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VolWche Rundschau. Vie vesürdekung dös Kronprinzen zum Sbörst hat überall warme Anteilnahme gesunden. Daß der Kronprinz später befördert wurde als sein kaiserlicher Vater, der bereits im 27. Lebensjahre Oberst, und als er 1888, noch nicht dreißigjährig, zur Regierung kam, bereits Generalmajor und Brigadekommandeur war, ist vielfach falsch gedeutet worden. Es ist vielmehr von militärischer Seite als ein besonderer Vorzug begrüßt worden, daß der Kaiser seine Söhne die gewöhnliche Zeit in ihrer Stellung durchhalien ließ, weil sich ihnen bessere Gelegenheit bietet, die Einzelheiten des Dienstes änblich kennen zu lernen. Der Kronprinz wirb daher auch noch keine Brigade übernehmen, sondern noch ms zum 1. Üktober dl« Führung des 1. Leibhusarenregiments in DanziwLangfuhr inn» behalten, um dann an die Spitze eines Infanterie-Regiments zu treten. Vom Oberst ab voll zieht sich die militärische Karriere übrigens schneller, so daß der Kronprinz in wenigen Jahren Generalmajor sein wird, f ver neue preußische Gesandte in Darmstadt, Frei herr v. d. Lancken-Wakenitz, der Nachfolger des zum Bot schafter in Rom ernannten Freiherrn o. Rücker-Jenisch, wurde tm Oktober 788? auf Rügen geboren. Bevor er zur diplo matischen Laufbahn übertrat, war er Leutnant bei der Garde. Bisher war er als Sekretär bei den Botschaften in Paris, Rom, Madrid und zuletzt als Botschaftsrat in Pari- tätig, wo er während der Marokkokrists schätzbare Dienst« geleistet hat. vec älteste Habsburger ist nach dem Tode des 88 jährigen Erzherzogs Rainer nunmehr der greise Kaiser Franz Loses selbst, der am 18. August ds. Js. 83 Lahre alt wird; da» älteste Mitglied des österreichischen Kaiser hauses bleibt dagegen die Witwe des nach 2östündigem Lodeekampfe verstorbenen Erzherzogs Rainer, die Erz herzogin Maria Karolina, die im September ihr 88. Lebens jahr vollendet. Die Witwe des Erzherzogs Franz von Österreich-Este, die Erzherzogin Adelgunde, die aber ein« bayerische Prinzessin, eine Schwester des verstorbenem Prinz- regenten Luitpold, ist, wird am IS. März sogar SO Jahre alt. Mit dem Erzherzog Rainer hat Kaiser Wilhelm einen sieben Freund verloren, mit dem er bei jedem Besuch in Wien eine Stund« verplauderte; seiner Freundschaft mit dem kunstllebenden Erzherzog, der einmal von sich scherz haft sagte, daß er 10 000 Vereine zu protegieren habe, gab der Kaiser in dem Beileidstelegramm an die Witwe herz lichen Ausdruck. Da der Verstorbene Chef des rheinischen Füselierregiments Nr. SS war, werden die Offiziere dieses Regiments Trauer anlegen und eine Abordnung an der Beisetzung teilnehmen. Auch in Rom wird der Tod des „alten Rainer" sehr beklagt; denn Erzherzog Rainer war der eifrigste Mittler zwischen Österreich und Italien. Noch vor wenigen Wochen stieg der „Kunstprinz" vier Stock hoch in MalMellers, um sich die neuesten Arbeiten der Maler ünzusehen, die das Urteil des Erzherzogs sehr schätzten. Die ErbanfaUskeaer kommt wieder. Wenigstens können die „Münch. N. N." versichern, daß in der geplanten, von verschiedenen Bundesstaaten allerdings bekämpsten Ver mögenszuwachssteuer die Erbschaftssteuer in der Form einer Erbansallsteuer enthalten ist. Das genannte Blatt zieht daraus den Schluß, daß die Meldungen von dem bevor stehenden Rücktritt des Schatzsekretärs Kühn, soweit sie sich auf die Voraussetzung stützen, daß die von ihm befürwortete Erbschaftssteuer keine Aussicht auf Verwirklichung hat, der Begründung entbehren. Etwas anderes wäre es, wenn man zur Deckung der neuen Militärvorlage in das alte System der Pumpwirtschast zurückfallen wollte. Das würde der Schatzsekretär nicht mstmachen, sondern in diesem Falle seinen Abschied nehmen. Nach einer anderweitigen Meldung liegt jedoch auch diese Gefahr nicht vor; es werden vielmehr gleichzeitig mit der MIlitäroorlage dem Reichstag« positto« Deckunasvorschläge unterbreitet werden. UücktrMsabsichken Briands. Der neue französische Ministerpräsident Aristide Briand wird nur den 18. Februar, den Tag des Amtsantritts des Herrn Poincaree, abwarten und dann seine Entlassung nehmen. Trotz der mit er- drückender Mehrheit ausgesprochenen Bertrauenskundgebung haben ihm die Nadelstiche und K«ulenschläge, welche die Redner der gegnerischen Parteien in der Kammer gegen ihn ausführten, bewiesen, daß seine zweite Ministerprästdentschaft dornenvoll und in jedem Fall« nur kurz sein würbe. Er Zwei freuen von Neman von b. Willkomm. 30 Der Professor sah sich endlich gezwungen, um seii'.e Pensionierung einzukommenn. Außer der gesetzlichen Pen sion hatte er auch noch eine ganz hübsche Einnahme aus den Erträgnissen seiner schriftellerischen Arbeiten zu erMar- ien, so daß seine Familie nicht direckt Not zu leiten brauchte, wenn sie sich auch mehr wie früher einschränken mußten. Eine gewisse Verstimmung bemächtigte sich deshalb seiner, die feinen Gesundheitszustand gleichfalls ungünstig beeinflußte- In einem solchen Augenblick tiefster Nieder geschlagenheit sagte er tief bewegt zu seiner Gattin „Wenn nur wenigstens die Kinder nicht mit unter den ungünstigen Verhältnissen leiden müßten, die doch früher oder später eintreten werden." „Aber Edgar, mache Dir doch nicht solchen Kummer," entgegnete Frau Woltershausen, heiter und unverdrossen wie immer. „Du wirst wieder krästig werden, dann un terrichten wir selbst tüchtig die Kinder und bereiten sie auf das Leben vor." „Ja, Bildung des Geistes und des Herzens ist unter allen Umständen doch immer die beste Mitgabe für das Leben und nützte sie auch weiter nichts, als daß sie uns kein noch so großes Unglück wieder rauben kann, und uns auch in den bängsten und trübsten Stunden stets eine Quelle bleibt, aus der wir, vielfach, wenn auch manchmal nur momentan, Erquickung für Herz und Geist schöpfen können, wmn wir sonst manches entbehren müs sen." „Bis heute habe ich noch nichts entbehrt, lieber Ed gar," versetzte Franziska aus diese Bemerkung ihres Gat ten. „Der größte Schmerz, den ich trage, der nie ruhende Kummer, der an meinem Herzen nagt, ist die Ueberzeu- gung meiner Unzulänglichkeit, die Ohnmacht gegenüber der Macht, di? Dich ükjyMn Mh Im Uebrizen hist RH«k vor, sich Ws still« VesundykN zu besinnen, dk« ihm acht Tags vorher noch keinerlei Sorg« bereitete. Es ist charakteristisch, daß der neu« Präsident der Republik Poincaree sich vor begeisterten Ovationen kaum zu retten weiß, während sein vertrautester Freund und politischer Ge sinnungsgenosse Briand sich schon nach vier Wochen zum Scheiden gezwungen zu sehen glaubt, Sollte sich auch di« Begeisterung für Herrn Poincaree nur al» ein flüchtige« Strohseuer Herausstellen? Z Im Frühjahr wirb Herr Poincaree Algerien und im Anschluß daran wohl auch Marokko besuchen. Die Mel sungen von einrm Frühjahrsbesuche de» Könias Altons, -«m di« Franzosen schon so lange mit Ungeduld entgegen- sehen und in dem st« dl« Krönung des Marokkoabkommenr Mit Spanten erblicken, haben sich als grundlos herausgestellt. König Alfons kommt nicht. s" Den Ernst dar Gegenwart betonte der deutsch« Bot schafter zu Paris, Freiherr o. Schön, in seinem Trinkspruch auf dem Festmahl der deutschen Kolonien zum Geburtstage des Kaisers. Der Botschafter sprach von den bedrückenden Sorgen, die angesichts des fortlodernden Balkanbrande» auf den Völkern Europas lasten, sowie davon, daß die Welt in Waffen starre. So ungewöhnlich derartige Aussührunaen aus sestlichem Anlaß auch sein mögen, so gewiß wollte der Botschafter damit keinen kriegerischen Ton anschlagen. Und wenn einige Pariser Organe einen solchen gleichwohl her- auMhören oorgeben, so haben sie die Rede des Freiherrn v. Schön eben absichtlich mißverstehen wollen. Der Bot schafter wollte nur recht deutlich den Wert der Friedensarbelt unseres Kaisers heroorhrben, der «s bisher gelungen ist, trotz aller bedrohlichen Zeichen Deutschland den Frieden mit Ehren zu erhalten. Lie Zurückziehung der Wahlrechlsvsrlags im eng lischen Unterhause hat in London und anderen englischen Orten Kundgebungen der Frauenrechtlerinnen in dem be fürchteten Umfange nicht gebracht, wenngleich es an Zu sammenstößen nicht gesehlt hat. In der Umgebung des Unterhauses hatte man aber vorsichtigerweise 2000 Polizisten aufgestellt und außerdem Vorsorge getroffen, im Bedarfs- solle noch mehr Polizei heranzuziehen. Zur Abwechselung hatten sich die Suffragetten dieses Mal große Kuhglocken umgehängt. Sobald sie durch kräftiges Läuten einen Kreis Neugieriger um sich versammelt hatten, begannen sie An sprachen zu halten. Mehrere Rednertnnen, die das polizei liche Gebot zu schwelgen und weiterzugehen nicht befolgten, wurden verhaftet. Unter den Verhafteten befindet sich auch die Führerin Despart. Eine Tochter der Suffragettensührerin Pankhurst warf abends nach der Parlamentssitzung einen in ein Taschentuch gehüllten Stein gegen eins der historischen Gemälde in der Vorhalle des Unterhausgebäudes und wurde verhaftet, obwohl sie keinen Schaden angerichtet hatte. DI« Ladenbesitzer in der Nähe des Parlamentsgebäudes hatten die großen Spiegelscheiben ihrer Geschäft« vorsichts halber mit Brettern vernagelt. - Vie Kümpfe der Franzosen in Marokko haben so eben mit der Erstürmung der Anflus-Kasbah, bei der bOÜ Marokkaner tot auf dem Platze geblieben sein sollen, ihren Höhepunkt erreicht. iDl« Franzosen verloren im ganzen neun Tote und 45 Verwundete. Die Kasbah wurde mittels acht Zentnern Dynamit in die Luft gesprengt. — Räuberische Araber überfielen die Oase Gerld in Tripolis und raubten Vieh, das ihnen von italienischer Kavallerie wieder abge trieben wurde. Von den Arabern wurden in dem Gefecht 10 getötet. Der Valkanwirrwarr. ver Zwiespalt in der türkischen Armee vor Tscha- taldscha macht dem jungtürklschen Regiment vielleicht schnell ein Ende. DI« alten Truppen, dir die Verhältnisse aus eigener Anschauung kennen und wissen, daß die Türkei zu einer ausstchtsoollen Fortführung des Krieges gegen die Balkanverbündeien außerstande ist, verlangen den schnellen Friedensschluß, wenn es nicht anders geht, unter Preisgabe Adrianopels. Es soll bereits zu blutigen Zusammen stößen unter den Truppen gekommen sein. Da es weiter heißt, daß der General Abku Pascha mit dem 4. Armeekorps von der Tschataldschalinie nach Konstantinopel marschieren will, um dj- Ermordung seines Freunde« Nasim Pascha zu ich heiter und vollkommen zufrieden. Weil wir aber doch einmal diesen Gegenstand berührt haben, mußt Du mi.r eine Bitte gewähren, die ich Dir schon lange vortra gen wollte." „Ich kann sie erraten," sagte der Professyr. „Um Hilliger zu leben sollen wir nach meiner Pensionierung in eine kleinere Stadt übersiedeln." „Hätten wir keine Kinder, so würde ich unbedingt für eine Ortsveränderung stimmen, Edgar, mit den Kindern aber „Du glaubst, wegen der Schulverhältnisse, Franziska? Sollten wir nicht selbst in der Lage sein, ihnen eine hö here Schule zu ersetzen?" „Vielleicht, bester Mann: dennoch peinigen mich aller hand Bedenken. Kinder, die erst dann das Elternhaus verlassen, wenn sie in die Welt treten, oft gezwungen in die Welt treten müssen, sind hundert Verirrungen ausge setzt und straucheln weit leichter als solche, welche das Le ben frühzeitig in die Schule nahm. Für das Kind ist die Schule das Leben; in ihr reift es heran zu diesem und die Beschwerden, die mancherlei kleine Leiden, Schmerzen und Erfahrungen, die es in der Schule kennen lernt, be reiten es vortrefflich vor auf die schwere Prüfung, mit de nen das Leben so oft auf den kaum erwachsenen Men schen schonungslos einstürmt. Dort ist der Schutz und die Liebe der Eltern für das Kind noch die Vorsehung, der es sich vertrauensvoll hinaibt, hier erfaßt es plötzlich hart und grausam bald der Zufall, bald das Schicksal und ohne das Vertrauen, das während der Schulzeit das bildungsfähige Kind gewonnen hat, findet es im Sturmge- braus des Lebens schwer den Halt, den nur ein starker Glaube an die Vorsehung dem Gefährdeten dareicht." Frau Woltershausen sah ihren Gatten mit so leuch tenden Augen an, daß er alle Schmerzen, die er litt, über diesen aus einer zufriedenen und dmchfichtig klaren Seele kommenden Blick versaL so ist Vätz Mier vrn Truppen der ger nannten Befestigung«»«!« die Mehrheit die jungtürkischs Herrschaft und deren Weigerung, Adrtanopel abzutreten, be kämpft. In diesem Falle würden die Iungtürken schneller, als erwartet werden konnte, abwlrtschaflen, und ein neues Kabinett Kiamil könnte in wenigen Tagen den Friedens- schluß Herbeikühren. Einstweilen bestreiten die Iungtürken freilich noch die Meldungen von ihrem Fiasko. Rußland rechnet gleichfalls aus die baldige Beendigung des Valkaukrieges, da die finanziellen Schwierigkeiten der Türkei so groß sind, daß sich keine Negierung, sie heiße wie sie wolle, in Konstantinopel ohne die finanzielle Unterstützung der Großmächte behaupten könne, und da die Türkei von niemandem Geld erhalte, bevor sie nicht den Frieden abge schlossen hat. Eine englische Schifisverstärkung in den türkischen Gewässern ist durch di« Entsendung des Panzerkreuzers Argyll dorthin soeben erfolgt, nachdem Frankreich und Italien bereits Kriegsschiffe in den östlichsten Teil des Ägäischen Meeres beordert haben. Frankreich forderte sogar die Ein- fahrt für zwei seiner Kriegsschiffe in die Dardanellen, um sie mr den Fall eines Volksausstandes in Konstantinopel zur Tcherung seiner Staatsangehörigen daselbst zur Hand zu Haden, nachdem der französische Botschafter berichtet batte daß die jungtürkische Regierung feindselig gegen Frankreich ge sinnt sei. Die Friedensdelegierten der Balkanstaokey, die es erst mit ihrer Abreise so eilig hatten, wollen noch einige Tage in London bleiben. Si« rechnen also wohl auch mit einem baldigen Friedensschluß. —- Di, Behauptungen Konstantino- veler Blätter, Veukschianb habe der gegenwärtigen türkischen Regierung noch vor dem Friedensschluß die Gewährung einer Anleihe zugesichert, und es suche Gebietserwerb in der astatischen Türkei zu machen, sind böswillige Erfindungen. — Der rumänisch-bulgarische Enkschä-igungsstreit soll unmittelbar vor seiner Beilegung stehen. Di» Meldung, Ru mänien hält« sich verpflichtet, beim Wtederausbruch der Kriege« den Balkanstaaten militärische Unterstützung zu leihen, klingt unwahrscheinlich. — Vie deutschen Börsen verkehrten auch am Dienstag noch zurückhaltend, bekundeten rüwck stärkere Friedens,uverlickt. Kerkyra. Wahrend der glänzenden FrstvorMung aus Anlaß von Kaisers Geburtstag im Berliner Opernbause erschien Äuf manchem Gesicht ein Irises Lächeln. Am her Bühne spielt« sich der fieoreichr-A-tA^i' her reichen Stadt Kerktzra (Korfu) gegen die neidische Republik Korinth ab, dis ver- gebens versucht hatte, dis Nebenbuhlerin „ein-ukreffen". Die Männer von Kerkyra vereitelten durch ihre Tapferkeit in der Seeschlacht diesen Plan, und ein glänzender Triumvh brachte den Wegern den verdienten Lohn. So war s in der Dichtung. In Wirklichkeit ging es damals, im Jahre 4O yor Christus, nun freilich etwas anders zu. Die SMdt Kerkyra, einst von Korinthern gegründet, hatte sich durch regen Handel zur reichen Blüte entfaltet, war dann von der Mutterstadt unabhängig geworden und halt« dieser im Handelsverkehr gewaltige Konkurrenz bereitet. Diese Schädigung ihres Por temonnaies empfanden die antiken Kaufleute genau so un liebsam, wie z. B. ihre modernen britischen Kollegen und sie beschlossen, diesem für sie „unlauteren" Wettbewerb ein Ende zu machen. Kerkyras Flotte wurde geschlagen, sie blieb auch geschlagen, und nur einem in höchster Not er scheinenden Hilfsgefchwader aus Athen war es zuzuschreiben, baß die Angreifer Fersengeld gaben, übrigens hatte auch die Begeisterung in Kerkyra nicht lange angehalten, denn die Korinther bestachen di« politischen Parteien, so daß sie in Heller Erbitterung sich gegenseitig tot schlugen. Woraus ebenfalls zu ersehen ist, daß die alten Griechen keineswegs stets Ideale Naturen waren. Bsi solchem Festspiel, zu dem ersichtlich des Kaisers Schloß Achillelon aus Korfu den Dichter begeistert hat, ist natürlich keine politische Absicht anzunehmen, und darum war auch das Wort vom „Einkreisen" nur mit dem oben «rwähnten leisen Lächeln Quittiert worden. Daß unsere britischen Vettern daraus einen kleinen Nadelstich ersehen Werden, läßt sich erwarten, obgleich es so gär nicht bös ge. i meint .war. Di« deutsch« Reichsregierung hat ja letzthin „Fahre nm fort, liebe Franziska," sprach er „und nenne jetzt Deine Bitte. Daß sie nicht für Dich ist, gibt mir schon diese Einleitung zu erkennen." Frau Waltershausen öffnete die kleine Tasche am Ghr- tel, welche einige Schlüssel enthielt, die sie stets bei dx Hand haben mußte, entnahm derselben ein Papier und reichte es dem Gatten. „Was soll das?" fragte der Professor. „Unter dieser Adresse," erklärte seine Gattin, „wird eine befähigte, in den modernen Sprachen wohl bewan derte, auch musikalische Dame von gesetztem Alter in bei Zeitung gesucht, um während einiger Stunden des Tagss die Arbeiten zweier Kinder gewissenhaft zu überwachen und, wenn möglich, diesen auch noch einigen Privatun- tericht gegen anständiges Honorar zu geben." „Und eine solche Persönlichkeit ist Dir bekannt?" fragte der Professor weiter, indem er die Augen halb schloß, um seine Gattin nicht merken zu lassen, daß dieselben feucht geworden waren. „Wenn Du mir die Erlaubnis dazu gibst, lieber Ed gar, habe ich die Absicht, mich selbst zu melden. Nein, bitte, bester Mann, lasse mich anssprechen, ehe Du mit Deinen Bedenken mir entgegentrittstl Sieh Edgar, die Kennt nisse, die verlangt werden, glaube ich zu besitzen und das gesetzte Alter — nun ich denke, wenn man nicht gerade nach dem Geburtsscheine fragt, so paffe ich schon für eine gesetzte Dame." „Es schmerzt mich, Dich so sprechen zu höre«, Fran ziska," entgegnete der Professor, „und Du weißt auch warum es mich schmerzt. Laß uns lieber noch sparsa mer leben, liebe Franziska —" „Dann würden wir uns zu früh aufreiben," fiel sein« Gattin mit großer Lebhaftigkeit ein. „Hindere mich nicht, Edgar, ich w?iß genau, was ich will und was ich kann." Aortsetzung folgt