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Rabenauer Anzeiger : 08.03.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191303080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19130308
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19130308
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-03
- Tag 1913-03-08
-
Monat
1913-03
-
Jahr
1913
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gingen. elfen- dErmßrchtes. Eine kurze Mittelmeerreise des Kaisers soll in der ersten Hälfte des Monuts Mal vorgesehen sein. Es handelt sich um eine Probefahrt des Riesendampsers „Imperator", dessen Stapellauf der Kaiser im letzten Sommer beigewohnt hat. Der neue Hapagdampfer übertrifft den am 15. April 1912 untergegangen englischen Ozeanriesen „Tilanik" noch um einige tausend Tonnen an Raumgehalt und ist mit allen modernen Sicherheitsmaßnahmen versehen. Ob der Kaiser die ganze Probefahrt mitmachen wird, ist allerdings noch fraglich. Die Abfahrt der Kaiserin van Gmunden erfolgte nach mehr als dreitägigem Besuch beim cumberländischen schmuck schenke, sondern auch die Bevölkerung hat die Kaisertochter rasch liebgewonnen, und ans den Ausflügen in der Umgegend war sie Gegenstand herzlicher Huldigung— Die Kaiserin ließ an sämtlichen Sarkophagen der Wels Mit ihren vier Kindern, von denen da» jüngste drei, das älteste sieben Jahre zählte, ist in Nürnberg die Frau des Kaufmanns Kersten in den Tod gegangen. Die Frau hat die grausige Handlung in geistiger Umnachtung begangen, indem sie den Gäshahn der Küche öffnete. Der Belagerungszustand in Budapest hat es mit sich gebracht, daß fast alle Plätze und Straßenkreuzungen militärisch besetzt sind. Infolge der energischen militärischen Maßnahmen hatte sich die Proklamierung des Generalstreiks seitens der Sozialdemokratien verzögert. Dagegen gab im Abgeordneienhanse Abg. Graf Appomst namens der Oppo sition eine Erklärung ab, worin gegen die Wahirechtsvorlage protestiert wird. Da die Vorlage nicht von der Tages ordnung abgesetzt wurde, verließen sämtliche Mitglieder der Oppositionspartei das Haus und vereinigten sich zu einem opulenten Mittagsschmaus. Von nah und fern. Durch eine große Feuersbrunst ist der japanische Winterkurort Numaza zerstört worden. Die kaiserliche Villa, in der die Kaiserin-Witwe residiert, konnte gerettet werden. — In Stettin wurde der Droschken kutscher Ehrten, der im Oktober 191t den Kantinenwirt Robert Ulrich ermordet und beraubt hat, enthauptet. Herzogspaar am Diebstag gegen MUMiaap. Die Prin zessin Viktoria Luise ivar von dem Aufenthalt in dem schönen Welfeuschloß und der romantischen Umgegend so entzückt, daß sie erklärte, sie möchte am liebsten in Gmunden bleiben. Nicht nur das Herzogspaar, das ihr einen kostbaren Juwelen- Der Balkan und kein Ende. Die Wiener Vorbörse war auf friedliche Auffassung be festigt, doch konnten nur Munitionswerte lebhafter umgesetzt werden. Das paßt in den Balkan-Wirrwarr präästig hinein. Alle Teile wünschen den Frieden, halten aber noch immer an den Waffen fest. Die Türkei bittet um die Vermittelung der Mächte, ohne deren Kollektivnote angenommen zu Huben. Die Mächte wollen sich gleichwohl bei den Valkanbund- staaten nach deren Bedingungen erkundigen. Bisher be harrte Bulgarien auf der Forderung einer Kriegsentschädigung, von der die Großmächte meinen, daß die Türkei sie nicht zahlen könnte. Es besteht auch weiter auf einer Grenzlinie Midia-Rodosto, während die Großmächte es verhindert zu sehen wünschen, daß sich Bulgarien an einem weiten Teil der Küste des Marmarameeces festsetzt. Die Dardanellen würden ihm kein Hindernis mehr sein, wenn es am Mar marameer festen Fuß fassen könnte. Die Unbilden des Wetters verhindern jede kriegerische Mion am Balkan; wie auf den übrigen Teilen des Kriegsschauplatzes ist daher auch die Lage bei Adrianopel und Skutari unverändert. Der jüngsten Verschwörung legt man in Konstantinopel keine Bedeutung bet, da keine einflußreiche Persönlichkeit in sie verwickelt ist. — Über ihre EntmodilisterEg sind Ruß land und Oesterreich einig, man konnte die gemeinsame Kundgebung über die beschlossene Entlassung der Reserve nur deshalb nach nicht veröffentlichen, weil einige Fonnftagen noch nicht gelöst sind. — Die Londoner BotschasterreuMvn beschäftigte sich nicht mit dem eigentlichen Friedensproblem, da ihr die Bedingungen der Balkanstaaten nicht bekannt sind, sondern mit dem bulgarisch-rumänischen Problem und hofft, daß, wenn ihr besten Lösung nicht möglich sein sollte, diese in Petersburg gelingen werde. In der bulgarischen Sobranje wurden die rumänischen Forderungen als unge rechtfertigt bezeichnet. Die Großmächte werden gemeinsam eine Eatschävi- gungsfardsrung an Bulgarien richten, dessen Truppen von den Höhen von Scharköi am Marmarameer aus deutsche, englische, französische, italienische und holländische Handels- dampser, die sie für türkische Transportschiffe hielten, be schossen und einigen Schaden zusügten. graft kostbare Kränze niederlegen. Der letzte Tag war im Gegensatz zu den vorangegangenen nicht durch schönes Wetter begünstigt. Während ani Tage vorher im Almtale eine Schlittenpartie gemacht werden konnte, regnete es am Dienstag, sodaß die Gäste im Gmundener Schlosse ver blieben, wo sie das Familienmuseum besichtigten. Wie der hannoversche Provinziallandtag bereits eine Summe von 30 000 Mark zur Beschaffung eines Hochzeitsgeschenkes für das Brautpaar bewilligt hat, stiftete soeben der braun schweigische Landtag SO 000 Marr für denselben Zweck. Die Ankunft der Kaiserin und der Prinzessin Viktoria Luise in Berlin erfolgt am Nachmittag des heutigen Mittwoch. Der Reichskanzler unpäßlich. Herr v. Bethmann Hollweg ließ dem Brandenburgischen Provinziallandtage mitteilen, daß er wegen Unpäßlichkeit trotz bereits gegebener Zusage an dessen Festmahl nicht teilnehmen könnte. Am Tage darauf empfing der Kanzler mehrere hochgestellte Persönlichkeiten und hatte mit dem Reichstagspräsidenten Kämpf eine lange Besprechung. Es handelte sich also nur um eine schnell oorübergegangene Indisposition. Der Reichstag will am Sonnabend die Osterpauseein treten lassen und nach dem Feste seine Arbeiten am 2. April wieder aufnehmen. Der Kolonialetat und das Etatsnotgesetz sollen noch vor den Ferien, nötigenfalls unter Zuhilfenahme von Abendsitzungen erledigt werden. Der Reichskanzler hofft nach einer Mitteilung des Präsidenten Kämpf, daß die Milstärvorlage dem Reichstage am 28. März zugehen und am 7. April werde beraten werden können. Man nimmt an, daß dem Hause gleichzeitig auch die Deckungsvorlagen zugehen werden. Bel Beratung des Kolonialekats in der Budgetkom mission des Reichstags wies Staatssekretär Sols die Be hauptung, die Schutztruppe des Majors Johannes hätte in Ostafrika Grausamkeiten verübt, als grundlos zurück und betonte, daß die Verwaltung das Licht der Öffentlichkeit nicht zu scheuen brauchte. In Togo tritt dir Schlafkrankheit, wie wester festgestellt wurde, milder auf als in anderen Schutzgebieten; die deutsche Sprache, für deren Pflege 15000 Mark ausgeworfen sind, ist an der ganzen Togoküste bereits verbreitet. Im Innern herrscht noch das Englische vor. Bei Südwestafrika wurde ausführlich die Diamcmtenfrage erörtert, wobei der Staatssekretär erklärte, er habe den deutschen Firmen geraten, sich nicht in dem Sinne zu be teiligen, daß ein besonderer deutscher Diamantenmarkt ge schaffen werden sollte. Bei der deutschen Mttitäeoorlage handelt es sich, wie ein halbamtliches Berliner Telegramm der „Köln. Ztg." heroorhebt, nicht um eine Gegenwartsaufgade. Für die Gegenwart ist die deutsche Rüstung stark genug für jede Möglichkeit. Das, wozu die deutsche Nation aufgerufen wird, ist Zukunftsarbeit, nachdem sich mit dem nationalen und militärischen Aufschwung der slawischen Baikanstaaten auf dem Balkan eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse zugunsten des gesamten Slawentums eingestellt Hut. Daß wir Frankreichs Beispiel folgen und unfere Wehrkraft voll ausnützen, nimmt unserer Maßregel vollkommen jeden aggressiven Charakter. Oer Kölner Milttäe-Aeppeltnkreuzer, der im vorigen Herbst kurz vor der aeplanten Abfahrt zu den Kaiser- manövern erhebliche Beschädigungen erlitt, ist jetzt völlig wieder hergestellt und wird jetzt seine Ubungsfahrten wieder aufnehmen. Die Universität Münster soll durch Errichtung einer medizinischen und einer evangelisch-theologischen Faikultal . zu einer Volluniversität umgestaltet werden. Die letzte Amtshandlung des amerikanischen Prä sidenten Taft bestand darin, daß er mehreren Sträflingen die Strafe im Gnadenwege erließ. Oie amerikanischen Suffragetten veranstalteten an läßlich des Präsidentenwechsels in Washington einen großen RekMmemuzllg, an den sich eine „Parade'' anschwß. Die Frauenrechtlerinnen entfalteten hierbei -.ine ansgesvchce kostümpracht, zogen sich aber den Unwillen der Zuschauer zu, welche die Frauen auseinandertrieben und beschimpften. Kavallerie mußte die Ordnung wieder Herstellen. Die Stärkung des Deutschtums in den Ostmarken soll durch einen Gesetzentwurf besonders neu geregelt werden Danach wird der der preußischen Stautsregierung zur Ver fügung gestellte Fonds um 175 Millionen Mark erhöht, von denen 100 Millionen zur Festigung bäuerlicher Güter ver wendet werden sollen. Der Fonds für Domänen- und Forst- ankäufe wird ebenfalls entsprechend erhöht. Mas in einer Mettstadk möglich ist, haben in der letzten Zeit wiederholt Verhandlungen gegen Nahrungs mittelfälscher vor den Berliner Gerichten gezeigt. Nachdem erst kürzlich ein Fleischer, der Fleischstücke zum Wurstmachen, die als „Jauche" bezeichnet wurden, verwendet hatte, zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden war, erhielten jetzt ein Kaufmann und ein Kutscher ein Jahr bezw. sechs Monate Gefängnis, weil sie Bücklinge verkauft hatten, die bereits in Fäulnis übergegangen waren und deren Genuß die schwersten Vergiftungserscheinungen hätte Hervorrufen können. Die Jubiläumsausstellung der Akademie der Künste in Berlin, die am Dienstag feierlich eröffnet wurde, ist als eine Vorfeier des kaiserlichen Regierungsjubiläums gedacht, aus dessen Anlaß bis jetzt bereits Stiftungen im Gesamtbeträge von 15 Millionen gemacht worden sind. Die Ausstellung will ein Bild des gegenwärtigen deutschen Kunstschaffens geben und umfaßt die Malerei, die Plastik und Architektur. Vie Lückenhaftigkeit der Jrreupflege wurde soeben durch eine Verhandlung vor dem Berliner Schwurgericht von neuem illustriert. Es handelte sich um den früheren Buchdrucker Paul Mlnow, der vor einiger Zeit die Inhaberin eines Papiergeschäftes nitt einer Brechstange nieüecschlug, um sie zu berauben. Da er im letzten Augenblick gestoci wurde, mußte er von seinem Opfer ablassen, und er konnte auch den Raub nicht ausführen. Minow halte Mielrs vor siebeu Jahren gestanden, im Nordosten Berlins eine Reche Messerattentate auf kleine Mädchen verübt zu haben. Er wurde daraufhin einer Irrenanstalt übergeben, die ihn aber wieder entließ, woraus er den Raubmordoersuch ausübte. In der Verhandlung allerdings gab der Angeklagte an, er habe damals die Mesferattentate auf die Kinder nicht be gangen, sondern sich nur des deshalb bezichtigt, um wieder in eine Jrrenanstait zu kommen, worin er schon einmal uutergebracht gewesen war. Die Elektrisierung der Berliner Stadt- und Ring bahn ist von der eigens mit der Beratung dieser Frage ge wählten Kommission des preußischen Abgeordnetenhauses in der Weise beschlossen worden, daß zunächst 25 Millionen Mark für die Vorbereitung des elektrischen Betriebes bereit gestellt werden. Damit ist die weitergehende Regierungs vorlage, die auch die Vorortbahnen einbegreifen wollte, vor läufig abgelehnt. Mit der Einführung des elektrischen Be triebs wird auch eine Erhöhung der Tarife Hand in Hand gehen, die derartig festgesetzt werden sollen, daß auch für die Verzinsung des alten Anlagekapitals von 244 Millionen Mark Vorsorge getroffen ist. Ein englisches Gegenstück zu Krupp ist mit dem im 68. Lebensjahre verstorbenen Schiffsbautechniker Sir William White dahingegangen. Was Krupp im Geschützbau leistete, vollbrachte White im Schiffsbau. Wie Krupps Wirken be scheidene Anfänge hatte, trat White mit 14 Jahren als Zimmermannslehrling in die Werft von Devonport ein. Aber bereits mit 22 Jahren war er zum Prioatsekretür des Direktors der englischen Marinebauten avanciert. Jeder Schiffsplan ging durch seine Hände, so daß schließlich die Pläne von 250 großen Kriegsschiffen von White stammten. Weit mehr als 2 Milliarden Mark haben die Schiffe ge kostet, zu denen der ehemalige Zimmermannskehrling die Modelle entwarf. Da er aber nicht wie Krupp eigene-Werk- "tätten besaß, konnte er auch nicht ein solches Vermögen an- ammeln wie jener, aber an Ehrungen fehlte es ihm, der chließlich selbst Direktor der englischen Schiffsbauien wurde und die großen Werften neu organisierte, nicht, ll. a. war ihm für seine Ve rdienste das Adelsprädikat verliehen worden Lmi stauen von MälW. Rom cm von 8. Willkomm. 47 Frau v. Königsheim schien auf diese Worte nur ge wartet zu haben. Wie um Zeit zu einer passenden Ant wort zu finden, trat sie vor den hohen Pfeilerspiegel und musterte augenscheinlich mit großem Interesse ihre elegante Gestalt, welche ihr der Spiegel naturgetreu entoegenstrahlte. Nachlässig strich sie über das etwas in Unordnung gera tene sorgsälligHfrisierte Haar und wandte sich dann mit einem harmlosen Lächeln, als sei nichts vorgefallen, wie der ihrem Gatten zu. „Wie ich' mich einzurichieu gedenke, fragst Du? Da-, rüber habe ich, offen gestanden, noch mcht nachgedacht. Es ist recht satal, daß wir von hier sottziehen müssen Aber weißt Du, dec Mama gefällt es hier auch gar nicht mehr und sie meinte schon vor ein paar Tagen, sie würde am liebsten nach Berlin übersiedeln. Ich finde das ganz richtig: ich habe schon oft gehört, wie nett es sich dort leben läßt, viel angenehmer wie hier, wo mir schon längst alles so kleinltch, so spießbürgerlich vorkommt." „Hm, Berlin ist also das Ziel Deiner Wünsche, Adel heid?" Der Kammerherr wußte hierauf für den Augenblick nichts Anderes zu erwidern. Mit solchen Gedanken trug sich seine Gattin jetzt, wo in ihrem Leben ein Wende punkt einttelen sollte, wo es galt auch die Schattenseiten desselben kennen zu lernen und doch nicht den Mut zu verlieren und die Hoffnung nicht auszugeben. Weil es ihr hier in der Residenz nicht gesiel, wollte sie nach - Berlin und ihre kurzsichtige Mutter bestärkte sie vielleicht noch in ihren Wünschen. Er halte das Gefühl, als wenn eine kalte Hand nach seinem Herzen sasse, als wenn er ersticken müsse hier in diesem Zimmer und er wagte kaum einen Blick zu sei- > ner Gattin zu erheben. War das die Frau, die er einst r angebetet, die er seinen Engel genannt und in der er alle Tugenden eines Weibes verkörpert alaubte? „Findest Du das so erstaunlich?" fragte Frau v. Kö nigsheim. „Ich freue mich sehr auf diese Abwechselung, Mama auch und siir die Kinder ist in Berlin viel mehr Gelegenheit zu einer standesgemäßen Erziehung geboten und können sie später leichter ihr Glück machen." „Ihr Glück machen, sagst' Du, Adelheid. Bedenke, daß sie sich noch im zarten Alter befinden, wo es wirk lich noch nicht nölig ist, sich schon mit Plänen für die noch weit entfernte Zukunft zu befassen. Ich bin zu der Einsicht und Ueberzeugung gekommen, daß wir unsere Kindec viel besser sllr das Leben vocbereiten können, wenn wir ihre Erziehung selbst in die Hand nehmen." „Willst Du sie vielleicht als Mägde für Stall und Küche ausbilden? Du hast jetzt recht sonderbare Ansich ten. Aber ich folge Dir darin nicht. Mama hat in Berlin Verwandte, welche sie beaustragen wird, eine pas sende Wohnung zu suchen. Sei daher vernünftig und widersprich mir nicht länger." „Gut, ich will Deinem Willen nicht länger entgegen sein. Mögest Du es nur einmal nicht zu bereuen haben. Was soll aber hier mir der Villa geschehen, soll dieselbe leer stehen dieiben?" „Davon hat Mama noch nicht gesprochen. Wahr scheinlich wird sie dieselbe verkaufen, denn hierher zurück kehren wird sie nicht wieder und ich auch nicht; ich will sroh sein, wenn ich erst nichts mehr von hier höre. Denke Dir nur, gestem fuhr die Gräfin Horn an unserer Villa vorüber. Sie hat mich ganz bestimmt am Fenster stehen sehen, hielt es aber nicht für nötig zu grüßen, oder auch nur einen Blick herauf zu werfen. Und dann Herr v. Heringen, der an meines guten Papa Stelle hierher ver setzt worden ist, hat vorgestern mit seiner Gattin, übrigens, wie ich von Mama hörte, welche sie von srüher kennt, eine ziemlich ungebildete mokante Person, Besuche bei den in Betracht kommenden Familien abgs'ialtet. Bei uns hielten sie es nicht einmal für nötig, ihre Karte abzuge ben." „Ist nicht viel dabei verloren," entgegnete der Kam merherr. „Ob Dich die Gräfinv. Horn grüßt, ober Herr v. Heringen, nach dessen Bekanntschaft ich jetzt kein Verlan gen trage uns mit seiner Gattin einen Besuch abstattet, finde ich sehr gleichgiltig." „Ich sinde es empörend — es ist eine Mißachtung — eine abscheuliche —" „Laß das jetzt, Adelheid. Glaubst Du, in Berlin wer den sie Dich in den Himmel heben, wenn Du nicht auf goldenen Krücken einherstolzieren kannst? Auch in Berlin beteß man das goldene Kalb an. Der Name allein tut es auch nicht, Dir Eingang in der ersten Gesellschaft zu verschaffen, ohne Einfluß, ohne Rang und Vermögen wirst Du Dich ebenso zurückgesetzt suhlen, wie hier." „Man muß eben aufzutreten, sich Ansehen unb Lin- sluß zu verschaffen wissen. Mama versteht da^ ichon und Dal wirst sehen, wie bald wir uns dort eingelebt haben werden." „Ah!" entfuhr es unwillkürlich den Lippen des Kam merherrn. „Mögest Du und Deine Mama nur nicht ein: arge Enttäuschung erfahren; ich habe Dich gewarnt, ich bitte Dich zum letzten Male, gib diese Absicht aus." „Welche Enttäuschung soll ich denn in Berlin erleben, Hanno, Du malst zu schwarz; ich werbe mich im Gegen teil recht bald einleben und hoffe nur, daß Du mir recht bald folgen wirst." Der Kammergecr schüttelte ungläubig den Kopfl Ibn gelüstete es nicht nach Berlin. Die Sorgen um bie Zu kunst lasteten schwer aus ihm. Er würde derselben viel freudiger und hoffnungsvoller eutgegengeblickt haben, wenn er in seiner Gattin eine treue Beraterin, eine He>- serin sand, wenn er mit ihr und sie an seiner Leite ein neues Leben beginnen konnten. l-lei
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