JA DRESDNER C>* PHILHARMONIE in den Kreisen der damaligen Avantgarde fand: Man begrüßte ihn auf den Festspielen der 1SCM (Internationale Gesellschaft für Neue Musik) als einen führenden Vertreter der neuen Musik, und einige jüngere Komponisten wie Paul Dessau, Emst Krenek und Alois Häba sahen in ihm ihr künstlerisches Idol. Eine solche Anerkennung aus dem inneren Zirkel der schöpferisch schaffenden Musiker brachte ihm schließlich sogar die Ehren mitgliedschaft der New Music Society of Califor nia ein, der u.a. solche namhafte Komponisten wie Bartök, Malipiero, Krenek, Häba, Berg und Milhaud angehörten. In seiner Kompositionskunst kommt Janäcek von Mussorgskis Realismus her; in seinem Wesen und Schicksal - besonders in seiner Liebe zum Land leben und dem außerordentlich späten Ruhm - gleicht er ein wenig Bruckner. Er war ein Neutöner im besten Sinne des Wortes, nicht als Anhänger einer „Richtung“, sondern aus eigener innerer Notwendigkeit, ein „Schöpfer“ aus Lei denschaft. Im Jahre 1885 hatte er begonnen, sich mit der Volksmusik seiner engeren Heimat zu befassen. Seit 1888 aber sammelte er intensiv und zwar nicht ausschließlich in der Weise, Lieder und Tänze zu notieren, sondern auch die volkstümli che Sprache selbst zu untersuchen. Ihn interes sierten dabei weniger die Worte als mehr der Tonfall und die Melodik des Gesprochenen. Beides verrät bekanntlich mehr über die Gefühle des Sprechers als alle Worte. Bei allen erdenkli chen Gelegenheiten notierte er - auf Zetteln, Zeitungsrändern, Ansichtskarten, sogar auf Man schetten - die alltägliche „Sprechmelodie“, in denen er einen „untrüglichen Widerhall des menschlichen Innenlebens“ vernahm. Dieses Studium von Musik und Sprache des eigenen Volkes half Janäcek, seine eigentliche Bestim mung als Komponist zu finden, eine „Musik der Wahrheit“ (anstelle bloßer „Schönheit“) zu schreiben, wie er meinte.