Feruccio Busoni trieb sein Urteil über Saint-Saens zum Bonmot: ,Man könnte aus seiner Musik auch nicht ent nehmen, ob er gütig, liebes- oder leidens fähig war." Kunst.“ Der Zeitgenosse urteilte rasch, seine Mu sik sei frei von jeder inneren Regung, also emo tionslos-glatt. Und es stimmt, seine Musik ist von geradezu ma thematischer Schärfe und Logik, beispielhaft formvollendet, dennoch nicht konstruiert. Muß denn das alles aber ein Nachteil sein? Ist nicht je de Art guter Musik immer eine Anregung auch für das Gefühl, schließlich sogar eine Aufregung wert, berührt sie nicht in ihrer ureigenen Weise? Denn Musik selbst kann gar nicht emotionslos wirken. Sie kann in einer bestimmten Epoche vielleicht nicht den Nerv des Publikums treffen, sie mag auch ärgern oder selbst diffamiert wer den. Irgendein Gefühl bewirkt sie immer. Wie man auch heute zu diesem Komponisten stehen mag, der vielfach verkannt, oftmals brüskiert, meist geschmäht wurde, er war und ist eine ab solute Größe. War er auch in seiner Epoche ein Einzelgänger, der sich möglichst von musikali schen Einflüssen fernhielt, „der kein System hat, keiner Schule angehört und keinerlei Reform bewegung vertritt“ (Charles Gounod über sich), wird er heute doch hoch gelobt und als die fran zösische Antwort auf die Wiener Klassik angese hen. Aber es gab auch damals schon Stimmen, die sehr wohl die Verdienste Saint-Saens erkennen wollten und sich mit ihm nicht nur gedanklich ar rangierten, sondern sich in Einzelheiten an ihm orientieren wollten. Dazu gehörte nicht zuletzt einer der wichtigsten Vertreter impressionistischer Klangmagie: Maurice Ravel. Er schrieb sein Kla vierkonzert G-Dur (1929/31) ausdrücklich „im Geiste Mozarts und Saint-Saens’“. Welch eine Anerkennung! Aufführungsdauer: ca. 23 Minuten Das Klavierkonzert Nr. 2 g-Moll ist in kürzester Zeit entstanden und war zu diesem Zeitpunkt gar nicht geplant. Camille Saint-Saens komponierte es 1868 für das bevorstehende Dirigier-Debüt des russischen Komponisten Anton Rubinstein in Pa ris. In kürzester Zeit schrieb er es nieder, brauch ¬