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MhsischtW MlWmg Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. Nebentlatt«,: Pandtag-beflage, SynodaweNage, Ziehungsliste« der Verwaltung der ». «. Staatsschulden und der K. Alter», und Lande-kulturrentenbank, IahreSbe^cht und Rechnungsabschluß der Lande». Brandversicherungsanstalt, BerlaufSliste von Holzpflanzen auf den K. T. Staatsforstrevieren. Nr. 110. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung): Hofrat DoengeS in Dresden. Montag, 14. Mai abends 1917 Bezugspreis: Beim Bezug« durch die Geschäftsstelle, Große Zwinaerstraße 1«, sowie durch die deutschen Postanstalten » Mart KO Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint nur Werktag«. —Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. riss», Schristleitung Nr. 14S74. Ankündigungen: Die 1 spaltige Grundzeile oder deren Rau» i« AnkündiaungSteil« »0 Pf., die 2spaltige Grundzelle oder deren Raum im amtlichen Deik« 7b Pf., unter Eingesandt 150 Pf. Preisermäßigung auf GcschäftSanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. Die kurz dsr Vegi«« de« Dr»cke« ei«gehe«deu RelduAge« desi«de« fich t«f Sei1e7 dieser A»sg»be. » Die großen Angriffe der Engländer sind gescheitert; in Roeux ist es ihnen gelungen, einzudringen, an allen anderen Stellen wurden sie unter schwersten Verlusten ab» geschlagen. , An der mazedonischen Front sind ans den Höhen von Dobropolje (Mich der Lerna) und südlich von Huma mehrere feindliche Angriffe abgeschlagen worden. * An der Fsonzo-Front sind am Sonnabend heftige Artilleriekämpfe entbrannt; auch in Kärnten und Tirol tau, es stellenweise zu GeschtiHkämPfen. Der Reichskanzler ist gestern früh zu einer Besprechung mit dem österreichisch-ungarischen Minister des Äußern Grafen Lzernin in Wien eingetroffen. Amtlicher Teil. Ministerium des Innern. Se. Majestät der König haben den zum Ehren- Generalkonsul von Bulgarien in Dresden ernannten Kommerzienrat Hugo Zietz in Dresden in dieser Eigen schaft anzuerkennen geruht. (Fortsetzung deS amtlichen Teiles in ixr L. Beilage., Nichtamtlicher Teil. Heer und ÄrieMnlcihe. Mit der ersten Veröffentlichung des Zeichnungsergeb- nisses der 6. Kriegsanleihe wurde gleichzeitig bekannt gegeben: „Bei dem großartigen Ergebnis der 6. Kriegs anleihe sind die Zeichnungen von Heer und Marine in weit Höherem Maße als bei früheren Anleihen beteiligt. Schon jetzt wurden annähernd 400 Mill. Zeichnungen von Heeresangehörigen gemeldet, die in der bekanntgegebenen Summe von 12,77 Milliarden enthalten sind." Acht Tage später, am 26. April, konnte der Staatssekretär des Reichs schatzamtes im Hauptausschuß des Reichstags mittcilen, daß das Zeichnungsergebnis in der Zwischenzeit sich auf 12,98 Milliarden M. erhöht habe, und er fugte hinm, mit Worten des Dankes an Heer und Marine: „Ta die Frist für Feldzeichnungen noch bis Mitte Mai läuft, unterliegt es für mich keinem Zweifel, daß die gewaltige Summe von 13 Milliarden Mark erreicht werden wird." Tas Heer wird diese Hoffnung nicht unerfüllt lassen. Der oben erwähnte Betrag von 400 Mill. M. ist nach den vorliegenden, noch unvollständigen Meldungen bis Ende April auf weit mehr als 800 Mill, angewachsen, und es darf mit einem Schlußergebnis von 1 Milliarde gerechnet werden. Der weitaus überwiegende Teil dieser Zeichnungen ist in der erwähnten Gesamtsumme bereits enthalten, und es sind dabei sowohl die Zeichnungen berück sichtigt, die auf Feldzeichnungsscheinen erfolgten, als auch die von Angehörigen des Feld- und Heimatheeres unmittel bar bei Banken, Sparkassen usw. in der Heimat ab- gegebenen, soweit solche statistisch erfaßt werden konnten. In diesem Kriege hat man sich daran gewöhnt, mit Riesenzahlen als etwas Selbstverständlichem zu rechnen; die Milliarde, die das deutsche Heer bei dieser einen Kriegsanleihe aufbringt, stellt mehr als das Doppelte der gesamten preußischen Kosten des Siebenjährigen Krieges dar und zwei Drittel der deutschen Kriegskosten von 1870/71. Uber die Beteiligung des Heeres an den früheren Kriegsanleihen find Zahlen nicht veröffentlicht worden; bei der Bekanntgabe des diesmaligen Anleiheergebnisses wurde des Anteils von Heer und Marine gedacht, der weit höher sei und zwar, wie hinzugefttgt werden darf, um ein Vielfaches, gegenüber früheren Anleihen. Diese gewaltige Steigerung des tätigen Interesses deS Heeres an der finanziellen Wehrhaftigkeit des Reiches ist nicht etwa einem Zufall zu verdanken; sie ist wohlbegründet in der politischen und militärischen Entwicklung deS Krieges seit der letzten Anleihe. Unsere Feinde hatten die Friedenshand schnöde zurückgewiesen; ihre Antwort zeigte mit aller wünschenswerten Klarheit, daß der Kampf um nichts weniger als unsere nationale und wirtschaftliche Existenz geht und daß sie es sind, die den Krieg zu diesem Ende entfesselt haben. Auch war in zwischen durch das Hilfsdienstgesetz das Heimatheer or ganisiert. Es durfte jetzt nicht mehr heißen: „Draußen bis zum letzten Mann, drinnen bis zum letzten Groschen". Heimat und Heer waren eine einheitliche Armee geworden mit der einen Losung: „Draußen und drinnen bis zum letzten Mann und bis zum letzten Groschen." Tann kam der ungehemmte Unterseebootkrieg und mit ihm die Hoff nung, den bestgehaßten und zähesten unserer Feinde ins Herz zu treffen. Keiner der großen Waffenerfolge hat die Stimmung des Heeres so belebt, nichts ist so volks tümlich als der Unterseebootkrieg. Für den Bau von Unterseebooten gaben die Leute mit Freude ihr Geld: nicht umsonst hatten die Werbeplakate, in Wort und Bild, diese Waffe in den Vordergrund gestellt. Schließlich kam die Kriegserklärung Amerikas. Aus dem heimlichen Wider part war ein offener Feind geworden. Sein „hölzernes Schwert" schreckte unsere Leute nicht; die brauchbare Waffe, die es dem Bund der Feinde zuführt, sind seine Milliarden. Auch diese Waffe sollte uns nicht unter kriegen. Tem Amerikaner imponiert Geld. Also hieß die richtige Antwort an Wilson: „Geld wider Geld." Aus allen diesen SUmmungsmomenten heraus er wuchs ein wahrer „Sturmlauf des Geldes" an der feld grauen Front und im Heimatheer, ein freiwilliges Auf gebot aller Kräfte. Mit großem Nachdruck wurde von der Obersten Heeresleitung von Anfang an betont, daß keinerlei Truck oder zwingende Beeinflussung statt haft sei. Ties war auch nicht erforderlich. Kaum war die Anleihe ausgeschrieben, die Zeichnungs frist hatte noch nicht begonnen, . bekundete 'ich bei den Leuten ein Interesse und ein Verständnis für die hohe Bedeutung der vaterländischen Sache, das auch für manchen altgedieuten Truppenoffizier eine freudige Überraschung war. Mehr als ein Offizier hat unumwunden erklärt, daß ihm selbst die ganze Größe der Aufgabe erst klar wurde, als er den opferfreudigen Geist der Leute erkannte; wenn z. B. am ersten Tage der Aus schreibung ein Mann sich im Bureau meldete und halb verlegen fragte, ob er seine paar Hundert Mark Spargeld in der Heimat auch zeichnen dürfe „für die gute Sach ". So kam es, daß bereits vor Beginn der offiziellen Zeichnungsfrist Nachrichten über recht nennenswerte Zeich nungen eingingen, z. B. bei der Hauptwechselstube einer Armee Abteilung 560000 M., bei einer Schüvenkompanie 7000 M., einer Gefechtsbagage 19 000 M. Ties sind nur einige wenige wahllos zusammengestellte Beispiele. Tiefes Mal sind Regimenter keine Seltenheit, die mehr als 500000M. aufgebracht haben. Wollte man nur die Bataillone und Regimenter aufführen, die mehr als 100 G)0 M. ge zeichnet haben, so konnte man viele Leiten damit füllen. Bemerkenswert ist, daß bei der vorhergehenden Kriegs anleihe ein Infanterie Regiment den Ruhmespreis davon- getragcn halte, das 118 000 M. aufbrachte. Wichtiger noch als die Höhe der Beträge (denn hier kann ja die volle Geldtasche des einzelnen leicht zu Glanz verhelfen) ist der Prozentsatz der beteiligten Mannschaften. Viele Verbände haben mit berechtigtem Stolz berichtet, das; beinahe sämtliche Leute oder der weitaus größte Teil (nicht selten 90 Prozent) ihr Scherflein beigetragen haben. Tie günstige Stimmung im Heere wurde durch Auf klärungsarbeit gehoben und erhalten, hauvtsächlich durch Vorträge und Besprechungen. Hierbei war besonders wert voll die freiwillige Mitarbeit der Leute aus dem Mann- schaftsstandc. Aus allen bürgerlichen Berufen kamen diese Vertrauensleute ihrer Kameraden, hier ein Bergmann, dor eiil Schuster, ein Versichcrungsbeamter, Beamte der politi schen Organisationen, und zwar aller Parteien usw. Tie Wirkung der Aufklärungsarbeit trat überall zutage; in besonders großen Ziffern z. B. in einem Falle, wo ein Mann, der vorher einige Tausend Mark gezeichnet hatte, nach dem Vortrage eines Kameraden den Betrag um 200 000 M. erhöhte. Besonders gewandte Leute waren auch als Wanderrcdncr tätig. In einem Briefe heißt es: „Ein Armierungssoldat, im Frieden Schriftsteller und Kur direktor, hatte sich zur Unterstützung der Aufklärungstätig leit angeboten. Er reiste wochenlang herum und hielt zu weilen an einem Tage drei Vorträge, immer aus dem Steg reif, mal in einer Waldkapelle, mal in einem Sodatcn- heim, im Kino, in Scheunen oder einfach auf der Straße. Von allen Stellen wurde berichtet, daß der Mann ganz aus gezeichnet gewirkt hat und seine Reden sichtbaren Einfluß auf die Zeichnungen gehabt haben. Zuweilen haben sich die Zuhörer sogar zu spontanem Beifall Hinreißen lassen, und das will bei unseren Leuten schon etwas heißen." Die Offiziere zu ihrem Teile haben, belehrend und ordnend, die Sache gefördert. Zwischen den einzelnen Ver bänden entstand ein edler Wettbewerb; in Tagesbefehlen und Merkblättern wurde der Stand der Zeichnungen be kanntgegeben. Es klingt für einen Außenstehenden kaum glaublich, daß im Kampfgebiet, in tobender Artillerie schlacht, Truppenkommandeure sich gegenseitig nach der Höhe ihres Zeichnungserfolges befragten. Die Feldzeitungen brachten wertvolle Hilfe mit be lehrenden Aussätzen, vielfach in humoristisches Gewand ge kleidet, mit Preisausschreiben, Bildern usw. In denArmee- druckereien wurden Postkarten mit hübschen Bildern und Versen und andere Drucksachen hergestellt, die Kinos arbeiteten mit, wie in der Heimat. Plakate hängen aller orten, in den Unterständen, Kantinen, Schreibstuben, an den Wegen zwischen Bäumen, an den Mauern zerschösse ner Häuser; die meisten auf Holzfchildern, mit Farbe oder Buntstift bemalt: „Wer Kriegsanleihe zeichnet, hilft 17 Boote bauen", „Kamerad, auch deine Mark braucht das Vater land", „Mit Herz und Hand und Geld fürs Vaterland" usw. In den vordersten Linien, an manchen Stellen nicht 100 m vor dem Feinde, haben die Wackeren solche Mahn rufe sich selbst gezimmert; sie hängen in der Chanwagne und bei Arras und verkünden im Schlachtenlärm in ihrer Sprache laut den unzerstörbaren, unbeugsamen Sieges willen. Um eine Milliarde aufzubringen, braucht man lO Mil lionen Zeichnungen von 100 M. Nicht jeder Mann kann lOO M. für ein Stück Kriegsanleihe aufbringen. Ta Helsen die neu eingeführten Kriegsanleihe-Sparkarten aus, Die auch die kleinsten Beträge dem Reichsschatzamte zusübren. In einer geradezu überwältigenden Weise offenbarte sich hier der Wunsch unserer Feldgrauen, nach besten Kräften zu dem Erfolge der Anleihe beizutragen. Tie Nachfrage nach Kriegssparkarten überstieg alle Erwartungen, die Truck legung konnte mit den Anforderungen nicht Schritt halten. Bis jetzt haben etwa 4 Mill. Angehörige von Heer und Marine mehr als 60 Mill. M. in kleinen Beträgen durch Kriegssparmarken eingezahlt, in kaum zwei Monaten. Nicht weniger erhebend als diese Zahlen ist die Tat äche, daß in zahlreichen Fällen die Mannschaften uns Osii- zierc auf einen Teil ihres Soldes verzichteten, zum Teil auf eine volle Tekade (d. h. 10 Tage), aus eigenem An triebe, um Kriegvairlcihe zu zeichnen und diese einer Wobl fahrtsstiftung — für die Hinterbliebenen gefallener Käme raden — zu überweisen. Tie 6. Kriegsanleihe ist, wie keine zuvor, eine wahre Volksanleihe geworden, des Volkes in Waffen. Tas deutsche Heer hat auch im wirtschaftlichen Wettbewerbe der Krieg führenden seine Schuldigkeit getan. Kein anderes Volk kann sich einer solchen Tat rühmen. Der Krieg. Zur Lage. (Genaue Aufschrift auf Kriegsgefangenensenduugen. Trotz aller bisherigen Hinweise sind immer noch eine große Anzahl von Postsendungen an Kriegsgefangene in Frankreich mit ungenauer Adresse versehen. Im Intcrene einer rascheren und sichereren Ankunft der Sendungen ist eine möglichst genaue Adressierung aller Kriegsgefangenem sendungen unbedingt erforderlich. Tie Aufschrift bei Sen düngen an Kriegsgefangene im Innern Frankreichs muß enthalten: Vor- und Zuname des Empfängers, denen Tienftgrad, Regiment und Kompanie (Batterie, Schwa dron), Gefangenenlager bezw. Lazarett und mög lichst auch Gefangenennummer. In der Aufschrift bei Sendungen an Kriegsgefangene im Operationsgebiete ist anmgeben: Vor- und Zuname des Empfängers, denen Tienftgrad, Regiment und Kompanie, ferner die Nummer der Gefangenenkompanie (Cie P. G. Nr ), welcher der Gefangene zugeteilt worden ift. Sendungen der letz teren Art sind zu richten an das Lureau (le rc-nseixne- ments sur les prisonniers cke ßuerre. )linistere cie la xuerre. ksris. — Merkblätter über den Poftverkcbr mit Gefangenen in Frankreich sind erhältlich beim Landcsausschuß der Ver eine vom Roten Kreuz im Königreiche Sachsen, Dresden, Zinzendorfstraße 17, sowie bei den Auskunftsftcllcn vom Roten Kreuz in Dresden, Taschenberg 3, und Leipzig. Roßplatz 11. Zweierlei Matz. Berlin, 13. Mai. Zu dem kürzlich erfolgten Bombenabwurf über den niederländischen Ort Zierikzee liegen jetzt einige niederländische Preßstimmen vor. So schreibt der „Nicuwe Rotterdamsche Courant" u. a., offenbar sei Zierikzee das Opfer eines gänzlich aus dem Kurs geratenen Fliegers geworden, der sich über der Küste von Flandern oder vielleicht sogar von Nordfrank- reich zu befinden wähnte. Tas „Allgemeen Haudcls- blad" vom gleichen Tage zerbricht sich den Kopf, wie es möglich war, daß der englische Flieger Zierikzee mit Zee- brügge verwechselte. Es schreibt dann wörtlich. „Aber ebenso sehr wie wir vom Unterseeboot verlangen, daß es keine Schiffe angreift, bevor eS die Gewißheit hat, es mit einem Feinde zu tun zu haben, ebenso möchten wir von einem Flieger verlangen, daß er keine Stadt an- greift, bevor er die Gewißheit hat, es mit einer feind lichcn Stätte zu tun zu haben." Ter „Telegraaf" vom gleichem Tatum fragt natürlich in erster Linie, ob cs wohl ein deutsches Flugzeug gewesen sei, obwohl nach den auf- gefundenen Bomben oder Bombenreften einwandfrei er wiesen ist, daß cs sich um englisches Material gehandelt hat. Um aber nicht allzu parteiisch zu erscheinen, be-