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Rabenauer Anzeiger : 20.03.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191303203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19130320
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19130320
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-03
- Tag 1913-03-20
-
Monat
1913-03
-
Jahr
1913
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 20.03.1913
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Aus aller Delk. Mii Mein Einbrecher ist di« Frau des Pastors Clarkson aus San Franzisko durchgebrarmt. Das seltene Paar soll gestohlene Schmuckgegenstände usw. m Werte von mehr als einer halben Million Mark mit sich . ühren. — Vergiftete Datteln hat eine 30jährige Operetten- ängerin in Paris der Frau eines reichen Industriellen mit dem sie eine Liebschaft unterhielt, zugesandi. Die Frau schöpfte jedoch Verdacht und ließ die Früchte untersuchen, worauf die Sängerin verhaftet wurde. — Durch einen Wirbelwind wurde auf dem Flugplätze von Villacoubley der Nieuperteindecker des italienischen Piloten Mandetti zu Boden geworfen. Der Flieger erlitt tödliche Verletzungen. — Nach einem Familienstreit schnitt in Volkertshofen (Bayern) der Zimmermann Anton Karst seinem fünfjährigen Sohn den Hals ab, darauf erschoß der Mann seine Frau und dann sich selbst. Von nah und fern. Russische Grenzsoldaten haben sich in der Grenzstadt Konin an einem 19jährigen Mädchen vergangen und es dann aufgehängt. — An Bord des fran zösischen Torpedoboots 342 platzte während einer Manövers in der Nähe von Dünkirchen ein Dampfrohr, wobei ein Matrose getötet wurde. — Die Koche der großen Londoner! Hotels sind in einen Streik getreten, weil sie nach ihrer Ansicht zu wenig Lohn bekommen. Viele große Festmähler muhten ausfallen. — 10 Millionen Mark Schaden haben die Londoner Autodroschkenbesitzer während des Chauffeur- stretks gehabt, der soeben beendet wurde. Ein kleiner Zwischenfall ereignete sich in Casablanca, wo zwei Diener eines Deutschen gewaltsam von eingeborenen Truppen, die unter der Oberhoheit Frankreichs stehen, aus dem Hause geschleppt wurden, weil die Soldaten vermuteten, die beiden Diener hätten sie gelegentlich eines Zapfenstreichs mit Steinen beworfen und drei Mann verletzt. Die fran zösische Regierung hat der deutschen ohne weiteres die Be strafung der Schuldigen zugesichert. Französisches Volksleben. Dem Deutschen wird es nicht immer leicht, sich in das Leben seines westlichen Nachbars hinein zu denken, Ler gar nicht von der Erinnerung an 1870-71 sich befreien kann. Uns gelten die Franzosen als leichtblütige Leute, die alles, was bei ihnen passiert, durchaus nicht so tragisch auffassen, die über Dinge, von denen wir monatelang sprechen, in ein paar Wochen hinwegkommen. Und darum ist es vielen Deutschen so schwer erklärlich, weshalb die Franzosen sich mit einem Male über bas Kriegsgeschick immer wieder er hitzen können, wie es letzthin geschehen ist. Gut, mögen sie nicht vergessen; aber nach mehr als vier Jahrzehnten ohne alle direkte Herausforderung neue Schlachtrufe auszustoßen, ist doch auffällig, zumal in einer Zeit,, die so viel Unter haltung bietet und für Zerstreuung bei schweren Gedanken sorgt. > Die Franzosen sind nicht so, wie viele Deutsche meinen, selbst Paris ist nicht die leichtsinnige Stadt, als die sie uns oft ausschließlich gilt. Der Deutsche, der weit ernster sein soll wie der Franzose, ist tatsächlich all' dem modernen Wesen schneller gefolgt, wie unser westlicher Nachbar, der s B. von der heutigen Mädchenerziehung und dem Frauen- spon eigentlich noch verhältnismäßig wenig kennt. Er ist nn häuslichen und gesellschaftlichen Leben konservativer wie Ätsche, und selbst im großen Paris haben sich Hun- noch einen behaglichen, fast kleinstädtischen, nachbarlichen Zug bewahrt, den man in Berlin nur verein zelt findet Von der Seine kommen wohl die neuesten Moden, aber die Tradition wird kaum irgendwo genauer gewahrt wie dort. Die reichen Amerikaner und andere Nabobs finden ausgiebige Gelegenheit, ihr Geld los zu ^Verden, aber ihre Lebensweise und ihr Auftreten wird darum noch lange nicht nachgeahmt. Wie sehr die Auffassungen hüben und drüben verschie den sind, zeigt sich auch darin, daß die Töchter wohlhabender Landleute zwar nicht mehr so stark wie einst, aber doch immer genug, sich für ein, zwei Jahre nach Paris in dortige Haushaftungen vermieten, um ein anderes Leben kennen zu Das ArleU gegen Sternickel konnte nicht anders lauten als auf die Todesstrafe, wozu ihn der Volksmund längst verurteilt hatte. Darüber war ich der abgefeimte Verbrecher selber klar, und sein ganzes öenehmen vor Gericht wies darauf hin, daß er bereits mit ich abgeschlossen hatte. Seine Aussagen hatte er sich im wmpfen Brüten in der Gefängniszelle sorgsam überlegt, um ich nach Möglichkeit nicht in Widersprüche zu verwickeln, eine drei jugendlichen Spießgesellen aber, so viel es anging, zu belasten. Die Verwünschungen des Publikums, die wäh rend des Transports zur Gerichtsstätte an sein Ohr drangen, ließen ihn eiskalt. Mit kaum einer Miene verriet er, was in ihm vorging. Über alles, was das Gericht nicht durch untrügliche Beweise erhärten konnte, bewahrte der Mord- brenner ein kaltes Schweigen. Sternickel hatte überhaupt keine große Meinung vom Gericht, dem er schon früher manche harte Nuß zu knacken aufgegeben hatte. Die Polizei suchte er sogar verächtlich zu machen; denn das fabelhafte Glück, mit dem er sich lange Zeit hindurch den Nachforschungen seiner Häscher entzogen hatte, ließ einen gewissen Stolz in ihm aufkommen. So sagte Sternickel einmal bei einer ländlichen Veranstaltung, an der er teilnahm und bei der die Rede auf die Polizei und Gendarmerie kam: „Ach, Lie taugen ja alle nichts, sonst hätten sie z. B. den Sternickel schon lange erwischt. Ich bin aus dem Heimatsorte Sternickels gebürtig und kenne ihn ganz genau. Der sieht so auffällig aus, daß man ihn sofort wiedererkennt und so einen Menschen suchen sie bereits seit zehn Jahren vergeblich!" Die Formylierung der Schuldsragen bot, wie immer bei umfangreichen Prozessen, einige Schwierigkeiten, zumal seitens der Verteidiger der drei jüngeren Angeklagten noch einige Nebenfragen gestellt wurden. Die endgiltige Fassung der 61 Schuldftagen nahm den ganzen Anfang der dritten Verhandlung ein, wozu auch der Vater der beiden Brüder Kersten erschienen war. Die Anklagerede des Staatsanwalts dauerte länger als eine und eine viertel Stunde. Staatsanwalt Mathias ging auf die Brandstiftung bei der Strohmiete in Ringen- waloe und auf den Raub nicht näher ein, da diese Taten voll erwiesen und auch zugegeben worden seien. Ebenso sei die Gewaltanwendung beim Raub nachgewiesen worden. Mast Lie Täter beim Raube Waffen mit sich geführt hätten, > sei ebenfalls unzweifelhaft festgestelli worden- Er verlangte > daher für Sternickel und seine Genossen daSSchuldig in vollem Sinne der Anklage. Nach dem ganzen Verlaus Les Prozesses konnte es nich'weiter überraschen, daß Sternickel zn seinen Verteidiger die Aufforderung richtete, unter allen Umständen und mit aller Entschiedenheit gegen Lie übrigen Angeklagten zu plädieren. Sie hätten von vornherein ge mutzt, datz gemordet werden sollte; sie seien auch damit einverstanden gewesen. Georg Kersten und Franz Schlie« wenz seien es gewesen, die die Schlingen legten. Damit hatte sich Sternickel selbst das Todesurteil gesprochen. Die Verteidiger hatten gegenüber dem erdrückenden Be weismaterial einen schweren Stand. Justizrat Loeser, der Verteidiger Sternickels, betonte ausdrücklich, daß ihm die Pflicht sein Mandat übertragen habe und forderte auch für den schweren Verbrecher volle Gerechtigkeit. Die Beant wortung der Schuldfragen überließ er den Geschworenen, die nach besten Wissen und Gewissen prüfen und urteilen möchten. Die Verteidiger der übrigen Angeklagten suchten die Teilnahme ihrer Klienten nach Möglichkeit abzuschwächen, wobei sie auf die Jugend der Angeklagten hinwiesen. Die jugendlichen Angeklagten wären lediglich als Gehilfen nicht aber als Mittäter zu beurteilen. Die Geschworenen bejahten die ihnen vorgelegten Hauptfragen, sodaß die grauenvolle Ortwiger Mordtat nur mit den schwersten Strafen gesühnt werden konnte. Eck wurden verurteilt: Sternickel wegen dreifachen Mordes dreimal zum Tode und wegen Brandstiftung zu 5 Jahren Zuchthaus, Schliewenz und Georg Kersten wegen zweifachen Mordes zweimal zum Tode und der jugendliche Willi Kersten zu der Höchststrafe von fünf zehn Jahren Gefängnis. Vermachtes. Die Kaiserin und die Berliner Feuerwehr. Im Kgl. Schlosse zu Berlin wurden die Offiziere und Mann schaften der Berliner Feuerwehr und der Schutzmannfchast, die sich im Laufe des letzten Jahres bei besonderen Ge legenheiten ausgezeichnet haben, von der Kaiserin empfangen, die einigen von ihnen Geschenke überreichte. Der große TubMums-Fackelzug in Berlin, der am Sonntag dem Kaiser dargebracht wurde, hatte eine überaus zahlreiche Beteiligung aus allen Kreisen der Bevölkerung gefunden. Begleitet von mehr als 10 Musikkapellen rückte der Fackelzug, den kränzetragende Deputationen und die Studentenverbindungen eröffneten, zum Schloß. Den Stu denten schlossen sich an der Deutsche Flottenverein, die Kolonial- und Wehrvereine, die katholischen Vereine Berlins und der Vororte, der Deutsche Turnerbund, die Wandervögel, die nationalliberalen Ortsvereine aus verschiedenen Vor städten, der Groß-Berliner Schützenbund mit 70 Vereinen und zahlreiche andere Vereine. Einen tiefgehenden Eindruck machte es, als die gewaltigen Scharen mit brennenden Fackeln und Lampions, vaterländische Lieder singend, am Kgl. Schlosse vorbeizogen, wo der Kaiser die Huldigung ent gegennahm. Eine Abordnung erstattete dem Monarchen Bericht über die Zusammensetzung des Zuges, der Kaiser zeigte sich hoch erfreut darüber, daß der vaterländische Gedanke in den weitesten Schichten der Bevölkerung so tiefe Wurzeln gefaßt halte. Während des Weitermarsches wurden an den Denk mälern des Königs Friedrich Wilhelms 8. und der Helden der Befreiungskriege Blücher, Pork, Gneisenau, Bülow und Scharnhorst sowie am Siegesdenkmal auf dem Belle- Alliance-Platz Kränze niedergelegt. Am Kreuzberg ward der Zug durch einen Sängerchor begrüßt. Nachdem hier Generalleutnant v. Rahen eine zündende Gedächtnisrede ge halten hatte, marschierten die Vereine nach dem Tempelhofer Felde, wo die Fackeln zusammengeivvrfen wurden. Die Aeberquerung des Atlantische» Ozeans auf dem Luftwege war schon viel zu oft geplant, als daß man zu dem neuen Unternehmen, Amerika mit dem Frei ballon „Suchard 3" von den kanarischen Inseln aus zu er reichen, viel Vertrauen haben könnte. Der Freiballon, der größte, der bisher erbaut wurde, hat zwar von München aus seine Probefahrt gut bestanden und ist bereits nach Las Palmas abgegangen, aber es kommt doch ost anders, als man denkt. " Vlus »rasch,u-yflswtchrüvung an Bord de» MilitSe» tufstchistes .,A. 4" in Friedrichshafen war von besten, Er folge begleitet. Insgesamt wurden 500 Schüsse vom Oder- schrsf deS Luftschiffes abgefeuert, wobei es sich zeigte, baß Lie Anordnung vortrefflich ihren Zwecken genügte und ein überaus bequemes und sicheres Arbeiten znließ. Di« Bergung des Torpedoboot „S. 178" ist jetzt endgiltig dem Nordischen Bergungsverein übertragen worden, der bereits ein Hebesahrzeug und zwei Schleppdampfer nach Helgoland entsandt Hut. Vie Neukameruner Greuzsxpedttistteu hab r ihre ersten Berichte eingesandt; danach hatten die verschobenen Kolonnen große Mühseligkeiten zn bestehen, zumal r.q in verschiedenen Gegenden Lie Bevölkerung seindseliq verhielt.' Mehrere Angriffe auf die Tiügerkolonnen mußten sogar mit der Waffe abgewiesen werden. Dem Stamme Ler^ Lakka zwischen Logone und Pende waren Europäer noch unbekannt; es herrschen dort Urzustände. Frauen und Kinder sind die Wertobjekte, Großvieh gibt es dort nicht. Bei Kulu wurden große Eisenlager entdeckt, die auch von den Eingeborenen verarbeitet werden. Kleine Eisenstäbchen vertreten dort die Stelle von Geld. Die Wälder an den großen Lagonesströmen, die von zahlreichen Elefanten, Büffeln, Zebras, Giraffen usw. bevölkert sind, bergen viel Kautschuk. Nach den bisherigen Beobachtungen sind die hygienischen Verhältnisse des größten Teils von Neurameruw weit günstiger, als man sie vor Übernahme des Landes ge^ schildert hat. Beim Münchener Sair-ntorausschauk hat sich im dortigen Saloatorkeller ein erheblicher Rückgang des Konsums bemerkbar gemacht, der pro Nachmittag 15 bis 20 Hektoliter beträgt. Immerhin werden in den vier Nachmirtagsstunden^ auf dem Nockherberg mindestens 100 Hektoliter Salvatorbier! getrunken. Der Rückgang wird aus die Bierpreiserhöhung zurückgeführt. - § Da» ungarische Parlament in Budapest hat sich bis, -UM Mai vertagt, nachdem es noch die Wahlreform und- eine Abänderung der Geschäftsordnung angenommen hatte.- Die Oppositionspartei wolfte die Schlußsitzung stören, ließ jehoch schließlich davon ab und zog einen „gemütlichen SchoLAM" im «lubloksl vor. — - -T Von Millionären, die das Geld zum Jenstsr hlnauswerseu, ist ost die Rede; aber meist ist viel Über treibung dabei. So hieß es auch von dem erkrankten ameri kanischen Milliardär Pierpont Morgan, er habe für feine Reise von Kairo nach Rom über 125 000 Mark ausgegeben. In Wirklichkeit hat ihm die Fahrt aber nicht einmal 10000 Mark gekostet, wie er selbst angab. Morgan, der sich jetzt auf dem Wege der Besserung befindet, hat übrigens während seiner schweren Erkrankung ein Telegramm vom deutschen Kaiser erhalten, worin ihm dieser seine Wünsche für baldige Genesung ausdrückte. Morgan ist bekanntlich Mitglied des Kaiserlichen Nachtklubs und besitzt den Roten Adlerorden 1. Klasse, den ihm der Kaiser für verschiedene Stiftungen verliehen hatte. U. a. hat der amerikanische Stahlmagnat den Brief Luthers an Kaiser Karl 5., der sich jetzt in Merse burg befindet, dem Kaiser geschenkt. Eine Geschichte aus dem Harem des khediven in Ägypten macht in Kairo viel von sich reden. Die un garische Gräfin Török, die vor drei Jahren als Haremsfräu unter dem Namen einer Prinzessin Sobeida in den Harem des Khediven eingetreten war, scheint ein Haar im Harems leben gefunden zu haben und ist wieder heimlich in ihre Heimat abgereist. Daß Europäerinnen keiwillig in einen Harem eintreten, ist garnicht so selten, allerdings werden sie auch eher von der Eifersucht geplagt als die orientalischen Frauen. Für da» Kaiferpreisfingen ln Frankfurt a. M.. das nunmehr endgiltig am Sonntag nach Himmelfahrt am 4. Mai stattfinden soll, werden bereits umfassende Vorbe reitungen getroffen, um die 42 angemeldeten Gesangvereine in der alten Mainstadt unterzubringen. Der Westen des Reiches ist auch diesmal wieder am stärksten vertreten. Als Preischor für den Sängerkrieg ist ein Hegarscher Chor ge wählt worden. Im Berliner Verteyrsleven stecken ungeheuere Summen. Das erhellt u. a. daraus, daß die Hoch- und Untergrund bahngesellschaft, die mit einem Aktienkapital von 42,5 Mill. Mark arbeitet, jetzt eines neuen Kapitals von 20 Millionen Mark bedarf, um wettere Anlagen auszuführen. lernen. Daß Lie Nachahmung dieses Beispiels für Berlin empfehlenswert wäre, soll damit nicht gesagt werden, dir Sache zeigt aber, wie sehr man am alten festhält. Frank reich hat wenig große Städte, und diese bedeuten nichts gegenüber Paris. Kein Wunder, wenn die Bewohner der Mittel- und Kleinstädte nach der bestrickenden Hauptstadt schauen, und sich von den an der Seine hochgshenden Wogen Ler Politik, die in erster Reihe stets Deutschland betrifft, beeinflussen lassen. Das Leben in der französischen Provinz ist wesentlich stiller als bei unS, man hat nicht viel vom Modernen, sehnt sich nicht danach, und so bildet das Hanptgesprächsthema, das unerschöpfliche, immer wieder Ler östliche Nachbar. Die ganze Schuljugend ist politisch infiziert; der Unter richt ist auf den Gedanken der Wiedergewinnung von Elsaß« Lothringen zugeschnitten, und mehr noch als in den patrio tischen Schulbüchern zu lesen steht, wird von den Lehrern ausgeführt. Die Generation bis zum Alter von fünfzig Jahren hat von den Schrecken des Krieges keine klare Vor stellung mehr, diese Spuren der Vergangenheit hat sie ver gessen, sie berauscht sich dafür an ruhmvollen Zukunftsbildern. Die Bevölkerung Frankreichs wächst nicht, so ist denn der Eifer für moderne Neueinrichtungen, für zettgemäße Kom munalpolitik geringer wie in Deutschland. Selbst das große Paris entbehrt noch mancher sanitärer und anderer wohl tuender Einrichtungen, die in deutschen Großstädte gang und gäbe sind. Dafür konzentriert sich die ganze nationale Auf merksamkeit auf das „Loch in den Vogesen", von dem das französische Volksleben in letzter Ehe immer wieder be herrscht wird. Aeber dl« Lohnzahlungen enthält ein der Düssel dorfer Handelskammer zugegangener ministerieller Bescheid eigentlich Selbstverständliches, wenn er besagt, daß die Zah lung der Löhne auch in Reichskassenscheinen und gesetzlich zugelassenen Noten, nicht aber in Wechseln zulässig ist. Aus ländische Noten können natürlich nur dann als Lohnzahlungs mittel gelten, wenn sie im Verkehr ihrem Nennwert voll MiffpiLchem-L.. Aeeztsmangel ans Laas«. Der empfindlich« Mangel an ärztlicher Hilfe auf dem Lande wird sich mit dem Inkrafttreten der neuen Krankenversicherung am 1. Januar k. I. noch erhöhen. Es wird dann nahezu die gesamte landwirtschaftliche Bevölkerung den Krankenkassen zugeführl, einschließlich aller Familienangehörigen des Arbeitgebers, die ohne eigentlichen Arbeitsverdienst in bestem Betriebe tätig find. Es werden dann nur noch die wenigen Kassenärzte eine Praxis haben, alle anderen Landärzte jedoch so gut wie beschäftigungslos sein, zumal auch die ärztlichen Gut achten usw. ausschließlich den Kreis- oder Bezirksärzten übertragen zu werben pflegen. Die Arzte wünschen daher, daß die Gemeinden, die sich einen Arzt erhallen wollen, sich zu einein auskömmlichen Zuschuß verpflichten und daß die Behörden auf eine angemessene Entlohnung der Arzte in den Krankenkassen hinwirken. 720 Millionen Liter Master prc Tag können durch das neue Wasserwerk bei Chingford, das soeben im Beisein des englischen Königspaares eröffnet wurde, gefördert werden. Die Fahrt des Künigspaares zu dem neuen Wasscncftrooir erfolgte unter mittelalterlichem Zeremoniell. Der Reservoir, ein Wunderwerk der Jngenieurkunst, hat eine Länge von über 2,5 Kilometer, faßt 12 Millionen Liter Wasser, und seine Oberfläche ist nur ein wenig kleiner als der Hydepark. DaS erstaunlichste sind jedoch die fünf Pumpen, mit Lenen das Refervsir vom Leafluste aus gefüllt wird. was der Tsg bringt. Großstadt und Kleinstadt. Von dem Kirchturm klingt Lie Glocke, — Doch wer hört sie im Gebraus? — Straßen lärm und Autobrüllen — Löschten ihren Zauber aus. — Friede ruht im kleinen Städtchen, — Selten wird es laut im Jahr, — Doch die Lerche hörst Du jauchzen, — Rust zum Frühling hell und klar. — Endlich kommt im Häuser meere — Ruh auch der Millionenstadt; — Und nach wild durchschwärmten Nächten — Wird sie müde, welk und matt. — Draußen klingt schon neuer Frühling, — In den Bäumen steigt der Saft, — Wellstadtglanz ist jetzt erblindet- Prauörs wM Les Lebens. Krafts
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