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Rabemuer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis ein schließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,SO Mk. Zeitilllg für UimM, Skisersdars) Klein- u. GroWsn Inserate losten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., sür aus- . wSrtige Inserenten 1b Pf. Reklamen ) 20 Pf. Annahme von An zeigen für alle Zeitungen. Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, SPechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 4?. Kernsprecher: Amt Deuben 2120 Dienstag, den 22. April 1913. Sernsprecher: «mt Deuben 2120 26. Jahrgang. Ausschreibung: Die für die beiden im Erdgeschoß befindlichen Gastzimmer des Ratskellers hier nötigen 60 Stück Stühle sollen vergeben werden. Bewerber — es können nur am hiesigen Orte wohnhafte Stuhlfabrikanten und Stuhlbauermeister Berücksichtigung finden — werden gebeten, bis Sonnabend, den 26. dieses Monates nachmittags 5 Uhr einen Probestuhl im Rat hause (I Treppe) abzuliefern und hierbei Preisangebot, das verschlossen und mit der Aufschrift „Ratskeller-Stnhl" versehen sein muß,, abzugeben. Der Probestuhl kann von be liebigem Holze gefertigt sein; der Preisberechnung ist jedoch die Verwendung von Eichenholz zugrunde zu legen. Es ist erwünscht auzugeben, wie hoch sich der Stuhl mit Leder sitz im Preise stellt und wie hoch mit Rohrsitz und ob der Stuhl posiert oder gebohnt veranschlagt ist. Höhe des Stuhles nicht über 95 cm. Rabenau, den 21. April 1913. Der Stadtgemeiuderat. Semems, yttskrankenkasse Nadenau und Umgegend. Mittwoch, den 30. April 1913 abmds 8 Uhr Generalversammlung im „Sängerheim", Rabenau. Tagesordnung: I. Geschäfts- und Kassenbericht auf das Jahr 1912. II. Bericht der Prüfungskommission. III. Erledigung von Anträgen. IV. Kassenangelegenheiten. Anträge sind bis 26. April 1913 beim Unterzeichneten einzubringen. Rabenau, den 19. April 1913. Der Kassenvorstand. R Wustl i ch, Vorsitzender. Aus Nah uns fern Rabenau, den 21. April 1913. — Zu dem Projekt einer Automobillinie Bahn hof Hainsberg nach Rabenau meint die Dresdner Han delskammer, daß die beigebrachten Unterlagen zur Begründung der Angelegenheit nicht ausreichen. Nach der Eingabe des Rabenauer Stadtgemeinderats soll die Linie hauptsächlich der Arbeiterbeförderung voin Plauenschen Grunde nach Ober-Nabe- nau dienen. Die Kammer glaubt, daß sich eine Auto linie sür einen Verkehr, bei dem zu bestimmten Tageszeiten große Mengen von Personen befördert werden müssen, weniger eignet. Es müßten morgens und abends in kurzen Abständen meh rere Autos verkehren, die in der übrigen Zeit, da Wetter führung der Linie nicht in Frage kommt, unbenutzt dastehen würden; es würde unwirtschaftlich sein. Auch Güterbeförde rung würde den Betrieb kaum gewinnbringend machen, da sür den Güterversand meist Möbel in Betracht kommen, die sperrig sind. — Ein in hiesigem Orte sehr bekannter Geschäftsmann ist am Sonntag in Haft genommen worden. Welche Delikte vorliegen, ist zurzeit noch nicht bekannt. — Der Turnverein „Vorwärts" hier veranstaltete am Sonntag nachmittag ein Anturnen, das leider vom reg nerischen Wetter etwas beeinflußt wurde. Der hauptsächlichste Zweck der Veranstaltung ist der, den Freunden der Turnerei ein Bild zu geben von den Leistlingen des Vereins. Von den gezeigten Darbietungen, darunter auch solchen die gelegentlich des am 13. Juli d. I. in Leipzig statlfindenden 12. Deutschen Turnfestes vorgeführt werden, gefielen besonders die Frei übungen. Beim Riegenturnen zeigten die Mitglieder hübsche Leistungen. Nach dem Turnen fand auf der „Albert-Höhe" ein flotter Ball statt, der in geselligster Stimmung verlief. — In Klcinopitz hat sich in seiner Wohnung der 74-jähr. Invalid u. Kriegsvcteran aus Lebensüberdruß erhängt. — Uebcr das Vermögen des Bäckermeisters Benedix in Deuben ist das Konkursverfahren eröffnet worden. — Die Amlshauptmanuschast Freiberg hat angeordnet, daß Zündhölzer und Zündwaren an Kinder unter 14 Jahren weder verabreicht, noch verkauft, noch durch sie vertrieben werden dürfen. Bei Zuwiderhandlungen werden die Eltern gegebenenfalls bestraft. — Zur Deckung des vorhanden gewesenen Defizits des Lockwitz t albah n-Uliternehmens hat die König!. Staats regierung einen auf 1912 und 1913 berechneten Zuschuß von 10 000 Mark als unverzinsliches Darlehn mit dem Vorbehalt bewilligt, daß bei Neinübcrschüffen der Straßenbahn diese an den StaatsfiskuS abzuführen sind, bis der oben genannte Zu schuß getilgt sein wird. — Beim Landgericht Dresden hatte sich der bisher un bescholtene Oberlehrer und Kantor Ernst Moritz Höntsch aus Bannewitz zu verantworten, Vater von 3 Töchtern von 22 bis 31 Jahren und seit 1883 in Bannewitz angestellt. Der 1857 in Krackau bei Königsbrück geborene Höntsch soll als Lehrer mit 8 minderjährigen Schülerinnen in zahlreichen Fällen unzüchtige Handlungen vorgenommen haben. Er wurde wegen Siltlichkeitsverbrechens in 4 Fällen unter teilweiser Freisprechung zu 14 Monaten Gefängnis verurteilt. — Auf eigenartige Weise verletzt hat sich in Polenz bei Neustadt, Bezirk Pirna, eine Schneiderin, die eine Steck nadel als Zahnstocher benutzte. Hierbei wurde das Mädchen vom Nießen überrascht, wodurch sie die 2 Zentimeter lange Nadel verschluckie. Es verschwieg den Vorfall törichterweise. Jetzt macht sich der Fremdköiper durch heftige Schmerzen bemerkbar, sodaß die Schneiderin zum Zwecke einer Operation ins Johanniterkrankenhaus nach Heidenau überführt wurde. — Wegen Urkundenfälschung und Rückfallbetrugs hat sich der 72jährige, mit 3 Jahren Zuchthaus und zuletzt mit 1 Jahr 10 Monate» Gefängnis vorbestrafte Tischler und Handelsmann Kießling aus Wilsdruff zu verantworten. Der Angeklagte bezog bis Anfang Dezember v. I. von der Dresdner Ortskrankenkasse wöchentlich 12,50 Mark Kranken geld, wurde aber dann von dem Kassenarzte „gesund geschrie ben". Er versah darauf eigenhändig den Krankenschein mit der Namensunterschrift des Arztes und erhob am 9. November an der Kasse nochmals 12,50 Mark. Das Gericht diktiert ihm I Jahr Gefängnis und k Jahre Ehrenrechtsverlust zu. — Der sächsische Scharfrichter Brand in Neu hohen- lind e bei Oederan tritt nach ZOjähriger Amtszeit von seinem Amte zurück. Nachfolger soll sein ältester 30jähriger Sohn werden, der schon seit Jahren Gehilfe seines Vaters ist. — In der Süchs. Glasfabrik inRadcberg explodierte ein Glaskanal, dabei wurde der Arbeiter Löwe aus Weickers dorf tödlich verletzt, ein anderer Arbeiter erlitt schwere Brand wunden. Der Unfall geschah in der Preßglas-Abteilung. — Infolge des im vergangenen Jahre besonders schar fen Kursrückganges unserer einheimischen müudelsicheren An leihen, ist die Sparkasse zu Blasewitz gezwungen, für das Jahr 1912 auf ihren Bestand von Wertpapieren im Be trage von rund 2,2 Millionen Mark einen Kursverlust von nicht weniger als 65462,65 Mark abzuschreiben, so daß dem Reservefonds ein Reingewinn von nur 4352,67 M. zugesührt werden kann. Die Kasse hat ein Gesamlvermögensbestand von 9 einhalb Millionen Mark. — Die 16jährige Aufwäcter!» Helene Schülert aus Mahnbrück bei Auerboch ist früh im Nitlergutswalde Treuen von der Gendarmerie ermordet aufgefunden worden. Die Schülert ist das Opfer eines Lustmordes geworden. Die Leiche lag in einem tiefen Loche. Die Ermordete war in einem Slickereibetriebe in Treuen beschäftigt. Sie hatte gegen 1 Uhr das elterliche Haus verlassen, um sich aus die Arbeitsstätte zu begeben, wo sie jedoch nicht eiutraf. Der Mord ist also auf dem Wege zur Arbeitsstätte an dem Mädchen begangen wor den. Der Täter Hal sein Opfer mit einem Umschlageluch er drosselt und darauf in den nahen Waid geschleppt. Die Hände waren zusammengebunden und die linke Brustseile und der Leib des Mädchen ausgeschnitten. Der in Frage kommende mutmaßliche Täter, ein 40jähriger Mann, soll an verschiedenen Orten der Umgebung gesehen worden sein. Dresden. Tot aufgefunden wurde auf dem Tolkewitzer Friedhof eine 70 jährige, schwarz gekleidete unbekannte Frau. — Der Kassenführer der Ortskrankenkasse zu Dresden, Sekretär Meyer, ist am Sonnabend wegen Unregelmäßigkeiten und UMeischlagung vom Dienst suspendiert worden. — Den Verbrennungstod erlitt am Sonntag vormit tag in seiner Wohnung Kurfürstenstraße 25 in Dresden der 82 Jahre alte Schleifer Henning, der dieser Tage im städt. Versorghaus untergebracht werden sollte. Als die Feuer wehr die brennende Stube betrat, sand sie den stark verbrann ten Leichnam des Greises am Belt vor. Die Entstehungs ursache des Brandes blieb »»ermittelt- — Tot aufgefunden wurde von ihrem Schwiegersohn in der Trinkhalle am Löb- lauer Friedhof die 60 jährige Verkäuferin Frau Ida Hark. Sie war von einem Schlaganfall betroffen worden. — Einen Hotelgast unter d e m B e t t, der einen Berliner Kaufmann in Leipzig bestehlen wollte und dann aus seinem Gewahrsam spurlos verschwand, ist jetzt von der Po lizei entlarvt worden, befindet sich aber noch auf freien« Fuße. Es ist ein zu Groß-Mehlra geborener Kaufmann Thilo Hirt, der wegen ähnlicher Diebstähle bereits 2 Jahre Gefängnis verbüßt hat. — In der Wohnung seines Vaters erschoß sich der 20jährige Sohn eines Hausinspektors in Dresden, der als Expedient bei einer Bank angestellt war. Der junge Mann konnte mit seinem Gehalt nicht auskommen und war deshalb in Schulden geraten. Verfehlungen liegen nicht vor. — Vom Tode des Ertrinkens rettete der 14 Jahre alte Arbeitsbursche Liebscher einen 4 Jahre alten, auf der Alvenslebenstraße wohnhaften Knaben, welcher an der Dampf schifflandedrücke in Vorstadt Cotta in die Elbe gefallen war. — I» einem Dresdner Gasthaus wurde ein Fremder festge nommen, der sich nicht genügend legitimieren konnte und auch sonst sich verdächtig machte. Wie sich nachträglich herausstellte, hat die Polizei einen guten Fang gemacht. Der Unbekannte entpuppte sich als ein Bereiter aus Berlin, der dort nach einer größeren Unterschlagung flüchtig geworden war. — Vermißt wird der 42 Jahre alle, in Vorstadt Cotta auf der Ockerwitz straße wohnende Arbeiter Robert Knetzsch. — In einem Milchgeschäft der Pirnaischen Straße zu Dresden hantierte der 23 jährige Markthelfer Paul Pietsch aus Löbtau mit einem Revolver. Das 20 jährige Dienst mädchen Schlegel aus Bodenbach wurde getroffen und schwer verletzt in das Krankenhaus gebracht. — Der Exkönig Manuel von Portugal hat sich mit seiner Kusine, der Prinzessin Auguste Viktoria von Hohen- zollern, Tochter des Fürsten Wilhelm von Hohenzollern ver lobt. Die Prinzessin wird nach ihrer Vermählung staatsrecht lich nicht mehr den Titel Königin erhalten, sondern nur den Titel „Herzogin von Sachsen" mit dem Prädikat Königliche Hoheit. — Die spanische Presse begeistert sich seit kurzer Zeit für einen engeren Anschluß Spaniens an Frankmch und England und äußert den offenen Wunsch, daß das Bündnis auf Spanien ausgedehnt werde. Spanien verspricht sich auS diesem Bündnis weitgehende politische und wirtschaftliche Vor teile. — Konstantinopel ist nach amtlicher Meldung wiederum sür choleraverdächtig erklärt worden. — Die bisher in Dortmund als Salondamc tätige Schauspielerin Wrage, die an das Düsseldorfer Schauspielhaus engagiert worden war, erschoß sich während der Fahrt in einem Eisenbahnabteil. Nervöse Ueberreizung soll daS Motiv zu dem Selbstmord sein. — Aus dem Reichstage. Die Erwartung, daß den „Enthüllungen" des Abgeordneten Liebknecht eine interessante Sitzung folgen werde, hatte für den Wochenschluß unverhältnismäßig zahlreiche Neichstagsabgeordnete herbeigelockk. Der erste Redner des Tages, Abgeordneter Dr. Pfeiffer vom Zentrum verurteilte in scharfen Tönen die Beteiligung fran zösischen Kapitals an deutschen Waffenfabriken. Glücklicher weise, meinte er, entspricht nur ein Teil von dem, was Dr. Liebknecht vorgebracht hat, den Tatsachen, aber auch der kleine Prozentsatz Wahrheit ist beschämend genug. Dr. Pfeiffer hielt deu Umstand allein für tröstlich, daß der Kriegsmintster un verzüglich eingegriffen habe, als er von den „Transaktionen" der Firma Krupp hörte. Das Zentrum sei nicht mehr, so führte der Abgeordnete weiter aus, von jener sanften Naivität, daran zu glauben, daß ein Unterbeamter der Firma Krupp ohne Kenntnis seiner Vorgesetzten Zehntausende zur HerauS- lockung militärischer Indiskretionen hergeben könnte. Nicht weniger intensiv bedauerte der Vertreter der nationatliberalen Partei Abgeordneter Götting die Vorgänge und es machte einen wohltuenden Eindruck auf das Haus, als der Kriegs minister erklärte, die Heeresverwaltung selbst mißbilligte auf das Schärfste die Praktiken der Firma Krupp. Nachdem Dove von der fortschrittlichen Volkspartei sich auch noch in dem Sinne seiner Vorredner geäußert hatte, behauptete Abgeordneter Liebknecht, daß trotz der gegenteiligen Erklärung des Kriegs- Ministers militärische Geheimnisse verraten worden seien. Die Firma Krupp sei im Besitz zahlreicher geheimer Berichte zum Teil über neuere Konstruktionen ihrer Konkurrenz. Die ganze Angelegenheit habe aber noch eine weitere Bedeutung. „Alle Spatzen werden es von den Dächern pfeifen, daß die Nüstungs- interessenlen unter einander im Kartell stehen und Krupp die führende Rolle in diesem Kartell spielt." Kriegsminister von Heeringen konnte nicht umhin, noch einmal zu versichern, daß nach dem Ergebnis der Untersuchung Landesverrat oder Verrat militärischer Geheimnisse nicht in Frage kommen könnte. Der Kricgsministec erhoffte von der Unparteilichkeit der preußischen Gerichte eine objektive Untersuchung ohne Ansehen der Person. An diese Erklärung des Kriegsministers schlossen sich einige kleinere der Abgeordneten verschiedener Parteien. Dr. Oertel (Kons.) bedauerte lebhaft die Vorgänge bei Krupp und in den Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken, Dr. Braband (Fortschr. Vp.) erwartete die strengste Bestrafung bei etwaiger Feststellung einer Schuld und der Zentrumssührer Spahn bat den Kriegsmintster, dem Reichstage über das Ergebnis der Voruntersuchung möglichst rasch Bericht zu erstatte», was Herr vo» Hceringc» mit größter Bereitwilligkeit zusagte. (Siehe auch dritte Seite dieses Blattes.) — Das Herzogspaar von Cumberland ist mit dem Prinzen Ernst August und der Prinzessin Olga wieder in Gmunden eingetroffen. — Die Mächte haben im Prinzip beschlossen, Monte negro eine Anleihe von 30 Mill. Francs anzubieten,