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Staatsanzeiger für das Königreich Sachfen. AsttWsls« Rebe»hlßtt««r Sandtag-beÜage, SynodaLellaae, Ziehung« ist en der Verwaltung der lk. S. Staatsschulden und der N. Altert» und LandeS'ulturrentenbanl, Iahretbertcht und Rechnungsabschluß der Landes-Brandversicherungsanstalt, BerlaufSliste von Holzpflanzen auf den K. S. LtaatSforstrevieren. Nr. 135. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesehlichen Vertretung): Hofrat DoengeS in Dresden. Donnerstag, 14. Juni abends M7. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die BeichästSstelle, Große Zwingerstraße IS, sowie durch die deutschen Postanstalten S Mark bO Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint nur Werktags. — Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. St 2»5, Schriftleitung Nr. 14574. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Rau« im Nnkündigungsteile 50 Pf., die Sspaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter Eingesandt 150 Pf. Preisermäßigung aus Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags tt Uhr. Die kurz vor Begin« des Druckes eingehenden Meldungen befinden fich auf Seite 7 dieser Ausgabe. * An den Sperrgebieten von England find durch unsere Unterfeeboote eine Anzahl Schiffe mit 2V1M) Bruttoregiffer» tonnen verfentt worden. * Die Festung London wurde gestern von unferen Fliegern mit Bomben beworfen. * Die Vertreter der dentfchen fozialistifchen Mehrheit?» gruppe find von Stockholm wieder nach Deutfchland ab» gereist. Amtlicher Teil. Ministerium des Innern. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Berlagsbuchhändler Werner Scholl in Leipzig das ihm von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog von Oldenburg verliehene Friedrich August- Kreuz 2. Klasse am rot-blauen Bande annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Fabrikbesitzer Erich Großmann- Herrmann in Bischofswerda die ihm von Sr. Majestät dem Sultan der Türkei verliehenen Auszeichnungen, den Eisernen Halbmond am weißen Bande und die Rote Halbmond-Medaille in Bronze annehme und trage. (Fortsetzung des amtlichen Teiles in der Beilage.) Nichtamtlicher Teil. Vom Königlichen Hofe. Drebven, 14. Juni. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg nahmen gestern abend an einer Sitzung der Kriegsorgani sation Dresdner Vereine im neuen Rathause teil. Dressen, 14. Juni. Ter stellvertretende Chef der Hofhaltung Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Mathilde, Generalmajor z. D. v. Wilucki, hat sich mit einem mehrtägigen Urlaub nach der Schweiz begeben. Tie Vertretung hat der König!. Kammerherr Oberst leutnant a. D. v. Tschirschky u. Bögendorff über nommen. —- Tie gegenwärtige Kriegslage und ihre Entwicklung. i. Berlin, 12. Juni. Von den Ereignissen des laufenden Jahres, aus denen die gegenwärtige Kriegslage hervorgegangen ist, überragen drei alle übrigen an Bedeutung: Tie Revolution in Ruß land, der uneingeschränkte Tauchboot-sUntersceboot -Krieg und die englisch-französische Offensive im Westen. Tie in der Mitte des Monats März in Rußland aus gebrochene Revolution hat, wie vorauszusehen war, die Lffensivkraft dieses Landes für längere Zeit lahmgelegt und zunächst einen fast vollständigen Stillstand der Krieg führung im Osten zue Folye gehabt. Tie inneren Zu stände in jenem Lande smd chaotisch, niemand kann vorhersehen, ob, wann und in welcher Weise es gelingen wird, einige Ordnung wieder herzustellen, zumal das Gespenst der Hungersnot vor der Türe steht. Im rus sischen Heere haben sich alle Bande der Disziplin ge löst, die Mehrzahl der höheren Führer und zahlreiche Offiziere sind vertrieben worden oder freiwillig aus geschieden, und die gebliebenen sind machtlos. In Prus silow hat das Heer zwar zurzeit noch einen energischen Oberbefehlshaber, in Kerenski einen ebensolchen Kricgs- minister. Aber ersterer hat mehr Gegner als Freunde, letzterer ist ein Fremdling in militärischen Dingen, beide werden sich schwerlich lauge behaupten. Mit der Mög lichkeit, daß hier oder da sich Teile des russischen Heeres noch einmal zu feindlichem Handeln anfraffcn, werden wir gleichwohl rechnen müssen. Jeder derartige Fall ivird bei unseren anderen Gegnern die Hoffnung erwecke», daß ihre heißen Bemühungen, sich die wertvolle Hilfe der Russen weiterhin zu sichern, doch noch Erfolg haben werden. Tie aber haben mit sich selbst genug zu tun und werden froh sein, wenn wir ihnen Ruhe zur Überwindung ihrer mneren Schwierigkeiten gewähren. Ten Tauchboottrieg haben wir in Gemeinschaft mit Österreich Ungarn seit dem Februar dieses Jahres dadurch verschärft, daß wir, entsprechend dem von England seit zwei Jahren durch Absperrung der Nordsee ausgeübten und trotz seiner Völkerrechtswidrigkeiten von den anderen Staaten hingenommenen Verfahren, das die feind lichen Küsten in einer gewissen Entfernung umgebende Meer für Kriegsgebiet erklärten und seitdem das Recht in Anspruch nehmen, alle Handelsschiffe, gleichviel welcher Nationalität, die wir in diesem Gebiet antreifen, ohne vorherige Warnung feindlich zu behandeln. Vor dem Februar vieles Jahres hatten unsere Tauchboote ihre kriegerische Tätigkeit in schonender Rücksichtnahme auf die Interessen der neutralen Staaten nur nach den ein schränkenden Grundsätzen des Kreuzerkrieges ausgcübt. Schon diese Tätigkeit war unseren Gegnern, die durch sie im Jahre 1916 immerhin 2,6 Mill. Brutto-Rcgistcrtonuen Schiffsraum verloren, empfindlich fühlbar geworden. Turch die erweiterte Verwendung unserer, inzwischen wesentlich vermehrten und vervollkommneten Tauchboote haben sich jedoch deren Erfolge derart gesteigert, daß in den drei Monaten Februar, März und April dieses Jahres unseren Feinden 2,8 Mill, t durch Versenkung von Handelsschiffen entzogen wurden, also mehr als im ganzen Jahre 1916 und ungefähr so viel, wie der Schiffsraum der ganzen französischen und italienischen Handelsflotte zufammen vor dem Kriege betrug. Und zwar steigerten sich die Ver luste von 781000 t im Februar auf 1091000 im April. Tas Gesamtergebnis des Monats Mai ist noch nicht amt lich bekanntgegeben, nach den bisher vorliegenden Einzel nachrichten scheint cs jedoch dem des April ähnlich zu sein, obgleich naturgemäß die Zahl der feindlichen Handelsschiffe aus de n Meer« abnimmi-, je mche von ihnen versenkt werden. Wie denn auch nicht übersehen werden darf, daß der Schaden, den unsere Feinde durch die Tauchboote erleiden, nicht nur in dem Verlust von Handelsschiffen, sondern auch darin besteht, daß eine große Zahl von feindlichen und neutralen Schiffen der Gefahr wegen den Verkehr einstellt. Ein wirtsames Mittel, die Unterfecboote unschädlich zu machen oder auch nur ihre Wirksamkeit wesentlich zu vermindern, haben unsere Gegner bisher nicht gefunden, werden es auch nach menschlichem Ermessen, wenigstens in absehbarer Zeit, nicht finden. Unsere Verluste an Tauchbooien sind bisher gering und werden der Zahl und Beschaffenheit nach durch die inzwischen geschaffenen neuen Boote über troffen. Tie Wirkungen, die der Tauchbootkrieg auf die wirt schaftlichen Zustände der feindlichen Länder ausübt, find derart, daß sie uns zu weitgehenden Hoffnungen für den Ausgang des Krieges berechtigen. Lange Zeit hat man dort die drohende Gefahr unterschätzt, dann sic abzule» gnen versucht und darüber rechtzeitige Vorbeugungsmaßnahmen, wie wir sie gegen die Wirkungen der Absperrung vom Außenvcrkehr zu unserem Glück getroffen haben, verab säumt. Tie Folge davon ist, daß in jenen Ländern, be sonders in England, das in hohem Maße, u. a. für vier Fünftel seines Bedarfs an Brotsrucht, vom Außenhandel abhängig ist, schon jetzt äußerst empfindlicher Mangel an unentbehrlichen Bedarfsgegenständen herrscht, ein Mangel, der einem Notstände nahe kommt und bei Fortdauer der Zufuhrbehindcrung binnen kurzem sich zu einem aus gesprochenen Notstände steigern wird. Auch wir leiden au Vielem Maugcl und müssen Entbehrungen tragen, aber wir wissen, daß wir durchhalten können und werden. Ob und wie lange unsere Gegner bei Fortdauer des Tauchbootkrieges hierzu imstande sein werden, darüber bestehen begründete Zweifel, die sich bezüglich Englands auf Grund sicherer Nachrichten zu der Überzeugung ver dichtet haben, daß dieser unser erbittertster Feind, wenn nicht vor Einbringung der diesjährigen Ernte, so doch spätestens im nächsten Frühjahr durch Mangel an dem Notwendigsten zur Unterwerfung gezwungen sein wird. Ter Gedanke liegt nahe, daß hierin eine Haupt tricbfeder zu dem seit einigen Monaten verstärkt hervor tretenden Streben der Engländer nach einem entscheiden den Waffen,erfolge zu erblicken ist, um mit seiner Hilfe vor Eintritt der Hungersnot zu einem erträglichen Frieden zu gelangen. Selbst die bisher so sorgfältig vor Gefahr bewahrte Flotte für diesen Zweck einzusetzen, wie ver schiedene, namentlich französische Ratgeber empfehlen, könnte ihnen vielleicht lohnend erscheinen. v. Blume, General der Inf. z. T. Der Krieg. Zur Laar. Sicheisteuung der (Ernährung di» zur Srnle. Perlin, 13. Juni. Tas Kriegscrnährungsamt gib folgendes bekannt: Nachdem die Frühjahrsbestellung im wesentlichen beendet ist und erfreulicherweise trotz der immer schwieriger werdenden Verhältnisse und des un gewöhnlich späten Frühjahrs wieder zu einer restlosen Bestellung des deutschen Ackers geführt hat, läßt sich der nach Ab ug der Saat verbliebene Stand an Podenerzcug- nissen der alten Ernte genauer als bisher übersehen. Tie dieser Tage stattgehabten Beratnngen über die Getreide einfuhr aus Rumänien haben auch über die in dieser Hinsicht bestehenden Aussichten die früher fehlende Klar heit geschaffen. Tanach ist entgegen den bisher von mancher Seite gehegten Befürchtungen die Möglichkeit gesichert, die derzeitige Brotration bis zur neuen Ernte nwerkürzt zu lassen. An Speisekartoffeln sind zur Ver- orgung der nicht landwirtschaftlichen Bevölkerung mit ä Pfund wöchentlich bis gegen Mitte Juli, wo auf ein volles Einsetzen der neuen Frühkartoffeln zu hoffen ist, noch etwa 12 Mill. Zentner nötig. Nach den im Früh jahr aufgestellten Berechnungen war mit Bestimmtheit zu erwarten, daß diese Menge vorhanden sein würde. Ter chwere, im Osten bis in den April hinein dauernde Frost hat aber mehr Schaden hervorgerufen, als man nach den zunächst eingehenden Berichten erwarten mußte. Infolgedessen hat schon bisher die Fünfpfundration an manchen Orten nicht aufrechterhalten werden können, und es hat Mehlersatz geliefert werden müssen. Mit dem weiteren Schwinden des Restes der alten Vorräte ivird die Aufrechterhaltung der bisherigen Kartoffelration auch in den übrigen Bezirken vielfach nicht mehr möglich sein. An dem Grundsätze, daß für fehlende Kartoffeln Mehl oder Brot zu liefern ist, wird sestgehalten werden. Tie Lage der Brotgetreidebestände macht cs aber nötig, die Ersapmengen vorsichtig zu bemessen. Kein deutsches Luftf^lff-Über dänischem Hoheitsgebiet. Perlin, 13. Juni. Nach einer dänischen Zeitungs nachricht vom 2. d. M. soll am Nachmittag des l. Juni ein Luftschiff über der Kjoege-Pucht erschienen, dem Lande nahegekommen sein und sich nach Ansicht verschiedener Augenzeugen nahe der Hoheitsgrenze befunden haben. Tie im Kjoeger Hafen wachehabende Abteilung hätte Warnungsschüsie abg. feuert, worauf das Luflschin sofort seewärts gegangen wäre. Hierzu erfahren wir von zu ständiger Seite folgendes: Es handelt sich offenbar um ein deutsches Luftschiff, das sich zu einer Aufklärung: fahrt über der Ostsee befand. Nach der nunmehr vorliegenden Wegekarte ist festgcstellt worden, daß sich das Luflschin bei dieser Gelegenheit mindestens 4^ Seemeilen von der tänischen Küste entfernt, also sogar außerhalb der dänischen Hoheitsgewän'er gehalten hat. Sollten dänischcrseils tat sächlich Warnungsjchüsse abgcfcuert worden sein, so tväre ihr Zweck nicht ersichtlich. Die britische Vergewaltigung ver neutralen Schiffahrt. Rotterdam, 13. Juni. Ter holländische Tampser „Vcenbergcn" mit einer Ladung Salpeter für Rotterdam, traf am 11. Februar in Falmouth ein. Ter Kapiurn ersuchte mehrere Male, die Reise fortzusetzen, so zum letzten Male am 1. Mai, wurde aber immer von den Hafenbehördcn daran gehindert. Tem Tampser „Kel bergen" erging es ebenso. Tiefer war Ende Februar gut einer Ladung Getreide für die holländische Regieruug von La Plata kommend in Falmouth eingetroffcn. Wäh rend der ganzen dreimonatigen Liegezeit durfte niemand von den Besatzungen an Laud. Ter von Land bezogene Proviant wurde durch die Hafenpolizei an Bord gebracht. Kartoffeln wurden nicht geliefert, Fleisch nur ein Pfund für den Mann und die Woche. Es durften auch keine englischen Zeitungen an Bord gebracht werden, nur von der Secmaunsmijsion geschickte holländische Zeitungen. Am 30. Mai gingen die Mannschaften beider Schiffe von Bord und wohnten eine Nacht in Falmouth. Tic Pen sion für einen Tag kostete sechs Schilling. Am nächsten Tage wurden die Leute weiter nach London befördert, wo sie gleich an Bord gebracht wurden und das Schiff nicht verlassen dursten. Die feindliche wreutlpropaganda. Berlin, 13. Juni. Für ihre Grcuclpropaganda habe l die Franzosen jetzt auch die Mitwirkung von Journalisten aus den verbündeten Ländern gewonnen. So gibt der italienische Abgeordnete Cesare Nava eine bewegliche Schilderung der bestialischen Taten der Deutschen im ge räumten Gebiete. Er schreibt darin wörtlich: Auch Norwn wurde, wie mir General Nivelle versicherte, auf das bestialischste verwüstet. Ta die französische illustriere Presse selbst zahlreiche photographische Aufnahmen gebrscku Hal, die den Einmarsch der Franzosen in das unzerstörte Nonon zeigen, sollte der französische Greuc!propaga«ida dienst mindestens etwas vorsichtiger sein und den ehe maligen Oberbefehlshaber Frankreichs nicht in dieser Weise kompromittieren, auch wenn er jetzt abgesetzt und als Plutsäufer Nivelle gcbrandmarlt wird.