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J> DRESDNER O PHILHARMONIE leben wir nicht nur gern das zauberhafte musi- ] kalische Märchen „Peter und der Wolf, sondern auch einige seiner Sinfonien, Konzerte, Film musiken, Ballette, Opern und Kammermusik. Und es mag durchaus erstaunen, mit welcher Selbstverständlichkeit viele Hörer, die sich sonst wenig oder gar nicht für Musik des 20. Jahr hunderts interessieren lassen, Prokofjewsche Klänge aufnehmen und sie sogar begrüßen. | Vielleicht liegt das Geheimnis darin, daß seine J Tonsprache von optimistischer Kraft und Lebens freude geprägt ist, aber nicht in banale Volkstümelei und Trivialität verfällt und daß sie Substanz hat und Ausdruck, farbig ist und melo disch. Prokofjews Modernität beruht nicht auf konstruktiven Elementen, sondern entwickelte sich aus melodischem Material, das in kunstvol ler Weise harmonisiert und instrumentiert wurde. Trotzdem blieben seine Kompositionen zeitlebens j harmonisch ausgesprochen kühn-dissonant, ob wohl sie sich durchaus im tonalen Rahmen be wegen und dadurch einer älteren Tradition ver haftet scheinen. Sie sind oftmals von einer lyrisch-kantablen Schönheit, dennoch kraftvoll kühn, sind elegant und voller Esprit, rhythmisch raffiniert, immer aber mit einer stark ausgepräg ten Melodik. So erscheint es wohl absolut ver- | ständlich, daß sich seine Musik heutigentags in I aller Welt einer großen Beliebtheit erfreut und viele seiner Werke zum festen Repertoire der gro ßen Klangkörper gehören und entsprechend oft auch aufgeführt werden. Seit frühester Jugend hatte Prokofjew sich für das Theater interessiert, für Wirkungen, die auf der Bühne zu erzeugen und musikalisch ausdeutbar waren, natürlich auch für Charaktere, ebenso für | fröhliche wie für leidende Menschen und selbst- verständlich für dramatische Situationen. Sein I Sinn für Melodik kam dem entgegen, und sein ! ironisch-satirischer Witz, sein Sinn für Absender- I lichkeiten im menschlichen Zusammenleben wa- geb. 11.(23.)4.1891 in Sonzowka (Ukraine); gest. 5.3.1953 in Moskau 1904 - 1914 Studium am Peters burger Konservatorium: Komposition bei A. Ljadow, Instrumen tation bei N. Rimski- Korsakow, Klavier bei A. Jessipowa, Dirigieren bei N. Tscherepnin 1914 Londonreise 1918 Emigration, Amerika und zeitweilig längere Aufenthalte in Europa 1923 Paris, erneute Zusammenarbeit mit Diaghilew seit 1927 regelmäßige Besuche der Sowjetunion bis zur vollständigen Rückkehr 1936 1936 „Peter und der Wolf" 1948 „Formalismus- Beschluß“ des ZK der KPdSU verbunden mit Angriffen auf Prokofjew 1951/52 Siebente Sinfonie