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Rabemuer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. L z Inserate kosten die Spalten -s-MZW- Zatiq sm Uemdi, ZufnÄms, Diem- L GaM«, --WZI Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 56. »-»«spreche-: ««t Leube« 2120 Donnerstag, den 15. Mai 1913. sernsprecher: Amt Leube« 2120 L6. Jahrgang. Die Herren Vorsitzenden derjenigen hiesigen Vereine, die bereit sein werden an einer patriotischen Feier aus Anlaß des 25 jährigen Regiernngsjubiläums Seiner Majestät unseres Kaisers teilzunehmen, werden hiermit gebeten, sich Donnerstag, den 15 dieses Monates pünktlich abend */, S Uhr zu einer Besprechung im Gesellschaftszimmer des Rathauses einzufinden. Rabenau, am 13. Mai 1913- Wittig, Bürgermeister. ÜU5 Nav uns fern Rabenau, den 14, Mai 1913. — Pfingsten, das Fest der Ausflüge, brachte diesmal trotz recht begründeter Zweifel der Wetter kundigen doch herrliches Wanderwetter. Bei fast wolkenlosem Himmel läuteten die Glocken das Fest ein, regenlos ist es bis zu dieser Stunde verlaufen. Dunkle Wolkenmassen drohten zwar zuweilen, sie verhinderten aber lediglich eine zu starke Erwär mung der Erde. Wer sollte mit diesem Pfingstfeste, das einen ungeheuren Verkehr hervorrief, nicht zufrieden sein! — Der gesamte Verkehr hat sich, abgesehen von einigen unvermeid lichen Verspätungen, auf allen Linien der sächsischen Staats bahnen ohne jeden Unfall in denkbar bester Weise abgewickelt. — Für die Nationalspende haben die evan gelischen Geistlichen der Ephorie Dresden I 10 003,50 Mark abgeliefert. Außerdem ergab die für den gleichen Zweck am Himmelfahrlstage in den evangelischen Kirchen Dresvens ge sammelte Kollekte 3 003,64 Marl — DaS Freiberger Landgericht verurteilte den früheren Holzhändler Paul Bruno Bellmann aus Seifersdorf, zur Zeit im Strafgefängnis Berlin-Tegel, wegen Gläubiger begünstigung zu 3 Monaten Gefängnis. — Eine Rabenau er Sitzmöbelfabrik war nach dem Bericht der Dresdner Handelskammer mit dem Umsätze im Jahre 1912 weniger zufrieden; außerordentliches Ueberangebot habe die Verkaufspreise unerwünscht gedrückt. Die Ziele wur den bis zuletzt ausgenutzt. Geklagt wird von den Werken an Kleinbahnen über Verzögerungen, die Beeinträchtigung des Absatzes bewirken. InHainsberg, Wilsdruff, Dres den, Cunnersdorf war der Geschäftsgang in der Herstellung roher und gestrichener Möbel einfacher Art im allgemeinen befriedigend. Nur das Weihnachtsgeschäft entsprach den Er wartungen nicht, infolge der politischen Lage- — Am Freitag nachmittag verursachte ein schwerer Felssturz im Nabenauer Grunde große Ver kehrsstörungen. Holzarbeiter, die mit dem Fällen von Bäu men beschäftigt waren, hatten Sprengungen vorgenommen u. dabei nicht die nötige Umsicht walten lasten; denn plötzlich erfolgte mit gewaltigem Krach aus beträchtlicher Höhe ein mächtiger Felsabsturz. Nur wenige Minuten zuvor hatte der Rabenauer Zug (5,30) die Stelle Passiert; zum Glück ist auch von den zahlreichen Spaziergängern niemand verletzt. Die Eisenbahnschienen wurden glatt durchgeschlagen und mußten von Hilfsmannschaften durch neue ersetzt werden. Ein ähnlicher Vorfall trug sich bereits Anfangs ds. Js. zu. (Teilweise veröffentlicht.) — Bei dem am 18. Mai inHainsberg stattfindenden Jahresfest des Gustav Adolf-Zweigvcreins Plauenscher Grund hält Pastor lic. Schuster von der Dresdner Kreuzkirche in dem um 3 Uhr beginnenden FestgotteSdicnst die Predigt. In der Nachversammlung im Restaurant zum Eiskeller wird Pfarrer Fischer aus Eger, ein bekannter und beliebter Redner, einen Vortrag halten. — Das Dresdner Landgericht verhandelte gegen die vor bestraften 19jähiigen Markthelfer Johannes Richard Bräunig aus Dresden und Joh. Max Friedrich aus Hainsberg, die in eine Dresdner Buchdruckerei eiubrachen. Friedrich sprengte mit dem Stemmeisen zwei verschlossene Puttkästen auf und stahl 40 Mk. bares Geld. Man verurteilte Bräunig zu 9-, Friedrich zu 8monatiger Gefängnisstrafe. — Das Oberersatzgeschäft im Aushebungsbezirk Dippoldiswalde findet im Gasthof „Zum Stern" in Dippol diswalde am 28. und 29. Mai dss. Js. von früh 7 Uhr an statt. Alle zur Gestellung vor der Königlichen Oberersatz kommission verpflichteten Personen haben an dem im Ge stellungsbefehle bezeichneten Tage pünktlich und in reinlichem Zustande zu erscheinen, auch ihre Losungsscheine mitzubringen. — Auf der Elektrischen im Plauenschen Grund wurden 1912 1099 525 Wagenkilometer zurückgelegt, eine Summe, hinter der die übrigen fünf elektrischen Ueberland- bahnen der Dresdner Gegend sämtlich zurückblieben. Auch die Zahl der Beförderten (3 189 709) war die größte. Auf den einzelnen Tag kommen durchschnittlich 8 715 Personen. — In Dippoldiswalde wurde im König-Albert- Park an einem 10jährigen Schulmädchen ein Sittlichkeitsver- brechen verübt. Der Polizeihund verfolgte eine Spur bis nach der Müllerschule. An dem Mädchen sind keine ernsten Verletzungen festgestellt worden. — Durch ein eigenartiges Getöse wurden die Bewohner oberhalb der Gasanstalt in Glashütte aus ihrer Nacht ruhe geweckt. Die erst anderen Tages festzustellende Ursache ergab, daß sich südlich neben dem „Pilz"°Felsen einige Blöcke gciöst hatten, welche unter Krachen zerschellt und die nahe Schlucht bis zum Bcierschen Mühlgraben hinuntergcrollt waren. Der größte Teil der Felsblöcke liegt noch oben eingeklemmt in und neben dem Schluchteingang. — Der „Dresdner Anzeiger" schreibt: Alexander Soutza, der in den Jahren 1872/76 in der 4. Eskadron des sächsischen Gardereiterregiments, das damals in Pirna stand, diente, hat es bis zum Generalgouverneur von Janina, Hauptstadt von Epirus, gebracht. Zu seinem siegreichen Einzuge in Janina haben ihm ehemalige Kameraden Grüße und Glückwünsche gesandt und in herzlich gehaltenen Worten hat er ihnen für die AusmerksaMit gedankt. — Kleine Notizen. In Weinböhla stürzte die 12- jährige Tochter des Privatmannes Fradzke so unglücklich vom Rade, daß sie eine Stunde später starb. — Ein Liebespaar wurde am Pfingstsonntag im Stadipark in Meißen erhängt aufgefunden. Die Toten sind der dort wohnhafte 23jährige Töpfer Thiel und die gleichaltrige Marta Unger aus Großen hain. Thiel hatte die Unger zum Jahrmarkt kennen gelernt und ein Liebesverhältnis mit ihr angeknüpft, obwohl er Frau und fünf Kinder hatte. Als die Unger dies erfuhr und die Folgen des Verhältnisses sich einstellten, beschloß sie zu sterben. Das Schuldbewußtsein mag auch Thiel veranlaßt haben, mit in den Tod zu gehen. — Weit er fürchtete, wegen einer kleinen Näscherei gezüchtigt zu werden, ist der 11 Jahre alte Schüler Karl Reb inFrankfurt in den Main gesprungen und ertrunken. — Der Arbeiter Böhme aus Görlitz geriet, als er in der Nähe des Ortes Rauschwald einem Auto aus- weichen wollte, unter das aus entgegengesetzter Richtung kom mende Auto des Konsuls Lindig aus Dresden. Böhme war sofort tot. — Der 37jährige Gäctnereigehilfe Arnold Hamm in Memmingen lockte das 7jährige Töchterchen des Arbei ters Hornung in den nahe gelegenen Stadlwald und lötete dort das Kind, nachdem er ein Sittlichkeitsverbrechen an ihm verübt hatte. Der Mörder stellte sich selbst der Polizei und wurde sofort als Untersuchungsgefangener der Staatsanwalt- fchast übergeben. — In Hartmannsdorf erhängte sich im Spiel der 13 jährige Maurerssohn Bretschneider. — Ein hochbetagtes Brautpaar ließ sich Pfingsten in Oberlungwitz trauen. Der Bräutigam, ein Witwer von 75 Jahren, heiratete eine Witwe von 74 Jahren. — In Schneeberg stürzte das 4 Jahre alte Töchterchen des Bäckers Martin an Pfingsten aus einem Fenster auf die Straße herab und war sofort tot. — In einem Warenhaus in Olbernhau brach Feuer aus, durch welches eine Menge Herrenkleider vernichtet wurden. Obwohl das Feuer bald gelöscht wurde, ist der Schaden groß. — An einer Gehirnerschütterung, die er sich beim Sturze vom Wagen zuzog, starb der 8jährige Sohn des Gerbers Stütz- ner in Hohenstein-E. — Spurlos verschwunden ist seit einiger Zeit der 37 jährige Schlosser Emil Wolf von ebenda. — Ein Fortbildungsschüler in Berli n, der sich seinen Lehrern gegenüber äußerst frech benommen und den Schul- dicner tätlich beleidigt hatte, ist in zwei Instanzen wegen Be leidigung, Bedrohung, Hausfriedensbruch und Körperverletzung zu zwei Monaten Gefängnis und Ueberweisung an die Für sorgeerziehung kostenpflichtig verurteilt worden. — In dem Hause Kaiser Friedrichs Ring 54 inWie s- baden überraschte mittags der Hausherr einen Einbrecher und als er ihn zum Verlaffen des Hauses aufforderte, gab der Verbrecher einen R volverschuß ab, durch den ein zufällig vorübergehender Passant lebensgefährlich verletzt wurde. Der Einbrecher flüchtete dann in den Keller des Hauses und die Polizei vermochte sich keinen Eingang in das Versteck zu ver schaffen. Man holte deshalb die Feuerwehr herbei, und diese fetzte den Keller unter Wasser. Als der Einbrecher sah, daß cs kein Entrinnen mehr gab, tötete er sich durch einen Schuß in die Beust. Seine Identität konnte noch nicht festgestellt werden. — Der preußische Militärattache inMünche n, Major v. Lewinski, wurde gestern Dienstag gegen Mittag auf der Möhlstraße durch mehrere Nevolverschüsse eines offenbar Geistes kranken lebensgefährlich verletzt. Ein Oberwachtmcister der Münchner Schutzmannschaft, der dem schwer verletzten Major zu Hilfe eilte, wurde von dem Irrsinnigen durch einen Schuß niedergestreckt und war sofort tot. Der Mörder wurde ver haftet, ist aber bisher noch nicht vernehmungsfähig und befin det sich in ärztlicher Behandlung, da eine über das Attentat in Wut geratene Menschenmenge über ihir herstürzte und ihn schwer mißhandelte. — Die Kino besitzer in Leipzig haben beschlossen, zum Proteste gegen die neue Lustbarkeitssteuer am 1. Juni ihre Geschäfte zu schließen. Dresden. Eine Gesundbeterin trat kürzlich in Löbtau aus. Sie kam in die Wohnung einer dort wohnenden Maurcrs- witwe, um gebrauchte Schirme zu kaufen. Als sie erfuhr, daß die Frau krank sei, erbot sie sich, sie gesund zu beten. Die vertrauensselige Kranke gab ihr zu diesem Zwecke alles im Hause befindliche Geld und die Gaunerin sprach den Segen darüber. Als sich die Gesundbeterin entfernt hatte, stellte sich ein Fehlbetrag von 30 M. heraus. Die Gesund beterin spricht deutsch mit polnischem Akzent. — Ein größerer Diebstahl, bei dem 1200 Mark bareS Geld und für etwa 6000 M. Schmucksachen gestohlen wurden, ist in einer Wohnung der Eisenstuckstraße in Dresden ausgeführt worden. Von der Kriminalpolizei wurde ein dort in Stellung befindliches 22 Jahre altes Dienstmädchen als Täterin ermittelt. Die Diebin hatte, um den Verdacht von sich abzulenken, einen Einbruch vorgetäuscht. Im Schloß der Vorsaaltüre fanden sich Holzsplitter. — Königsh o-f, Strehlen. Das Dresdner Schau- und Lustspiel-Ensemble, bestehend aus den besten Kräften des CentralthealerS, eröffnete hier ein Gastspiel mit dem tollen, pikanten unterhaltsamen Schwank: „Haben Sie nichts zu ver zollen ?", der vor Jahren schon dem Centraltheater volle Kassen einbrachte. Flott gespielt, wirksam ausgestattet und in luf tiger Halle der Sommerhitze trotzend, erweckt er auch hier ver ständnisinniges Schmunzeln, laute Beifallssalven. — Am Sonnabend wurde in später Stunde vor dem Schwurgericht Posen das Urteil gegen die des Gattenmordes angeklagte Frau Dr. Blume gefällt. Sie wurde nur des Totschlages unter Zubilligung mildernder Umstände schuldig be funden und zu 4 Jahren Gefängnis verurteilt. Auf Ehrenverlust wurde nicht erkannt. Bei Verkündigung des Urteils waren, da man nicht mehr mit Beendigung des Prozesses vor Pfingsten rechnete, nur wenige Zuhörer anwesend. Frau Dr. Btume nahm das Urteil ruhig auf und bedankte sich mehrmals bet ihrem Verteidiger für seine Mühe. Die Sachverständigen waren der Ansicht, daß die Angeklagte sich bei Begehung der Tat im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte befunden habe, daß ihr also der Schutz deS §51 nicht zur Seite stehe. Der be kannte Berliner Gerichlsarzt Dr. Leppmaun vertrat die Meinung, daß Frau Dr. Blume eine zwar geistig hochstehende Person sei, daß sie aber an einem moralischen Defekt leide. Der letzte Verhandlungslag wurde mit ganz kurzen Pausen von früh 9 Uhr bis abends 11 Uhr durchgeführt. — Die Neichsregierung hat den Wunsch geäußert, die Wehrvorlage mit der Vorlage über den Wehrbettrag bis zum Regierungsjubiläum des Kaisers verabschiedet zu sehen. — Die bulgarische Regierung forderte die übrigen Bal- kanstaalcn zur Unterzeichnung des Präliminarfriedens auf. — Der Korrespondent der „Frankfl. Zig." telegraphiert auS Valona seinem Blatte: „Ich begab mich in das Lager Dschavid Paschas, das etwa 40 Kilometer von Valona ent fernt liegt. Ich konnte feststellen, daß in allen Dörfern, die von den Türken besetzt sind, die albanische Flagge hochgezogen ist. Der Zustand der Reste der türkischen Westarmee ist bejammernswert, — Auf dem Balkan war in der letzten Zeit Prevista in den Händen der Griechen, das von den Bulgaren wieder besetzt wurde. Diese Wiederbesetzung halte heftige Kämpfe im Gefolge, die von der Zensur verschwiegen wurden, aber doch bekannt werden. Am Sonnabend fand ein Kampf bet Eleulhera statt. Die Griechen halten 14 Tote und 32 Verwundete, die Bulgaren 300 Tote und Verwundete. — Der Ministerpräsident von Bulgarien verlas in der Kammer eine Erklärung über die politische Lage Bul gariens. Die Erklärung spricht besonders über den bevor stehenden Friedcnsschluß, gibt Beziehungen Bulgariens zu den Verbündeten und berührt auch die Abtretung von Silistria. Die Kammer wurde ohne Zeremoniell geschlossen und bis Ende Juni vertagt, wo sie zu einer außerordentlichen Session wieder zusammenlreten wird, um den Frieden zu ratifizieren. — Die französische Militärverwaltung hat nach den erfolgreichen Fahrten des Luftschiffs starren Systems, des von der Zodiacgescllschaft erbauten „Spieß", die Bestellung weiterer Luftschiffe nach dem Zeppelinsystem beschlossen. Wie man erfährt, ist dec bekannte französische Luslschiffer Capassa von den Schneiderwerken in Lreuzot als Lustschiffingenteur ver pflichtet worden. Capassa, der wiederholt in Deutschland weilte, und Fahrten mit Zeppelinschiffen unternahm, ist ein eifriger Anhänger des starren Systems. Er ist vor wenigen Monaten zum Vorsitzenden der Lustschifferabteilung des fran zösischen Aeroklubs gewählt worden. Die Schneiderwerke wollen eine besondere Abteilung zum Bau starrer Lenkballons errichten. Während die Zodiacgesellschaft das Gerippe des „Spieß" aus Tannenholz fertigte, dürfte die Luftschiffwerft Schneider als Material wahrscheinlich Aluminium verwenden.