DRESDNER PHILHARMONIE staltung von Themengruppen und ihrer ; Zwischenglieder, die Einbeziehung kontrapunkti- | scher Elemente, seine großartigen Choralhöhe punkte, seine ungebrochene Erfindungsgabe schlechthin. Sein unbedingter Wille verlangte, daß Inhalt und | Form sich völlig entsprechen. Doch Form ist für Bruckner nicht mehr die alte „klassische“ For derung nach Themendualismus und deren kämp ferischer Auseinandersetzung - bei Beethoven besonders ausgeprägt -, sondern allemal eine ab gestufte Folge verschieden konturierter Blöcke, I oft durch Generalpausen voneinander getrennt, innerhalb derer Werden und Vergehen „durchge führt“ wird und aus Schichtungen und Ver mischungen neue klangliche Wirkungen hervor- | gerufen werden. In der 9. Sinfonie zeigt sich dies alles als ein Ergebnis enormer Willensstärke und künstlerischer Potenz, eine architektonische Mei sterleistung. Eine Spannung sondergleichen baut sich auf bis hin zu gewaltigen Eruptionen und geballten Höhepunkten, die sich sowohl in har- I ten Dissonanzen entladen oder - ganz entgegen gesetzt - zu alles überstrahlenden Ruhepunkten gelangen. Die Uraufführung der 9. Sinfonie fand erst sieben j Jahre nach dem Tode des Meisters statt, am 11. [ Februar 1903 in Wien. Allerdings hatte sich der Dirigent, Ferdinand Löwe, erlaubt, zahlreiche I Instrumentationsänderungen einzubringen. Fast drei Jahrzehnte lang erklang das Werk in ver fälschter Klanggestalt. Erst 1932 gelangte das ' Original erstmals unter Leitung von Siegmund von Hausegger bei den Münchener Philharmo- j nikern an die Öffentlichkeit. Trotz verschiedener Versuche, die zahlreichen Skizzen Bruckners dazu zu verwenden, dem Werk | einen 4. Satz anzufügen, bleiben die meisten Aufführungen der unvollendeten Originalfassung treu und widerstehen dem ohnehin fragwürdigen Verlangen, eine Vollendung in einem künstlich hinzugefügten Finalsatz zu finden.