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WEfch« «andfchaa. Mil der braunschweigischen Frage beschäftigen sich die „Berl. N. N." in einem Artikel, in dem sie ihrem Be fremden darüber Ausdruck geben, daß das Haus Cumber land der von den ivelfischen Blättern fortgesetzt erhobenen Forderung auf Wiederherstellung des Königsreichs Hannover mit keiner Silbe entgegentritt. Demgegenüber genügt es darauf hinzuweisen, daß die welfische Frage mit der Ver lobung und der am Sonnabend stattfindenden Vermählung des Prinzen Ernst August von Braunschweig und Lüneburg mit der Tochter des deutschen Kaiserpaares zu existieren aufgehört hat. Der greise Herzog von Cumberland hat ge mäß dem seinem Vater, dem letzten Könige von Hannover, einst geschworenen Eide den Verzicht auf Hannover nicht ausgesprochen, er kann daher auch den jetzt noch laut werdenden Welfenforderungen nicht entgegentreten. Aber der Herzog hat in die Vermählung seines Sohnes mit der Hohenzollernprinzesfin gewilligt und damit in die ihm ent gegengestreckte Hand der Versühnung eingeschlagen. Dieser Handschlag ist mehr als ein Wort. Mögen die Welfen- organe tun und schreiben, was sie wollen, die Weifenfrage ist gelöst und bleibt es. Für die Erhebung des VehrbeUrages fordern die Hausbesitzer für sich den gleichen Veranlagungsmodus, der dem ländlichen Grundbesitz in dem Gesetzentwurf zugebilligt worden ist. Die Veranlagung soll nicht nach dem gemeinen Wert, sondern nach dem Ertragswert erfolgen. Die Haus besitzer, namentlich Lie der größeren Städte, klagen lebhaft über die starke steuerliche MIpstung, der sie dadurch ausge setzt sind, daß Reich, Staat, Kreis und Kommune von ihnen TriW erheben, daß bet der Umsatzsteuer die Mietkausfälle nicht berücksichtigt werden, und düß die Wertzuwachssteuer auf Grund eines Gesetzes erhoben wird, an dem die Haus und Grundbesitzer keine Mitwirkung gehabt hätten, obwohl sie allein von ihm betroffen würden. Die Hausbesitzerver eine arbeiten mit Anstrengung auf eine Milderung der von ihnen als Härte empfundenen steuergesetzlichen Bestimmungen hin und begründen ihre Forderungen mit dem Hinweis auf die von Jahr zu Jahr steigende Zahl der Subhastationen und auf die wachsenden Schwierigkeiten, Hypotheken zu erhalten. Ein Denkmal V«r Augsburger Konfession. Der Verein zur Erbauung einer Augsburger Konfessionsktrche in Augsburg hat beschlossen, in der Öffentlichkeit für seinen Zweck zu agitieren. Der Verein besteht seit 27 Jahren, und hat in dieser Zeit fast Ausschließlich aus Mitgliederbeiträgen das bescheidene Sümmchen von 175000 Mark zusammen gebracht, in dem noch der Wert des Bauplatzes mit 137000 Mark einbegriffen ist. Aeber die Begnadigung der drei englischen Spione Brandon, Trench und Stewart, die in dem Augenblick durch unseren Kaiser erfolgte, als das englische Königspaar die Rene nach Berlin zur Hochzeit am Kaiserhofe antrat, herrscht in der Londoner Presse eitel Freude. Einige Blätter bringen sogar das Bild Kaiser Wilhelms und rühmen in begeisterten Worten die Ritterlichkeit des Monarchen. Die Blätter halten nicht mit ihrer Anerkennung zurück; in keinem einzigen findet nian aber auch nur eine Andeutung, daß die öffent liche Meinung Englands sich für den hochherzigen Alt des deutschen Kaisers dankbar erzeigen und die Politik del Nadelstiche und Verdächtigungen gegen Deutschland in Zu kunft einstellen werde. Da aber Freundschaftsbeweise erst ihren vollen Wert durch Erwiderung erhalten, so kommt es, daß in Deutschland nicht ungemischte Freude über den kaiserlichen Gnadenbeweis gegenüber England herrscht. Gegenstand einer Interpellation wird die beab sichtigte Verschärfung des Vereins- und Preßgesetzes in Elsaß-Lothrrngen schon an den ersten Tagen nach der Wiederaufnahme der Plenarberatungen deS Deutschen Reichs tages sein. Wenn der Bundesrat dem Anträge der elsaß- lothringischen Regierung auf Verschärfung der genannten Ge setze Folge gibt, so tut er es nur unter dem Zwange der Notwendigkeit. Wie gern die Reichsleitung freiheitlichen Wünschen des Reichslandes zu entsprechen bereit ist, das hat sie mit der Gewährung des elsaß-lothringischen Ver fassungsgesetzes vom Jahre 1911 bewiesen. Das Vertrauen, das sie durch Verleihung des allgemeinen, direkten und ge heimen Wahlrechts zum Landtage den Elsaß-Lothringern darbrachte, ist in der Zwischenzeit iedoch so wenig gerecht fertigt worden,, daß es sich die Elsaß-Lothringer selbst M- zuschreiben haben, wenn sie jetzt schärfer angefaßt werden. Die Gesetzesverschärfungen richten sich auch ausschließlich gegen die Kreise, die es auch heute noch mehr mit Frank reich als mit Deuschland halten. Graf Stürgkh über die mlecnaüonale Lage. Im österreichischen Abgeordnetenhause ist ani Dienstag die auf wenigstens fünf Sitzungstage berechnete Aussprache über die internationale Lage mit einer Erklärung des Ministerpräsidenten Grafen Stürgkh eröffnet worden. Nach den Bestimmungen der Verfassung darf der gemeinsame Minister der auswärtigen Angelegenheiten nicht vor dem österreichischen Parlament allein das Wort ergreifen, so wenig wie vor dem ungarischen; er ist der Sprecher in den Delegationen, zu denen beide Reichshälften Vertreter ent senden. Im Namen des Leiters der auswärtigen Politik, des Grafen Berchtold, und nach dessen Konzept gab der österreichische Ministerpräsident Graf Stürgkh Darlegungen über die Balkan- und die damit im Zusammenhang stehende auswärtige Politik. Der Wunsch der Regierung, das Ab geordnetenhaus möchte die ministerielle Erklärung ohne an schließende Debatte hinnehmen, ging nichr in Erfüllung; das Haus wird sich vielmehr die ganze Woche hindurch mit der Balkanfrage beschäftigen. Wenn Graf Stürgkh seine Erklärungen mit äußerster Vorsicht und Zurückhaltung abgab, so erklärte sich das aus der Zusammensetzung und Stimmung des Hauses vollkommen. Es befinden sich unter den Abgeordneten so zahlreiche Slawen, daß die Regierung nicht ohne Grund einen un ruhigen Verlauf sogar dieser wichrigen Debatte über die auswärtige Angelegenheit befürchtet, die in allen anderen Parlamenten mit der erforderlichen Rücksicht geführt werden. Der Ministerpräsident gab in seiner Reds einen kurzen Überblick über die Balkanereignisse, besprach dann eingehend die albanische und die skutarifruge, um zum Schluß hervor zuheben, daß Osterreich-Ungarn dank der von ihm entfalteten Umsicht und Energie die Forderungen üurchgesetzt habe, die es zur Wahrung von Lebenstnteressen erheben mutzte. Der Minister wies mehrfach darauf hin, daß der Friedensschluß zu erwarten sei, Saß sich zur Zeit jedoch noch alles im Flusse befinde. Sobald das ersehnte Ziel erreicht sei, würde die Abrüstung an den Südgrenzen erfolgen Die Ausführ ungen des Grafen Stürgkh und besonders seine Bitte, bei der Erörterung der auswärtigen Politik Rücksicht auf die Interessen Österreichs zu nehmen, wurden von den slawischen Mitgliedern des Hauses mit ironischem Beifall ausgenommen. Die Balkanreguliecung schreitet äußerst iangsam vorwärts, so sehr auch die beiden Hauptbeteiligten, die Türkei und Bulgarien, zum schnellen Friedensschluß drängen. Am Dienstag halten die Dele gierten der Balkanftaaten in London bei einer Tasse Tee Besprechungen mit dem Staatssekretär des Auswärtigen Grey über die von ihnen vorgeschlagenen Abänderungen alt den Frtedensbedingungen. Die Botschafterreunion beriet derweil den österreichisch-italienischen Vorschlag über die Verwaltung Albaniens. Auch sollten die Wünsche Griechen lands und Serbiens wegen der albanischen Grenzfestlegung besprochen werden. Dis Botschafter wollten entscheiden, ob und welche Ein wendungen der Verbündeten gegen den Vorfrieden fie be rücksichtigen wollen. Dieser Entscheidung müßten sich dis Verbündeten fügen. Bulgarien erklärte, daß es jede Verantwortung für etwaige Verwickelungen aus der Verzögerung des Vorfriedens, den es schon längst Habs unterzeichnen wollen, ablehnen müßte. Aus Paris ver lautete, daß eine Großmacht zur Beschleunigung der Frie denspräliminarien mit Unterstützung der übrigen Großmächte eine Ausgletchsformel ausgeardeitet habe, die den Balkan- verbündeten und der Türkei zur Annahme vorgelegt werden sollte. Die Gerüchte vom beschlossenen Rücktritt des Königs Peter von Serbien sind grundlos. , Die Wehrvorlageu in der Äommission. Die Budgetkommission des Reichstags genehmigte in ihrer ersten Sitzung nach der Pfingstpause bei fortgesetzter Beratung der Wehrvorlagen zunächst debattelos die Ver mehrung der Fußartillerie von 48 auf 55 und der Pionier bataillone von 33 auf 44. Bei der Vermehrung der Ver- kehrstruppen äußerte ein volksparteiliches Mitglied verschie dene Wünsche, insbesondere über das Lustschiffwesen, über die Bewährung der verschiedenen Hallentypen, sowie über die Bewährung der verschiedenen Luftschiffsysteme^ Ein Re gierungsvertreter erklärt, das Zeppelinluftschiff gelte aus Grund seiner bisherigen Leistungen als bestes Schiff, wenn auch andererseits Schütte-Lanz jetzt als erfolgreicher Kon kurrent auftrete. Ein Mange! des Zeppelinluftschiffes sei allerdings fein Material, während andererseits wiederum beim Schütte-Lanz die Holzkonstruktton den Austrieb beein trächtige. Die Hallenstage sei ein sehr schwieriges Problem. Wenn starre Schiffs verwandt werden, müsse man zu der drehbaren Halle übergehen, weil bet den festen Hallen die starren Schiffe bei der Einfahrt leicht beschädigt werden. Ein Regierungsvertreter machte weiter Angaben über das französische Lustschiffwesen und erwähnte die großen Fortschritte, die Rußland auf diesem Gebiete neuerdings mache. Der Kriegsminister betonte, daß wir im Ernstfälle einmal mit starken Luftflotten des Feindes zu rechnen haben würden, und erklärte sich zu Maßnahmen zur Verstärkung der Sicherheitsoerhältniffe auf dem Flugplatz Johannisthal bei Berlin bereit, wo auch die Militärflieger ausgebildet würden. Bei der geforderten Erhöhung Ves Trains um 20 Kompagnien sprachen ein nationalliberales und ein sort- schrittliches Mitglied Zweifel aus, ob die gestellte Mehr forderung auch ausreiche, und wünschte eine völlige Reform unseres Jntendanturwesens. Es bestände die Sorge, daß Vorräte wie 1870 verdürben, weil sie nicht an Lie Front gebracht werben könnten. Ein Regierungsvertreter gab die Schwierigkeiten der Verpflegung zu, erklärte jedoch, daß die Heeresverwaltung aus den Erfahrungen der neueren Kriege Nutzen gezogen habe. Ein Antrag, für Trainbataillon Verkehrsbataillon zu faLen wurde abgelehnt, eine Resolution aber angenommen, die eine Hebung der Stellung des Trains, evtl, durch Namensänderung fordert. Streichungen an den Wehrnorlage» in größerem Umfarme beantragt das Zentrum. Schon als das Zentrum beim Militüretat starke Streichungen vornahm, teilte ihm laut „Tag" der Reichskanzler mit, er trage Bedenken, ihm die Beschlußfassung über die große Militärvorlage anzuver- trauen. Das Zentrum gab damals zufriedenstellende Er klärungen, beantragte jetzt aber außer unwesentlicheren Kürzungen die Streichung von 100S Leutnants und 1044 Unteroffizieren sowie von 13 Regimentskomman deuren. Man erwartet, daß das Zentrum feine Streichungs anträge bis zur zweiten Lesung aufgeben wird, wie es auch geneigt scheint, die abqelehnten drei Kavallerieregimenter nachträglich zu bewilligen. Weitere Zentrumsanträge wünschen eine Reform des Einjährig-Freiwilligendienstes im Sinne einer Erweiterung und Erleichterung der Zulassung und die Beschaffung des Kriegsmaterials tunlichst durch die reichseigenen technischen Institute. Aus aller WeU. Der Leichtsinn. In Budapest erschoß sich der allae- mein sehr beliebte junge Graf Wladislaus Keglevic. Er batte in einer Nacht sein ganzes, ihm bis dahin zur Ver fügung stehendes Vermögen verspielt. Das Neichsgerichl hat die Beschwerde Ler Mordge noffen Sternickels, der beiden Brüder Kersten und des Franz Schliewenz, abgewiesen. Es bleibt also bet dem gegen Georg Kersten und Schliewenz auf Todesstrafe, gegen Willi Kersten auf 15 Jahre Gefängnis lautenden Urteil. Der Bluthund Sternickel hatte bekanntlich auf Einlegung der Revision verzichtet. Au vem bedauerlichen Marine-Unfall in Kiel meldet die „Voss. Ztg/: Die acht vermißten See-Soldaten sind, wie inzwischen ermittelt worden ist, am Sonntag abend um 9 Uhr in Kappeln an der Schleie gewesen und dann auf der Rückfahrt nach Kiel nachts gegen 2 Uhr in der Einfahrt zum Kieler Hasen gesehen worden. Anscheinend ist da» Boot im äußeren Seehafen gekentert und mit feinen Insassen untergegangen. Ein russischer Pionier als Amokläufer. Ja Kiew schoß ein Pionier seinen Feldwebel nieder, eilte dann in dis Mei MtN5 -isiWe. Historisch« Neman aus dem polniscken Aufstand von P. Zierlein 18 Der Notar fuhr nun wörtlich fsrt: „Mein Schwiegersohn, Herr Baron v. Ostnsky hat von mir ein baares Darlehen von sochzigtausend Taler seid sei ner Verheiratung erhalten, es ist mehr als das Erbteil mei ner seligen Tochter betrogen würde. Ich hoffe aber, daß er das Andenken seiner Gattin in Ehren halten wird. Es sol len meinem Schwiegersohn, Herrn Boron v. Osinsky, noch fünftaustausend Taler ausgezahlt werden, deren Zinsen er alljährlich am Todestag meiner geliebten Tochter an wür dige Arme der Stabt Breslau verteilen soll —" Einen Augenblick war das Gesicht des Barons wie von Wut und Haß entstellt, wurde aber gleich wieder von einem liebenswürdigen und gewinnenden Lächlen geglättet. Sich leicht gegen den Notar verneigend, sagte er, Laß es alle An wesenden hören konnten; „Ganz richtig, ich erhielt dieses Kapital als Hypothek auf mein Güt." „Welche nunmehr erloschen ist," jagte Notar. „Bitte, jetzt keine geschäftlichen Erörterungen, meine Herren," wandte Fran v. Zarkow ein. „Bitte fahren Sie fort, Herr Justizrat." Der letzte Teil des Testamentes lautete: „Meine Tochter Gabriele verwitweie Valentin hat einst gegen meinen Willen eine Heirat geschlossen. Wenn ich ihr Viesen Ungehorsam auch niemals verzeihen, diesen Schritt nickt gucheißen kann, jo will ich Loch, wo ich bald vor mei nem ewigen Richter stehe und auf die Gnade unjeres Hei landes und auf die Fürsprache der gebenedeile» Jungstau hoffe, den Mutterstuch von ihrem Haupte nehmen. Ich schließe sie mit ein in das Gebet für das Wohlergehen aller meiner Kinder —" - Abermals wutte Ler Notar unterbreche», senn «u eurem dampfen Sckmerzenslaut rang Gabriele die Hände. Erst als sie die Blicke aller Anmesenden mißbilligend aus sich ruhe» iah, suchte sie ibre Fassung zu bewahren, sodaß der Notar weiter lesen konnte: „Ich will meiner Tochter Gabriele daher auch Seu ihr nach Gesetz und Reckt zukommenden Anteil aus meiner Hinterlassenschaft nicht vorenthalten. Jedoch knüpfe ich die Bestimmung daran, daß das Kapital selbst von meinem Nachlastpfleger verwaltet wird, die Zinsen zn gleichen Teilen an sie und ihre Kinder abgeführt werden. Nach ihrem Tove soll das Kapital an die Kinder fallen. Ich wünsche nickt, daß meine Enkelkinder Valenti», auch wenn sie nickt den Namen unserer Familie führen, in die Kreise ihrer Mutter binabileigen, daher soll meine älteste Tockter, die Frau Majorin v. Zarkow, bis zu deren Voll jährigkeit über ihre Erziehung wachen." Der Notar hielt inne, indem er noch einige beschriebene Blätter entfaltete. „Tas waren die allgemeinen Bestimmungen der hochjelrgen Frau Baronin. Die Bestimmungen, Erläuterungen und Nach weise über das eigentliche Vermögen Halle rch für zu weitläu fig, um sie mündlich vorzutragen. Ich halte es für richtiger und zweckmäßiger, dieselben abschrifilich zu erteilen." „Tun sie das, Herr Jnstizral," bestimmte Frau d. Zarkow, ohne auch nur einen Blick auf die anderen Erben zu werfen, es wagte auch Niemand, ihr zu widersprechen. „Ich erwarte die Abschriften dis spätestens morgen. Das Original bitte ich wieder in amtliche Verwahrung zu nehme». Die Erben Hane» sich erhoben und verließe» Len Saal, aus dem sich der Notar schon entfernt haue. Rui Gabriele saß noch in sich versunken in ihrer Ecke. Wie himmlische Musik, gleichsam wie eine liebe Stimme hatte» ihr die Worte geklungen, mit denen die Mutter ihrer in dem Testament ge dacht hatte und die bewiese», daß sie doch nicht mit Groll rm Herzen gegen sie gestorben war — nun konnte sie wieder er leichterter auiamren, Ein leichtes Geräusch ließ sie erschreckt aufblicken. Sie glaubte, sich nur noch allein hier zu befinden und war absicht lich etwas zurückgeblieben, weil üe beim Hinausgehen ein Zu- fammentreffen mit den übrige» Verwandten vermeiden wollte — aber nein, dort in einer Fensternische stand ein hoher schlan ker Mann und schaute anscheinend hinunter auf die Straße. Jetzt wandte er sich um — es war Baron v. Ostnsky. Gabriele starrte entsetzt auf den ihr fremden Herrn, dessen dunkle Augen mit seltsamen Ausdruck auf ihr ruhten. Tei Baron war ihr persönlich unbekannt, denn als er ihre Schwe ster geheiratet hatte, war sie schon aus dem Elternhause ge flohen. - Der Baron kam jetzt näher. Auch er gab sich den Anschein, als sei er überraicht, sie noch hier zu treffen „Gnädige Frau, gestatten Sie mir, mich Ihnen vorzusiellen, Baron v. Ostnsky," sagte er mit einer leichten Verbeugung. „Ich finde es merkwürdig daß man mir nie etwas von Ihnen erzählt, nicht einmal Ihren Namen genannt hat." Die Witwe horchte erstaunt au- Auch Sie wußte nichts von der Existenz dieses Schwagers, aber bei ihr »ar es er klärlich, da fie in den letzten Jahren keine Nachrichten mehr von ihren Angehörigen empfangen hatte, daß aber der Gat» ihrer Schwester nichts von ihr gehört Halle, Saß war ihr ganz unerklärlich. „Ich weiß, meine Verwandle» zürnen mir, weil ich nicht »ach ihrem Wunsch geralet habe, sondern der Dumme meinss Hebens gefolgt bin " „Und Sie waren glücklich uni ihrem Gemahl und m ihrer Ehe?" „Ja," hauchie Gabriele „Aber mein Galle starb früh- zeilig," „ Ich bedauere Sie, gnüdtge Frau uns verurteile die Ha»o lungsweise unserer lieben Verwandle», die m einem ganz un gerechten Vorurteil besangen fins. Ebenso bedauere ich »«lui tick, saß es mir nicht früher möglich war, Ihre Bekarullfchafi zu machen, um Ihnen meme Hilfe Myuhteten.