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ächsische W MatWung Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. AsttGetfs Reb«»»lstts,r Landtagsbeilage, Synodalbeilag«, Ziehungsliste» der Verwaltung der ». «. vtaatsschulden und der ». «UeG- und Laudes'ulwrrentenbank, Iah««erlcht und Rechnungsabschluß der Lande«. Brandver^ichemngsanstalt, Verlaufsliste von Holzpflanzen auf den K. S. Staatsforstrevieren. Nr. 139. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesehlichen Vertretung): Hofrat Doenge- in Dresden. Dienstag, 19. Juni abends M7. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die BeichLft-stelle, Troße Zwingerstraße 1«, sowie durch die deutschen Postanftalten 3 Mart bO Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf Erscheint nur Werktag«. — Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr 2I2VS,SchristleitungNr. 14S74. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im AnkündiaungSteile SO Pf., die 2spaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 7S Pf., unter Eingesandt ISO Pf. Preisermäßigung auf GeschäftSanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags tt Uhr. Die kurz vor Begt«« des Trvckes eingehevde« Meldungen befinde« fich auf Seite 7 dieser Ausgabe. * DaS amerikanische Pctroleumschiff „Moreni" wurde von einem deutschen Unterseeboot nach heftigem Gefecht auf 7 bin Entfernung vcrsentt. » Wiener Blätter verzeichnen das Gerücht, Minister präsident Graf Llam-Martinitz habe dem Kaiser infolge des Beschlusses des Polenklubs, der gegenwärtigen Re gierung eine» vorläufigen Haushaltsplan nicht zu bewilligen, den Rücktritt deS gesamten Kabinetts angedoten. » König Konstantin begibt sich nach vorübergehendem Aufenthalt in der Schweiz nach Dänemark. Amtlicher Teil. Ministerium deS königlichen HauseS. Se. Majestät der König sind mit Ihren Äönigl. Hoheiten den Prinzessinnen Maria Alix und Anna, Herzoginnen zu Sachsen, gestern abend 10 Uhr 50 Min. nach Berchtesgaden gereist. Se. Majestät oer König der Bulgaren sowie Ihre Königl. Hoheiten der Kronprinz Boris und Prinz Kyrill von Bulgarien sind heute vormittag 12 Uhr 5 Min. von hier wieder abgereist. Ministerium des Innern. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dein Bäckermeister Peter Karl Strehle in Seidau für die von ihm am 31. Juli 1916 nicht ohne eigene Lebens- gefahr bewirkte Errettung eines Kindes vom Tode des Ertrinkens in der Spree die bronzene Lebensrettungs medaille mit der Befugnis zu verleihen, sie am weißen Bande zu tragen. Nichtamtlicher Teil. Tie gegenwärtige Kriegslage und ihre Entwicklung. m. Berlin, 14. Juni. Vor Beginn des Feldzuges von 1916 verkündeten unsere Feinde laut, daß sie, belehrt durch die Er fahrungen der vorhergegangenen Kriegszeit, uns nunmehr durch einheitliche offensive Verwendung aller ihrer Kräfte niederringen würden. Diese Absicht ist an den Schmierigkeiten, die im Wesen eines Staateubundes von der Beschaffenheit des uns gegenüberstehenden begründet sind, besonders aber an der Initiative unserer Heer führung und der überlegenen Tüchtigkeit der Streit kräfte des Vierbundes kläglich gescheitert. Im laufenden Jahr hofften unsere Gegner gleichwohl durch Festhalten an dem Plane einer einheitlichen Offensive ihr Ziel zu erreichen. Vermutlich war für ihren Beginn die Zeit nach der Schnceschmclze im Hochgebirge und nach Wiederherstellung der Wegsamkeit im russischen Tieflande, also der späte Frühling, in Aussicht genommen. Wäh rend das englische und das französische Heer gemeinsam zum entscheidenden Angriff fchrciten würden, sollten ihre Verbündeten auf allen anderen Kriegsschauplätzen mög lichst starke feindliche Kräfte fesseln und da, wo möglich, zu diesem Zweck gleichfalls die Offensive ergreifen. Wir haben bereits gesehen, wie dieser Plan durch die russische Revolution durchkreuzt wurde. Und nun kam ihm auch auf dem westlichen Kriegsschauplätze wiederum die deutsche Heeresleitung zuvor, diesmal aller dings nicht, wie im Vorjahre, dadurch, daß sie die Ini tiative zu offensivem Handeln ergriff, sondern indem sie den Teil der deutschen Front, den die Engländer und Franzosen anzngreifen beabsichtigten, überraschend zurück nahm und dadurch die Gegner nicht nur zu völliger Änderung ihrer Dispositionen nötigte, sondern sic auch veranlaßte, früher, als in dem allgemeinen Plane vor gesehen war, zum Angriff zu schreiten. Tie deutsche Heeresleitung hatte im Laufe des Winters erkannt, daß die Gegner Vorbereitungen größten Stiles für den An griff des mehr als 200 km langen, von Lens (südwcst lich Lille) südwärts bis zur Aisne und von da in west licher Richtung bis in die Champagne verlaufenden Teiles unserer Verteidigungslinie trafen. Ter Truppenzahl nach hatten wir, da die Organisation des neuen, nach Millionen zählenden englischen Heeres im wesentlichen als abgeschlossen zu betrachten war, mit Überlegen heit der Gegner auf dem westlichen Kriegs schauplatz zu rechnen. Nicht minder galt dies von der Menge des Artillerie- und sonstigen Kriegs materials, das unsere Feinde sich im Verlauf der vergangenen Äriegsjahre mit Hilfe der Naturerzeugnisse und der Industrie der halben Welt verschafft hatten. An derseits war der in Rede siebende Teil unserer ur sprünglich nicht für dauernden Widerstand ausgewählten Frontlinie nicht frei von Mängeln, welche die Be- sestigungskunst zwar zu vermindern, aber nicht zu be seitigen vermocht hatte. Nur mit schweren Opfern hätte diese Stellung gegen den zu erwartenden machtvollen Angriff behauptet werden und auch dadurch ein ent scheidender Erfolg nicht erzielt werden können. Stra tegische Rücksichten aber erforderten nicht, den Kampf unter so wenig günstigen Verhältnissen anzunehmen, viel mehr ließen die Gründe, welche die Gegner bestimmten, nach möglichst baldigem entscheidenden Erfolg auf dem westlichen Kriegsschauplatz zu streben, besonders die Er folgaussichten unseres Tauchbootkrieges, für uns eine Verzögerung der Entscheidung eher nützlich als schädlich erscheinen. Solche und ähnliche Erwägungen dürften den Ent- schlnß unserer Heeresleitung gezeitigt haben, den Angriff der Gegner nicht stehenden Fußes zu erwarten, sondern sich ihm durch Rückzug in eine etwa zwei Tagemärsche entfernte, zur Verteidigung vorbereitete Stellung vorläufig zu entziehen. Diese, vielfach „Sicgfriedstellung , von den Gegnern auch „Hindenburglinie" genannt, schließt sich, soweit aus dem bisherigen Verlauf der Ereignisse zu erkennen ist, auf ihrem rechten Flügel in der Gegend von Lens an den unverändert festgehalteuen nördlichen Teil unserer Westfront an und erstreckt sich in dez un gesähren Richtung über St. Quentin und La Före bis in die Gegend südwestlich von Laon, wo sie An schluß an unsere Aisnefront hat. Sie ist von Natur stark, und wir dürfen ohne weiteres annchmen, daß sie unter sorgfältiger Verwertung der bisher im Stellungs kriege gemachten reichen Erfahrungen mit allen Hilfs- mitwln der Kunst und Technik zu nachhaltiger Verteidigung eingerichtet worden ist. Einer ihrer wesentlichen Vorzüge besteht auch darin, daß sie eine freiere Verwendung der Streitkräfte vor, in und hinter ihr gestattet. Diesen Vor teilen gegenüber erscheint das Aufgeben eines schmalen Streifens bisher von uns beherrschten feindlichen Gebietes bedeutungslos. Abgesehen davon, daß dieses Gebiet durch die bisher erlittenen Kricgsschäden wirtschaftlich entwertet und überdies von uns auf dem Rück-uge aus Gründen der Kricgsnotwendigkeit in einen Zustand versetzt worden ist, der es für die feindliche Streitmacht für längere Zeit nahezu unbenutzbar gemacht hat, ist die Frage der Er oberung oder Behauptung eines streitigen Gebietes stets der Rücksicht auf Sicherung des Erfolges der Waffen unter geordnet, weil ein Sieg zugleich über sie entscheidet. Trotz alledem wird der Entschluß, die seit zwei und einem halben Jahr mit schweren Opfern siegreich behauptete Stellung aufzugeben, nicht leichten Herzens gefaßt worden sein. Tie Frage lag nahe, welchen Andruck der plötzliche Ruck zug aus ihr auf Freund und Feind, ja, in der ganzen Welt machen würde. Könnte nicht eine bedenkliche Er mutigung der Feinde, Niedergeschlagenheit im eigenen Heere und Polke die Folge sein ? Nicht jede Heeresleitung hätte in ähnlicher Lage wagen dürfen, sich über diese Be denken hinwcgzusctzen. Tie unsrige aber hat den durch strategische und taktische Erwägungen bedingten Entschluß m der ruhigen Zuversicht fassen können, daß das Ver trauen, das sie im Heere und Volke genießt, durch keine von ihr gestellte Anforderung, wie schwer sie auch sei, er schüttert werden kann. v. Blume, General d. Inf. z. D. Der Krieg. Zur Sage. Briefsendungen an krtegggefangeue in Rumänien. Berlin, 18. Juni. An Kriegs- und bürgerliche Ge fangene in Rumänien sind gewöhnliche offene Brief- scndungcn jeder Art, Postpakete bis 5 kg ohne und mit Wertangabe bis 800 M., sowie Postanweisungen bis 1000 Lei zulässig. Sendungen mit Nachnahme werden nicht angenommen. Briefsendungen und Pakete wer den postseitig über Schweden an ihre Bestimmung - geleitet. Postanweisungen sind in der üblichen Weise an das Postamt im Haag zu richten, wo neue holländische Postanweisungen nach Rumänien aus gefertigt werden. Auf der Rückseite des Abschnitts der Postanweisungen an das Postamt im Haag hat der deutsche Absender die genaue Anschrift des Geld empfängers anzugcben. Die Umrechnung der Post anweisungen im Haag erfolgt nach dem Satze 49,02 Gul den gleich 100 Lei. - . Postsendungen an Kriegsgefangene in Mazedonien Berlin, 18. Juni. Briefsendungen und Pakete an deutsche Kriegsgefangene in Seebirn (Monastir usw.) werden von den Postanstalten zur Beförderung an genommen und über die Schweiz an ihre Bestim mung geleitet. Postanweisungen sind in der übliche« Weise an die Oberpostkontrolle in Bern zu richten, die neue Postanweisungen in französischer Währung ausfertigt. Eine Gewähr für die Beförderung der Sendungen von der Schweiz ab kann nicht über nommen werden, die Beförderung erfolgt auf Gefahr der Absender. Die Ernleausstchten in Montenegro. Wien, 18. Juni. Aus dem Kriegspressequartier wird gemeldet: Tie Ernteaussichten in Montenegro sind günstig, was namentlich der reichlichen Unterstützung der Bevöl kerung mit Arbeitskräften und Zugtieren durch die Militär Verwaltung zu danken ist. Nun zeigt sich, daß die im Frühjahr getroffenen Maßnahmen völlig ibrem Zweck entsprachen. Tie Kreismagazine stellten außer Saatgut auch landwirtschaftliche Geräte und Maschinen bei, wie denn die Militärverwaltung überhaupt bestrebt war, den landwirtschaftlichen Betrieb zu modernisieren. Sie ent faltet auch jetzt angesichts der kommenden Ernte eine rege Tätigkeit, um einerseits durch Organisierung der Arbeitskräfte die ungestörte Hereinbringung der Ernte zu sichern, anderseits durch Belehrung der Bevölkerung eine bessere Ausnützung der Erträge zu fördern. So er scheint eine gute und reichliche Ernährung Montenegros gewährleistet. England kann sich HSchftens sechs Monate selber ernähren. „Nieuwe Rotterdamsche Courant" bringt um 10. Juni folgende „Zuschrift": Auf die Frage, ob England imstande ist, sich selber mit einer genügenden Menge von Brot getreide zu versehen, ist es schwer, eine schlüssige Ant wort zu erteilen, da zuverlässige Tatsachen nicht verfügbar sind. Por einigen Tagen hat nun der englische Land wirtschaftsni'nister mitgeteilt, daß für Englands Ernährung täglich 9 Millionen Vierpfnndbrote erforderlich seien. In Kilogramm umgerechnet macht dies 16,2 Millionen aus. Es macht nun einen großen Unterschied, ob damit Schwarzbrot oder Weißbrot gemeint ist. In den Nieder landen muß der Bäcker aus 100 kz ungebeutcltem Mehl 150 kß Schwarzbrot backen. Wenn also nur Schwarz brot verteilt wird, dann kann man mit zwei Drittel der Mehlmenge auskommen. Ta jedoch bisher in England noch kein Zwang ausgcübt wird und der Engländer nicht gerne Schwarzbrot ißt, so wird wohl Weißbrot ge meint sein. Bei dem Beuteln gehen jedoch 40 v. H. ver loren, sodaß man für die Weißbrotberechnung von ganz anderen Zahlen ausgehen muß. Wenn wir annehmen, daß täglich 12 Mill, kg nötig sind (sicherlich ist diese Ziffer sehr niedrig angenommen), dann sind im Jahre 4380000 t Weizen nötig. An Hand der Zahlen, welche einigen Berichten über die Landwirtschaft in den Nieder landen entnommen sind, komme ich zu der Schluß folgerung, daß England sich bei Beobachtung großer Sparsamkeit ungefähr ein halbes Jahr mit selbst an« gebautem Weizen wird ernähren können, und es ist mir daher nicht klar, wie der englische Landwirtschafts- Minister seine Berechnungen aufgemacht hat, um ohne irgendwelche Zufuhr das ganze Jahr über auskommen zu können. Der neue Baralongfall. Berlin, 18. Jnni. Aus den nunmehr vorliegende» eidesstattlichen Aussagen der Geretteten des Torpedo bootes „8 20", das, wie seinerzeit veröffentlicht, am 5. Juni nach heftigem Gefecht mit überlegenen feindlichen Auf- klärungsstreitkrästen bis zum letzten Augenblick feuernd vor der standrischen Küste gesunken war, ist über das Verhalten der Engländer bei der Rettung der überleben- denvon „8 20" folgendesfestgestellt worden: Kurz nach Unter gang des Bootes fuhren englische Zerstörer an die im Wasser treibenden Schiffbrüchigen heran. Ein Zerstörer mit der Bezeichnung „k 51" setzte einen großen Torpcdobootskutter aus, der bei dem herrschenden ruhigen Wetter gut Mann fassen konnte. Er nahm jedoch nur 7 Überlebend«: auf. Tie übrigen im Wasser treibenden und zum TeL schwer verwundeten Leute, u. a. die Maschinistenmaaten Ihle und Nitsche, die später beide ertrunken sind, wurden durch Schläge mit Seitengewehren und Hölzern zurück geschlagen, als sie sich an dem Kutter fcsthalten wollten. Einem hielt der Bootsoffizier sogar die Pistole vor die Stirn. Tie Besatzung des Zerstörers machte keine An-, stalten, etwa zehn Leute, die nur 2 bis 5 m vom Zer- störcr entfernt schwammen, zu retten Rach Einsetzen des Kutters fuhr der Zerstörer mit hoher Fahrt fort. Weiters Zerstörer, die dicht an den Überlebenden vorbeifnhren, beachteten weder ihre Hilferufe noch ihr Winken. Di«^ englischen Seeleute lachten vielmehr, riefen den Schiff brüchigen Worte zu, die nicht verstanden wurden, nnd» zeigten ihnen ihre Granaten