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Staatsanzeiger für das Königreich Sachfen. «eboNINtt«,» Sandtagtteüage, Gynoda»e«aqe, Ztehvng«i-e« der Verwaltung der ». «. vtaattschulden und der ». «Ne», und Lande«»ulturrentenbank, Iahr—derich» m» Rechnungsabschluß der Lande«. Brandversicherungsanstalt, Verkaufsliste von Holzpflanzen auf den ». S. Staatsforstrevieren. Nr. 131. I Beauftragt mit der Oberleitung lund preßgesehlichen Vertretung): Hofrat DoengeS in Dresden. Sonnabend, S.Jnni abends M7. vezugsprei«: Beim Bezüge durch die GeichLstsftelle, «roße Zwingerstrabe 15. sowie durch die deutschen Postanstalten 5 Marl 50 Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Ps. Erscheint nur Werktag». — Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. SlLvb, Schriftleitung Nr 14574. Ankündigungen: Die 1 spaltige Brundzetl« oder deren Rau« im AnkündiaungSteile »0 Ps^, die Ispaltige GnindzeUe oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter Eingesandt 150 Pf. Preisermäßigung auf GeschästSanzeigen — Schluß der Annahme vormittag« 11 Uhr. Wir derösinttliche« hexte die Berlxplipe Nr. 416 der SSchfische» Armee. * Die tun dar Vegi«« de- Drucke« ei«gehe«deu Meld»«ge« befinde« sich auf Seite 7 dieser Ausgabe. * A«S LalaiS, Dünkirchen sowie LhalonS, Spernay und Chateau Thierry liegen Pariser BlSttern Berichte über er folgreiche Angriffe deutscher Fliegergruppen vor. Kaiser Karl hat in seiner Eigenschaft als Apostolischer König von Ungarn den Grafen Moritz Esterhazy mit der Neubildung deS ungarischen Kabinetts betraut. Lord Robert Lecil hat im englischen Nnterhausc eine Erklärung dahin abgegeben, daß die Regierung den Ver tretern der Mehrheit und der Minderheit der englischen Arbeiter Pässe für die Reise nach Stockholm geben werde, wenn sie darum ersucht würde. Tie 60 VOS Einwohner zählende mittelamerikanische Stadt San Salvador ist durch ein Erdbeben vollständig zerstört worden. Amtlicher Teil. Ministerium der Justiz. Se. Majestät der König haben Allergnädigft geruht, dem Gerichtssekretär Jäckel in.Plauen das Berdiensttreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigft geruht, dem Hilfsgerichtsvollzieher Gerichtsdiener Schuster in Leipzig aus Anlaß des Übertritts in den Ruhestand das Ehrenkreuz mit der Krone zu verleihen. Finanzministerium. Se. Majestät der König haben Allergnädigft geruht, dem Bürgermeister Vogel in Regis das Albrechtskreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigft geruht, dem Eisenbahnaspiranten Koppe in Leipzig die Friedrich August-Medaille in Silber zu verleihen. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. Se. Majestät der König haben Allergnädigft geruht, dem Generalmajor a. D. Frhrn. v. Hammerstein und dem Kaiserl. Geh. Regierungsrat, König!. Bayerischen Obermedizinalrat Universitätsprofessor vr. Paul in München das Kriegsverdienstkreuz zu verleihen. (Fortsetzung des amtlichen Teiles in der 1. Beilage.) Nichtamtlicher Teil. Bo« Königlichen Hof«. Dresden, 9. Juni. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg haben sich heute vormittag in Begleitung Ihrer Exzellenz der Frau Oberhofmeisterin Freifrau v. Finck und des Hofmarschalls Frhrn. v. Berlepsch nach Berlin begeben, um dort die Ausstellung deutscher, österreichisch-ungarischer und bul garischer Kriegsbilder zu besichtigen. Heute abend kehren die Höchsten Herrschaften wieder nach Dresden zurück. Kriegs-Wochenschau. kk. Truppenverschiebungen an der feindlichen Front bildeten die ersten Anzeichen dafür, daß unsere Gegner nicht geneigt waren, sich mit dem kläglichen Ergebnis ihrer Frühjahrsoffensive zufrieden zu geben. Ter um gekehrte Vorgang, der sich zu Beginn des Jahres be merkbar machte, hat sich im Verlaufe der vergangenen Woche vollzogen. Während damals die Engländer ihre Front nach Süden verschoben, haben sie sie jetzt westlich und nordwestlich von St. Quentin zurückgeuommen und den Franzosen überlassen. Die Übernahme des jetzt den Franzosen anvertrauten Frontabschnittes erfolgte damals ruf Grund der Auslassungen der französischen Presse, die sich darüber beklagte, daß die Hauptblutarbeit den Franzosen obläge. Nunmehr ist zwar die englische Front nieder verkürzt worden, aber dieser Vorgang ist nicht rleichbedeutend mit einer neuen Belastung der sranzö- ischen Bundesgenossen. Der Gang der Ereignisse hat denn auch gezeigt, daß die neue Umgruppierung nur die Anleitung eines neuen englischen Angriffes bildete. Die zu Beginn der Woche im Wytschaetebogen sich bis zum Trommelfeuer steigernde Artillerietätigkeit ließ über die Angriffsabsicht der Engländer keinen Zweifel mehr übrig. Die Ausbreitung der Feuertätigkeit bis zum Meere und bis hinunter an die Straße nach Cambrai hatte den Zweck, die englischen Pläne zu verdunkeln und gleich zeitig schon in der Vorbereitung entlastend zu wirken. Ein weiteres Anzeichen einer englischen Offensive im Ypernbogen war in der Häufigkeit feindlicher Erkundungs- Vorstöße zu erblicken, die gewöhnlich großen Angriffen voranzugehen pslegen. Das Geschützfeuer wuchs nicht allein im Wytschaete- und Ypernbogen zu größerer Heftigkeit an, sondern auch in dem Abschnit vom La Bassöe-Kanal bis zum Südufer der Scarpe. Den Schauplatz der neuen Offensive, die vorgestern mit voller Wucht eiusetzte, bilden der bei der alten Festung Ypern nach Osten ausbuchtende Bogen und der daran anschließende früher bereits viel genannte Wytschaete-Bogen, der mit einer stark vor springenden Spitze in die englische Stellung eindringt. Diese Beschaffenheit der Wytschaete-Stellung ermöglicht es unserer Artillerie, die englischen Etappenorte, die Ypern und den englischen Ypernbogen mit Nahrungszufuhr und Kriegsrüstzeug zu versorgen haben, unter wirksames Flankenfeuer zu nehmen. Andrerseits ist den Engländern die Möglichkeit gegeben, die Flankenbatterien ihrer Ypern stellungen auszunutzen und den vorspingenden Teil unserer Front unter konzentrisches Feuer zu nehmen. Dieser Vorteil ist wohl auch die letzte Ursache der örtlichen Erfolge, welche die Engländer gestern nach dem Einsetzen der Jnfanterieangrifie erringen konnten. Unter der Wirkung zahlreicher Sprengungen vermochten sie bei St. Eloi, Wytschaete und Mesjines in unsere Stellungen ein- zubrecheu und nach h irtnäckigen Kämpfen über Wytschaete und Messines vorzudringen. Unsere Heeresleitung be gnügte sich, wie dem gestrigen Bericht zu entnehmen ist, damit, den feindlichen Vorstoß aufzusangen, um dann unsere tapferen Regimenter aus dem westwärts vor springenden Bogen in eine vorbereitete Sehnenstellung zurückzunehmen. Hingegen glückte es den Engländern nicht, gleichzeitig südwestlich von Ypern vorzudringen. Ohne besonders zum Optimismus zu neigen, kann man die örtlichen Erfolge der Engländer als für die Ge samtlage bedeutungslos bezeichnen. Man braucht dabei nur an die anfänglichen Erfolge der Engländer in der zu Ostern beginnenden Arrasschlacht zu denken, die ganz Frankreich und England in einen Siegestaumel versetzten und die dabei doch nur den Ausgangspunkt einer ununter brochenen Reihe von Mißerfolgen bildeten. Mit Schaudern wird man heute bei den Verbandsvölkern von den Blut- opfern sprechen, welche die so verheißungsvoll begonnene Offensive gefordert hat. Wie der „Züricher Tagesanzeiger" vor einigen Tagen meldete, wurde bei den kürzlich in Frankreich abgehaltenen Besprechungen, an denen Lloyd George, Robertson, Admiral Jellicoe, Marschall Haig, Pötain und verschiedene andere französische und englische Generale teilnahmen, hauptsächlich der Mannschaftsersatz besprochen. Von französischer Leite wurde wieder erneut darauf hingewiesen, daß Frankreich alle verfügbaren Mannschaften unter den Waffen habe. An derseits ist auch England in unverkennbare Schwierigkeiten geraten. Tie durch den Unterseebootkrieg geschaffene Lage erfordert, daß man in England möglichst viel Brach land in Kulturboden umwandele. Tazu gehören aber in erster Linie Arbeitskräfte, die sogar noch notwendiger zum Bau von Schiffen gebraucht werden. Tie großen Erwartungen, die der Verband an den Eintritt der Ver einigten Staaten von Amerika geknüpft hat, sind wesentlich herabgestimmt worden, weil die Durchführung der all gemeinen Wehrpflicht in den Vereinigten Staaten auf wenig Gegenliebe stößt. Tas „AUgemeen Handelsblad" kennzeichnet die Lage ganz treffend, wenn es in seiner Kriegsübersicht sagt: Die Zeit, die früher der Bundes genosse der Verbandsmächte war, wird jetzt ihr Feind. Ter Unterseebootkrieg macht seinen Einfluß geltend. Auch Frankreich und England fühlen jetzt, was ein Erschöpfungs- kricg zu bedeuten hat. Die Hilfe Amerikas hat vorläufig noch nicht viel zu besagen, und die Lage in Rußland läßt es nicht wahrscheinlich erscheinen, daß die Offensivkraft dieses Landes auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen genügend ausdauernd sein wird. Nur die sich immer mehr in den Berbands- ländern verbreitende Meinung, daß unser Unter seebootkrieg die Weiterführung des Kampfes ernstlich gefährde, wird Stimmen haben laut werden lassen, die eine wirksame Betätigung der englischen Flotte fordern. Vielleicht hatte der Vorstoß cngliscbcr Einheiten nach Zeebrügge schon als Vorläufer der allgemein ver langten Jlottcnaktion zu gelten. Tie zehnte Jsonzoschlacht ist ebenso wie die französisch- englische Offensive verebbt. Weder nach Laibach noch nach Triest ist der Weg für die Italiener frei oder auch nur weniger verschlossen. Mit ungefähr dreifacher Übermacht haben die Italiener auf einer 45 km breiten Front an gegriffen und trotzdem ist eS Cadorna nicht gelungen, die Stellung der Österreicher von Vodice zum Monte Santo und Monte Gabriele aufzurollen noch den anfänglich ver heißungsvoll vorflutenden Angriff auf der Karsthochflächt bis Hermada vorzutragen. Die Mannschaftsverlufte der Italiener an Gefangenen, Verwundeten und Toten über treffen weit die der Österreicher, strategische Erfolge haben sie.überhaupt nicht errungen, sodaß man zuversichtlich dac Wort des Kriegsberichterstatters des „St. Galler Tage blattes" unterschreiben kann, der von einem Defensivswk des Generalobersten v. Boroevic spricht. An die Spitze der russischen Armeen ist Brussilow ge treten, eine Persönlichkeit, welche die Achtung der Welt zu erringen vermochte. Ob dieser fähigste General der Russen, der die große Offensive in Galizien im Jahre 1916 erfolgreich leitete, den triegsmüden Heereskoloß noch ein mal wird dazu bewegen können, zu marschieren, ist eine Frage der Zeit, deren Antwort, wie die Verhältnisse jetzt liegen, zu unsern Gunsten ausfallen wird. (Abgeschlossen 8. Juni.) Politische Wochenschau. Ter französische Ministerpräsident Ribot hat sich, wie sein Vorgänger Briand es so oft während seiner Amts zeit getan hat, von der Vertretung des französischen Volkes, in Teputiertenkammer und Senat, das Vertrauen zu den Maßnahmen der Regierung aussprechen lassen. Diese erneute Pertrauenskundgebung war äußerlich ein voller Erfolg der Regierung, wie ja auch Briand bei allem Sturm, der von den verschiedenen Parteigruppen gegen seine Amtsführung gelaufen wurde, im Augenblicke, wo er durch schwankende Stellung zu befestigen suchte, äWWMTmmer einen Er folg buchen konnte. Aber wer zwischen den Ereignissen zu lesen versteht, der weiß, daß die Stimmung in Frank reich sich wieder einmal in sehr kritischer Lage befindet. Tie Frage der Teilnahme der französischen Soualistcn an der sozialistischen Tagung in Stockholm war für Hrn. Ribot nur ein Mittel zum Zweck, um auf die ermüdeten nnd durch die Mißerfolge der großen Offensive aufs stärkste abgekühlten und entmutigten Truppen an der Front einen moralischen Truck zu neuer Kampfstimmung auszuüben. Hervö hat erst jüngst in seiner „Bictoire" den Mißmut und die Kamvfmüdigkeit der französischen Soldaten zu bekämpfen versucht und dabei erzählt, daß es in den französischen Schützengräben Stimmungen gäbe, die das Beispiels: er russischen Soldaten zur Nachahmung empfehlen, nämlich die Waffen ruhen zu lassen und nach Hause zu gehen. Und in jener Sitzung der Teputiertenkammer, die Ribot ihr Vertrauen aussprach, beschwor der Kriegsminister Painleve die Abgeordneten sehr nachdrücklich, „in einer Minute der Verwirrung die heilige Einigkeit wieder her zustellen". Tie Kundgebung, die Ribot für sich forderte, bezweckte aber letzten Endes nicht nur eine Wirkung auf die Armee, also nach innen, sondern auch auf zwei der mit Frankreich Verbündeten, nämlich auf Rußland und auf die Vereinigten Staaten von Amerika. Wie da- französische Volk darauf vertröstet werden soll, daß die Kriegführung nach Monaten mit neuen Kräften, nämstch den von Amerika zu erwartenden und sehnsüchtig erhofften, fortgesetzt werden soll, so wird durch den Beschluß der beiden Häuser des französischen Parlaments bezweckt, einer seits Rußland zu neuen kriegerischen Taten zu ermuntern, was schwerlich gelingen dürfte, und anderseits den Präsi denten Wilson für die spätere Organisation des Welt friedens zu gewinnen, im besonderen für das rein fran zösische Kriegsziel, die Eroberung Elsaß-Lothringens. Ter „Temps", der wie die meisten offiziösen fran zösischen Zeitungen die Vertrauenskundgebung für Ribot als eine Absage an den Rat der Arbeiter und Soldaten in Petersburg hinftellt, bemerkt am Schlüsse seiner Betrachtung: „Wir dürfen jedoch nicht immer nach Peters bürg blicken und darüber schließlich vergessen, nach Nordamerika zu blicken. Wenn Frankreich Miene machen sollte, seine Fahnen sinken zu lassen, so würde jenseits des Ozeans Zweifel entstehen. Wenn aber Frankreich trotz aller Stürme unerschütterlich bleibt, so wächst auch die Tatkraft der Vereinigten Staaten. An dem Tage, wo die Rekrutierung in Nordamerika beginnt, bedeutet die Abstimmung der Kammer eine Förderung des Sieges." An demselben Tage, an dem Ribot in der Tepn- tiertenkammer ankündigte, daß er den französischen Sozia listen die Päise nach Stockholm und nach Petersburg ver- wc gern würde, strafw die „Jsvestija",das Organ desrussischen Arbeiter- und Soldatenratcs, die russischen und französischen Zcüungcn Lügen, die erklärt hatten, daß Rußland über die Deutung des Begriffs „Keine Annexionen und keine Entschädigungen" mit den übrigen Verband smächten eigentlich ganz einverstanden sei. Es schrieb hierzu die folgenden bemerkenswerten Worte: „Lie russische Revo lution wird keinen Mann opfern, uni euch zu helfen, die geschichtlich gewordenen Ungerechtigkeiten, die für eure Rechnung begangen wurden, wieder gutzumachen." Tie vorläufige russische Regierung hat sich zwar beeilt, durch die halbamtliche Petersburger Tclcgraphenagcntur er-