als sein Erstling werden: „Die Vorwürfe des Haschens nach äußerem Glanz und eines gewis sen Jonglierens im ersten Klavierkonzert führten mich dazu, im zweiten größere Tiefe zu suchen". Im April 1913 war die Partitur fertig, und im August fand die Uraufführung in Pawlowsk (St. Petersburg) statt. Der Komponist selbst spielte den Solopart. Es wurde ein Ereignis, das sicher lich alle Beteiligten ihr Leben lang nicht verges sen haben. Ein unsäglicher Tumult begleitete das hochkonzentrierte und sehr virtuose Spiel des Pianisten, denn zu Prokofjews Auftritten gehör te es bereits, daß sich heftig befehdende Lager bildeten, begeisterte Anhänger und entrüstete Widersacher. Gerade diese Uraufführung bot den verfeindeten Parteien Gelegenheit zu lebhaftester Meinungsäußerung. „Aufs Podium tritt ein jun ger Mann mit dem Gesicht eines Zöglings der Petersschule - Sergej Prokofjew“, berichtete die „Petersburger Zeitung“. „Er setzt sich an den Flügel und beginnt eine Art Spiel, als wolle er die Tasten abwischen oder ausprobieren, welche höher und welche tiefer klingen, und alles mit ei nem spitzen, trockenen Anschlag. Ein Teil des Publikums ist entrüstet, ein Pärchen versucht sich zum Ausgang durchzudrängeln: ,Vor solcher Musik muß man ja verrückt werden! - Der will sich wohl über uns lustig machen?' Aus den ver schiedenen Ecken des Saales laufen jetzt Hörer dem ersten Pärchen hinterher. Prokofjew ist in zwischen beim zweiten Satz seines Konzertes an gelangt; wiederum ein rhythmischer Haufen von Tönen! Der beherzte Teil des Publikums beginnt jetzt zu zischen. Der Saal leert sich. Mit einem er barmungslos dissonierenden Akkord der Blech bläser beendet der junge Künstler sein Konzert. Der Skandal im Publikum ist perfekt. Die Mehrzahl zischt. Prokofjew verbeugt sich heraus fordernd und spielt eine Zugabe.“ Prokofjew aber sah dies nicht als Peinlichkeit oder gar eine Niederlage an, sondern wußte, daß eine solche Skandalpremiere zu einer unbeding-