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ächsische D Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. g«lt»eise Rebe«»lttt«rr -andtagrbeilage, Synodalbeflaae, Ziehungsliste« der Verwaltung der ». S. Staatsschulden und der ». Alter»' und Lande«»uiturrentenbank, IacheeSdertcht «d Rechnungsabschluß der Lande«. Brandversicherungsanstalt, BerkaufSliste von Holzpflanzen auf den K. S. Staattforftrevieren. Nr. 137. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung): Hofrat Doenge- in Dresden. Sonnabend, 16. Juni abends 1917. Bezugspreis: Beim Bezüge durch di« «eichäsMelle, »roße Zwingerstraße t«, sowie durch die deutschen Postanftalten » Mart bv Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint nur Werktag«. — Fernsprecher. Geschäftsstelle Nr. 2l2vk, Schriftleitung Nr 14 L7«. Ankündigungen: Die Ispaltige Ärundzeile oder deren Rau» i» Ankündigung»»«!« SO Pf., die Sspaltige Srundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 76 Pf., unter Eingesandt 160 Pf. Preisermäßigung auf lstefchzft-anzeigen. — Schluß der Annahme vormittags H Uhr. (k ick.j Leine Majestät der König haben ge ruht, dem General der Inf. z. r. v. tkhrenthal, der infolge Verlustes eines Auges um Enthebung von der Stellung als kommandierender General eines Refervekortzs gebeten hat, au» Aniah dieses Rücktritts das Großkreuz des Verdienstorden» mit Schmerlern zu verleihe«. — Gleichzeitig wurde General v. Ehrenthal von Sr. Majestät dem Kaiser der Orde« kour Iv msrit» verliehen. WirveriffeuMche» he«te die Lerluplipe Nr. 418 der Sächsischen Armee. * Die k«r» vor Begin» des Druckes eingehenden Meldnnge« befinde« sich auf Seite 7 dieser Ausgabe. * Kaiser Karl hat in seiner Eigenschaft al» apostolischer König von Ungarn gestern die Vereidigung de» neuen Kabinett» vollzogen. Eines unserer Marineflugzeuge griff am 14. Juni nach mittag» vor der Themfemündung einen Dampfer an und versenkte ihn. Da» Marineluftschiff „I. 43" ist englischen Nachrichten zufolge in der Nordsee von englischen Seestreitkrüften ab geschossen worden. Amtlicher Teil. Ministerimn de» Innern. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Offizicrsstellvertreter in der leichten Munitions kolonne Nr. 383 Karl Moritz Richter für die von ihm am 8. Oktober 1916 nicht ohne eigene Lebensgefahr be- wirkte Errettung zweier Soldaten aus der Gefahr, beim Durchgehen von Pferden aus dem Wagen geschleudert und tödlich verletzt zu werden, die bronzene Lebensrettungs medaille mit der Befugnis zu verleihen, sie am weißen Bande zu tragen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Verlagsbuchhändler Hosrat Siegfried Weber in Leipzig das ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Österreich, König von Ungarn verliehene Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens mit der Kriegs- -ekoration annehme und trage. (Fortsetzung de« amtlichen Teiles in der 1. Beilage.) Nichtamtlicher Teil. Bow Königliche« Haft. Drrsdes», 16. Juni. Se. Majestät der König stattete heute mittag Ihren König!. Hoheiten dem Herzog und der Frau Herzogin von Sachsen- Coburg und Gotha, sowie Sr. Hochfürstl. Durchlaucht dem Fürsten zur Lippe im Hotel Bellevue bez. auf dem Weißen Hirsch Besuche ab. Um 8 Uhr abends wird Allerhöchstderselbe einem Vortrage des Leutnants der Fliegertruppe Höhndorf über Flugwesen im Saale der Dresdner Kaufmannschaft, Ostra-Allee, beiwohnen. Kriegs-Wochenschau. Kk. Ter Angriff der Engländer bei Wytschaele hat seinen planmäßigen Verlauf genommen. Daß die Angreifer infolge des Riesenaufwandes von Munition unsere Trup- pen zwingen würden, ihre zusammengeschossenen Gräben zu verlassen, war, wie der französische Munitionsminister Thomas einmal sich auszudrücken beliebte, „uns oertitucko mutdömLtigue". Reuter meldete, daß zur Beseitigung der ersten Linien unserer Stellungen eine Million Pfund Sprengstoffe zur Explosion gebracht worden sind. In Verbindung mit dem siebentägigen Trommelfeuer ist das eine Vorbereitung, wie wir sie selbst bei der Somme- offensive nicht erlebten. Man hat nachträglich festgestellt, daß an den Teilen der deutschen Westfront, gegen die sich die Angriffe der VerbandStrupvcn während der Früh- jahrsoffensive gerichtet haben, auf jeden Quadratmeter Bodens eine Granate zu rechnen gewesen wäre. Man stelle sich nur einmal im Geiste eine solche derartig von feindlichen Geschossen bearbeitete deutsche Stellung vor, und dann wird man erst den Heldenmut ermessen können, der unsere Truppen in ihr aushalten läßt. Trotz des unerhörten Umfanges ihrer artilleristischen Vorbereitung ist es den Engländern nur unter den größten Opfern gelungen, sich an einigen Stellen, an denen ihre riesigen Sprengungen unsere Gräben vollständig ein geebnet hatten, in Frontstücken von geringer Breite ein zunisten. Ein großes Verdienst liegt in dem von ihnen erreichten Erfolge nicht, weil es eben „une cortitucle mstkömatique" ist, daß es keinem der Kriegführenden bisher gelungen ist, einen Frvntteil zu halten, der unter Einsatz größter Artilleriemengen angegriffen wurde. Schon die Klugheit würde es unserer Heeresleitung ver bieten, unsere tapferen Truppen unnötig lange in einem Teile der Front verharren zu lassen, der unter dem kon zentrischen Feuer des Gegners liegt. Zumal in dem in Frage kommenden Falle würde es unklug gewesen sein, den Abschnitt länger als nötig zu hallen, weil dessen Auf gabe uns sogar eine nicht unbedeutende Truppenersparnis einbrachte. Unserer Führung kam es darauf an, den Wytschaetebogen so lange zu halten, als er uns in den Stand setzte, den anstürmenden englischen Truppen schwere Verluste zuzufügen, ohne selbst unverhältnismäßig hohe Opfer zu bringen. Auch bei Wytschaete ist somit die neue Kampfmethode in Anwendung gekommen, die an der Westfront eintrat, als Hindenburg oberster Feldherr wurde. Früher hat man nie etwas anderes gesehen, als daß jeder Fuß Boden, der den Deutschen entrissen werden konnte, sofort mit den größten Opfern w^de^ erkämpft nu rde. Jetzt dagegen ziehen sich unsere Truppen freiwillig in eine vorbereitete, starke Stellung zuruck. Bereits nach zwei Tagen flaute die Angriffstätigkeit ab. Tie englischen Truppen waren durch so schwere Ver luste geschwächt worden, daß sie erst ihre abgekämpften Tivifionen durch neuen Zuzug an Mannschaften und Heranschaffung von Munition erfrischen mußten. An den ersten Tagen der Woche beschränkte sich die Kampstätig- keit an der flandrischen Front, einige wenige Jnfantene- angriffe ausgenommen, auf starke Artilleneduclle. Auf fallend war dabei der Umstand, daß die Engländer in der Gegend von Nieuport im Tünengürtel unseres Nord flügels durch Zerstörungsfeuer unsere in den langen Kriegs- zahren stark ausgebauten Stellungen zu zerstören suchten. Wahrscheinlich geht man dabei nicht fehl, wenn man ver mutet, daß die englische Heeresleitung aus ihrer Flottenreferve herauszutreten beabsichtigt. Zu ihrer erfolgreichen Turch- fuhrung braucht sie neue Flottenstützpunkte und deshalb erstrebt sie auch den Küstenstreifen in der Richtung Ostende, um in Verbindung mit ihren Seestreilkrästen die rechte Flanke unserer Abwehrstellung zu beunruhigen und möglichst zu erschüttern. Ein Angriff gegen unsere Westfront von der Leeseite her ist immer versucht worden, merkwürdig erscheint nur die Wahl des Zeitpunktes, in dem England sich zu einer so schwierigen Offen,ive entschlossen hat. Wahrscheinlich tst die zunehmende Bedrohung durch unsere Unterseeboote dabei nicht ohne Einsluß gebneben. Tie Verbandspresse stellt sich jetzt zwar aus den Standpunkt des französischen Marineministcrs Lacaze, der von dem Verteidiyungsnetz an der französischen Küste, an der Nordsee und im Ärmelkanal das Heil der Perbands- mächtc erwartet und behauptet, daß die Perfenkungs- ziffer bedeutend gesunken sei, wir werden aber nicht fehl gehen, wenn wir den Verlust der Verbaudsmächte an Handelstonnage im Mai genau so hoch veranschlagen als im Monat April. Falls die Versenkungsziffer aber gesunken sein sollte, so dürfte uns das deshalb nicht wundernehmen, weil der Handelsverkehr auf den Meeren bedeutend zurückgcgangen ist. Aus England wird ja selbst mitgeteilt, daß die Einfuhr von Lebensmitteln nach England im ver gangenen Monat um zwei Drittel weniger betragen habe als nn gleichen Monat des Vorjahres. Ter gestrige Heeresbericht meldet das Wiederaufleben der Gesechlstäugkeit in Flandern. Auch gestern gclaug es den Engländern, nach starker Feuertätigkeit unsere Sicherungen zwischen Vpeni und Armentiüreo etwas zurück- zudrücken. Aber wiederum blieb cs ihnen verjagt, aus dem Erfolg ihrer Artillerie Frucht zu ziehen und mit ihrer Infanterie die geschlagene Bresche offenzuhallen und zu erweitern. An den übrigen Teilen der Westfront ist die Gesechts- tätigkeit, abgesehen von dem Südcndc der englischen Front, an der Straße La Basses—Bethune, gering ge blieben. Bei der Heeresgruppe des Tcutschcn Kronprinzen sind mehrere kleine und erfolgreiche Vorstöße einander gefolgt. Am Südcndc der feindlichen Einheitsfront hat sich, gleich »vie am Nordende, wo die Engländer kämpfen, eine rege Angriffstätigkeit wachgehalten. Nach dem Mißerfolg der zehnten Jsonzooffensive hat Cadorna plötzlich seine Truppen gegen die Hochfläche der Lieben Gemeinden ge worfen. Seine neue Unternehmung wird durch das Sugana- und Brentatal begrenzt. Tie Angriffsfront beträgt rund 50 üm und fällt mit der Front zu sammen, an der die österreichisch-ungarischen Truppen im Vorjahre solange erfolgreich vlieben, al» sie von der ungeheuren Offensive Brussilows im Osten un behelligt blieben. Ter Anfang der Kämpfe zwischen Sugana- und Brentatal, die durch die Unbill des Wetters einstweilen aufgehoben worden und, haben kein anderes Ergebnis gezeitigt, als die Angriffe an der Jsonzosront, die ihm nur geringe örtliche Erfolge und schwere Verluste an Menschenleben eingetragen haben. (Abgeschlossen 15. Juni 1917^ Politische Wochenschau. In den Mittelpunkt der politischen Betrachtung der abgelaufenen Woche ist die neue, unerhörte Gewalttat der Verbandsmächte gegenüber Griechenland zu stellen: die Verzicktleistung des edlen Königs Konstantin auf den Thron der Hellenen. Tie Mächte, die sich rühmen, für die Freiheit der kleineren Staaten Europas, für Recht und Gerechtigkeit Krieg zu führen, stehen damit am vor läufigen Abschluß einer von ihnen angcstreblcn Entwick lung, in deren Verlauf sie jedes Mittel der Rechtsbeugung angewendet haben, um ein Volk mit Gewalt ihrem Willen untertan zu machen. Es ist ein unbeschreiblicher Leidensweg, den König Konstantin mit seinem Volke ge gangen ist, von jener Stunde an, da die angeblichen „Beschützer der kleinen Ltaaten" die Geschicke Griechen lands in diesem Völkerringen zu bestimmen suchten. Es gibt kein Beispiel in der Geschichte aller Völker und Zeilen für schimpflichere MiDMrng der natürlichen Rechte eines Volkes und eines Staatswesens, als die Behandlung, die das Griechenvolk feit den Tagen erfuhr, da es sich weigerte, an der verunglückten Tardanellenunternehmung Englands und Frankreichs teilzunehmen. Man entzog ihm nicht nur die wichtigsten Provinzen und Häfen seines Landes, um sie für die Zwecke der Perbandsmächle auszunutzen, sondern man entriß ihm auch seine Flotte, entwaffnete den größten Teil seiner Armee oder verlegte diese in ent (ernte Landesteile und beschimpfte und demütigte seinen König. Es wird einer künftigen Geschichtsforschung Vor behalten bleiben müssen, das stille Heldentum seiner vollen Größe nach zu kennzeichnen, mit dem der edle König Konstantin alle die Drangsale ertragen hat, die England und Frankreich und Italien während der drei Jahre, die dieser europäische Krieg nun währt, über ihn und fein Volk verhängt haben. Aber diese Gcschicht- fchreibung wird zugleich auch die Lchandraten zu vor zeichnen wissen, die dem Griechentum durch die Ver bandsmächte bereitet worden sind, und das Perrätertum, das ihm aus einem seiner Söhne heraus erwuchs. Tenn das ist wohl das Schlimmste in all den Schickungen, die das Volk der Hellenen seit nun drei Jahren sort und fort hat erfahren müssen, daß der Verräter feiner Frei heit, der, der bereit war, das Land an seine Bedrücker auszuliefern, selbst ein Grieche war, Venizelos, der frühere verantwortliche Ratgeber des Königs Konstantin. Es gibt keinen schlagenderen Beweis für die Perräterei dieses Mannes, als daß er sich im vorigen Jahre gezwungen sah, sich in den Lchutz der fremde« Waffen zu flüchten, er, der behauptete, daß er der Per treter der Lache des Griechenvolkes sei. Tieses Polk hielt trotz all der Nöte, die es infolge der Bedrückung durch seine „Lchutzmächte" erdulden mußte, treu zu seinem Könige und war bereit, ihn gegen die Umtriebe zu schützen, die ein ehrgeiziger Umstürzler gegen sein Paterland ent fesselte. Unsicher wie das Bild der letzten Vorgänge, die zur Entsagung des Königs Konstantin auf den Thron Griechenlands führten, ist auch das Bild der nächsten Entwicklung. Wird der Nachfolger des edlen Monarchen, der nun den Fuß von der Scholle gehoben hat, die er jahrelang lo mannhaft gegen das nichtsnutzigste Erpresser tum verteidigte, die Kraft und den Mut finden, den Ge walttatcn der Verbaudsmächte und der Verräterei des Venizelos gegenüber standzuhalten, oder wird er, wird Griechenland nun gezwungen werden, wider seinen Willen und entgegen seinen natürlichen Gegenwaris und Zukunfls- wünichen in den Krieg einzütreten und feine Löhne für die Machtgelüste Englands, Frankreichs und Italiens zu opfern? Wie immer die Antwort auf diese Fragen auch aus- fallen mag — das schmerzliche Gefühl, mit den: wir Tcutschen die jüngsten Geschehnisse in Griechenland ver folgen, ist frei von selbstsüchtigen Gedanken und Lorgen: uns kümmert nicht, ob nun noch eine Handvoll Streiter mehr gegen Teutfchland und feine Verbündeten im Felde steht, sondern uns bewegt nur der Gedanke, daß ein kleines tapferes Poll durch Gewalt und Heuchelei nieder gezwungen und zum willenlosen Werkzeug verruchter Ge walttat gemacht werden soll. Was immer jetzt auch in Griechenland geschehen mag — nie werden wir Trutz-