schlage. In langsamerem Zeitmaß spielen die Streicher eine weite, an eine österreichische Melodie gemahnende Melodie, die aber bald wie der vom dahinhuschenden Scherzo verjagt wird. Wie schon im 1. Satz erhebt sich über einem Klangteppich (Streichertremolo) das Hauptthema, dieses Mal jedoch nicht in Form einer „unendli chen Melodie“, sondern als ein energisches, von punktierten Rhythmen beherrschtes, klassisch-pe riodisch gebautes Gebilde der 1. Violinen, das in seiner Weiterführung von Holzbläserfiguren be antwortet wird. Ein choralartiges Motiv erklingt darauf, nicht im strahlenden Blech, wie sonst von Bruckner gewohnt, sondern eher weihevoll, ja demütig in den Streichern. „Dann entfesselt der Komponist alle Kämpfe und Künste, über die er in Sinfoniefinales gebietet“, beschreibt Kurt Pahlen den weiteren Verlauf, „bis zum strahlen den, sieghaften, einer Apotheose des Lichts und des Glaubens gleichenden Ende.“ Die Reprise, die formale Wiederkehr des Satzanfangs - hier aller dings ohne das zweite, das Choralthema, um so mehr verändert -, erhält wegen ihrer Dimension und eines betont selbstbewußten, kämpferischen Charakters zusätzliches Gewicht. Grandios auch, wie sich die Coda, der sinfonische Schlußstein, über einem schier nicht endenwollenden Orgel punkt der Pauke über 53 Takte hinweg überwäl tigend steigert. Ganz am Schluß bricht das Urmotto der Sinfonie, der aufstrebende Dreiklang aus dem 1. Satz - jetzt allerdings vom gesamten Blech besonders gewichtet - in breit aufgerollter Kraftentfaltung hervor. So ist zu verstehen, daß eine zeitgenössische Kritik das Werk (nach der er sten Berliner Aufführung im Januar 1887) einen „vom Kopf bis Fuß geharnischten Riesen“ ge nannt hat.