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Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. Zeitweise Nebenblatt«,: Landtagsbeilage, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der K. S. Staatsschulden und der K. Alters, und LandeSkulturrentenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes-Brandversicherungsanstalt, Berkaussliste von Holzpflanzen auf den K. S. Staatsforstrevieren. Nr. 147. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung): Hofrat Doenges in Dresden. Donnerstag, 28. Juni abends 1917. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Geschäftsstelle, Große Zwingerstraße 16, sowie durch die deutschen Postanstalten » Mart 60 Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint nur Werktag«. —Fernsprecher: GeschäftsstelleNr.L12Sü,SchriftleitungNr.14574. AMündibungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im AnkündigungSteile »0 Ps„ die 2spalüge Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter Eingesandt 159 Pf. Preisermäßigung auf GeschäftSanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags ll Uhr. Die vsr Begin« des Drucke» ei«gehe»de« Meld««ge« vefi«de« sich auf Seite 7 dieser Ausgabe. * Am englischen Kanal, in der Biscaha und in der Nord see sind wiederum fünf Dampfer und vier Segler mit 217V0 Bruttoregistertonnen von unseren Unterseebooten Ver sen« worden. Die britische Admiralität meldet, daß in der letzten Woche 21 Schisse über und 7 Schisse unter 1E t Versen« worden sind. Der Hasen von Dünkirchen wurde ersolgreich durch unsere Artillerie beschossen. Der ausführende Ausschuß der englischen Sozialisten- Partei hat die russische Einladung zur Beteiligung an der Stockholmer Konferenz abgelehnt. Jonnari erließ nach einer Meldung deS „Matin" eine Erklärung, die den Eintritt Griechenlands in den Bund der Berbandsmüchte feierlich verkündet. Amtlicher Teil. Verordnung, eine Ernennung für die I. Kammer der Stände- verfammlung betreffend. Wir, Friedrich August, Von Gottes Gnaden König von Sachsen usw. usw. usw. haben auf Grund der Bestimmung in 8 63 unter Nr. 16 der Berfassungsurkunde die erste Magistratsperson der Stadt Chemnitz zum Mitglieds der Ersten Kammer der Ständeversamm- lung ernannt. Zu dessen Beurkundung haben Wir die gegenwärtige Verordnung unter Vordruck Unseres Königlichen Siegels eigenhändig vollzogen. 42 ck 11.. Gegeben zu Dresden, am 20. Juni 1917. 3003 Friedrich August. Graf Vitzthum. Finanzministerium. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß die Nachgenannten die von Sr. Majestät dem König der Bulgaren ihnen verliehenen Auszeichnungell annehmen und tragen und zwar der Präsident der Generaldirektion der Staatseisenbahnen Vr.-Inx. k. v. vt Vi. phil. Ulbricht das Großoffizierskreuz des St. Alexanderordens; der Vortragende Rat im Finanzministerium Geh. Baurat Canzler und der Direktor der Königl. Porzellanmanufaktur Meißen Geh. Bergrat vr. ptul. Heintze das Kommandeurkreuz des St. Alexanderordens; der Betriebsdirektor bei der Königl. Porzellanmanufaktur Meißen Oberbergrat vr. phil. Förster, der Finanz- und Baurat bei der Staatseisen- bahnverwaltung Richter in Dresden und der Transport direktor bei der Staatseisenbahnverwaltung Bahmann in Dresden das Ossizierskreuz des Zivilverdienstordens' die Lokomotivführer Hallswald und Wolf in Dresden und Ebert in Reichenbach, der Oberschafsner Richter in Dresden sowie der Schloßverwalter Fischer bei der Albrechtsburg in Meißen das Kreuz in Silber des St. Alexanderordens; die Feuermänncr Thielemann und Schach in Dresden, der Wagcnwärter Reincke in Dresden sowie der Lokomotivführer-Anwärter Krauß in Reichenbach die silberne Medaille des Zivil Verdienst ordens. «Fortsetzung des amtlichen Teiles in der 1. Beilage.) Nichtamtlicher Teil. vom Königliche« Hof«. Dresden, 28. Juni. Nach einer aus Berchtes gaden hier cingegangencn Mitteilung unternahmen Ce. Majestät der König mit Ihren Königl. Hoheiten den Prinzessinnen-Töchtern am vergangenen Sonn tag bei prächtigem Wetter einen Ausflug nach dem Königsee, sowie eine Bootfahrt nach Et. Bartholomae und dem Obersee. Am Dienstag abend empfing Ce. Majestät der König den K. und K. Österreichisch-Ungarischen außer ordentlichen und bevollmächtigten Botschafter Grafen v. Thurn u. Balsa ssina, Exzellenz, aus München. Dresden, 28. Juni. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg besuchten heute nachmittag 5 Uhr im Reserve-Lazarett V (Ausstellungspalast, Stübel-Allee) die künstlerischen Ver anstaltungen zum Besten verwundeter Krieger. Hosterwttz, 28. Juni. Der stellvertretende Chef der Hofhaltung Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Mathilde Generalmajor z. D. v. Wilucki ist vom Urlaube zurückgekehrt uud hat die Geschäfte der Hof haltung wieder übernommen. Vom diplomatischen Korps. Dresden, 27. Juni. Ter hiesigen K. und K. Österreichisch-Ungarischen Gesandtschaft ist der K. und K. Legationssekrctär II. Kategorie Vr. Karl Graf v. Almeida provisorisch zugeteilt worden. Ter Verband und die „japanische Gefahr". Ter japanische Bundesgenosse bereitet den großen imperialistischen Verbandsmächten, England und den Ver einigten Staaten, wegen seiner kriegerischen Betätigung, die sich vornehmlich auf Ausdehnung seiner Machtsphäre inl fernen Osten und auf Eroberung der irgend erreich baren Weltmärkte belckwänkt, nicht unerhebliches Alpdrücken. Aber auch den übrigen Berbandsstaaten kommt der gelbe Bundesgenosse nicht ganz geheuer vor. Tie italienische Presse befaßt sich in jüngster Zeit auffällig mit Japan und seinem wirtschaftlichen Aufschwünge. In der „Roma" vom 2. Juni 1917 kommt Enrico de Mariais, nachdem er vieldeutenderweise erklärt hat, daß er sein Thema mit Rücksicht auf die Japaner nur unvollständig behandeln könne, zu folgenden Feststellungen: „Auf den amerikanischen und asiatischen Märkten ist es (Japan) in wenigen Monaten an die Stelle der anderen kriegführenden Staaten getreten. Im süd amerikanischen Handel nimmt es jetzt die Stelle von Eng land, Teutschland, Frankreich und Italien ein, und tritt schon in Wettbewerb mit dem dort an erster Stelle stehenden Nordamerika. Kaufleute, die jüngst aus Süd amerika nach Europa kamen, erzählen von der fieber haften Tätigkeit der Japaner, die nach Art der Teutschen langfristige Handelsgeschäfte abschlicßen. Eine ähnliche Tätigkeit entwickeln sie in Britisch- und in Holländisch- Jndicn, in Indochina, in Australien und auf den Philippinen, indem sie neue Industrien schauen und so die verschiedensten europäischen Ausfuhrartikel durch ähn liche japanische ersetzen, wie Spielzeug, Biersorten, Woll- und BaumwoUgewebe, Kautschukpneumatiks, Geschirr usw. . . . Japan erwartete den europäischen Krieg, um aus ihm Nutzen zu ziehen, und sein Glück vergrößerte sich noch durch die russische Revolution, die mit ihrem Ver- zichtprogramm ganz zum Nutzen Japans ausschlägt, indem sie den Japanern neue asiatische Besitzungen schafft." Noch ge nauer in der Nachrechnung, die ganz ziffernmäßig vor genommen wird, ist „Nauticus" in der „Preparazione" vom 1. Juni: „Japan, heißt es dort, das vor dem Kriege Schuldner Europas war, ist jetzt nächst Amerika der größte Bankier geworden. Es hat seine Goldreserve von 330 Mill. Pen auf 8ö0 Mill. Pen gebracht, hat Rußland 150 Mill. Lire, England oOO Mill. Lire geliehen, hat eine innere Anleihe von 40 Mill. Pen ausgegeben, 50 Mill. Pen in chinesischen Bahnen angelegt. 1916 hatte es einen Exportüberschuß von 750 Mill. Pen." Hinsichtlich der japanischen Auswande rung und der wirtschaftlichen Entwicklung, die ihr un mittelbar nachfolgt, stellt „Nauticus" fest: „Bei Kriegs ausbruch gab es in Asien 134 498 japanische Auswanderer, in Amerika 117122, in Ozeanien 106 165, in Europa 1231. Tie englischen Kolonien und Nordamerika haben deutlich zu verstehen gegeben, daß sie der japanischen Einwande rung einen Rugel vorschieben werden. Um so mehr betrachten die Japaner China und Südamerika als Ziel ihrer Auswanderung. Hauptmittel dazu ist die großartige Entwicklung ihrer Handelsflotte. Während noch im Jahre 1914 27 500 t in Japan gebaut und 177 298 t im Aus- land gekauft wurden, ist im Jahre 1915 die Lage vollkommen umgekehrt: 28 081 kamen aus dem Auslände und 78918 wurden in Japan gebaut. 1916 wurden sogar 300 000 t gebaut. Nach dem Kriege wird, aller Voraussicht nach, Japan über 2 Mill, t Schiffsraum ver fügen, bei einen! jährlichen Stapcllauf von einer halben Million Tonnen. Diesen wachsenden Schmsraum hat Japan zunächst dazu benutzt, den englischen Handel aus China zu verdrängen. In Südamerika ist das gleiche den uordamcrikanisclwn Erzeugnissen gegenüber im Werke. In Bern und Brasilien bat sich die Zahl der Japaner bereits verdoppelt und steigt noch fortwährend. Ml großer Aufmerksamkeit, um nicht zu sagen, mit Sorgen, muß man die stille Arbeit dieses Outsiders verfolgen, der für alle gefährlich wird." Der Krieg. Zur Lage. Kurze Nachrichten au» Feinveslanv. LI. ,1. Kapitän Bathurst, ein bekanntes Parlamentsmitglied sagte aus einer Versammlung in Guildford über die englischen Erntcaussichten: Obwohl eine Million Acres mehr bebaut wor.'en sind, muß man doch bei Berechnung der voraussichtlichen Ernte in Betracht ziehen, daß der britische Boden seit Menschengedenken niemals so voller w traut gewesen ist wie heute, daß die Weizen aussaat im vergangenen Herbst unter den ungünstigsten Umständen vorgenommen werden mußte, und daß schließlich dem Boden niemals so wenig Tüngerstone zugcführt worden sind. Bezüglich der Brotersparnis sagt Bathurst: Tie freiwillige Rationierung hat 1 Proz. Brotersparnis ergeben, wenn wir unsere Ernährung aber wirtlich sichcrstellen wollen, so müßen wir mindestens eine Er ivarnis von 20 Proz. erreichen. Tie „T mes" sagt gelegentlich einer Besprechung über eng lische Kriegsziele: Tie Teutschen müssen am Ende des Krieges so dastchen, daß sie zumindest ein Jahrhundert lang ein geistig g:- brocheneS und unterdrücktes Bolt bleiben. Uber die wirtschaftlichen Schwierigkeiten Rußlands sagt die „Times" u. a: Tie Kaufkraft des Rubels ist auf ein Sechstel seines Wertes gesunken, nämlich auf 15 bis 20 Kopeken. Frankreich hat nach einem Aufsatz der ,,L' Heure" vom 12. Jun' monatlich 2', bis 3 Milliarden für fremden Schiffsfrachtraum ar England, Amerika und die Neutralen zu zahlen. Der UnterseeboskMeg. Versenkung en. Berlin, 27. Juni. Neue Unterseebooterfolge im englischen Kanal, in der Biscaya und in der Nordsee. Fünf Tampfer und vier Segler mit 21700 Brutto- registertonnen. Unter den versenkten Schiften befanden sich die französischen Segler „Ernestine" mit Grubenholz nach England und „Eugene-Eugenie", der portugiesische Treimastschoner „Amphitrite" mit 300 t Butter, Kakao und Wein nach Frankreich, ferner ein großer bewaffneter Taukdampfer von über 8000 Bruttoregistertonnen, ein bewaffneter Tampfer von etwa 3000 t und ein tief beladener großer Frachtdampfer, die beide aus Geleit zügen herausgeschossen wurden. Zwei weitere versenke Schiffe hatten Kohlen geladen. Ter Chef des Admiralstabs der Marine. Kopenhagen, 27. Juni. „Naticnaltidende" meidet aus Christianis, die norwegischen Tampfer „Maggie" und „Kong Hakon" sind versenkt worden. Loudon, 27. Juni. Tie Admiralität meleet: 21 Schifle über und 7 Schiffe unter 1600 t sind in der letzten Woche versenkt worden. Kleine Nachrichten. London, 27. Juni. (Reuter.) „Morningpost" erfährt «rS Washington, daß die reguläre amerikanische Armee jetzt 250 000 Mann zähle. Tie Miliz zähle jetzt 260 000, das Marine korps 30 000 und die Marine 120 000 Mann. Außerdem würden 10 000 Mann zu Offizieren ausgebildet und elf Eiscnbahn- rcgimenter ausgestellt, was eine Gesamtzahl von 712 00«) Manp gegenüber 327 000 Mann am 6. April ergebe. Ter Krieg mit Frankreich und Belgien. Tie amtliche deutsche Abendmeldung vom gestrigen Tage besagt folgendes: Berlin, 27. Juni, abends. An allen Fronten im allgemeinen ruhiger Tag. Ter Hasen von Tüukirchen wurde erfolgreich durch unsere Artillerie beschossen. Tie Lage an der Westfront. d- Berlin, 27. Juni. An der flandrischen Front wur den am 27. Juni vormittags die deutschen Stellungen südlich der Bahn Ppern — Roulers etwas vorgeschoben. Tie Hafenanlagen von Tünkirchen wurden unter schweres Feuer genommen. Bei dem starken Angriff auf Lcns am 26. Ium 8 Uhr vormittags erlitten di: Engländer schwere Verluste. Bei Fontaines wurden die Kämpfe erbittert fori- setzt. Alle Versuche der Engländer, die EinbruchssteRe durch Nachzichen starker Reserven zu behaupten, scheiter tcn bis auf ein unbedeutendes Stück. Tic englischen Verstärkungsabteilungcu gerieten reihenweise in dH» deutsche Maschiucngewchrfeuer. In Vorfcldkämpscn wur den südöstlich Bois Grenier und nordwestlich Hulluch Ge fangene eingekracht. »« Alt der Aisne-Front und in der West-Champagne Artillcricfeuer. Marschierende Infanterie und Wagern kolounen wurden unter Vernichtungsfeuer genommen'.