DRESDNER PHILHARMONIE Verbindungen auf und ließ sie wieder fallen. Zeitlebens fühlte er sich angefeindet und von der musikalischen Meinungsbildung viel zuwenig be achtet, trotz zahlreicher Auszeichnungen und Ehrungen, die ihn immer wieder erreichten. Und da er selbst ein Komponist der Glätte war, er sich der „reinen, vollkommenen Schönheit“ verschrie ben hatte - was so gar nicht zu seinem streitba- | ren und unbequemen Naturell passen wollte -, blieb er sein ganzes, 82jähriges Leben lang einer bestenfalls an Mendelssohn orientierten stilisti schen Haltung verhaftet. Die gewaltigen musika lischen und gesellschaftlichen Veränderungen, die auch und gerade seine Lebensjahrzehnte auf zuweisen hatten, bekümmerten ihn wenig - ei gentlich gar nicht - in seinen eigenen Schöpfun- . gen. Man bedenke, daß Bruch geboren wurde, als Mendelssohn gerade damit begonnen hatte, sein Violinkonzert zu komponieren. Während seiner Schaffenszeit erlebte er das Aufbrechen der kon ventionellen Harmonik (Wagner bis Schönberg) und starb, als die Uraufführung von Strawinskys „Le Sacre“ bereits sieben Jahre zurücklag. Von einer eigenen stilistischen Entwicklung kann bei Bruch keine Rede sein. Aber um so mehr wet- | terte er gegen die „Neuerer“ und „Zukünftler“, | die er „Kuhzünftler“ nannte, meinte damit z.B. Wagner, Liszt, Strauss, Reger und deren „grauen- | hafte Producte“. Und obwohl diese Herren wahr- i lieh allesamt keine Revolutionäre der Musik wa ren, betitelte er sie - selbst leidenschaftlicher Bismarck-Verehrer - dennoch als „musikalische Sozialdemokraten“ und sprach ihren Werken jeg lichen Kunstwert ab. Brahms allein ließ er gelten, kritisierte aber häufig genug dessen Musikkon struktionen und gewagte harmonische Verläufe. Und doch komponierte Bruch eifrig und stellte sich damit der Öffentlichkeit, mithin also auch | der Kritik seiner Zeitgenossen. Immerhin hatte er | zahlreiche Erfolge, wurde - trotz seiner ständi- ! gen Fehden - gelegentlich sogar hoch geschätzt und war eigentlich berühmt. geb. G. 1.1838 in Köln; gest. 2.10.1920 in Berlin-Friedenau 1853 - 1857 Kompositionsunterricht u.a. bei F. Hiller, danach Klavier bei C. Reinicke 1861 - 1865 Studienreisen u.a. nach Berlin, Leipzig, Wien, Dresden, München, Mannheim 1865 - 1867 Musikdirektor in Koblenz 1867 - 1870 Hofkapellmeister in Sondershausen 1878 Dirigent des Sternschen Gesangsvereins in Berlin 1880 Dirigent der Philharmonie Society in Liverpool 1883 - 1890 Direktor des Orchestervereins in Breslau 1891 Professur für Kompo sition an der Berliner Akademie der Künste 1893 Ehrendoktor der Uni versität von Cambridge 1907 Vize-Präsident der Berliner Akademie