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Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. Zeitweise Nebenblätter: Landtag»beilage, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der S. Staatsschulden und der A. Alters- und LandeSlulturrentenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes-Brandversicherungsanstalt, Verkaufsliste von Holzpflanzen auf den K. S. Staatssorstrevieren. Nr. 214. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung): Hofrat DoengeS in Dresden. Freitag, 14. September abends Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Geschäftsstelle, Große Zwingerstraße 16, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark 50 Pf. vierteljährlich. Einzelne Rummem LO Pf Erscheint nur Werktag». — Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr.21295, SchristleitungRr. 14S74. Ankündigungen: Die lspaltige Grundzeile oder deren Raum im Anlündiaungstetle 40 Pf., die 2spaltige Grundzetle oder deren Raum im amtlichen Deile 80 Pf., unter Eingesandt 180 Pf. Preisermäßigung auf Äeschästsanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr AnlLtzlich »er 80iLhr1ge« Jub-lfei-r de» Albertverein» hat Ee. MajeftLt der Nönia an dessen PrLftdentin Ihre KSnigl. Hoheit die Aran Prlnzetz Johann Georg nachstehende» Atter- HSchstes Handschreiben gerichtet: Ew. «Snigl. Hoheit» vielgeliebte Schwägerin! Ew. Kö«igl Hoheit habe«, seitdem Lie i« der Nachfolge der hochseligen «Snigin Carola die Pflege aller Werte christlicher LiebedtStig- teil im Lande z« Ihrer «nfgabe gemacht haben, sich ins besondere auch de» Atbertverei«» in liebevoller nnd fürsorg licher Weise angenommen. Da» Fest seine» LV jährige« Bestehe«» kann ich daher nicht vorübergehe« lasse«, ohne Ew. gö«igl Hoheit z«m ««»druck zu briugc«, wie ich «ud da» Vaterland auch der Mitwirkung Ew. «önigl. Hoheit bei der durch deu Krieg so außerordentlich gesteigerte« und doppelt segensreichen Tätigkeit de» Albert-Verei«» in warmer Dankbarkeit gedenke» und hoffe«, daß Ew »Suigl. Hoheit «och la«ge Jahre dem Verein und seinen Liebe»werte« Ihre tatkräftige Förderung werden zuteil werden lassen. Ew. Königl. Hoheit sehr ergebener Schwager Friedrich August. Die kurz vor Begin» des Trvckes eingthe»den Meldungen befinden fich auf Seite 7 dieser Ausgabe. * Im Mittelmeer wurden 43 000 Brnttoregistertonnen von unseren Unterseebooten versenkt. -st Zwischen Kornilow und Kerenski soll bei Luga eine Schlacht stattgefundeu haben, die z« «orniloivs Gunsten entschieden worden sei. Durch Überschwemmungen sind in der Provinz Dschilt drei Millionen Menschen obdachlos geworden. Amtlicher Teil. Ministerium des Königlichen Hauses. Auf Allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ab lebens Ihrer Majestät der Königin der Bulgaren Eleonore geb. Prinzessin Reuß s. L. am Königlichen Hofe Trauer auf drei Wochen, vom 14. September bis mit 4. Oktober d. Js.» angelegt und folgcndcrgestalt getragen: Die Damen: Schwarzseidone Kleider mit weißem Kopf pup, weiße Handschuhe; die Herren: Ziviluniform, «'gleichen Hvfkleid, sowie Zivilanzug, Flor um den buken Arm, weiße Handschuhe. Ministerium des Innern. Ce. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, aus Anlaß der 50jährigen Jubelfeier des Albcrtvcrcins fol gende Auszeichnungen zu verleihen: Die Carola-Medaille in Gold, unter dem Vorbehalt, daß sie erst nach Friedensschluß ausgchändigt wird, an Frau v. Müller-Berneck geb. v. Sandersleben, Exzellenz, in Dresden, Hofrat Georg Schmidt in Plauen, die Albertinerinnen Schwestern Juliane Hentsch in Oppach und Klara Klaus in Dresden, sowie an Frau v. Schön berg geb. Freiin v. Hausen, Exzellenz, in Dresden. ' Die Spange zur silbernen Carola-Medaille an Ge neralleutnant z. D. v. Wardenburg, Exzellenz, in Blasewitz. Ten Maria Anna-Orden 3. Klasse an Fräulein Anna Weise, Privata in Radebeul und Rittcrgutsbesitzerin Frau verw. Pfeiffer geb. v. Stremnitzbcrg in Bur kersdorf. Tas Ritterkreuz 1. Klasse des Albrechtsordens an Leutnant a. D. v. Loeben in Blasewiß. Den Titel und Rang als Geheimer Sanitätsrat an Hofrat Vr. meck. Schubert in Dresden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Mechaniker Carl August Moritz Ziegenbalg in Dresden die Friedrich August-Medaille in Silber zu verleihen. Fortsetzung des amtlichen Teile» in der 1. Beilage.) Nichtamtlicher Teil. Vom Königlichen Lose. Dre»dcn, 14. September. AuS Anlaß des fünfzig jährigen Bestehens des Albertvereins fand heute mittag 12 Uhr im Saale des Prinzlichen Palais Zinzen- dorf-Straße eine Feier statt. Zu dieser waren das Direktorium des Albertvereins mit dem geschäftsführen den Vorsitzenden, Sr. Exzellenz dem Hrn. Generalleut nant z. D. v. Wardenburg, an der Spitze und eine große Anzahl Vertreter der Albert-Zweigvereine erschienen. Ihre König!. Hoheit die Frau Prinzessin Johann Georg als Präsidentin des Albertvereins begrüßte zu nächst die Damen und Herren des Vorstandes und Aus schußes, worauf die eigentliche Feier stattfand, bei der Hr. General v. Wardenburg die Festrede bielt. An schließend erfolgte die Bekanntgabe einer Reihe von Be- gnadungen durch Se. Majestät den König, sowie von neuen Stiftungen für den Verein. Se. König!. Hoheit der Prinz Johann Georg zeichnete die Feier ebenfalls durch Höchstseine Anwesenheit ans. Der Depeschenwechsel zwischen dem Kaiser und dem ehemaligen Zaren von Rußland. v. In den Veröffentlichungen unserer Feinde über die Kaiserdepeschen ist auch eine Drahtung vom 20. August 1005» erwähnt, worin der Kaiser sich mit der russischen Duma und ihrem Einfluß auf die Friedensverhandlungen mit Japan beschäftigt. Tie Tepesche hat folgenden Wortlaut: Mein Botschafter meldet mir soeben, daß Du die Veröffent lichung des Dekrets befohlen hast, das die Einberufung der „Großen Duma" betrifft. Tie Statuten seien in den Grund- zögen unserem Staatsrat ähnlich, was ihr die Eigenschaft einer beratenden Körperschaft verleihe. Ich bitte Dich, meine wärmsten Glückwünsche zu diesem großen Schritt nach vorwärts in der Entwicklung Rußlands anzunchmen. Aus den Zeitungen ersehe ich, daß im allgemeinen die Friedensverhandlnngen befriedigend fortfchrcite», aber daß einige Punkte vorliegen, die gewisse Schwierigkeiten für die Einigung bieten. Ehe Tu Deine endgültige Entscheidung für den Frieden oder für die Fortsetzung des Krieges triffst — die letztere würde von weitreichenden Folgen sein, die in ihrem Endergebnis schwer vorauszusehen sind, und unzählige Menschenleben, Blut und Geld kosten — wäre es, wie mir scheint, ein ausgezeichnetes Verfahre», wenn Tu diese Frage erst der Großen Tuma vor legen würdest. Da diese das russische Volk vertritt, wäre ihre Antwort die Stimme Rußlands. Wenn sie sich für den Frieden entscheidet, so bist Tu durch das Voll ermächtigt, auf Grund der Deinen Telegierten in Washington unterbreiteten Vorschläge Frieden zu schließen. Wenn sic, also Rußland selbst, dessen Ehre für gewahrt hält, so kannst Tu Tein Schwert in die Scheide stecken mit den schönen Worten Franz I.: „Alles ist verloren außer der Ebre." Niemand in Deiner Armee, in Teinem Lande oder in der übrigen Welt hat ein Recht, Dich sür diese Handlung zu tadeln. Wenn anderseits die Duma die Vorschläge sür unannehm bar erachtet, und die japanische Regierung sich weigert, auf einer anderen Basis zu verhandeln, dann wiederum ist cs Ruß and selbst, das durch die Stimme der Duma Dich, seiuen Kaiser aussvrdert, den Kampf fortzusetzen. Dadurch würde sie die volle Verantwortung für die gesamten Folgen auf sich nehmen und Dich cm sür allemal vor der Welt und vor der Geschichte in Zukunft vor dem Vorwurf schützen, daß Tu Tausende von vaterlandsliebenden Söhnen» ohne das Land zu fragen oder gar gegen ihren Willen, geopfert hättest. Dies wird Deiner persönlichen Tat eine große Wucht und Kraft verliehen, da Du Dich durch den Willen der Gesamtheit Deines Volte getragen fühlen wirst, das entschlossen ist, bis zum bitteren Ende zu kämpfen, ohne Zeitaufwand, Verluste und Entbehrungen zn scheuen. Nur unter solchen Bedingungen läßt sich der Krieg ja fortsetzen. Ich würde an Deiner Stelle nicht diese crstc und günstigste Gelegenheit vorübergehen lassen, mit dem Empfinden und Wollen Deines Landes in bezug auf Krieg und Frieden enge Fühlung zu gewinnen, indem Du dem rusnl'chcn Volke die langgcwünschtc Möglichkeit gibst, die Entscheidung über seine Zukunft selbst zu treffen oder an dieser Entscheidung teil- zunchmcn, wozu cS ein positives Recht hat. Tu würdest auch der Duma sogleich eine gute Gelegenheit geben, zu arbeiten, zu z igcn, was sie vermag, und därzulun, ob sie die Erwar tungen, die jeder auf sie setzt, erfüllt. Die Entscheidung n, die zn treffen sind, sind in ihren Folgen so furchtbar ernst und so weitreichend, daß cs ganz unmöglich ist sür ir cndeincn erblichen Herrscher, die Verantwortung da für auf seine Schultern zu nehmen, »hnc die Hilfe und den Rat seines Volkes! Möge Gott mit Dir se n! Vergiß nicht die Beförderung der Linicntrnppen gegenüber der Garde! ES ist bezeichnend, daß unsere Feinde gerade diese Tepesche nicht im vollen Wortlaut wiedergcgcben, son dern sich damit begnügt haben, sie nur nebenbei zu er wähnen. Ihr Inhalt ist ihnen anscheinend unbequem, weil er so ganz und gar nicht mit der Behauptung in Einklang gebracht werden kann, daß die deutsche Monarchie der Hort einer frciheitsfeindlichen, tue natürlichen Rechte des Volkes mißachtenden Willkür- Herrschaft sei. Uns scheint gerade diese Depesche besondere Beach tung zu verdienen. Wir haben erlebt, daß ein englischer Außenminister über die Köpfe nicht nur der Volksvertreiung, sondern selbst über die seiner unmittelbaren AmtSqenossen hin weg mit fremden Mächten Vereinbarungen getroffen hat, die Großbritanien vor die Wahl stellten, entweder wort brüchig zu erscheinen oder an einem blutigen Kriege teil zunehmen, für den in der Masse des Boltes gar keine Neigung vorhanden war. Wir haben gesehen, wie Frankreich durch eine der Form nach demokratische, ihrem Wesen nach dagegen höchst selbstherrliche Regierung in den Tienst derselben britischen Weltpolitik hincingedrängt wurde, der es die schnell vergessene Temütigung von Fafchoda verdankte: einer Politik, die zu allen Zeiten imperialistisch und in ihren Endzielen auch kriegerisch war. Wir haben weiter erlebt, wie die leitenden Männer dieses pseudodemokratischen Frankreichs das zaristische Rußland durch M'lliardcnanleihen zu immer stärkeren Rüstungen gegen das friedensfreundliche Deutschland an- aespornt haben. Und wir konnten uns durch die Ent- hullmig des russisch französischen Geheimvertrags und der die Aufteilung der Türkei bezweckenden feindlichen Pläne davon überzeugen, daß das Ziel dieser sorgsam ein- ;cfädeltcn Kriegspolitik auch noch im dritten Jahre des rlutigen Völkerkampfes nicht etwa die Verteidigung, ondern der Machtgewinn auf Kosten fremde» Rechts und remder Freiheit war. Der Krieg, zur Lagt. Bon den Fronten. Berlin, 13.September. TieKampfpauseinderGeneral- offcnsive der Verbandsmächte hält an. Trotzdem bisher an keiner Front abschließende Erfolge errungen wurden, trotz der Kürze der Zeit, die vor Wintersanfang in diesem Jahre für Operationen größeren Stils nock zur Ver fügung steht, und trotz des augenblicklich herrschenden günstigen Wetters stoppen unter der Wirkung der bisher erlittenen großen Verluste die feindlichen Angriffe seit einigen Tagen. In Flandern lag am 12. September erst von Mittag ab lebhafteres Feuer auf den deutschen Stel lungen und im Nperubogen. Englische Patrouillen gingen nur in der Gegend Langcmarck vor. Sie wurden glatt abgcwiesen. Fliegerangriffe auf Brügge verursachten nur geringen Sachschaden. Deutsche Flieger griffen die Festung Dünkirchen ' und zahlreiche englische und französische Lager an. Im Artois lebte die Artillerietatigkeit nur an ein zelnen Stellen zeitweise auf. Hier wie nördlich St. Ouen tin wurden größere englische Patrouillen zurückgcjchlagen. An der französischen Front war in der Gegend Auberive in der Champagne die deutsche Patrouillentätigkeit leb Haft. Mehrfach wurden Gefangene eingebracht. Vor Verdun war die Artillerietatigkeit auf beiden Maas ufern mäßig. Nur in der Gegend Fosses— Chaumc Wald steigerte sie sich gegen Abend zu großer Heftigkeit. Vorstöße, welche die Franzosen hier in der Nacht vom 11. zum 12. September ver suchten, wurden blutig abgcwiesen. Tie Fliegcrtätigkeit war rege. Tie deutschen Geschwader setzten ihre Tätig keit gegen Waldlager und besetzte Lrtichaften mit gutem Erfolg fort. Zwischen Maas und Mosel brachte ein deutscher Stoßtrupp nördlich Ronvaur Gesungene aus den französischen Grüben ein. Im Osten fühlen die Russen an der Rigafront nach Ordnung ihrer Verbände mit starken Kräften vor. Im übrigen verlief der Tag ruhig. Wien, 13. September. Der Bericht ans dem Kricgsprcssequarticr meldet u.a. vom italienischen Kriegs schauplätze: Die Säuberung der Gräben am Nordwcst hange des Monte San Gabriele ivird fortgesetzt. 23 Offi ziere, 535» Ma.in und 12 Maschinengewehre sind ein- gebracht worden. Tie italienische Artillerie belegte Tag und Nacht den heißumstrittenen Berg und unsere östlich von Görz an ihn anschließenden Stellungen mit ihrem Feuer. Unsere Batterien hielten die feindliche Infanterie erfolgreich nieder. Bei der Hecressront des Generalobersten Erzherzog Joseph unterhielt die feindliche Artillerie in. einzelnen Abschnitten lebhafteres Feuer. SngUsche» «riegsbrot au» «ip». Berlin, 13. September. Tic „Pall Mall Gazette" vom 2K. August bringt folgende Nachricht: Es ist immer eine gefährliche Sache, wenn man einem Geschäftsmann erlaubt, seine Ware zu verfälschen. Uns überrascht es daher nicht, zu hören, daß engüsche Bäcker sich nicht da mit begnügten, das erlaubte Abfallmaterial in unser Kriegsbrot hineinzubacken, sondern jetzt sogar Gips den übrigen Bestandteilen dcS Brotes hinzufügen. Zu unserer Freude sehen wir, daß die Behörden eutschlossen sind, dieser neuen Verfälschung ein Ende zu setzen und daher die Übeltäter mit einem einzigen Schilling Geld strafe für das Gipsbrot bestrafen.