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Sächsische Staatsanzelger für das Königreich Sachfen. Aeitwets« »eb« «»litte«: -andtagSbellage, Synodakbellage, MehungSliste« der Verwaltung de, ». v. Staatsschulden und der «. «lter«. und LandeS'ulturrentenbanl, Jahresbericht m»d Rechnungsabschluß der Lande». Brandversicherungsanstalt, BerkaufSliste von Holzpflanzen auf den K. S. StaatSforstrevieren. Nr. 123. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesehlichen Vertretung): Hofrat DoengeS in Dresden. Donnerstag, 31. Mai abends 1917. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Geschäftsstelle, Große Lwingerstraße iS, sowie durch die deutschen Postanstalten » Marl bO Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint nur WerltagS. — Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr.21225,SchriftltitungNr. 14574. Ankündigungen: Die ispaltige Grundzeile oder deren Raum im Ankündigungsteile SO Pf., die 2spaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teil« 75 Pf., unter Eingesandt ISO Pf. Preisermäßigung auf GeschäftSanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. Die l»rz vor Begi«« des Druckes eivgehevve« Meldvvge« besiude» sich auf Seite 7 Vieser Ausgabe. * Bon SriegSbeginn an bis zuni 3t. Mai 1»17 sind an Kriegsfahrzeugen der VerbandSmächte, ausschließlich Hilfs- treuzer, insgesamt 252 Schiffe und Fahrzeuge von KW 765 t MasfewerdrSngnng vernichtet worden. AuS einer englischen Meldung geht hervor, daß in Ost- afrika mit dem Ende der Regenzett die militärische Tätig» leit wieder begonnen hat. In der Rächt zum 26. und 27. Mat sind zwei russische Minenleger vor dem Eingang zum Bosporus Versen« worden. Amtlicher Teil. Justizministerium. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Amtsgerichtsrate Lehmann in Dresden die nach gesuchte Versetzung in den Ruhestand zu bewilligen und ihm den Titel und Rang eines Oberamtsrichters zu der- leihen. Finanzministerium. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, ölin Amtsrichter vr. Hoffmann in Leipzig die Krone zum Ritterkreuz 1. Klasse des Albrechtsordens und dem Landgerichtsrat vr. König in Dresden das Ritterkreuz 1. Klasse des Albrechtsordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den nachgenannten in den Ruhestand versetzten Beamten der Staatseisenbahnverwaltung und zwar dem Bahnhofs. Vorsteher Döhler in Stauchitz und dem Bausekretär Schneider in Glauchau das Verdienstkreuz, dem Eisen bahnassistenten Freund in Ebersbach, dem Lokomotiv- führer Hempel in Dresden und dem Oberschasfner Kuniß in Olsnitz (Erzgeb.) das Albrechtskreuz sowie dem Bahnsteigschaffner Drechsler in Zwickau und dem Weichen wärter Simang in Dresden das Ehrenkreuz zu ver- leihen. Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Königs sind der Architekt Stadtbaudirektor Prof. Fritz Schumacher in Hamburg, der Maler Louis Corinth in Berlin, der Maler Prof. Robert v. Haug in Stutt- gart und der Bildhauer Prof. Hugo Lederer in Berlin zu Mitgliedern der Akademie der bildenden Künste zu Dresden ernannt worden. (Fortsetzung de» amtlichen Teiles in der Beilage? Nichtamtlicher Teil. Bom Königlich«« Hof,. Dresden, 31. Mai. Se. Majestät der König nahm vormittags im Schlosse militärische Meldungen sowie die Vorträge der Herren Staatsminister und des stell vertretenden Kabinettssekretärs entgegen. Ihre König!. Hoheit Prinzessin Margarethe ist vormittags nach München zurückgereist. Staatsminister Graf Vitzthum begibt sich heute abend nach Wien, um dem K. u. K. Minister des Äußern Grafen Czernin seinen Gegenbesuch zu machen. Tie Parteigruppiernng in Polen vor der Okkupation. (o.) UV. 5k. Das Parteiwesen ist wohl in keinem Lande so stark zersplittert, kaum irgendwo so sehr dem Wechsel unterworfen wie in Polen. Neuerdings macht sich aber auch hier unter dein Nnfluß der politischen Ereignisse die Tendenz des Zusammenschlusses und der Festigung immer deutlicher bemerkbar. Vor dem Kriege übte die allgemeine russische Revo lution vom Jahre 1905 die stärkste parteibildende Wirkung aus. Die Frage: für oder gegen die Revolution? spaltete damals Polen in zwei große Lager. Auf der Seite der Revolution standen die Arbeiter, ein ganz kleiner Teil der Bauern, der von der Sozialdemokratie organisierte „Bauernbund" und die demokratisch gesinnte Intelligenz, die in den 80er Jahren verschiedene fortschrittliche Par teien gebildet hatte. Der Mittelstand brachte anfangs der revolutionären Bewegung Sympathie entgegen. Durch wirtschaftliche Interessen beeinflußt, schloß er sich jedoch in den Jahren 1906/07 der Großbourgeoisie und dem Großgrundbesitz an und verhalf dadurch den National demokraten zur führenden Rolle in der Gesellschaft. Die Nationaldemokratie (X. v.) war nach 1863 von der patriotischen Intelligenz gegründet und im Jahre 1894 zur Nationalliga (Vig» narockov») organisiert worden. Sie sollte die ganze Nation — vor allem Bauern und Ar beiter — und alle panischen Länder umfassen, wurde aber immer mehr zu einer Kleinbürgerpartei. In den Jahren 1905 und 1906 wurde sie zur Partei der Gegenrevolution und der Verständigung mit Petersburg. Tie Partei schuf eine besondere Organisation unter den Arbeitern, den Rationalen Arbeiterbund, und unter den Bauern, den Nationalen Bauernbund, und beherrschte in den folgenden Jahren vollständig Warschau und die Provinz. Um die Revolution zu ersticken, näherten sich die einst ausgesprochen polnisch-nationalen Nationaldemokraten der russischen Regie rung und bedienten sich sogar häufig ihrer Organe. Ter von den Russen begünstigte Kampf gegen Preußen-Teutsch land in Wort und Schrift, ferner die Organisation des Antisemitismus bei Wahlen und in der Presse und die Ver ständigung mit Rußland, welche die Form des Panslawis mus annahm, bildeten das Programm der Partei. Der Nationaldemokratischen Partei näherten sich jetzt auch die konservativen Parteien der Realisten (Großgrund besitzer und Großindustrielle) und der Klerikalen (ein Teil des Klerus und seiner Anl änger), die von jeher Verständi gung mit der herrschenden Regierung gesucht und darum die frühere radikale und antirufsische Tendenz der X. v. abgelehnt hatten. Ter vereinten Macht der Nationaldemokraten und Rechtsparteien stellten sich vorläufig nur die Sozialdemo kraten entgegen. Sie hatten sich in den 80er Jahren in zwei Parteien organisiert: Ter „Polnischen Sozialistischen Partei" (?. k. 8.), die neben ihrem sozialistischen Pro gramm anch nationalistische Tendenzen aufwies, und der „Sozialdemokratischen Partei des Königreichs Polen und Litauens", die ihre theoretische Grundlage von Rosa Luxemburg erhielt und ihre Anhänger als „reine" Sozial demokraten bezeichnete. Nach 1907 kam es in der k. p. 8. zur Spaltung. Ter linke Flügel (veuiea) schloß sich poli tisch den „reinen" Sozialdemokraten an und bildete später mit dem sozialistischen „Bund der jüdischen Arbeiter" den sogenannten „Arbeiterblock". Ter rechte Flügel der ?. I*. 8. (krawiea) wollte die Revolution in eine polnische um wandeln und verkündete das Programm der Unabhängig keit Polens und des organisierten Kampfes gegen ' Rußland. Tiefes radikale Unabhängigkeitsprogramm der national sozialistischen ?. k. 8. (krsvies) sicherte ihr einen großen Zufluß aus der fortschrittlichen Intelligenz, die teilweise die Reihen der Partei unmittelbar stärkte oder in kleine, mit der Partei sympathisierende Gruppen sich zusammen schloß. Ans diesen Gruppen entstanden dann der Bund der Patrioten, der Bund der Unabhängigkeit und die Partei der National Radikalen. Ein anderer Teil der Intelligenz stellte das Programm des Fortschritts und des Kampfes mit dem Klerikalismus auf (Polnische fortschrittliche Partei und Fortschrittliche Vereinigung), ging aber mit der National demokratie politisch zusammen. Mit dem vollständigen Bankerott der russophilen Ver ständigungspolitik in den Jahren 1908—1912 verlor das Programm der Nationaldemokratie seine Anziehungs kraft. Die von ihr gebildeten Arbeiter- und Bauernorgani sationen kehrten der Partei als erste den Rücken und stell ten das Unabhängigkeitsprogramm auf. Tie Rational demokraten versuchten nun zwar, durch die Trohung mit der jüdischen Gefahr und durch Ankündigung des Juden boykotts wenigstens den Mittelstand in ihren Reihen zu er halten, konnten aber das Sinken ihres Einflusses nicht mehr aufhalten. Den Ausbruch des Krieges und das Mani fest des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch benutzten sie noch einmal, um die führende Rolle in der nationalen Poli tik an sich zu reißen. Tie Besetzung Polens durch die Mittel mächte im Sommer 1915 schlug ihnen jedoch das Werkzeug aus der Hand und verhalf in den folgenden Monaten der Unabhängigkeitsidee zum Siege. Der Krieg. Zur Lag«. Die «rieg-Kge. Berlin, 30. Mai. An der Arrassront war das Störungsfeucr nur in einzelnen Abschnitten, wie bei Avion und Roeux lebhafter. Mehrfach wurden englische Patrouillen abgewiesen. . Ebenso scheiterte der Vorstoß einer starken englischen Abteilung, die nach kräftiger Ar tillerievorbereitung gegen die Kiesgrube nordwestlich Huttuch vorging, verlustreich im deutschen Abwehrfeuer und Handgranatenkampf. An der Aisnefront nur gegen seitiges Störungsfeuer durch Artillerie und Minenwerfer und Patrouillenkämpfe. Ein französischer Angrinsversuch von mehreren Sturmwellen in Bataillonsbreite in der Gegend von Craonne am 29. Mai abends brach unter blutigen französischen Verlusten zusammen. Tas feind liche Feuer steigerte sich bis gegen Abend in der Gegend des Winterberges. Im Höhengelände der Champagne nahm ebenfalls gegen Abend die Artillerietätigkeit zu. Tas feindliche Störungsfeuer schlug bis weit ins Hmter- gelände unserer Stellungen. Unsere Batterien ant worteten kräftig und mit Erfolg. An der Ostfront ge steigerte feindliche Flugtätigkeit. Als Vergeltung für feindliche Bombenabwürfe wurde ein Munitionslager bei Podhaice mit Bomben belegt. Lebhafteres, feindliches, von uns beantwortetes Artilleriestörungsfeuer im Smotrec und im Mesticanesci-Abschnitt. Nachts wurde südlich der Bistritz eine 40 Mann starke vorgehende feindliche Pa trouille durch eigene Patrouillen verjagt und no, blich der Valeputnastraße ein feindlicher Handgranatenal grü- gegen eine Feldwache abgewiesen. Krie-6schiffsverl«ste der Verba ndsmSchte. Von Kriegsbeginn bis zum 31. Mai d. I. sind an Kriegsfahrzeugen den Verbandsmächten, ausschließlich Hilfskreuzern, insgesamt vernichtet worden 252 Schiffe und Fahrzeuge von 890765 t Wasserverdrängung. Unter diesen 252 Schiffen und Fahrzeugen befanden sich allein 155 englische von zusammen 631700 t Wasserverdrängung. Tiese schien sich zusammen aus 12 Linienschiffen, 17 Scklacht- und Panzerkreuzern, 18 geschützten Kreurern, 67 Torpedobooten, 28 Unterseebooten und 13 sonstigen Kriegsfahrzeugen, wie z. B. Unterseebootjägern der „Arabis"-Ä lasse. Außer den vorgenannten Kriegsschin- verlusten haben die Verbandsmächte bis zum 31. Mai nicht weniger als 200000 Bruttoregistertonnen an Hilfs kreuzern, die in ganz überwiegender Zahl der englischen Flagge angehörten, durch kriegerische Maßnahmen dei Mittelmächte eingebüßt. Ter Unterseebootkrieg. Versenkungen. Berlin, 30. Mai. Amtlich. Neue Unterseeboor erfolge in der Nordsee. 21500 Brutto-Register-Tonnen. Unter den versenkten Schiften befanden sich u. a. ein englischer Hilfskreuzer und zwei englische Dampfer. Ter Chef des Admiralstabs der Marine. Rotterdam, 30. Mai. Ter „Maasbode" verzeichnet den Untergang folgender Schifte: „Therese" (208 Brutto Register-Tonnen) aus Norköping, „Erik" (257 Brutto Register-Tonnen) aus Strenoe Gran, „Norman" (297 Brutto-Register-Tonnen) aus Christianis, „Pauline Kjell" und „Rann Smith" (2003 Brutto-Register-Tonnen) aus Drammen. Freies Geleit für norwegische Schiffe. Christianis, 29. Mai. „Aftenposten" und „Soj- fahrts-Tidende" teilen mit, die deutsche Reichsleitung wolle den norwegischen Schiften, die am 1. Juli Eugland nach Norwegen verlassen können, freies Geleit anbieten. „Aftenposten" fügt hinzu, das Angebot sei im wesentlichen übeinstimmend mit dem Angebot von Ende Avril, das die Schifte wegen der Kürze der Frist nicht hätten benutzen können, und sei ohne Bedingungen gestellt worden. Zur Torpedierung des Tampfers „Tijuca". Rio de Janeiro, 29. Mai. (Havasmeldung.) Ter Bericht des diplomatischen Ausschusses der Kammer über die Botschaft des Präsidenten betreffend die Torpedierung des Tampfers „Tijuca" weist auf die Gefahr hin, welche die nationale Handelsmarine und der auswärtige Handel Brasiliens laufe, ebenso auf die Notwendigkeit von Pcr- teidigungsmaßnahmcn gegen eine Angriftshandlung Teutschlands. Ter Ausschußbericht schließt mit der Ein bringung des nachstehenden Gesetzentwurfes: Ter Kon greß bevollmächtigt die ausführende Macht: 1. die in den brasilianischen Häfen vor Anker liegenden deutschen Handelsschiffe zu benutzen, 2. von sich aus Maßnahmen zu treffen, um die auswärtige brasilianische Schiffahrt zu verteidigen, 3. sich mit den alliierten Staaten über Maß nahmen zu verständigen, welche die Freiheit des Ein- und Ausfuhrhandels sichern sollen und zu diesem Zwecke die Neutralitätserklärung zu widerrufen, sobald es ihn dien lich erscheint. Die Schwierigkeiten bei der Bekämpfung der Unterseeboote. Berlin, 3O.Mai. Der Mariuemitarbeiter der „Daily News" schreibt: Als die Deutschen vor drei Monaten den uneingeschränkten Unterseebootkrieg ankündigten, war ein« bestimmte Gruppe unserer Offiziere durchaus davon über zeugt, daß die englische Marine binnen weniger Monate