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VoMWe RunLschsv. Dis braunschtveigischs Tyeonfrage wird in wenigen Monaten erledigt sein. Im Anschluß an die Hochzeitsfeier lichkeiten fanden in Berlin Besprechungen statt, an denen auch der Herzog-Regent von Braunschweig, der Staats minister des Herzogtums Hartwieg und der Oberbürger meister der Hauptstadt Retemeyer teilnahmen. Danach findet laut „B, Z." die Regentschaft des Herzogs Johann Albrecht in Mecklenburg am 31. Oktober ihr Ende, und am 1. November wird das jung vermählte Paar als Herzog Ernst August und Herzogin Viktoria Luise von Braunschweig feinen feierlichen Einzug in das Refidenzschlotz Dankwerderode zu Braunschweig halten. Der jetzige Regent wird nach jeinem Abschied von den Braunschweigern eine längere Aus landsreise unternehmen und sich dann ganz seinen kolonialen Bestrebungen widmen. Ist die Wehrvorlage gefährdet? Man kann diese Frage getrost verneinen. Aus der kritischen Lage, in die der Gesetzentwurf durch >die Forderung des Zentrums und der Konservativen geraten ist, gleichzeitig mit der Wehrvor lage die gesamte Deckungsfrage zu erledigen, wird das Be streben aller bürgerlichen Parteien, das zur Reichsficherheit Notwendige zu bewilligen, ohne Zweifel einen Ausweg finden. Nachdem die erste Lesung der Wehrvorlage be endigt und dabei u. a. der Zentrumsantrag auf Einstellung von 1,6 Millionen Mark für eine einmalige jährliche Urlaubs fahrt der Soldaten in die Heimat angenommen worden war, trat das Zentrum dem Vorschläge, am Dienstag die zweite Lesung der Wehröorlags zu beginnen, mit der Er klärung entgegen, es Müsse die ganze Vorlage ablehnen, wenn nicht zugleich mit ihr die Deckung der Mehrerforderniss« gesetzlich geregelt würde. Am heutigen Mittwoch werden die Parteien auf Grund der am Dienstag abgehaltenen Fraktionsberatungen ihr« Entscheidung über den einzuschlagenden Weg treffen. Bis zum 1. Juli muh die Wehrvorlage endgültig angenommen fein, wenn die Neuorganisation des Heeres zum 1. Oktober Lurchgeführt sein soll. Es stehen daher für die Einigung über die Deckung der laufenden Ausgaben nur noch fünf Wochen zur Verfügung. Eine kurze Frist angesichts der herrschenden Meinungsverschiedenheiten unter den Parteier über die zu wählenden Steueroorlagen, aber immerhin Zell genug, um bei allseitigem guten Willen die Schwierigkeiten zu überwinden und zu einer Verständigung zu gelangen Das neue Splonagegessh, das dem Reichstag vor liegt und noch vor Sesstonsschluß erledigt werden soll, be trifft weniger die Spionage von Ausländern innerhalb der deutschen Reichsgrenzen als den Verrat deutscher militärischer Geheimnisse durch Reichsangehörige. Die Festungshaft scheidet für solche Verräter fortan beinahe ganz aus; sie werden mit Gefängnis oder mit Zuchthaus bis zu 15 Jahren, in schwersten Fällen mit Zuchthaus ftir die Lebenszeit be straft. Einige sehr bedeutsame Bestimmungen des Gesetz entwurfs sollen verhindern, daß die Blätter zu viel Einzel heiten über'militärische Angelegenheiten veröffentlichen. Die Bekämpfung der Spionage-Verdächtigen soll schon in den ersten Anfängen ermöglicht werden und nicht erst dann, wenn bereits bestimmte Akte zur Ausführung gekommen find. Verräter wie Spione sollen neben Gefängnis oder Zuchthaus als Nebenstrafe die hoher Geldbuße erhalten können. s Das Einfamilienhaus wurde auch auf der Dort munder Konferenz der Zentralstelle kür Volkswohlfahrt als das Ideal mngestellt. Es wurde aber auch anerkannt, daß dieses Ideal für die Mehrzahl der Fälle nicht immer er reichbar ist, und daher städtebauliche Maßnahmen gefordert, die geeignet erscheinen, das Mehrfamilienhaus seiner Nach teile zu entkleiden. Damit hat die Zentralstelle für Volks wohlfahrt die Politik der Kommunen berührt. Biel ist aus diesem Gebiet schon getan worden, und die mehr und mehr, elbst in kleinsten Gemeinden in Aufnahme kommenden tädtischen Wohnungs-Aufsichtsämter sind ein Beweis für ortschreitende Entwickelung des gesunden Gedankens der Wohnungsreform. - Das englische Anlerhaus, das am Dienstag wieder zusammentrat, um die Beratung des Gesetzentwurfs über eine selbständige Verfassung Irlands fortzusetzen, findet die Lage unverändert. Die protestantischen Ulsterleute in Belfast lehnen die Selbständigkeit Irlands, durch die sie in Ab- hänaigkeit von der katholischen Mehrheit des Landes zu kommen befürchten, Mil unöekmindekter Entschiedenheit äS, Di» Relf fierung in London hat den Irländern bekanntlich das Ver- prechen der selbständigen Verfassung gegeben und befindet ich angesichts des Widerstandes der'Ulsterleute in pein« ichster Lage, aus der ein Ausweg noch garnicht zu er kennen ist. ; Deulsch-Lüdwsstafrita scheint wieder einmal unruhige Tage durchmachen zu sollen, wenigstens was die Distrikt« an der Ostgrenze betrifft. Die Hereros, die nach der Nieder werfung des großen Aufstandes von 1904—08 den deutschen Boden verließen und in den angrenzenden englischen Ge bieten ein Jäger- und NomadenlÄen führten, Haven einen Massenaufbruch nach der deutschen Grenze zu organisiert. Nach dem Tode des alten Rebellen Simon Copper, der in seinen letzten Lebensjahren vernünftigerweise, um seine Stammesgenossen vor dem Untergang zu "bewahren, zum Frieden riet, haben entgegengesetzte Anschauungen die Ober hand gewonnen. Es scheint, als ob die wilden und an Pferden und Waffen reichen Stämme jener Hereros das Experiment nochmals wagen wollen, ihre unter der deutschen Herrschaft lebenden Genossen zur Erhebung zu bewegen. Der deutsche Grenzschutz ist jedoch so vorzüglich organisiert, Laß es zu einer Lahmlegung des gerade jetzt im Aufstieg befindlichen Wirtschaftslebens Deutsch-Südwestafrikas durch mögliche Kämpfe zwischen Schutztrupplern und Hereros nicht kommen wird. oeutschen Keichstag. Der Deutsche Reichstag hielt am Dienstag seine erste Sitzung nach der vierwöchigen Pfingstpause ab. Präsident Kämpf begrüßte die Mitglieder zu neuer Arbeit und teilt« mit, daß auf die Glückwünsche zur Hochzeitsfeier am Kaiser hofe und zum Geburtstage des Kronprinzen Danktelegramme etngegangen seien, desgleichen vom Großherzog von Baden auf den Glückwunsch, daß der Mannheimer Anschlag ohne Folgen geblieben sei. Der Budgetkommission sprach der Präsident Dank aus für die Förderung der Wehrvorlage. Auf sine kurze Anfrage der Polen erklärte Geh. Rat Leh mann, daß die streikenden Arbeiter Les Oberschlesischen Kohlenreviers von der Polizei durchaus gerecht behandelt worden seien. Es folgten Petitionen. Eine Petition um Ein setzung einer Behörde als Reichseinigungsamt beim Reichsamt Les Innern zur Förderung von Tarifverträgen wurde von Len Rednern der Sozialdemokratie, der Volkspartei, Ler Wirtschaftlichen Vereinigung und des Zentrums begrüßt und dem Reichskanzler zur Berücksichtigung überwiesen. Zur Berücksichtigung überwiesen wurde auch eine Petition, wo nach bei den Privatangestellten, Beamten und Arbeitern nur ein Teil des 1500 Mark übersteigenden Einkommens der Pfändung unterworfen sein soll. Eine Petition um Ein führung einer deutschen Einheits-Kurzschrift wurde zur Kenntnisnahme überwiesen. Petitionen wegen Unterstellung der Arbeiten in Gärtnereibetrieben unter die Bestimmungen der Gewerbeordnung wurden an die Kommission zurückver wiesen. Mittwoch: Interpellation wegen der Ausnahme gesetze für Elsaß-Lothringen. Das Hemmnis des Balkanfriedens sind Serbien und Griechenland, die eine Drittelung des bis herigen türkischen Gebietes am Balkan in dem Sinne an streben, daß Bulgarien die östliche Hälfte der Türkei erhält, und daß sie beide sich unter möglichster Einschränkung der albanischen Grenzen in die westliche Türkei teilen. Auf dieses Gebiet, Mazedonien, will Bulgarien jedoch nicht ganz verzichten. Da unter diesen Umständen kriegerische Ver wickelungen unter den bisherigen Balkanverbündeten unver meidlich sind, hat sich Bulgarien bereits nach einem Bun desgenossen umgesehen und von Rumänien als Dank für die Abtretung Silistrias militärische Hilfe für den Kriegsfall erbeten. Da ein allzu starkes Bulgarien der russischen Re gierung unerwünscht ist, die Aufreibung Serbiens und Griechenlands für den Fall eines Krieges mit Rumänien und Bulgarien aber vorauszusehen ist, so hat Rußland ein gegriffen. Seinem Machtgebot müssen und werden sich die Balkanstanten ohne Ausnahme fügen. Eine Valtonpolilit zu Gunsten Griechenlands wird von Rußland und Frankreich zur Benachteiligung Italiens und damit des Dreibundes betrieben. England macht da nicht mit, denn es hat lein Heu mit der Annexion Cyperns liifiki' Mens «lhiM. Historischer Roman aus dem polnisch"! Ausstand voü P. Zierlein. 24s „Verzeihen Sie, mein Herr," sagte der Tuektor, „daß ich Ihnen meine Verwunderung aussprecke. Es ist kaum eme Stunde her, daß heute rin Herr bet mir erschien, dem ich in der nämlichen Angelegenheit eine Auskunft und mehr noch als dies geben mußte. Leider muß ich auch sagen, daß sieb manche unangenehme Erfahrungen an den Aufenthalt des Raimund in unserer Anstalt knüpfen. Er war mir von der Frau Majo rin v. Zarkow aus Breslau überwiesen worden, welche Mutter stelle an ihm vertrat —" „Gegen den ausgesprochenen Willen der leiblichen Mutier maßte sie sich dieses Recht an," unterbrach Philibert v. Her ford den Direktor. „Das entzieht sich meiner Kenntnis," fuhr der Direktor fort, „Ich habe von Frau v. Zarkow stets Verhaltungsmaß regeln gegenüber diesem Zögling in Empfang nehmen müssen, und ich folgte in der Tat ihren Weisungen gerne, da die Mut ter, wie mir gesagt wurde, sich nicht viel um ihn kümmerte, Raimund Valentin war nicht unbegabt, aber fckon als Knabe war ihm ein sonderbarer Hang zur CÄwarmerei eigen, die ich natürlich mit aller Strenge unterdrücken mußte, denn er war zum Offizier bestimmt und dieser Stand kann nur Männer aber keine Kopfhänger und Schwärmer gebrauchen." „Soliie es nicht Sehnsucht nach Lem Elternhaus gewesen sein, was das Gemüt des Knaben bedrückte, der den Vater frühzeitig verlor und der der Mutter ebenso srüh entrissen wurde," wandte Philibert v. Herford ein. „Ob dies der Fall war, bezweifle ich. So lange er hier war fühlte er sich stets unbehaglich und wüusaie sich fort und nur der strenge Befehl der Frau v. Zarkow hielt ihn hier fest. So rückte die Zeit heran, wo er iu das Heer eintreten konnte, Sie hierzu nöligen Papiere und Ausweise hatte ihm der Vor mund jchon sc,and, als ex eines Abends verschMnden war'. Merkwürdigerweise war' an dewjeLlen Tage auch eine Krmö- diantentruppe abgereist, die einige Zeit im hiesigen Orte Vor stellungen gegeben batte. Man fpchte diese noch zu eneiclen, was nach einiger Zeit auch xeldno, «ber der Tireklor stellte in Abrede, daß der junge Mann mit feiner Ce'ellfckast abgereist fei. Raimund Valentin hat unsei e Ans alt, wie sestgestellt wor den ist, gegen Abend verlassen, als sclon das Hwior geschlossen war. Er mußte infolgedessen durch den Garten über den Fluß, der hinter unserer Anstalt stießt, entwichen fein, denn wir ha ben beim Nachsuchen im Schilf am Ufer seine Mütze hängen gesunden- Der Unglückliche wird wahrscheinlich auf seinem Fluchtversuche ertrunken sein, denn alle Nachforschungen, die wir weiter nach ihm ansiellten, blieben erfolglos. Und das, mein Herr, ist die Auskunft, die ich Ihnen über den Verbleib Ra-- mund Valentins geben kann; sie ist selbst unangenehm für mich, aber auch Sie werden Genüge daran haben " „Ich bin Ihnen sür Ihre Freundlichkeit verbunden, Herr Direktor," erwiderte Philibert v. Herford „und Sie dürfen in mir nur eine Perfon vermuten, welcher das Schicksal Raimund Valentins sehr am Herzen liegt. Ich bedauere nur, nicht eine Stunde früher gekommen zu fein, um die Bekanntschaft jenes Herrn zu machen, welcher, wie Sie sagten, tn einer ähnlichen Angelegenheit hier gewesen ist. Darf ich vielleicht fragen, wie sich der Herr nannte, oder war er Ihnen persönlich bekannt." „Hier kann ich Ihnen nun leider keine bestimmte Auskunft geben," bedauerte der Direktor. „Wohl hat sich der Herr mir vorgestelt, aber ich muß gestehen, den Namen habe ich nicht richtig verstanden. Ich wollte nicht nochmals fragen, da er sich als ein Abgesander der Frau v. Zarkow auSgab und in ihrem Auftrag zu kommen vorgab. Eb wünschte lediglich von mir eine Bescheinigung über das Versa winden Raimund Valentins uns seines wahrscheinliches Todes in dem Flusse. Ich konnte mich nicht weigern, ein solches Schocken auszusellen, Sa das selbe dem Viumundjchaflsgencht vorgelegl werden soll. Wahr scheinlich wird dis Toset erklärung des Verschwundenen beantragt werdon.'s. kmö Vit En-ichünn LkS Wirtschaftlichen Unk Hofft,schelt MeN aewichtS in Ler asiatischen Türkei bereits ins Trockene ge bracht und deshalb kein Interesse an wetteren Verwickelungen. In Paris und Petersburg hat man die Steigerung des italienischen Einflusses im Mittelmeer infolge des tripoli- tanischen Krieges mit Unmut wahrgenommen. Man wünscht deshalb laut „Magd. Ztg." durch eine Beeinträchtigung des Gleichgewichts im Mittelmeer die maritimen Möglichkeiten Les Dreibundes zu beschneiden und so Italien allmählich vom Dreibunde abzuziehen. Die Regelung der südalba- irischen Grenze soll deshalb so erfolgen, Latz Las Gebiet bis nördlich vom Kap Stylos am Adriatischen Meere griechisch wird. Dadurch würden der Kanal von Korfu sowie Lie ausgestaltbaren Häfen und Reeden jenes Küstengebiets dem Einflüsse Italiens und damit des Dreibundes entzogen. Der einmütige Wille des Dreibundes wird indessen stark genug sein, um diese Pläne zu vereiteln, deren Durchführung einen europäischen Brand entfachen würde. , Die Londoner Volschafterkonferenz tritt erst am Freitag wieder zusammen, um die Beratung über Maß nahmen zur Verhütung eines Krieges der Balkanbundstaaten unter einander fortzusetzen. Wann Lie Verhandlungen über den Präliminarfrieden im St. James-Palast beginnen werden, steht noch dahin. Vie bulgsrlsch-gciechlschen Kämpfs am Anghitafluß waren noch ernster als sie in den Meldungen aus Saloniki dargestellt wurden. Es ist auch fraglich geworden, ob es gelingen wird, die Scharmützel auf ihren Herd zu beschränken, zümal in Serbien verdächtige Truppenbewegungen ftatt- stnden. Unerwartet wurden in Belgrad zu nächtlicher Stunde an die schon beurlaubten Reservisten des zweiten Aufgebots Einberufungsbefehle übermittelt. Fortgesetzt werden mit Ler Bahn Truppen aus Belgrad nach der Grenze trausportiert. Der bulgarische Friedensdelegierts Danew bezeichnete in London die Lage als unerträglich, nachdem Serbien den offiziellen Antrag auf Revision 'Les TeuuNgsverirags gestellt hatte. z Italien entsandte Kriegsschiffe nach den südlichen Inseln Les Ägäischen Meeres, da es bei der Festlegung Ler wirt schaftlichen Interessen in Kleinasien nicht übergangen werden will. — Saloniki soll zu einem großen Freihafen aus gebaut werden. -t Von des Kaisers Kindern. Es war ein schöner Zug aus den Berliner Festtagen, baß bei der Abreise der jungen, Neuvermählten Prinzessin von Braunschweig-Lüneburg mit dem Kaffer auch alle ihre anwesenden Brüder die Schwester zum Bahnhof geleiteten und dort von ihr herzlichen Abschied nahmen. Überhaupt ist das Verhältnis der stellen Geschwister untereinander von frühester Jugend das allerbeste gewesen, die sechs Prinzen ballen in ritterlicher Höflichkeit gegenüber Lem Schwe sterchen gewetteifert, während es für gewöhnlich ein Mädchen unter so viel Jungen nicht leicht hat. Der heitere Sinn der Prinzessin schwärmte für Musil und Tanz, und Ler Kron prinz holte bereitwillig seine Geige hervor, wenn Viktoria Luise sich nach deren Klängen drehen wollte. Damit ist sie, so weit es bei dem Alters-Verhältnis möglich war, ihren Brüdern auch eine liebe Kameradin und Spielgefährtin ge worden. Die soeben vermählte Prinzessin sieht am ähnlichsten ihrem ältesten Bruder, Lem deutschen Kronprinzen, dessen ältester Sohn Wilhelm wiederum der Tante sehr ähnelt, die ihn auch in ihr Herz geschloffen hat. Tante und Neffe und der Kaffer dazu, das ist ein allerliebstes Bild, auf dem man den Monarchen niemals ernst sieht. Der Kaffer hat seine Tochter im Hochzeitstrinkspruche seinen Sonnenschein genannt; sie hat sich aber auch die Freiheit des Wortes energisch ge wahrt. Als der Herrscher bet Tisch einem Gäste Apfelwein- Champagner empfahl und dieser zustimmte, meinte die Prin zessin lachend, der Herr solle nur ruhig sagen, daß er wirk lichen Champagner lieber trinke. Sie wenigstens halte es damit. Der Humor hat in der kaiserlichen Familie in dem deutschen Kronprinzen und feiner Schwester die lebhaftesten Vertreter, die diese Eigenschaft wohl von ihrem Großvater, Kaffer Friedrich, geerbt haben. Bei den jungen Fürsten kindern gibt es indessen, ebenso wie cs bei dem zweiten Hohenzollernkaiser der Fall war, eine bestinimte Grenze, an der die Ungerwunaenheit ein End? nimmt. Den Vater „Sonderbar, so scknell Len Tod Na münd Valentin oecnu bogen zu wollen, da derselbe doch noch lange nicht fesisteht' bemerkte Philibert v. Herford. „Es wird wohl mit einer EtbsilasiSangelegenheih wie ich so weiter aus einigen Andeutungen des Herrn zu entnehmen glaube, zusammenhängen." „Ick sage Ihnen meinen verbindlickpen Dank, Herr Direktor. EZ ist dock schade, daß ich mit dem Henn nicht mehr znsam- mengeiroffen bin." Ter Direktor batte sich bei den letzten Worten Philiber v. Herfords wie zufällig dem Fenster genähert, um hinauszuse hen. „Wenn Ihnen, wie es den Anschein Hai, soviel an die ser persönlichen Bekanntschaft gelegen ist," sagte er, vom Fen ster wieder zurücktreieud, „so können Sie das Vcr'änmte viel leicht noch uachholen. Dreien Sie bitte einmal naher, denn ich sehe soeben, daß die Kutsche, in welcher der Herr gekom men ist, noch immer drüben vor dem Gasthause hält. Vielleicht treffen Sie den Herrn dort noch, er kann sonach unseren Ort noch nicht verlassen haben. Der junge Arzt folgte mit seinen Blicken der vom Direktol bezeichneten Richtung und sah in einiger Entfernung eine vor nehme Kutsche. Ta ihn nun soweit nichts mehr hier in der Anstalt hielt, weil er erfahren hatte, was er wissen wollte, s« verabschiedete er sich, rasch von dem Direktor. Seine Nachforschungen in der Anstalt waren eigentlich er folglos geblieben, denn es herrschte noch dasselbe Dunkel über den Verbleib Raimund Valentins. Nur ein gewisser Verdacht gegen einen neuen Feind war noch hinzugekommen, den er nicht sogleich wieder los werden konnte. Wer konnte sich so angelegentlich nach dem etwaigen Tode Raimund Valentins erkundigt haben; wem konnte daran gelegen sein, daß dieser für tot erklärt wurde? Sollte der Besuch des Fremden wirklich nur den einfachen Zweck gehabt haben, durch eine Bescheinigung des Direktors «s» nen gerichtlichen Beleg zu besitzen-