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PolMMe Rundschau. Unser Kaiser an die Lanvwehroffiziere. Die Rede, die unser Kaiser am Abend des Nationalfeiertages am 10- März im Landwehroffizier-Kasino zu Berlin hielt, wurde erst nachträglich veröffentlicht. Der Kaiser gedachte darin der Ruhmestaten der preußischen Landwehr, deren Bildung vor hundert Jahren dem Heere in dem Befreiungskriege neue Kräfte zuführte, und dankte für das ihm dargebrachre Gelöbnis der Treue gemäß der Landwehrdevise „Mit Gott für König und Vaterland". Der Monarch erblickte darin eins Bürgschaft dafür, daß der Geist treuer Pflichterfüllung, der vor hundert Jahren den Sieg verlieh, auch heute noch lebendig ist, und fuhr dann fort: In unserer ernsten Zeit aber gilt es, diesen Geist der Hingabe an das Vaterland auch in unserem Volke und in seiner Jugend wach zu er halten, die sittlichen Kräfte zu heben und zu stärken und nicht durch Selbstsucht, Genußsucht und Abfall von dem Glauben unserer Väter verkümmern zu lassen. Und dazu mitzuwirken sind Sie, Kameraden von der Reserve und Landwehr, ganz besonders berufen und ausersehen. Sie stehen in Ihrem Berufsleben in dauernder Fühlung mit allen Schichten der Bevölkerung. Ihr Beispiel, Ihre Lebens anschauung und Ihre Pflichterfüllung gegen Gott, König und Vaterland find von außerordentlicher Bedeutung im Kampfe gegen die finsteren Mächte des Unglaubens und der Vaterlandslosigkeit, die in unseren Tagen an dem gesunden Marke unseres Volkes zehren und seine Ruhe und seine Zukunft zu zerstören drohen. Das Vaterland erwartet von Ihnen in erster Linie nicht kriegerische Lorbeeren, sondern ein verdienstvolles Wirken als Staatsbürger. Mit dem Rufe: Vivant Regis Triarit, drei Hurras unserer Landwehr!, schloß der Kaiser seine mit höchster Begeisterung aufge- gpmmene Rede. Da» kaisecpaar in Kopenhagen. Der Gegenbesuch des Kaiserpaars am dänischen Hofe wird erst im Sommer etwa zu Beginn der Nordlandsretse erfolgen. Wegen der Vermählungsfeier der Prinzessin Viktoria Luise, zu der auch der Antrittsbesuch des englischen Königspaars in Berlin er wartet wird, und der dann folgenden Jubiläumsfeiern ist ein früherer Termin ausgeschlossen. Zur Vermeidung von Härten bei Veranlagung der Wertzuwachssteuer hat der Bundesrat einige Bestimmungen getroffen, die jedoch für die Bestrebungen nach einer grund legenden Änderung des Gesetzes nur von untergeordneter Bedeutung sind. Legenden und Befürchtungen wegen der Deckungs vorlage schießen in so endloser Menge auf und sind so sehr geeignet, Verwirrung und Verdruß zu erregen, daß man nur wünschen kann, die Steuervorschläge der Regierung möchten recht bald amtlich bekannt gegeben werden. Eine Zuschrift an die Magdeb. Ztg. wünscht für die rund 40 0000 Kriegsveteranen einen Zuschuß aus der einmaligen Ver mögensabgabe, die doch eine einmalige und außerordentliche bleiben und lediglich zur Deckung der einmaligen Ausgaben für die gegenwärtige große Militärvorlage dienen soll. Ferner heißt es, den preußischen Plan eine Vermögenszu wachssteuer zur teilweisen Deckung der dauernden Auf wendungen einzuführen, habe König Friedrich August von Sachsen persönlich zu Falle gebracht, indem er durch eigen- händige Schreiben die anderen Bundesfürsten zur Ablehnung Lieser Steuer bestimmt habe. Daß dieser Art von Legenden- biloung im Interesse der Sache so schnell wie möglich em Ende gemacht werden muß, ist selbstverständlich. Den Wert Les Gerüchts hat die Angabe, daß Luxus und Börse durch durch die Besitzsteuer besonders herangezogen werden sollen. Leder die Bedeutung der Kavallerie in einem modernen Kriege und die Berücksichtigung dieser Waffe in der neuen Militärvorlage äußert sich ein sehr bemerkens werter Artikel des Generals Metzer in der „Magd. Ztg ". Der General bedauert, daß die Regierung Kavalleriedivisio nen nicht schon im Frieden formieren will, da Truppenver- bänden, die in derselben Formation vor den Feind treten, wie sie sich im Frieden eingelebt haben, große Vorteile er wachsen. Er erkennt aber an, daß den Kavallerieregimentern die vielseitigste Ausbildung in der wechselnden Zugehörigkeit zur Divisionskavallerie und zu KavalleriedioiÄonen ermög licht wird. b Da fast allen Divisionen Radfahrabteiluncfen von Jäger- LatMonen beigegeben werden, so ist anzunehmen, daß pro visorisch und ohne daß es in die k)llen^ltchkeit gelangte, M Neuerung in der deutschen Armee voroerrlter wmse. Die neuen Abteilungen werden in Stärke von etwa 100 Mann zur Verwendung gelangen. Da im Zukunftskriegs weit größere Truppenmassen zu führen sind, so wird ihre Beweglichkeit bedeutend eingeschränkt. Sie sollen aber schnellstens richtig dirigiert werden, um zur rechten Zeit am richtigen Punkt zu stehen. Damit ist die Bedeutung der auf klärenden Kavallerie gewachsen. Flugschiffe und Flieger er gänzen nur ihre Tätigkeit, mindern aber nicht den Wert der Kavallerie, von der es nur fraglich ist, ob sie in einem Zwei frontenkrieg überhaupt stark genug ist. Der Valkanwirrwarr. Die Maßlosigkeit der Forderungen der Balkanbund staaten wird allgemein verurteilt und es wird für ausge schlossen erklärt, daß sich die Großmächte unter den vom Balkanbunde mitgeteilten Bedingungen zur Friedensoer mittelung bereit finden werden. Die Balkanstaaten haben bei ihrer notorischen Uneinigkeit unter einander auch durchaus keine Ursache, die Dinge auf die Spitze zu treiben. Zwischen Griechen und Bulgaren haben in jüngster Zeit fünf ernste Kämpfe in Mazedonien stattgefunden, bei denen es sich nicht um Zusammenstöße einzelner Soldaten, sondern geschlossener Truppenteile handelte, und in denen es auf beiden Seiten Tote und Verwundete gab. Bei Nigrite mußte sogar bul garische Artillerie eingreffen, um die Griechen zurückzuwerfen. Um die Beute in Mazedonien verschärfen sich die Gegensätze immer mehr zwischen den Verbündeten, so daß diese gegen ihr eigenes Interesse handeln, wenn sie durch unannehm bare Bedingungen den Friedensschluß aufs ungewisse hinaus zögern. Der bulgarische Ministerpräsident Gefchow suchte im Parlament zu Sofia die jetzigen erhöhten Forderungen der Balkanbundstaaten damit zu rechtfertigen, daß diese nach der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten nicht nur noch schwere Opfer hätten bringen müssen, sondern auch noch be deutende Erfolge errungen hätten. Sie hätten ein türkisches Kriegsschiff zerstört, bei Bulair den Türken eine vernichtende Niederlage beigebracht, in der dis türkischen Verluste 14000 Mann betragen hätten, und Janina genommen. Das ein fache Gerechtigkeitsgefühl verlange daher, daß die Verbün deten jetzt mehr erhielten, als vor der Wiederaufnahme des Krieges. Der Minister hoffte, daß sich die Mächte von diesem Gerechtigkeitsgefühl leiten lassen möchten und einen Richtspruch fallen würden, den alle Teile annehmen könnten. Die Sondsner Botschafter berieten über die Antwort der Balkanbundstaaten, die nach Ansicht der diplomatischen Kreise Londons den Großmächten die Stirn bieten wollen, weil sie glauben, die Mächte seien hilflos in zwei Gruppen gespalten. Auch die öffentliche Meinung Frankreichs ver urteilt die maßlosen Forderungen des Balkanbundes. Die Petersburger Presse beobachtet Zurückhaltung. Sollten sich die Mächte nicht einig werden, einen gemeinsamen Druck auf den Balkanbund dahin auszuüben, daß dieser gleich der Türkei die Enscheidung Europas bedingunglos an nimmt, dann werden die Feindseligkeiten einstweilen noch fort dauern. Die Londoner Botfchafkerreunion beschäftigte sich in ihrer jüngsten Sitzung auch mit dem Verhalten Serbiens in Albanien. Der österreichische Botschafter führte Beschwerde über die fortwährenden serbischen Truppensendungen und die erneuten Bemühungen, Skutari zu Fall zu bringen. Dieses Verhalten stehe in unlösbarem Widerspruch mit den Beschlüssen der Botschasterkonferenz, einen selbständigen alba- nesischen Staat zu schaffen. Sollte Skutari fallen und sollten Serben und Montenegriner die von ihnen besetzten Gebiete nicht räumen, so werden, wie man in Wien erwartet, die Mächte die österreichische Regierung mit der Aufgabe betrauen, Serben und Montenegriner gewaltsam aus Skutari und den sonst noch für das selbständige Albanien bestimmten Orten zu entfernen. In Petersburg haben die Vorbesprechungen zur Bot schafterkonferenz über die Regelung des bulgarisch-rumänischen Entschädigungsstreites begonnen. Die Konferenz selbst wird erst nach der Ankunft des neuen französischen Botschafters Delcassee zusammentreten. Die öffentliche Meinung Ruß lands stimmt der Abtretung der Donaufestung Silistria an Rumänien zu. Bei AvriMopel soll es Belagern wie Belagerten gleichmäßig trostlos ergehen. Entgegen amtlichen Kon stantinopeler Meldungen, daß die Festung noch auf einen vollen Monat mit Proviant und Munition versehen sei. heißt es, daß Schükri Pascha wegen schwerer Erkrankung das Kommando abgegeben habe, daß dieser Schritt ein Vor zeichen der unmittelbar bevorstehenden Kapitulation sei, und daß die Zahl der tödlich verlaufenden Cholerafälle in Adria nopel während der letzten acht Tage in bedenklichster Weise stiege. Aber auch die Leiden der bulgarischen Belagerungs armee sind schrecklich. Die Mannschaften konnten in den Nächten vor Kälte wochenlang nicht schlafen und erduldeten bei dem Mangel von Feuerungsmaterial in ihrer unzuläng lichen Kleidung entsetzliche Qualen. Auch an Proviant fehlt es. Die Belagerer sind infolgedessen völlig erschöpft und unterließen entweder jeden Angriff oder brachten nur so schwache Vorstöße zustande, daß sie von den Türken mühe los zurückgeschlagen wurden. — In der Nähe von Tscha- taldscha fanden türkische Vorposten 400 erfrorene Bul garen, darunter vier Offiziere. — Die Belgrader Meldung, daß das Bombarbement auf Adrianapel jetzt von allen Seiten wieder eröffnet worden sei, bedarf noch der Be stätigung. Die Forderung einer kriegsenlschSdigung lehnen außer den Dreibundmächten auch Frankreich und England ab. In Konstantinopel soll man auch bereits Beweist dafür erhalten haben, daß Rußland die Maßlosigkeit der Balkan- bundstaaten zu dämpfen entschlossen ist. Die Gläubiger der Türkei haben ein natürliches Interesse daran, die finanzielle Schwächung ihres Schuldners zu verhüten. ! Nus Es? Wett- Zu Vee Verurteilung des ehemaligen Leurrmms Erb in Metz, der wegen Verleitung zum Meineid zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt wurde, kommen noch nähere Mitteilungen. Danach ist der Offizier bereits im vorigen Jahre wegen Betrugs zu einer erheblichen Gefängnisstrafe verurteilt und aus dem Heere ausgestoßen worden. Als man jetzt näher in seine Vergangenheit hineinleuchtete, stellte sich heraus, Laß der Angeklagte der Sohn eines Gefängnis dieners war, und bereits mit 14 Jahren wegen eines Ein bruchsdiebstahls zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt worden war. Seine ganze Karriere gibt Stoff zu einem Lustspiel nach dem berühmten Muster „Flachsmann als Er zieher", denn es gelang Erb nur, mit geschickt gefälschten Zeugnissen sich Eingang in die Offizierslaufbahn zu ver schaffen. Trotzdem muß es wundernehmen, daß der Be trüger so lange seine Vergangenheit verbergen konnte, aber es ist.immerhin ein gewisser Trost, daß er entlarvt werden konnte, ehe er noch andere Menschen z. B. durch eine Heirat unglücklich machen konnte. Eine ergreifende Tragödie hat soeben in Fiume ihren Abschluß gefunden. Die greise Gattin des serbischen Gesandten in Rom und früheren Ministerpräsidenten Michael Musisch verübte aus Gram über die schwere Erkrankung ihres Mannes, rnit dem sie in glücklichster Ehe gelebt hatte, Selbstmord. In der Erregung darüber raffte den Kranken ein Herzschlag hinweg. Wuitsch hat an deutschen Univer sitäten studiert und war 1907 Gesandter in Berlin. Das Beispiel des Hennigsdorfer Aulomobilallen- laks, dessen Täter immer noch nicht fesigestellt werden konnten, hat jetzt auch jenseits der Vogesen Schule gemacht. Auf der Chaussee von Rocquigny nach Myinbressy fuhr plötzlich der Kraftwagen des Notars Rothel gegen ein Hindernis und wurde in den Graben geworfen. Der Chauffeur, der herausgeschleudert wurde, erlitt schwere Ver letzungen, während der Notar selbst geringe Verwundungen Lavontrug. Es stellt sich heraus, daß quer über die Chaussee von einem Baum zum andern ein Drahtseil gespannt war, das den Unfall hervorgerufen hatte. Glücklicherweise fuhr der Wagen gerade mit verminderter Geschwindigkeit, sodaß das Seil riß, ohne mit den Insassen des Wagens überhaupt in Berühung zu kommen. Eine furchtbare Eisenbahnkalastcophe im Lchüee- siurm hat sich bei der Station Goddenberg im nordameri kanischen Staate Nebraska ereignet, wo zwei Expreßzüge zu sammenstießen. Die Rettungsarbeiten gestalteten sich infolge der starken Schneewehen sehr schwierig, schließlich gelang es jedoch, 7 Tote und über 100 Verletzte zu bergen. Unter den Verwundeten weisen viele gräßliche Verstümmelungen auk ' LMi knivsn Sioma» von E. Willkomm. 23. Kapitel. V4 Frau v. Königsheim und ihre Mutter waren auch bald nach der Abreise des Herrn v. Königsheim nach Berlin übergesiedelt und suchten sich nun in ihrem neuen Heim einzuleben. Freilich so schön, so behaglich, so ge- räumig^und vornehm, wie in ihrer eigenen Villa in der kleineren Residenz, war es in der Mietwohnung hier in Berlin doch nicht. Die verwittwete Geh. Regierungsrätin v. Moser be wohnte mit ihrer Tochter zwar eine Reihe von Zimmern, aber diese ließen die vornehme Eleganz vermissen. Es war ein großes Gebäude, in dem sie sich befanden, ein richtiges berliner Zinshaus, welches vom Keller bis un- tsr das Dach vermietet war und all die vielen Menschen schienen gar keinen richtigen Begriff von der Persönlich keit der neuen Mitbewohner zu haben, denn kaum daß man sie flüchtig grüßte. Die Straße, in welcher die Wohnung lag, war auch eine wenig vornehme. Das rasselte, klingelte, schnurrte und surrte den ganzen Tag infolge des lebhaften Ver kehrs, welcher hin und her flutete und die ohnehin etwas nervös gewordene Frau v. Königsheim fühlte sich fast krank, so regte sie der Lärm auf. Sie erkannte mit jedem Tag mehr, daß sich der Traum von einem neuen, glanzvollen Leben in Berlin nur schwer verwirklichen lassen werde, denn schon waren die Mittel völlig ausgebraucht, welche ihr Gatte ihr auf vieles Drän gen hin zur Verfügung gestellt hatte, wie sollte sie da ein standesgemäßes Leben nach ihren Begriffen führen können. < Die ärgste Enttäuschung bereitete ihr aber die vor- ne^me BfkMstchyft, auf die ihre Mutter so stark ge hofft hatte. Nicht allein, daß ihnen eine recht Kühle Aufnahme wurde bei ihren Besuchen, eine Tante der Frau v. Königsheim, der die eingetretenen mißlichen Ver- mögensoerhältnisse etwas bekannt waren, riet ihr ganz offen, sich einzuschränken und dergleichen mehr. Ganz wütend kehrte Frau v. Königsheim von diesem Besuche nach Hause zurück. Diese Ratschläge der Tante hatten ihre Geduld vollends erschöpft. „Was diese Mumie denkt!" rief Frau v. Königs heim zornbebend, als sie den Besuch bei der Tante, einer verwittweten Generalin, ihrer Mutter geschildert hatte. „Ich will das Leben noch genießen, ihr zum Trotz." Bei diesem Wunsch blieb es aber und die Stimm ung der Frau v. Königsheim wurde immer verbitterter, wenn sie mit ihrer Mutter einsam im Wohnzimmer saß und in das Gewühl der Straße hinaubschaute. Die Briefe ihres Gatten, welche derselbe in unregelmäßigen Zwischenräumen schrieb, waren auch nicht dazu angetan, sie aufzuheitern und hoffnungsvoller auf die Zukunft zu stimmen. Immer schrieb er nur von der vielen Arbeit und der Mühe, welche es noch kosten werde, die etwas herunter gekommene Gutswirts ckaft wieder in die Höhe zu brin gen. Was ging das sie an? War er nicht selbst daran schuld! Und vollends wenn er schrieb, welchen Aerger er mit dem neuen Inspektor habe, da konnte sie so in Aerger geraten, daß sie seine Briefe in Stücke riß. Im mer nur sein Aerger und Verdruß, nach dem ihrigen sragte er gar nicht. Heute hatte Frau v. Königsheim wieder einen Bries von ihrem Gatten aus Schw eikershos erhalten. Sie hatte die Zeilen schon verschiedentlich durchgeleseu und jedesmal das Empfinden gehabt, daß dieselben sehr un klar und wirr waren. So schrieb wohl ein Fieberkranker! ^ MisimutlA gab sie ihrer Mutter den Brief zu lesen. Diese saß lange und blickte schwelgend auf das Schrift- stück nieder. Bedächtig nickte sie vor sich hin und ihr Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an. „Ich glaube, daß er krank ist — er schreibt, daß ei vorgestern vom Pferd gestürzt ist, aber er hofft, daß ibn der Doktor bald wieder herstellt — er verlangt jiach DU und Len Kindern!" „Aber er schreibt doch selbst, daß es nicht so schlimm ist, ich finde es da rücksichtslos, von mir zu verlangen, daß ich jetzt Knall und Fall nach Schweikershos reisen soll. Vielleicht ist es nnr ein Vorwand, mich von hier sortznbringen." „Ich glaube, ihn quälen auch schwere Sorgen. Ahnst Du, daß die Verhältnisse Deines Mannes sehr deran- giert sind." Frau v. Königsheim zuckte gleichgiltiq die Achseln. „Das ist nicht meine Schuld. Wie komme ich dazu, sür die Sünden meines Mannes zu büßen, dazu ver spüre ich ganz und gar keine Neigung." „Urteile nicht so schroff, Adelheid. Dein Mann war vielleicht etwas zu gut — oder sagen wir leichtsinnig Vielleicht steht es auch gar nicht so schlimm und er hat nur gleich den Kopf verloren." „O, schlimm mag es tchon stehen. Er hat mir selbst erklärt, bei den großen Ausgaben, welche er seit Jahren gehabt habe, sei sein Vermögen zusammengeschmolzen!" „Das ist allerdings bittere Wahrheit, die er Dir ge- standen hat! Von Deinem Vater konntest Du auch nichts erben und ich besitze außer der Pension ebenfalls nichts mehr!" Alles Blut wich ans dem Antlitz der Fran v. Königs heim. „Du machst mich wirklich bange, Mama. Was soll da aus mir und den Kindern werden, wenn alles aus gebraucht ijt."