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JJ DRESDNER O PHILHARMONIE Nach dem Münchener Erfolg wollte nun Wien nicht zurückstehen. Die Wiener Philharmoniker, sonst auf Bruckner nicht gerade gut zu sprechen, wagten ein Jahr später unter Hans Richter die er ste Aufführung. Gegen den dort erzielten Erfolg stemmte sich nur der Bruckner-Gegner Eduard Hanslick. Wie nicht anders zu erwarten, deutete er in einem seiner üblichen Verrisse an, wie sehr ' er nur „unabsehbares Dunkel“ gehört habe und ihm das Werk „unnatürlich aufgeblasen, krank haft und verderblich“ erschienen sei. Aber der in- I ternationale Durchbruch war geschafft, Bruckners Name hatte plötzlich Klang, so daß Hans Richter, Chefdirigent der Wiener Philharmoniker, auch bald eine Einladung für die Londoner Erstauf- 1 führung erhielt. Die Partitur ist dem Bayernkönig Ludwig 11. ge widmet, dem Wagnerfreund und -mäzen. Viel leicht ist keine andere von Bruckners Komposi tionen so sehr durch Wagner beeinflußt wie diese, nicht einmal seine Dritte, die sogenannte „Wagnersinfonie“, gewidmet seinem Idol. Erstmals verwendete Bruckner Wagnertuben, die vom Bayreuther Meister in sein Ring-Orchester eingeführte Horn-Abart. Der 2. Satz ist als Totenklage zu verstehen, eine ganz dem Andenken des Meisters gewidmete Musik, denn während der Arbeit an diesem Werk erreichte den Komponisten die Nachricht vom Tode Wagners. Die Sinfonie ist einzigartig, ein persönliches Bekenntnis zu Wagner, nicht aber in epigonen- ’ hafter Annäherung, wie sie gelegentlich noch in der Dritten durchzuschimmern scheint, sondern eine Offenbarung, wie sie nur Bruckner schreiben konnte. Neben der Vierten, der „Romantischen“, hat die Siebente unter allen Sinfonien Bruckners die wei- 1 teste Verbreitung und die höchsten Auffüh rungsziffern aufzuweisen. In den Programmen der Dresdner Philharmonie aus den letzten zwan zig Jahren finden wir das Werk sieben Mal, nur die Vierte noch öfter: zwölf Mal. Bruckner hatte große Angst vor einer Wiener Aufführung, war er doch dort nicht gerade erfolgsverwöhnt, son dern fühlte sich eher verspottet durch „Hans lick et Consorten" So wollte er seinen kritischen Peinigern durch Nichtaufführung seines Werkes entrin nen. Er bat das „Löbli che Comite" schriftlich, doch die geplante Auf führung abzusetzen, „aus Gründen, die einzig der traurigen lokalen Situation entspringen in Bezug der maßge benden Kritik, die meinen noch jungen Erfolgen in Deutschland in den Weg treten könnte".