tägl. Rundsch," doch Aussicht dafür vorhanden, daß die Bundesfürsten sich mit dieser Aufnahme ihres Beitrages in das Gesetz einverstanden erklären werden. Dagegen ist eine entschiedene Ablehnung zu erwarten, falls der Haus haltsausschuß es unternehmen sollte, die bei dieser Gelegen heit festgesetzte Beitragsvflicht der Bundesfürsten durch Be stimmungen in einer anderen Vorlage zu einer dauernden Steuerpflickt zu macken. Fünf Anträge lagen zum wehrbeitrage vor. Mit allen hat sich die Budgetkommission des Reichstags zu be schäftigen gehabt, da der Unterausschuß sich nicht einigen konnte. Die Erträge, die erwartet werden, betragen 826 Millionen Mark bei Sätzen von 0,2 bis 1,4 Prozent (jedoch nicht mehr als 1,25 Prozent des Gesamtoermögens), 866 Millionen (Antrag Westarp) Kei der gleichen Staffelung, 790 Millionen (Antrag Gothein) bei Sätzen von 0,15 bis 1,5 Prozent und 765 Millionen (zweiter Antrag Gothein) mit den gleichen Sähen, aber veränderter Skala. Alle dies« Anträge, einschließlich desjenigen der Nationalliberalen, der 940 Millionen erbringen soll, beziehen sich nur auf die Be steuerung des Vermögens. Eine grundsätzliche Verständigung wurde nur darüber erzielt, auch die kleinen Vermögen zu erfassen, wenn daneben noch ein Einkommen vorhanden ist. So sollen Vermögen auch unter 80000 Mark beitragspflichtig sein, wenn 5006 Mark Einkommen vorhanden sind; dagegen Vermögen von 30 bis 50000 Mark nur dann beitragStrei sein, wenn ein Einkommen von weniger als 2000 Mark vorhanden ist. Am meisten Aussicht auf Annahme hatte der konservative Antrag, der auf Grund der oben erwähnten Vorschläge ausgearbeitet ist. Der Beitrag beträgt bet einem Vermögen bis zu 50 000 Mark 0,15 und steigt bis zu 1,4 Prozent bei Vermögen von 5 Millionen; von den höheren Vermögen werden 1.5 Droz, erhoben, jedoch nicht mebr als 1.25 Droz. Aeber die Besteuerung dos Einkommens har man sich noch nicht geeinigt. Man hat jedoch schon von der ursprünglich geplanten 40 und 15fachen Verviel fältigung verzichtet und ist geneigt, die Vervielfältigunas- ziffern auf 6,8 und 10 herabzusetzen. Man rechnet dabei mit einem Ertrage von 80 Millionen Mark aus dem Ein kommen, Der konservative Antrag will alle Einkommen von 5000 Mark an erfassen, die unter 5000 nur dann, wenn ein wehrbeitragspflichtiges Vermögen vorhanden ist. Der Handwerkerkonferenz, die Ende dieses Monats im Reichsamt des Innern zu Berlin zusammentritt, werden nicht weniger als 2S Fragen durch die Denkschrift deS deutschen Handwerks- und Gewerbekammertages zur Beant wortung unterbreitet werden. Alle diese Fragen betreffen laut „Tag" Forderungen, die aus der Praxis des Hand werks hercms entstanden sind und eine Änderung bezw. Er gänzung des geltenden Hanbwerkerreckts in Vorschlag bringen. Vie Deutsche RolonialgefeNslhafk beschloß im wet teren Verlauf ihrer Breslauer Tagung die Aufklärung der deutschen Arbeiterschaft über die kolonialen Bestrebungen durch geeignete Vortrage und Verteilung von Broschüren. Frauen-Wahlrecht in Deulsch-Südwestafrlta? Der Landesrat von Deutsch-Güdwestafrika nahm an dem Gesetz« xntwurs der Regierung über die Wählbarkeit zum Mitglied des Landesrats eine Zusabbestimmuna an, nach der auch Frauen, die selbständig einer Farm vorsteyen, das aktive und passive Wahlrecht erhalten sollen. Es bleibt abzuwarten, ob die Regierung diese Änderung genehmigen wird. Der Landesrat begründete seinen Beschluß damit, daß in farm- wirtschaftlichen Betrieben die Frau in Deutsch-Süowestafrika eine große ausschlaggebende Rolle spiele, die eine politische Gleichberechtigung mit dem Manne im Interesse des Schutz gebietes selber als geboten erscheinen laste. Die amtliche» Erklärungen über den Aall Redl, die der österreichische Kriegsminister im Wiener Abgeord netenhaus« abgegeben hat, haben den Landesverrat Redls im vollen Amfange zugegeben. Der Kriegsminister er klärte auch, daß Redl die Mobiltsationspläne nicht nur an Rußland, sondern auch an andere Mächte verkauft habe; das sind also sehr wahrscheinlich Frankreich, Montenegro, eventuell auch Italien. Mitschuldige bat Redl nach des ' Unser DoHns MNM. Asiorischer Neman aus dem polmsäcn Aufstand von P. Zierlem 32j Die gesucht« Bekanntschaft mit Baron v. Ssinsky war nicht erfolgt, sondern als der Falschmünzerei verdächtig, war er noch obendrein verhaftet worden. Sein ansänglickcr Humor war längst verflogen und tiefer Mißmut erfaßte ibn, wie er daran dockte, welche Schwierigkei ten sich ihm allentlo^en in den Weg stellten. 17. Kapitel Gabriele Valeniin hatte mehrere Tage in schwerer Lebens gefahr geschwebt, nachdem sie auf der Straße als Unbekannte aufgehoben und in das Krankenhaus gebracht worden war. Der heftige Fieberausbruch hatte die behandelnden Aerzte anfänglich befürchten lasten, daß die Unglückliche den Verstand verloren habe. Tas genossene Quantum Gift war nicht hinreichend gewe sen, nm den beabsichtigten Zweck an ihr zu erfüllen. Möglich war es auck, daß Baron v. Ostnsly zu aufgeregt gewesen war, als er das Pulver in das Glas geschüttet und daher verges sen Halle, den Mein gehörig durcheinander zu sckülleln, sodaß der größte Teil des Pulvers sich zu Boden senkte. Die Aerzte hallen die Vergiftung auck bald festgestellt und die nöligen Gegeumaßregeln getroffen, sodaß die Kranke bald außer Lebensgefahr sich befand, wenn sie sich auch noch sehr matt und angegriffen fühlte. Sie hatte während Ler Tage, wo sie in Fiebeiphanlosien auf dem Krankenlager gelegen hatte, saft die Erinnerung an das Voraufgegangene verloren. Als die Aerzte ihr von einer Vergiftung erzählten, der sie bald zum Opfer gefallen war, da konnte sie sich absolut nicht erklären, wie dies möglich sein konnte, noch viel weniger, wo her sie in den Genuß irgend einer gisthaltigen Substanz gelangt war. Sie nannte den Aerzten wohl ihren Nmen und WigMtnlstekS Aussage nicht, evenfa hat er reine brutschen Pläne verratest. Der Kriegsmintster widerlegte ferner d!s Annahme, baß Redl ein Vermögen hinterlasten habe, viel mehr habe er eine große Schuldenlast zurückgelasten. Die Erklärungen des Kriegsministers wurden vom Ab geordnetenhaus« mit gespannter Aufmerksamkeit angehört, doch oft von Entrüstungsrufen unterbrochen, die meist der Schändlichkeit der Verräteret galten. Allmählich legen sich aber doch die Wogen der Erregung, nachdem man er kannt hat, daß an dem Landesverrat Redls anders Personen keine Schuld treffen kann. .> Heeresstärken an der deutsch-französische« Grenze. In der französischen Kammer hatte der Deputierte Le Heristee behauptet, daß wir Deutsche im Grenzgebiet nach Durchführung der geplanten Heeresoerstärkung doppelt so stark sein würden wie die Franzosen, falls diese nicht in zwischen zur dreijährigen Dienstzeit zurückgekehrt wären. Die „Nordd. Allg. Ztg." gibt nun eine Aufstellung der in den Grenzgebieten stehenden deutschen und französischen Streitkräften und kommt zu dem Schluß, daß unsere Grenz truppen erst im Januar 1914 annähernd die Stärke er reichen, die die französischen jetzt schon haben, und daß wir selbst nach Durchführung unserer neuen Vorlage im Grenz gebiet nur um ganze 6000 Mann stärker wären als unsere Nachbarn. Behalten die Franzosen, sagt das halbamtliche Organ weiter, den dritten Jahrgang zurück, was ja schon beschlossene Sache ist, so haben sie im Grenzgebiet künftig noch etwa 30 000 ausgebildete Leute mehr, insgesamt also 156000 Mann unter den Fahnen. Sie sind dort dann im Januar 1914 um etwa 35 000 Mann stärker als wir und bleiben uns auch nach der vollen Durchführug unserer Heeresvermehrung noch um 24 000 Mann überlegen. Dieses Zahlenoerhältnis ist schon tm Sommer für die Franzofen recht günstig. In der Zeit der Rekrutenausbildung wird es noch vorteilhafter für sie, weil unsere Nachbarn dann über zwei volle kriegstüchtige Jahrgänge verfügen, wir dagegen nur über einen. Die Londoner Ariedensveryandiungen schreiten nur langsam vorwärts, jedoch sind neue ernstere Schwierigkeiten nicht aufgetreten. Am heutigen Freitag er wartet man wichtige Entscheidungen der Botschafterreunion über Albanien und die Ägäischen Inseln. Die Zusammenkunft der Ministerpräsidenten der vier Balkanstaaten soll am Dienstag in Saloniki stattfinden. Man hofft, daß diese Ministerkonferenz die schwebenden Streitfragen in vier bis fünf Tagen lösen wird. Sollten die Verhandlungen scheitern, dann wird die Konferenz in Petersburg unter dem Vorsitz eines russischen Staatsmannes fortgesetzt werden. Die Angehörigen der Kriegspartei Serbiens wie Bul gariens wollen von weitläufigen Verhandlungen nichts wissen. Namentlich in Belgrad fordert man rasche und energische Taten. Man nimmt dort an, daß es der bul garischen Regierung mit den Verhandlungen überhaupt nicht ernst sei, daß es garnicht daran denke, Serbien die von diesem geforderten Gebiete zu überlasten, sondern nur Zeit zur Heranziehung ihrer Truppen von Bulair und Tschataldscha gewinnen wolle.' Serbien würde den kürzeren ziehen, wenn es nicht sofort die Annexion der von ihm besetzten Gebiete vroklamierte. Aus alls» Wett. r»» »«n el«--. Di» s-r MMarM Grosse in Berlin-Lichtenberg, auf dessen Ergreifung 1000 Ml. ausgesetzt waren, hat man erhängt aufgefunden. In hinter lassenen Briefen beteuert er, daß er die Große aufrichtig geliebt Hube. Weißenborn, wie der Mörder Hieß, mar eine sonderbare Natur. Er war eine Zeit lang als Antisemiten. Häuptling bekannt, und arrangierte für den Fürsten Puckler die berüchtigten Radau-Versammlungen. Mit seiner Frau soll er bevor er die Grosse kennen lernte, sehr glücklich ge- >ebt Labe«. Als das Mädchen in seinen Wea trat, gmaes vergao. Ehezerwürfnis - Mord - Selbstmord - ^°s sind die Stationen dieser leider nicht vereinzelt dastehenden ^nd die Stat ^Anwetter und kein Ende. Kein Tag vergeht, an dem nickt neue Unwetter-Katasiravhen gemeldet würden. Beson- verschwieg aber, aus welchem Gnmde sie nach Breslau gekom men war und erwähnte ihre Verwandten mit keinem Worte. Sie wollte unerkannt bleiben und nun nachdem die Aerzte sie außer Lebensgefahr erklärten, ohne Verzug nach Berlin zuriickreisen, wo man sich sowieso über ihr langes Ausbleiben wundern würde. Sie besaß noch soviel Geld, um die Kosten zu bezahlen, und wenn sich die Aerzte auch anfangs dagegen erklärten, daß Gabriele Valentin das Krankenhaus schon verlasse, da sie noch zu schwach sei, so entschied doch schließlich ihr bestimmter Wille und so verließ sie das Krankenhaus wieder. Schwankenden Schrittes ging sie durch die Straßen ihrer Vaterstadt, aber bald erkannte sie, daß die Aerzte doch recht ge habt hatten, sie war noch sehr schwach. Aber sie hätte eS nicht vermocht, noch länger in der Abgeschlossenheit des Krankenhau ses zu bleibe». Sie mußte den Kampf um den Besitz ihrer Kinder mit aller Energie anfnehmen. Sie vermied es, in die Straße zu kommen, in welcher das Haus ihrer Eltern lag, denn sie wollte ein Zusammentreffen mit ihren Verwandten auf jeden Fall vermeiden. Diese wußten si cher nichts von dem Unfall, welcher sie am Tage der Testaments eröffnung betroffen hatte und wähnten sie gewiß schon wieder in Berlin. Daß Baron v. Osinsly die Ursache ihrer Erkrankung gewesen sein konnte, dieser Gedanke kam der Wittwe nicht im Entferntesten. Sie hatte daher auch den Aerzten gegenüber nichts davon erwähnt, daß ihr von demselben ein Glas Wein gereicht worden war. Plötzlich hörte sie hinter sich eine Stimme ihren Namen rufen. Sie erkannte an dem Klange sofort die Stimme Phili bert v. Herfords und ein freudiger Schreck überkam sie, nun war sie doch nicht mehr ganz verlassen in der großen Stadt. „Ach, Sie ftnv es, Herr v. Herford!" rief sie, als der Arzt schnell auf sie zuiam unv sogleich an ihrer Seile sich befand. „Und wie freue ich mich, daß ich Sie endlich wiedergefun- den habe, gnädige Frau. Ich fürchtete schon das Schlimmste jüs Sie- O, nun tann noch alles gut werden i" - Pr» W lm Porigen FrüYMr btt SchMrzwalo zu lnoerr? Ein Orkan, wie er in dieser Schwer« seit langen Jährest Nicht beobachtet worden ist, brachte es fertig, bei Eutingen fünf Wagen eines Güterzuges aus dem Gleste zu heben und den Bahndamm hinabzuschleudern. Ganz Westdeutschland hatte sehr schwere Gewitter zu verzeichnen. Durch einen Dammrutsch zwischen Koblenz und Kapellen wurde der links rheinische Zugverkehr auf längere Zeit vollständig unter bunden. Die benachbarten Bahnhöfe sind überschwemmt, die Bahngleise sind mit Geröll bedeckt. Bei Neuwied wurden mehrere Straßen unter Master gesetzt. Schwere Gewitter mit wolkenbruchartigem Reget! gingen in Westthürtngen nieder. Die Werra stieg anderthalb Meter. Viele Tiere sind ertrunken. In der Nähe von Weckerhagen an der Weser wurden mehrere Personen vom Blitz erschlagen, bet Eschwege sind mehrere Kinder, die gerade spielten, im Hochwasser, das sie überraschte, ertrunken. — Die Hitze hält an. Auf dem Truppenübungsplatz Arys (Ostpreußen) sind vier Mann vom Infanterie-Regiment 148 und ein Mann vom Infanterie- Regiment 152 am Hitzschlag gestorben. Kolonialgreuel. Von den Beamten einer englischen Kautschuk-Gesellschaft im Hinterlande Perus wurden an den Eingeborenen Greuel verübt, die an die im Kongo-Gebiet unter ber skrupellosen RäuberwirtschaftLeopolds 2. von Belgien erinnern. Die Peruaner wurden zu schweren Peitschen- Strafen verurteilt, wenn sie nicht genügend Kautschuk lieferten. Die englische und die peruanische Regierung wollen gemeinschaftlich gegen die Schuldigen vorgehen. Der Aulounfall Briantzg. Der frühere ftanzösifche Ministerpräsident AristideBriand,jetziger gemäßigt-sozialistischer Deputierter, hatte vor den Toren Paris' einen schweren Autounfall. Sein Wagen stieß mit einem andern zusammen und wurde zertrümmert. Briand wurde so zwischen den einzelnen Teilen des Automobils eingeklemmt, daß es Mühe kostete, ihn aus seiner gefährlichen Lage zu befreien. Er trug Kratzwunden im Gefickt davon. Sein Freund und Parteigenosse Willm, der mit ihm fuhr und mit heilen Gliedern abgekommen war, hatte den geschmackvollen Einfall, den unter den Trümmern liegenden Briand zu photo graphieren 1 Furchtbare Tat einer irrsinnigen. In Wendffq- Rietz in Brandenburg hat eine 60 jährige Bäuerin Hre vier jährige Enkelin lebendig begraben. Die betagte Mörderin, i die die Tat in geistiger Umnachtung begangen hat, flüchtete, konnte aber verhaftet werden. Die Frau wird wahrschsin- : sich einer Irrenanstalt überwiesen werden. Sie hatte ihre f kleine Enkelin sehr lieb. Wiederbelebungsversuche bei dem unglücklichen Kinde blieben erfolglos. Weitere BNtz-Schäde«. Auf dem Heimweg von der i Arbeit wurden in Poppe bet Landsberg a. W. zwei junge f Landmädchen vom Blitz erschlagen. Bet Trier wurde eine f Witwe mit ihren beiden Kindern bei der Feldarbeit vom Blitz getroffen. Die Kinder erholten sich wieder, die Mutter f ist tot. Ein Eifersuchtsdrama. In Oelsnitzi. Vgtld. wurde die 26 Jahre alte Gerbersehefrau Frieda Dorn, die sich seit einigen Monaten von ihrem Manne getrennt hatte, von dem 44jährtgen Ziegeleiarbeiter Hewrjch Schwedinger, ihrem Liebhaber, aus Eifersucht durch Stiche in die Brust und Zertrümmerung der Schädeldecke ermordet, der Täter hat sich erhängt. sie lassens's nicht. Trotz der großen Erregung in der Bevölkerung wegen des Attentats beim Londoner Derby unterlasten die Suffragetten ihre Schreckens-Propaganda nicht. In früher Morgenstunde brannten sie ein einer Witwe gehöriges Landhaus in Bradford on Avon nieder. Gefaßt wurden die eigentlichen Brandstifterinnen nicht. Die gute alte Zeit. In recht trübem Licht erscheint uns manches an der so oft gerühmten guten alten Zeit, sagte der Kaiser in seiner Rede anläßlich der 200 Jahr-Feier in Geldern. Das Wort deckt sich mit allen anderen Worten unseres Kaisers, die für eine lebensfreudige, die Gegenwart und ihr rüstiges Streben bejahende Austastung eintreten. Und vergleicht man unsere Tage mit der guten alten Zeit, so ergeben sich tatsächlich recht interessante Gegensätze. Wann war, historisch genom men, überhaupt die gute alte Zeit? Nun, der Begriff ist jeweilig abhängig von dem Standpunkt. dev,der Betrachtende „Noch alles gut werden," wiederholte Gabriele Valentin wie in Gedanken. „Ich habe so wenig Hoffnung." „Wie, Sie zweifeln daran, Sie verlieren den Mu! oder schre cken Sie vor den Schwierigkeiten zurück?" „Das nicht — nein, ich schrecke vor nichts zurück, wem es sich um meine Kinder handelt, aber ich werde seit einigen Tagen von recht seltsamen Ahnungen geplagt." Im langsamen Weiterschreiien erzählte nun Gabriele Valen tin ihre Erlebnisse sei! ihrer Abreise von Berlin, wählend ihr Begleiter aufmerksam ihren Worten lauschte. Als sie erzählte, von welchen Unfall sie betroffen worden war und hierbei die Vermutung der Aerzte von einer Vergiftung erwähnte, da durch zuckte es ven jungen Mann förmlich und das Gift kam ihn in das Gedächtnis, welches er in der Brieftasche des Barons V Osinsky entdeck! hatte. „Sie erwähnten noch mit keinem Worte den Baron v. Osinsky, gnädige Frau, Er ist doch ein ganz naher Verwandter von Ihnen," unterbrach er sie plötzlich. „Baron v Osinsky, meinen Schwager. Ich bin nur ein einziges Mal flüchtig mit ihm zusammengetroffe», er ist ein lie benswürdiger Herr." „Erzählen Sie mir schnell, wie und wo das war und ver schweigen Sie mir nicht das Geringste dabei." Die Wittwe sah den erregten jungen Mann etwas überrascht an, erzählte ihm aber dann ausführlich, wie und wo sie dir Bekanntschaft ihres Schwagers gemacht hatte, von dessen Vor handensein sie bis dahin noch keine Ahnung gehabt hatte, „ Jetzt besieht kein Zweifel mehr, gnädige Fran, Ihnen droht furchtbare Gefahr, sagte Philibert v. Herford mit liefen Ernst. „Sie sind von tleinven umgeben, deren Absichten noch nicht zu erkennen sind unv meine geliebte Eonstanze befindet sich schon m ihren Händen." „La- klingt ja unheimlich, Herr v, Herford." „Wohl mag es jo klingen, aber es ist so. Aber gerade Vie große Gefahr soll erst recht ein Ansporn für mich sein, Sie zu schützen unv Constanze aus den Händen derselben zu befreien.