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Wie im Strawinsky- Werk beschwört auch Prokofjew in „Ala und Lolly“ mit „barbari schen" Rhythmen, schneidenden Klängen und Klangballungen musikalisch ein fesseln des Bild einer blutig heroischen Vergangen heit herauf. Diaghilew hatte darin eine stili stische Abhängigkeit zu Strawinsky erkannt, förmlich eine „Sacre"- Imitation, und eine Aufführung abgelehnt. Carlo Gozzi (1720-1806), italieni scher Dramatiker, ver faßte zehn,gegen den Theaterrealismus in Carlo Goldonis (1707-1793) Komödien gerichtete, volkstüm lich gewordene Märchenstücke, in denen er Elemente der von Goldoni abgelehn ten Steg reif komödie, d.h. das Phantastische, die Harlekiniaden und Improvisationen, wiederbelebte. | Gozzi trug: „Die Liebe zu den drei Orangen“. Mit Gozzis Dramaturgie focht Meyerhold gegen das realistische und naturalistische Theater seiner Zeit, dem er ein Theater des unwirklichen Spiels, | des Absurden und Surrealen gegenüberstellte: ! Improvisation statt Interpretation, Imagination statt Illusion, Magie statt Moral, buffoneske Bril lanz und freie Phantasie statt ausgearbeiteter Bühnenrealistik. Der junge Prokofjew war von Meyerholds Ideen so stark begeistert, daß er umgehend daranging, dessen Bearbeitung dieses Gozzi-Stücks zu ei nem Opernlibretto umzuformen. So entstand be reits auf der Reise in Richtung Amerika ein Text, aus dem er sich erhoffte, eine neue Oper schaf fen zu können. In Chicago wurde das Buch fer tiggestellt, da der Komponist inzwischen einen Vertrag mit der Chicago Opera Company zur Uraufführung abschließen konnte. Es ging Prokofjew vor allem darum, mit den Mit teln des modernen Theaters die alte „Commedia dell'arte“ wiederzubeleben, dieses wunderbare alte italienische Theaterspektakel, das einst als volkstümliche Stegreifkomödie entstanden war und mit stehenden Charaktertypen wie z. B. Ar- lecchino/Truffaldino, Dottore, Pulcinella, Colom- bina Schlagfertigkeit, Witz, Komik und Tragi komik auf die Bühne gebracht hatte. Die Handlung des witzig-kecken Stücks ist rasch erzählt: Es geht um einen jungen Prinzen, der - gemütskrank - nicht mehr lachen kann. Vergeb lich bemühen sich der Hofnarr Truffaldino und die Ärzte um eine Änderung dieses fürchterlichen Zustandes. Ein Zufall kommt ihnen zu Hilfe. Die alte Hexe Fata Morgana - ebenso wie der Magier Tschelio, mit dem sie im Streit liegt, ein Wesen der Unterwelt - stolpert vor den Augen des Prinzen und fällt in einen Brunnen. Und dies reizt den Prinzen nun wirklich zum Lachen. Doch neues Unheil naht. Die beleidigte Hexe zaubert ihm die Liebe zu drei (verzauberten) Orangen in die Seele, welche er aber nur in fernen Landen