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Wochenschau. Es wäre wirklich alS ein halbes Wunder zu betrachten, wenn Europa 1S13 ganz ohne einen neuen Krieg Vavsnkäme. Der Diplomatie ist mancherlei im Verlaus von Winter und Frühling zugemutet worden, aber jetzt geht rs auS dem Gebiet des Außerordentlichen schon in das des Verblüffenden über. Der Streich des Verteidigers von Skutari, Essad Pascha, der die lang verteidigte Seefestung rn den König von Montenegro um Len Preis seiner eigenen Anerkennung als König von Albanien verkaufte, ist ein Stück, das ein Operetten-Motiv bilden könnte, wenn es nicht so bitter ernst wäre. Nun fehlte bloß noch, daß der Sultan :uf den Gedanken käme, gegen verschiedene Milliarden den Nest der europäischen Türkei mit Konstantinopel im Stillen M Rußland zu verkaufen und sich auf sein „Altenteil" in Kleinasien zurückzuziehen; dann wäre der allgemeine Krach stetig. Daneben hängt wie die albanejische Angelegenheit auch noch der Ausgleich zwischen Bulgarien und Rumänien and der Gegensatz zwischen Bulgarien und Serbien und Griechenland in der Luft. Woher kommt die immer stärker werdende Zuspitzung? Alle Zeichen weisen wieder nach Petersburg. Die zünftige Politik des Zarenreiches unter Leitung des Ministers des Auswärtigen Sasonow will im gütlichen Einvernehmen mit dem übrigen Europa alles friedlich schlichten, aber dis Liga der Prinzessinnen und die russische Hofparlei geht ihre eigenen Wege. König Nikolaus Nott Montenegro bleibt in Skutan trotz der militärischen Drohungen ans Wien, er weiß ganz genau, daß er doch nicht aus se.nem Lande exmittiert wird. Auch die Italiener wünschen nicht, daß der Vater ihrer Königin, die bekanntlich eine montenegrinische Prin zessin ist, auf feine alten Tage Rentier spielen soll. Die Bedeutung des Friedens ist bei den heutigen allgemeinen Verhältnissen ganz zweifellos, aber Österreich-Ungarn hat sich Lurch die russischen Quertreibereien schon so viel gefallen lassen, daß seins Langmut wirklich nicht mehr weiter gehen kann. Wie oben gesagt, es wäre beinahe ein halbes Wunder, wenn Europa in diesem Jahre 1913 um einen neuen Krieg herumkäme. Und doch wollen wir die Hoffnung nicht sinken lassen, daß eins neue Auseinandersetzung mit den Waffen vermieden wird. Alles schaut auf Rußland, gibt dies nicht ein Signal, so werden sich auch die Balkanftaaten hüten, abermals zu Gewehr und Säbel zu greifen. An der Newa aber weiß es die Regierung, wenn auch die unverantwortlichen Kreise es nicht richtig schätzen können, daß das Deutsche Reich als treuer Sekundant neben seinem Verbündeten Österreich- Ungarn steht, das Deutsche Ne ch, daS seine Streitkräfte jetzt zu der ihm durch die Lage aufgenötigten Höhe erhebt. An der Annahme der neuen Forderungen sind nach dem bis herigen Verlauf der Kommissionsberatungen, die nach den Pfingstferien fortgesetzt werden sollen, um so weniger Zweifel vorhanden, als auch der Wunsch der Militärverwaltung, nicht zu spat mit dem Gesetz zum Abschluß zu kommen, als gerechtfertigt bezeichnet worden ist. Das Plenum des Reichstags hat die definitive Fertigstellung des Reichshaus haltes vor den Pfingstferien zuwege gebracht, in die er mit dem Bewußtsein, tüchtig gearbeitet zu haben, einireten konnte. Geschmacklos war ein radikaler Ausfall, der den deutschen Kronprinzen als Führer der Kriegspartei im Deut schen Reiche bezeichnete. Die Reise des Präsidenten der französischen Republik, s des Hexrn Poincaree, in seine lothringische Heimat ist ohne i Zwischenfälle verlausen. Es ist auch wünschenswert, daß ! offizielle Reden mit einem fanfarenhaften Anlerton ver- / mieden werden, denn die Erörterungen über die Zwischen- j fälle von Luneville, Nancy und Arracourt sind in der fran zösischen Presse immer noch nicht abgeschlossen. Die in Nancy mißhandelten Deutschen werden auf eine Entschädi gung wohl ebenso verzichten müssen, wie auf die Bestrafung der Attentäter. Zu einer solchen Maßnahme kann sich dis französische Regierung ebenso wenig aufschwingen, wie sie die Trauerkränze der Straßburg-Statue in Paris beseitigen läßt. Für die Reise des Präsidenten Poincaree nach London, die nächsten Monat stattfinbet, werden jetzt schon Vorbe reitungen getroffen, während der Besuch in Petersburg, wo der Präsident auch schon als Ministerpräsident im letzten August war, wohl erst nach Schlichtung der Balkanhändel unternommen werden wird. Die in der Republik Portugal neuerdings vorgekommeney ».«»«-EM«»,«««»«.! »«,«« Unser Polens Finege. Historischer Rrmon ans dem politischen Ausstand von P. Zierlein, öj Las junge Mädchen nickle nur leicht mit dem Kopfe, ohne ihre Augen zu der strengen Dame zu erheben, deren Worte so kalt und so förmlich klangen, daß sie unmöglich in dem Herzen eines so jungen Mädchens einen wärmeren Wiederhall finden konnten. „Constanze, Ihre Tante, die gnädige Frau Majorin v. Zar kow, hat Sie unserem Institut anvertraut, damit hier der Grund zu Ihrer Ausbildung gelegt werbe, welche sie befähigen soll, dermaleinst in der vornehmen Gesellschaft und in den Kreisen, in welchen die Frau Majorin verkehrt, eine würdige Rolle zu spielen Die alte Dame machte eine Pause und ihre grauen Augen blickten scharf und siechend auf das junge Mädchen, welches reg ungslos auf ihrem Stuhl saß und noch immer die Augen zu Boden gesenkt hielt. Keine Muskel ihres Gesichtes beriet, ob die Worte der Frau Direktorin, wie die Justimtsleiienn sich nen nen ließ, irgend welchen Eindruck auf sie gemacht, oder ob sie dieselben gehört pabe. Einen Augenblick preßte Fran Dr. Eckwarz die Lippen wie in zorniger Aufwallung fest auf einander, dann aber bezwang sie sich und suhr mit einem etwas gereizten Klang der Stimme fori: „Sie werden die große - Güte und Liebe, die Ihnen Ihre Fran Tante dadurch wiederum beweist, wohl zu,würdigen wissen und sich dankbar. dafür erweisen. Bor allen Dingen wünscht nun die gnädige Frau Majorin, daß während des Aufenthaltes hier in unserem Institut Sie keinerlei Verkehr außerhalb dessel ben ankuüpsen, Sie überhaupt mit keinem Menschen — hören Sie Constanze, mit keiuem Menschen in Verbindung treten weder persönlich noch brieflich. Sie werden auch niemals ohne Begleitung das Haus verlassen, darüber werde ich streng wallen und dies ist auch die erste Bedingung, welche die Frau Majo- pn mir stellte uud sie hat mein Versprechen," AufleMüngK MSN die jetzt ytzrMiM ReglKllMSform stuö vielleicht weniger auf die neulich stattgehabte Verlobung des Exkönigs Manuel mit der Prinzessin Auguste Viktoria von Hohenzollern-Sigmaringen zurückzuführen, wie auf die Herrschsucht der in Lissabon bestehenden geheimen Gesellschaften, denen sich selbst die Minister beugen müssen. Viele Verurteilungen der politisch Verdächtigen sind aus persönlichen Haß zurückzuführen, und diese Tatsachen haben eine große Erbitterung hervorgerufen. Bemerkenswert ist, daß gerade die Arbeiterkreise von der Republik nicht erbaut sind, denn sie haben unter der Monarchie weit mehr verdient. Die kommMonsarLeik an den Wehrvorlagen war in Len wenigen Sitzungen bis 'zur Pfingstpause trotz sozialdemokratischer Obstrukiionsversuche durchaus erfolgreich. Bereits vorher waren die Bestimmungen über die einheit liche Etatsstärke bei der Infanterie und bei der Kavallerie genehmigt worden. Danach erhalten 628 Bataillone fortan die Stärke von 721 Mann und 528 eine solche von 641 Mann. Bei her Kavallerie beträgt die einheitliche Stärke Les Regiments fortan 744 Mann und 726 Pferde. Bei der Felbartillerie wird die EtütDärke zum Teil auf 124 Mann erhöht; sie beträgt bisher 102 bis 127 Mann einschließlich der Offiziere. . > Die Vermehrung des Infanterie durch Bildung oer dritten Bataillone bei den 18 Regimentern, die bisher nur zwei Bataillone haben, wurde gleichfalls ohne ernsteren Widerstand genehmigt. Um -so lebhafter wurde die Debatte über die Errichtung von sechs neuen kavallerieregimen- lern. Bon natianallibLraler Seite wurde betont, daß die Vermehrung der Kavallerie sehr unpopulär sei, weil bei ihr sy viele „feudale" Regimenter vorhanden wären; freilich Würden die fechs neu zu bildenden Kavallerieregimenter nicht mehr feudal sein. Die Redner der Aolkspartei empfahlen, die bevorzugten Regimenter an dis Grenzen zu schieben. Auch in militärischen Kreisen hielte man eine Vermehrung der Kavallerie nicht mehr für unbedingt notwendig, da die kavalleristischen Übungen auch durch Radfahrer-, Luftschiffer und Fliegerabteilungen gelöst werden könnten. Selbst Graf Waldersee hätte sich feiner Zeit gegen eine Vermehrung der Kavallerie ausgesprochen. Die sozialdemokratischen Redner lehnten jede Kavallerieoermehrung rundweg ab und be haupteten, im russisch-japanischen Kriegs hätte die russische Kavallerie vollständig versagt; an diesem Zustand würde sich in der Zwischenzeit wenig geändert haben. Kriegsminister v. Heerlngen erwiderte auf die gegen Lis Kavallerieoermehrung erhobenen Bedenken, ein Ersatz der Kavallerie durch Lnftsckiffer- und Flieger-Abteilungen sei nicht möglich, denn Lie Kavallerie müsse auch fechten. Durch die Verlegung dsft' Kavallerieregimentern an die Grenzen lasse sich der vorhandene Manger „nicht beseitigen. Dis Aufgaben Ler Kavallerie seien nicht geschwunden, sie seien nur schwerer durchführbar geworden, dafür brauchen wir fest gegliederte Formationen. Wesentlich seien auch die Aufgaben Ler Kavallerie bei der Verfolgung des Feindes; die andern Waffen seien durch die Vollendung des Angriffs so erschöpft, daß nur die Kavallerie Re Früchte des Sieges einheimsen kann. Ein Aevtrumsredner meinte, es sei doch auffällig ge wesen, daß im Balkan- wie im russisch-japanischen Kriege die Kavallerie eine so geringe Nolle gespielt habe. Der Zweck der Aufklärung sei eben auf andere Weise erreicht worden. Die Offensive durch die Kavallerie sei bei der modernen Gefechtstechnik ganz ausgeschlossen. Durch Ver schiebungen im Innern ließe sich der durch die Mehrforderung angestreote Zweck auch erreichen. KriegsmMster v. Heeringsn begründete erneut die Notwendigkeit der sechs Kavallerie regimenter, insbesondere aus der Vermehrung der fran zösischen Kavallerie und aus Len veränderten Verhältnissen in Rußland. Ganz ausgeschlossen sei es, die Kavallerie im Grenzschutz durch Maschinengewehrs zu ersetzen. Eine Dislo zierung der Kavallerieregimenter aus dem Innern sei nicht möglich- Der fortschrittliche Redner bezeichnete die Gründe des Kriegsministers bis auf die Garderegimenter als stich haltig und empfahl den Antrag seiner Partei, drei Regi menter zu bewilligen, von denen zwei zum Schutze der Ost«, eins zu dem der Westgrenze stationiert werden sollen. Die Regierungsvorlage, welche sechs neue Kavallerie regimenter fordert, wurde darauf mit 16 aeaen 12 Stimmen Constanze ecbebis. Sie rMe!e zum ersten Male einen fra genden, saft wehmutsvollen Blick ans die Spreckerm,' welche den selben nicht zu bemerken schien, sondern unbeirrt fortsuhr: „Sie haben doch keine Verwandten weiter und im Hause Ihrer Tante werden Sie wohl auch keine Bekanntschaft ange- knüpft haben, die versuchen könnten, Ihnen, so lange Sie sich hier befinden, näher zu treten?" „Meine Mutter lebt noch, Frau Direktorin," unterbrach Con stanze die Jnstüutsleiterin, welche erstaunt aushorchte. „Ihre Mutter, Constanze, was wissen Sie von ihr? Diese bat sich doch wohl nie nm sie gekümmert und Ihre Tante hat so lange Mutterstelle an Ihnen vertreten." „Sagen Sie mir, daß das Herz meiner unglücklichen Mut ter nicht mehr für mich schlägt — dann will ich glauben, daß sie sich nicht mehr um mich kümmert," entgegnete Constanze, de ren Innerstes sich zum ersten Male gewaltig gegen die harten Worte der alten Dame aufbäumte. „Was soll ich Ihnen hierüber noch sagen," fuhr die alte Dame auf und ihre Stimme hatte schon einen sehr schrillen Klang. „Ist es nicht Beweis genug, daß Ihre Mutter Sie hilflos ge lassen hat, bis Ihre Tänie sich Ihrer annahm?" „O, schonen Sie mich!" rief Constanze aus, indem sie ihr Gesicht in beide Hände barg. „Wer hat sich zwischen das Herz der Mutter und des Kindes gestellt i Ich war damals allerdings noch ein Kind, als ich von meiner Mutier gerissen wurde, aber die letzten Stunden unseres Zusammenseins sind mir unvergeß lich geblieben." „Constanze, Sie find undankbar! Undankbar gegen Ihre liebe Tante, die nur Ihr Bestes will!" „Nein, nein, Frau Direktorin, ich erkenne an, was meine Tante für mich getan Hai, aber ich Hobe lange geschwiegen und geduldet und ich will auch weiter schweigen, aber ich werde nie mals die Liebe zu meiner Mutter aus meinem Herze» reißen und hoffe auf eine Vereinigung mit ihr wie auf eine Erlösung." Die alte Dame betrachtete Constanze, deren Wangen in der Ausreguug sich leicht gechtet hatten, jetzt mü Zurückhaltung. dec KüuseiMtwen, NalionäMKaM MS Lier ZöluMM Mitglieder abgelehnk. Ein nationalliberaler Antrag, viel Kavallerieregimenter zu bewilligen, verfiel mit 15 gegen 13 Stimmen der Ablehnung. Angenommen wurde mit 16 gegen 12 Stimmen der fortschrittliche Antrag, drei neue Kavallerieregimenter zu bewilligen. Gegen dis Regierungsvorlage sowie gegen alle Anträge stimmten dis Sozialdemokraten, das polnische, das elsässische Mitglied und die beiden süddeutschen Zentrumsmitglieder Ler Kommission, die an! 20. Mai ihrs Beratungen fortsetzen wird. Gsläene Msrte unseres kronprinren Ein neues Werk Ses Kronprinzen. Das Werk „Deutschland in Waffen", zu dem der deutsche Kronprinz das Vorwort und das Kapitel „Regiment der Gardes du Corps, Standarteneskadron" geschrieben hat, ist erschienen. Es führt in prächtigen, lebensvollen Bildern die deutschen Waffen zu Lande, zu Wasser und zur Luft vor. In seinem Vorwort bespricht Kronprinz Wilhelm in ernster Weise die Schäden unserer Zeit. Er warnt vor dem überhandnehmen den Luxus und mahnt, zur altväterlichen Einfachheit der Sitten zurückzukehren. „Deswegen brauche man noch kein Säulenheiliger zu werden", aber man solle die Mannheit nicht erschlaffen lassen in Weichlichkeit der Lebenshaltung. Aus den höchst bemerkenswerten Ausführungen des Kronprinzen seien folgende Stellen zitiert: „Nur auf das gute Schwert gestützt, können wir den Platz an der Sonne erhalten, der uns zusteht, aber nicht freiwillig einge räumt wird. Die tüchtige Leistung als solche gilt heut zutage leider weniger als das Vermögen, das einer ererbt oder errafft hat. Und auf welche Weife das Ver mögen verdient worden ist, danach wird oft schon kaum mehr gefragt. Diese Zucht nach dem Besitz möglichst großer Geldmittel droht alte und ehrwürdige Begriffe zu verschieben. Dinge, die früher nicht als „fair" oder bester gesagt, nicht als „anständig" galten, werden still schweigend geduldet; Lem hitzigen Gelderwerb wird alles geopfert. Dis alten Idsate, ja selbst Ansehen und Ehre der Nation können in Mitleidenschaft gezogen werden; denn zum ungestörten Geldverdiener: braucht man Frieden, Frieden um jeden Preis. Und doch lehrt uns das Studium Ler Geschichte, daß noch immer alle diejenigen Staaten, bei denen rein kaufmännische Interessen in Entscheidungsstunden den Ausschlag gaben, elend zugrunde gegangen sind. Mögen wir den Komfort und Luxus, den wir als Kinder unserer in der Technik so fortgeschrittenen, an praktischen Erfindungen so reichen Zeit genießen, als angenehme Beigabe betrachten, die an sich keine selbständige Berechtigung hat. Als ein überflüssiges, das wir lachend in die Ecke werfen in dem Augenblick, wenn der Kaiser uns ruft und wenn wir die Hände frei haben wüsten für das Schwert . . . Gewiß kann und soll diplomatische Geschicklichkeit wohl eine Zeitlang die Konflikte Hinhalten, zuweilen lösen. Ge wiß müssen und wersen sich in der ernsten Entscheidungs stunde alle Berufenen ihrer ungeheuren Verantwormng voll bewußt sein. Sie werden sich klar machen müssen, daß der Riesenbrand, einmal entfacht, nicht mehr so leicht und rasch erstickt werden kann. Aber wie der Blitz ein Spannungs- ansgleich zweier verschieden geladener Luftschichten ist, so wird das Schwert bis zum Untergange der Welt immer der letzten Endes ausschlaggebende Faktor sein und bleiben. Wenn so das ganze deutsche Volk entschlossen ist, Gut und Leben freudig emzusetzen, dann kann die Welt voll Teufel sein und gegen uns in Waffen stehen, und wir wollen mit ihr schon fertig werden und wäre die Not Ler Stunde noch so groß. , „ AAS AMT Welt. Ssr GaftetMsrZprszstz Dlu ML.' Vor dem Schwur gericht in Posen beginnt heute Freitag der Prozeß .gegen Lie 24jährige Frau Eva Blume wegen Ermordung ' ihres Gatten, des archäologischen Assistenten am Kaiser Friedrich- Museum Dr. Erich Blume. Frau Blume war erst ein halbes Fahr verheiratet, als sie ehebrecherische Beziehungen zu einem Arzte anknüpfte. Um einen Skandal zu vermeiden, ließ sich Blums nach Hannover versetzen, was aber Frau Blume durchaus nickt behagte. Bei einem Svazieraana er- Ihre vsullge UMerdammg mli dem jungen Mädchen Halts nach deren so entschiede» ausge'procheuem Gr'tändMste, de» be sonderen Zweck, den sie mit diesem Besuche im Auge gehabi batie, verfehlt. Sie batte nicht geglaubt, auf dies« Wätme, ans diese Festigkeit einer Liebe zu stoßen, deren Vorhandensein si« nickt einmal ahnte, da sie nach der Mitteilung der Majorin, di- Tochter längst abtrünnig von ihrer Mutter hielt. „So habe ich Ihnen für heute nichts mehr zu sagen, Con stanze," sagte sie nach einer beklommene» Pause. „Ich werde der Frau Majorin berickte», welcher Wunsch allein Sie beherrscht." Der Abschiedegruß klang wenig freundlich und die Heftigkeit mit welcher die alte Dame beim Verlasse» des Zimmers du Türe hiuter sich zuschlug, ließ deutlich ihre Verstimmuna erkem »en. Z. Kapitel. Wir verließen Gabriele Valentin, als ihre ^Schwester, Fra, d. Zarkow ihre Zwillingskinder hatte abholen lassen, um mit den selben nach Breslau zu reisen, wo die Kinder zunächst in ihren Hause erzogen werden sollten. Es verging eine lange Zeit, ehe die tiefgebeugte Witiwe der ersten Brief von ihren Kindern erhielt. Sie jubelte zuerst vor Freuden, als sie das erste Lebenszeichen von den Kindern erhielt um aber ebenso enttäuscht zu sein, als sie den Inhalt gelej« hatte. ., Was schriebe» die Kinder der sehnsüchtig harrenden Mutter' Sie zeigten ihr in wohlgesetzien und sorgfältig gewählten Wor- je» ihr Wohlbefinden an, priesen sich in ihrer Lage glücklich uni rühmten die Güte der Tante, die sich ihrer so großmütig ango nommen habe. Die Witiwe bennuicte sehr wohl, daß die Kinder dieser Brief nicht aus eigenem Antriebe geschrieben hatten, sondern daß Ihnen der Inhalt von Frau v. Zarkow diktiert und unter ei nem gewissen Zwang niedergeschriebe» worden wac Die Zeil verstrich; Wochen, Monate und Jahre ginge» da- hin wce mr Fluge,