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HoMMe RunMsm. Vie Beratung der Mlitürvorlagen, die am heutigen Montag im Reichstage ihren Anfang genommen hat, wird ^mindestens die ganze Woche ausfüllen. Die Wehr- und Deckungsvorlagen mit ihren umfassenden Begründungen Hilden einen starken Band, und jedes Blatt dieses Bandes bietet Gelegenheit zu Einwänden und Abänderungsvor schlägen. Natürlich kann die Generaidebatte sich nicht auf alle Einzelheiten einlnssen; das wird vielmehr die schwierige und zeitraubende Aufgabe der Kommission sein, der die Vor lagen zur Durchberatung im einzelnen nach der ersten Lesung zugehen werden. Man hätte zur Beschleunigung des Ver fahrens die Wehr- und Deckungsvorlagen gern gesonderten Kommissionen überwiesen. Da militärische Neuforderungen nach den Bestimmungen der Geschäftsordnung von der Bud getkommission geprüft werden müssen, käme nur für die Deckungsvorlagen eine besondere Kommission in Frage. Zur Besetzung einer zweiten 23köpfigen Finanzkommisston fehlt es jedoch an den geeigneten Abgeordneten. Da die Neuetn- ftellungen bereits am 1. Oktober erfolgen sollen, so muß aus allen Seiten der stärkste Eifer entfalten werden, damit alle Schwierigkeiten rechtzeitig überwunden werden. An Ser Wehrlask des Dreibundes trägt Deutschland Len weitaus größten Teil. Während die bisherige Friedens Präsenzstärke des deutschen Heeres von 644211 Mann unge rechnet der Offiziere und Unteroffiziere um 117000 Mann Lorch die neue Militärvorlage erhöht werden soll, will Oster reich-Ungarn, dessen Friedenspräsenz 362000 Mann beträgt, nur eine Erhöhung von 15000 beim gemeinsamen Heere und von 10000 bei beiden Landwehren vornehmen. Das ist wenig genug, wenn man bedenkt, daß durch Lie Ereignisse auf dem Balkan gerade Österreich von kriegerischen Ver wickelungen in erster Linie bedroht ist und gerade diese Möglichkeit den Anlaß zu dem Entschluß der gewaltigen deutschen Heeresverstärkung gab. Italien, das eine Friedens präsenz von 277000 Mann ohne Offiziere besitzt, will ange sichts der gespannten internationalen Lage zwar auch Ver stärkungen vornehmen, hat sich aber zu definitiven Entschlie ßungen noch nicht durchgerungen. Geschäft und Militärdienst. Den Wünschen der Ge' schäftswelt inbezug auf die Einberufung Angestellter zu mili tärischen Übungen sucht der Reichskanzler so weit entgegen zukommen, wie es die militärischen Interessen nur irgend gestatten. So sollen, wie der Kanzler dem Deutschen Handelstage laut „Voss. Ztg." auf eine Eingabe erwiderte, die Gestellungsbefehle den Übungspflichtigen so frühzeitig wie möglich übermittelt und schriftliche Anfragen Übungs- pst chtiger regelmäßig beantwortet werden. Die Interessen der bürgerlichen Berufskreise in den einzelnen Korpsbezirken sollen nach Möglichkeit berücksichtigt werden. Mehr konnte die Heeresverwaltung nicht zusagen. In unserem Lande der allgemeinen Wehrpflicht pflegen die Chefs die kleinen Störungen, die ihnen durch militärische Übungen von Ange stellten erwachsen, auch gern auf sich zu nehmen. Oss Reglerungsjubttäum des Kaisers wirst seine Schatten bereits voraus. Überall in den deutschen Städten werden namhafte Spenden errichtet, an dec Spitze steht bis jetzt wohl Essen, das eine halbe Million für ein Rotes-Kreuz- Haus und einen Volksgarten beschloß. Fremden-Anmeldun- gen liegen schon jetzt bei, den Berliner Hotels vor. Wie immer bei solchen Anlässen, haben sich auch viele reiche Amerikaner Wohnungen reservieren lassen. Luftschiffskationen. Sehr wahrscheinlich werden in nächster Zeit beim Kriegsministsrium in Berlin Gesuche deutscher Städte einlaufen, die in der Wehroorlage vorge sehenen Lufschiffhallen und Fliegerstationen in ihre Bereiche zu verlegen, und die Heeresleitung wird für Grund und Boden so gut wie nichts auszugeben haben. Gewiß be deutet eine Luftschiffstation für eine Stadt eine interessante Belebung, aber man darf nicht vergessen, daß die Sache tatsächlich einen Haken hat. Eine Luftschiffstation ist, mili tärisch-strategisch betrachtet, etwas anderes als beispielsweise eine einfache Garnison. Eine Stadt mit Lufischiffhafen ist tm Falle eines Krieges unsicherer als andere Plätze, da naturgemäß der Feind die Häfen mit ihren Werkstätten, Gas-Anlagen rc. zu zerstören trachtet. Städte mit Luft- schiffhallen erhalten dadurch eine Art verminderten Festungs- charakters. Die Schlacht an der Satzbach 1843. Die diesjährigen KaisKMärtövek finlKN AüSWiä August tmo AnMa Mp-' temoer in Schlesien statt. Die Hauptschlacht wird sehr wahrscheinlich an der Katzbach geschlagen werden. Die Kaiserparade, die, wie üblich, den Manöver» vorausgeht, wird auf dem Lawicaer Exerzierplatz stattfinden. Irankreichs Manöver. Die diesjährigen großen Herbstmanöver Frankreichs im September werden in ver schiedenen Teilen des Landes abgehalten, darunter auch an einigen Punkten der Ostgrenze. Wenn periodischen Truppen übungen politische Bedeutung beizulegen ist, und das ist des öfteren der Fall gewesen, man erinnere sich der englischen Landungsabwehr-Manöver und der letzten russischen Übungen an den deutsch-österreichischen Westgrenzen, so lenken die französischen Manöver diesmal die Aufmerksamkeit besonders dadurch auf sich, daß auffällig große Abteilungen der Ko lonialtruppen an ihnen teilnehmen. Die „Dämonen des künftigen Krieges", wie die Schwarzen kürzlich in einem französischen Buch genannt werden, bilden also eine besondere militärische Hoffnung Frankreichs. Ausländische Skudenkea. Im preußischen Abgeord netenhause stellte dieser Tage der Kultusminister Maßnahmen in Aussicht, die den russischen Studenten den Besuch deutscher Universitäten erschweren sollten, da sich Unzuträglichkellen infolge des überhand nehmenden Fremdenbesuchs herausge stellt haben. Die Universität Leipzig hat bereits zur Selbst hilfe gegriffen und beschlossen, Russen nur dann aufzunehmen, wenn sie bereits ein Jahr an einer russischen Universität studiert haben, außerdem müssen die Fremden die deutsche Sprache genügend beherrschen. Einen günstigen Saaienstand verzeichnet der amtliche wöchentliche Saatenstandsbericht. Das Wetter war mit wenigen Ausnahmen sck>ön und für die Jahreszell unge wöhnlich warm. Die günstige Witterung hat die Vegetation rasch vorwärts gebracht. Die Saaten haben sich weiter ge kräftigt, zeigen ein frisches Grün und bestocken sich gut. Auch die späten Saaten, die hier und da noch etwas schwach tehen, bessern sich zusehends, namentlich wo man mit Kopf- lüngung nachgeholfen hat. Was die Futterpflanzen an- angt. so hat der Klee vereinzelt durch Frost gelitten, auch Schädigungen durch Kleekr'ebs machen in verschiedenen Gegenden Umpflügungen erforderlich, doch scheint es sich dabei nur um kleinere Flächen zu handeln. Nach der über wiegenden Mehrzahl der eingelaufenen Berichte haben die Futterpflanzen den Winter gut überstanden. Auch auf den Wiesen und Weiden hat das Wachstum stütz eingesetzt, selbst in den nordöstlichen Gebieten beginnen die Wiesen bereits grün zu werden. Die Bestellung hat bei dem andauernd günstigen Wetter rasche Fortschritte gemacht. Die gute Be schaffenheit des Bodens erleichtert die landwirtschaftlichen Arbeiten wesentlich. Beruhigung oder das Gegenteil? Die Darlegungen des russischen Ministers Sasonow über die auswärtige Lage vor den Dumamitgliedern gelegentlich eines Teeabends hatten einen Doppelsinn. Wenn der Minister erklärte, Ruß land habe keinen Krieg zu fürchten, so konnte das in Zu sammenhang mit seinen übrigen Worten mindestens ebenso gut bedeuten, Rußland sei für einen Krieg so vorbereitet, daß es ihn nicht zu fürchten brauche, wie daß eine Kriegs gefahr nicht bestehe. Denn der Minister hob ausdrücklich die Möglichkeit ernsterer Verwickelungen infolge der serbisch bulgarischen Grenzftreitigkeiten hervor und wies auch auf die Schwierigkeiten hin, die einem bulgarisch-griechischen Ausgleich noch entgegenständen. Er vergaß dabei nicht zu betonen, daß die Balkanstaaten die Früchte ihrer Siege im wesentlichen einheimsen werden. Die einzige positive, allerdings für Len Frieden hochbedeutsame Feststellung des Ministers war die Versicherung, daß Montenegro Skutart nicht bekommen würde. Wenn das der endgültige Beschluß auch der Peters burger Regierung ist, dann versteht man freilich nicht, wa- rum Rußland durch sein passives Verhalten den montene grinischen Widerstand in der Skutartfrage unterstützt und damit die Gefahr der denkbar schwierigsten Verwicklungen mit jedem Tage vergrößert. Günstige Aussichten für den deutschen Export er- öffnet der soeben zwischen der nordamerikanischen Union und Brasilien entbrannte Zollkrieg. Die Waren, die Brasilien infolge der hohen amerikanischen Zollsätze nicht mehr von dec Union beziehen kann, wird es von Europa zu erhalten suchen. Wer zuerst kommt, inahlt zuerst; die deutsche Ge schäftswelt möge sich also herzuhalten! Der Valkanwirrwarr. Die Antwort des Battanbundes. Die Balkanstaaten haben sich endlich zur Beantwortung der ihnen von den Mächten unterbreiteten Anfrage wegen ihrer Friedensbedin gungen bequemt. Als Wortführer erklärte Bulgarien in einer Note an die Vertreter der Großmächte in Sofia, daß die ungeschlagene östliche Grenzlinie Mldia-Envs im allgemeinen annehmbar sei. Diese Linie hat bekanntlich Rußland gefordert. Dieser Punkt findet daher auch die Zu stimmung der Balkanstaaten, die gegen alle andern Friedeus- vorschläge der Mächte mehr oder minder erhebliche Entwände zu machen haben. In der Znsetfcage fordern die Balkanstaaten alle Inseln des Ägäischen Meeres, die noch nominell der Türkei ge hören. Sie beanspruchen ferner das Recht, die in Aussicht genommenen Grenzlinien Albaniens vorher kennen zu lernen, und erklären, daß die Abtrennung Albaniens ihrer Ge nehmigung bedürfe. Sie erhalten die Forderung einer Arisgsenlschävigang aufrecht und verlangen, daß die Höhe dieser Entschädigung aus der Pariser Finanzkonferenz, auf der sie vertreten sein müßten, festgesetzt werde. Die Verbündeten sind endlich damit einverstanden, daß die Kriegsoperationen in dem Augenblick aufhören, in dem ihre Bedingungen günstig ausgenommen sind. Obwohl die bulgarische Regierung so bestimmt auf die Annahme ihrer Bedingungen rechnet, daß sie bereits An ordnungen für die Heimsendung ihrer Reserven trifft, sind Uebercaschungen doch keineswegs ausgeschlossen. Die Großmächte, in deren Schuld die Türkei sich befindet, tragen gegen deren weitere finanzielle Aussaugung die ernstesten De- Venken. Die Entscheidung der Jnselfrage haben sie sich mit gutem Rechte zu dem Zwecke vorbehalten, um der Türkei deren asiatischen Besitzstand zu gewährleisten. In den diplo matischen Kreisen der Großmächte erwartet man mit Sicher heit, daß die Balkanstaaten sich in den Punkten, über welche zwischen ihnen und den Mächten noch Meinungsverschieden heiten bestehen, nachgiebig zeigen werden. Die Tlsckabs AnttBuris, des einzigen montenegrinischen Seehafens, hat begonnen. Englische, französische, deutsche, österreichische und italienische Kriegsschiffe umlagern den Hasen. Das an der Blockade teilnehmend? deutsche Kriegs? schiff ist bekanntlich der kleine Kreuzer „Breslau". Gleich wohl erklärte König NMta, daß er auf Skukari unter keinen Umständen verzichten, sondern ganz bestimmt künftig dort residieren werde. In dem bulgarisch-rumänischen Silistriastreit soll die Petersburger Botschasterkonferenz einen Ausgleich gefunden haben. Zn Adrianopel weilt als Gast des Königs Ferdinand der frühere französische Kriegsminister Messung, der in einer besonderen politischen Mission gekommen sein soll. Dis deutschen Börsen verkehrten am Sonnabend auf die Friedensbedinguugen der Balkanstaaten hin, die sie für ungünstig hielten, zurückhaltend bei abgeschwächten Kursen. Veutscher Keichstag. Der Deutsche Reichstag nahm am Sonnabend in An wesenheit von etwa 30 Abgeordneten einen Antrag Basser mann an, wonach die Mitglieder des Hauses stell Eisen- bahnfahrt während der Dauer der ganzen Legislaturperiode und nicht nur während der Sessionen erhalten. Ein zweiter An trag Bassermann, die Wahlprüfunaen einem besonderen Gerichts höfe zu überlasten, wurde der Geschäftsordnungskommisston überwiesen. In der Debatte sprachen sich die Abgg. v. Cqlker stttllb.) und Arendt (Rpt.) für den Antrag aus, die Abgg. Stücken (S.) und Spahn (Z.) bekämpften ihn, da der Reichs tag mit ihm eines seiner wesentlichen Rechte preisgeben würde. Der fortschrittliche Redner, Abg. Dove, beantragte Überweisung. Beim Etat des Reichsschatzamts erklärte Schatzsekretär Kühn, haß dem Reichstage ein besonderes Gesetz zur Aufbesserung' der Veteranen zugehen würde. Abg. Prinz Carolath (natl.) begrüßte diese Zusage. Abg. Schöpflin (Soz.) forderte eine Veteranenbeihilfe von mindestens 360 M. im Jahr. Schatzsekretär Kühn versprach Abhilfe von Ubelständen nach Möglichkeit. Montag 2 Uhr: Heeres- und Deckungsvorlagen. Schluß 6 Uhr. Iwei swann ron kiteung. S emon ton E. Wil-keunn. fsi Frau Woltershausen batte sich schon von Kommer- zienrat Brandenstein verabschiedet und wollte dessen Ar beitszimmer wieder verlassen, als sie derselbe noch einmal zurückrief. „Gnädige Frau, noch einen Augenblick, bitte. So eben kommt mir der Gedanke, daß wir unser Merk, die gefallene Frau zu retten, nur dann mit vollem Erfolg durchführen können, wenn wir uns vollständig über die Verhältnisse der Frau v. Königsheim informieren. Wem dürfte sie sich am ehesten onrcrtrar.cn, als Ihnen, der treuesten aller Freundinnen." Herr Kommerzienrat, Eie meinen, ich solle persönlich mit Frau v. Königsheim über ihre Lage Rücksprache nehmen. Da müßte ich ja nach Berlin reisen." „Allerdings, gnädige Frau und zwar so schnell wie möglich. Ich werde dem Rechtsanwalt, dem ich die Sache der Frau v. Königsheim übertrage, gleich Ihre Ankunft mit melden und wird derselbe Eie empfangen." Frau Woltershausen blieb einige Wir Uten nachdenk lich. Sie trennte sich nur ungern von ihren Kindern und Schülern und Schülerinnen, selbst wenn es auch uur aus einen oder zwei Tage war. Aber der Kommer zienrat hatte recht und so wollte sie auch nicht aus hal bem Wege stehen bleiben. Nach einigen Zögern sagte sie zu, so bald wie möglich nach Tcrliu zu reisen, fzum ersten Male in ihrem Leben. .. . 28. Kapitel. Ohne Zwischenfall war Frau Woltershausen in Ber lin anorkommcn. Mit Entietzen erfuhr sie sogleich, wie furcktbar das Schicksal mit der ein so beneideten und glücklich gepriesenen Adelheid v. Moser in den letzten Monaten verfahren war- Aus der Haft: war sie einst weilen entlassen worden, aber das Elend war darum nicht geringer. Der Gerichtsvollzieher war in der letzten Zeit fast täglicher Gast bei ihr gewesen und hatte ihr schließlich nur die unentbehrlichsten Gegenstände gelassen. Da sie die Miete nicht mehr bezahlen konnte, so mußte sie auch die seitherige große Wohnung räumen und hatte mit ihren wenigen Habseligkeiten Zuflucht in einem kümmer lichen Dachstübchen einer Vorstadtstraße suchen müssen. Hier war es, wo Frau Woltershausen die einstige Salondame wiedertraf, nachdem sie von dem Rechtsan walt ihre Adresse erholten hatte. Es dunkelte schon, als Frau v. Königsheim die Türe ihres Stübchens öffnen hörte, denn in dieser Jahreszeit, es war Wintersanfang, brach der Abend zeitig an. Verdüstert fuhr sie aus von ihrem Sitze am Fenster, das eine sehr umomantifche Aussicht auf ein paar enge Höse hatte und kehrte unwillig ihr Gesicht der Türe zu. „Du bist es, Franziska?" rief sie aus, als sie die Eintretende erkannte und umarmte die Freundin mit Heftigkeit. „Ja, ich bin es." „Das ist in der Tat lieb von Dir und beweist mir, daß Du Dich entsetzt haben mußt, wie ich selbst. Diese heuchlerischen Larven!" „Wen meinst Du?" „Diese elcnden Geschäftsmenschen! Ich hasse sie, daß ich ausjouchzen könnte vor Freude, wenn ich sie vor meinen Augen zu Grunde gehen sähe!" Es dauerte geraume Zeit, ehe es Frau Woltershausen gelang, die überaus Erbitterte zu besänftigen. Frau v. Königsheim suhlte sich tödlich verletzt, wollte anfangs auch Frau Woltershausen nicht anhören und nannte den Kommcrzienrat Brandeilstein einen heimtückischen, knau serigen und lieblosen Menschen und geberdete sich wie eine Person, der man schreiendes Unrecht angetan In ihrer maßlosen Aufgeregthest war sie aber doch st naiv, daß sie der Freundin keinen HrdI aus ihrem un besonnenen Handeln machte. Mit einem lächerlichen Zug in ihrem jetzt fahlen Gesicht, da die Schminke fehlte, sagte sie: „Natürlich habe ich das Pensionsgeld einstweilen ge braucht und Kredit in Anspruch genommen!" „Das war Unrecht, Adelheid, das durftest Du nicht tun!" „Ich war ja dazu gezwungen, wenn die Leute nicht mit Finwrn auf mich zeigen sollten! Glaube mir, gute Seele, die Gemeinheit freut sich am meisten und laute sten über einen gestürzten Glücklichen, das ift so recht ordinär niedrige Menschennatur und dieses Vergnüge» wollte und durste ich meinen Neider» nicht machen. Da rum habe ich das Geld genommen und die Leute mit der Bezahlung auf später vertröstet und mich in meinen vier Pfählen nobel eingerichtet." Frau Walters Hausen setzte dec Freundin auseinander, daß sie sehr unklug gehandelt habe und teilte ihr zugleich mit, die Schulden würden bezahlt, wenn sie verspreche, sich nie wieder zu einer solchen Unbesonnenheit Hinreißen zu lassen. „Also doch!" sagte Frau v. Königsheim, keineswegs reumütig gestimmt. Man muß die Menschen bei der Am bition ergreifen, dontt werden sie mildherzig. Es ist mir lieb, baß der starre Geldmeasch zur Em'icht kommt. Ei ner Dame meines Standes und meines Ranges ist er das eigentlich schuldig. Die ganze Geschichte wäre nicht vorgekommen, wenn er nicht so hartnäckig ge vefen wäre und die Kinder immer mir vorziehen wollie." „Aber Adelheid, er handelt doch nur so, wie es sein« Pflicht erfordert." „Das glaube ich einfach nicht. Ich verlangt von Je dem daß er in mir die Frau von Bildung respektiert.*