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Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. Asttwelfe Nebenblätter: Landtag»beüa-e, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der S. S. Staatsschulden und der Alter«- und LandeS'ulturrentenbank, Zah^sbericht und Rechnungsabschluß der Lande«. Brandversicherungsanstalt, Verlaufsliste von Holzpflanzen auf den A. Z. Staatsforstrevieren. Nr. ?8. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung): Hosrat Doenges in Dresden. Mittwoch, 4. April abends M7. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die GrlchästSslelle, Große Zwingerstraße 1«, sowie durch die deutschen Postanstalten S Marl bO Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern IO Pf. Erscheint nur Werktags. — Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr.St 285,SchriftleitimgNr. 14574. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im Anlündigungsteile SO Pf., die Lspaltige Gnindzeile oder deren Raum im amtlichen Deike 75 Pf., unter Eingesandt 150 Pf Preisermäßigung aus Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. Wir verösie«tliche« hellte die Verlustliste Nr. 399 der Sächsischen Armee. * Die kurz vor Beginn des Trutzs eingehenden Meldungen befinden sich auf Seite 7 dieser Ausgabe. * Aus Washington wird von Meuter gemeldet, daß der Senatsausschuß für die auswärtigen Angelegenheiten der Regternngsrefolution, die das Bestehen des Kriegszustandes mit rentschland erklärt, zngcstimmt habe. Tas englische Nnterhans wird unmittelbar nach Ostern eine Gchcimsitzung abhalten, nm über den Mannschafisersatz und den Schiffsranmmangel zn beraten. Tic dänische Regierung hat dem dänischen Reichstag einen Grsetzeutwnrf vorgelegt, der teilweise die Einführung des nationalen Hilfsdienstes verlangt. Amtlicher Teil. Justizministerium. Sc. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Gerichtsdicuer bei dein Amtsgerichte Dresden Karl Moritz Gustav Gude aus Anlaß des Übertritts in den Ruhestand das Ehreukreuz mit der Krone zu verleihen. Fittanzminiftcrimn. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, d m Oberbütteuverwalter Oberbergrat Duscher in Frei berg die für Ende Marz erbetene Versetzung in den Ruhe stand zu bewilligen und ibn, aus diesem Anlasse den Titel lind Rang eines Gebeimeu Bergrats zu verleihen. Ministerium des Innen,. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß Frau Johanna Nicolai in Ta maslus die ihr verliehenen Auszeichnungen, die preußische Rote kreuz Medaille, deu Schefakat Ordeu 3. Klasse und den silbernen Halbmond, soivie Fräulein Anneliese Nicolai in Damaskus deu ihr verlicheueu silbernen Halbmond aunehmcn und tragen. (Fortsetzung des amtlichen Teiles in der L BcHazc.- Nichtamtlicher Teil. Dresden, 4. April Unter dem Allerhöchsten Vorsitze Sr. Majestät des König: fand hellte eine Sitzung des (4esamtmiuisteriums statt. Kriegslage be m Veginn des April. Berlin, 2. April. Der dritte Winter des Weltkrieges hat sein (Lude er reicht. Anders als in den beiden voranfgeaaugeuen Jahren hat ill ihn, eine Unterbrechung der großen Operationen aus dem Laude von mehr als dreimonatiger Dauer statt- gefundcn. Man wird nicht irren, wenn man diese Kampf pause nicht lediglich der großen Strenge und längeren Dauer des Winters, sondern auch dem ans beiden Seiten mehr oder weniger eiugetretenen Erbotuugs- und Er starkungsbedürsnis zuschreibt. Es kann für uns kein Zweifel darüber beneben, daß die Kriegsleiter der feindlichen Staaten sich das Ziel gcstellt haben, im laufenden Kriegsjahre durch übereinstimmenden höchsten Einsatz ihrer Kräfte uns zu überwältigen. Wir sind dessen zufrieden, euch uus ist eine baldige endgültige Entscheidung erwünscht. Wir gehen ihr ohne Zagen ent gegen. Uni»re Hcmcsleiluug aher behält sich selbftvcrständ lich vor, bezüglich der Wahl von Zeit und Ort der kämpfe sowie in betreff ihrer Anlage und Durchführung ein ge wichtige-, Wort mitzusprcchen. In diesem Sinne hat sie sich i cch vor Beginn des diesjährigen Feldzuges im Westen dahin lutschieden, die erste Schlacht unter den für uns ungünstigen Bedingungen, unter denen die Gegner sie plan ten und feit Monaten in wahrhaft raffinierter Weise vor bereitet haben, nicht anzunehmen, sondern sich durch Zu rücknahme des mit Angriff bedrohten Teiles unserer Front die Freiheit der Entschließung zu wahren. Mit einer auch von den Gegnern anerkannten Geschicklichkeit ist dieses Manöver aucheführt worden. Die von den Engländern schüchtern, von den Franzosen stürmisch unternommenen Versuche, unsere rückgängige Bewegung zu stören, wurden blutig abgcwieseu. Wenn die Franzosen den Umstand, daß wir bisher nach ihrer jedesmaligen Abweisung den Rückzug sortsetztcu, zu Siegesverküudiguugeu benutzt haben, so gönnen wir ihnen diese aus Unverstand beruhende Freude. Sie werden sich wohl bald vor ernstere Ausgaben gestellt sehen. Schon scheint sich in den letzten Tagen unsere rück gängige Bewegung verlangsamt zu habcu. Im Osten hat die russische Revolution deu Plan uuserer Feinde durchkreuzt. Wie die Verhältnisse sich dort weiter gestalten werden, entzieht sich zurzeit noch jeder Voraus sicht. Als wahrscheinlich kann nur angenommen werden, daß die Ofsensivkrast Rußlands längere Zeit ausgeschaltet ist. Tas schließt uicht aus, daß es au dieser oder jener Stelle uuserer Ostfront einem energischen russischen Führer noch gelingen kann, Truppen zur Wiederaufnahme der Feind seligkeiten mit sich sortzureißen. Aber größere Unter nehmungen werden voraussichtlich rächt mehr sobald zu stande kommen, ganz abgesehen davon, daß der Zustand der russischen Wege sie in der jetzigen Jahreszeit aufs äußerste erschwert. Die Auslösung der inneren Ordnung in dem russischen Heere, die eine unausbleibliche Folge der Revolution ist, wird vermutlich durch zunehmende Schwie rigkeiten der Verpslcgung der Truppen noch gesteigert werden. Die Perbandsgenossen verbeugen sich pflichtschuldig vor dem Triumph der Freiheit über die Despotie in Ruß land, aber ganz wohl ist ihnen dabei sicherlich mcht. Besonders in Italien nimmt die unbehagliche Stim mung zu. In militärischer Beziehung glaubt mau dort die drohende Gefahr einer österreichisch dcutichcu Offensive zu erkeuuen, die allerdings, wenn ein Plan dieser Art überhaupt Gegenstand der Erwägung gewesen sein sollte, durch das mögliche Freiwerden von Kräften im Osten näher rücken könnte. Doch find wog: mehr poäti.cpe und .vin schriftliche Schwierigkeiten, die dort die Gemüter bedrücken. Auf dem italienischen Kricgsschauvlatze dauert, von kleineren Unternehmungen abgelegen, die Winterrube mrzcit noch fort. Letzteres gilt auch von dein rumänischen kriegsjchau platze. Nur in der nördlichen, gebirgigen Front des Erz herzogs Joseph haben dort in deu letzten Monaten einige, sür unsere Verbündeten erfolgreiche Zusammenstöße Natt gefunden. Im übrigen haben sich die Vierbundstruppen auf Sicheruug der Walachei einschließlich der Dobrudicha beschränkt und sind dabei von den Russen wie von den Rumänen kaum gestört worden. Regere Tätigkeit hat au der mazedonischen Front, aus deren westlichem Flügel, geherrscht. Im Ecruabogcn haben bis östlich von Monastir vorgedrnngcne italienische Truppen im Lause des Februar wiederholt empfindliche Schlappen erlitten. Und in der zweiten Hälfte des Mär; haben starke französische Streitkräfte die bei Monastir unterbrochene Offensive nördlich dieser Stadt sowie auf beiden Seiten des Prespasees wieder cuszunchmcu versucht. Ihre An griffe sind aber in mehrtägiger heißer Schlacht nahe nördlich von Monastir an der starten, von deutschen und bulgarischen Truppen unter dem Oberbefehl des Generals v. Below heldenmütig verteidigten Stellung unter schweren Per lüsten gescheitert. Zweck und Ziel dieses Angriffs sind sür uns so wenig verständlich wie der tiefere Sinn des ganzen Salonik'uuternehmcns. Dessen einziger Erfolg bestem in der Knechtung des unglücklichen neutralen griechischen Staates, die wahrlich keine Ruhinastat einer aus einer Viertelmillion von Engländern, Franzosen, Italienern. Russen, Serben und Kolouialvölkeru gebildeten Heeres macht ist. Tie Offensive der Engländer in Mesopotamien ist vor einer von den Türken etwa 80 km nördlich von Bagdad eingenommenen Stellung zum Stehen gekommen. Die Kräfte der Engländer reichen schwerlich aus, um sie weiter sortzusühren. Hoffentlich gelingt cs vielmehr unseren türki scheu Buudcsgenosseu, die auch Persieu zu räumen genötigt gewesen sind, den in jenen Gegenden verlorenen Boden zurückzuLrobern. An der armenischen Front ist die Lage unverändert. Überraschende Nachrichten sind dagegen in den letzten Tagen von der äguptischen Front cingctrvnen. Dort ist eine starke englische Truppenmacht — die türki schen Berichte sprechen von vier Divisionen — von der Siuaihalbinscl aus in Palästina eingefallen. Bei Gaza, unweit der Grenze und nur 80 Km von Jerusalem cut ferut, ist es in deu letzten Märztageu zur Scülacht ge kommen, die dein amtlichen Bericht der türkischen Heeres leitung zufolge unter schweren Verlusten der Engländer mit deren Rückzug geendet hat. Für solche ihrem Sonder interesse dienenden Unternehmungen haben die Engländer stets Truppen übrig. Aber was jagen die Franzosen, die Syrien, zu dem Palästina gehört, seit langem als ibrc Interessensphäre betrachten, zu diesem Beginnen ihrer Bundesgenossen? Fast in höherem Maße als die Ereignisse des Laud kriegeS haben in der neuesten Zeit die Vorgänge auf dem Meere sowie deren Rückwirkungen auf die wirtschaftlichen Zustände der Kriegführenden und der neutralcnStaaten und auf das Verhältnis der letzteren zu den Kriegsparteien die Aufmerksamkeit der ganzen Welt in Anspruch genom men. Es ist unser verschärfter Tauchbootkrieg, der diese Wirkung hervorgerusen hat. Kaum besteht heute noch irgend wo ein Zweifel, daß der Ausgang des Krieges ebenso wie von der Wasfeneutscheidung auch davon abhäugt, welche von beiden Parteien die Beschränkung ihres Verkehrs mit der Außenwelt und dessen Folgen am längsten aushalt. Als eine Folge unserer Tauchbootkriegsührung müssen wir allein Anscheine noch den offenen Eintritt Nordamerikas in die Reihen unserer Feinde hinnehmen. Nun denn, wir sehen trotzdem dem Ausgange des Krieges mit unerichütler lichem, wohlbegrüudetem Vertrauen entgegen und wollen auch die sich uns in den nächsten Tagen bietende Gelegen heit benutzen, der Welt einen neuen Beweis von der Stärke dieses Willens zu geben, indem wir die sechste deutsche Kriegsanleihe freudig aus eigener Kraft aufbringen. v. Blume, General d. Ins. z. D. Die bewaffnete Macht der Bereinigten Ltaaten von Amerika. Das Heer. c. Das Heer der Vereinigten Staaten von Amerika ist nach europäischen Begriffen iu der „ersten Linie" an Zahl recht unbedeutend, denn wäh end es im Jahre I89r> noch rund 25O00 Mann betrug, hat jetzt der Präsident der Vereinigten Staaten die gesetzliche Vollmacht, die Zahl zwischen OOüüO Mann und lGMün -^aun be stimmen. Tie Ausstellung der amerikanischen Streitkräfte erfolgt durch Anwerbung, die wegen der verhältnismäßig hohen Besoldung von ungefähr zwei Mark für den Tag nicht schwer bewerkstelligt werden kann Die Friedens starke des Heeres setzt sich aus folgenden Formationen zusammen: Es sind vorhanden 3" Jnfauterieregimenter zu je 3 Bataillonen zu je 4 Kompanien. Jede dieser Kompanien umfaßt allerdings nur insgesamt 2 Ofstziere und 0', Mann. Ferner bestehen l.', Kavallerieregimenter zu je 3 Abteilungen zu je 4 Schwadronen ('l'ro<'p>) in der gleichen Stärke wie die Infanteriekompanien. Die verhältnismäßig große Anwhl von kavallerietrupven er klärt sich daraus, daß cs sich im cigcntlicben Sinne nicht um Reite ei iu unserem Sinne bandelt, sondern vicunehr um eine Art von berittener Infanterie, die als Ergänzung der regulären Infanterie als Sctmtzenregimenter ausgebildet wird. Die Artillerie ist schwach. Sic besteht aus 0 Regimentern nr je 0 Batterien zu je 4 Geschützen. Jede Batterie um faßt ö Offiziere und 133 bez. 1'o» Mann. Jede Batterie verfügt über 8 Wagen. Ein Regiment ist reitende Artillerie, eins ! Feldartillerieregiment, 2 sind leiwte und 2 Gebirgsartillcrieregimcnter. Dam kommen ferner noch 170 Kompanien Küstenartillerie, die nicht in böllere Em heilen zuiammenaefaßt find und ie 3 Offiziere und ins) Mann umfaßen. Die Pioniervataillone, von denen das amerikanische Heer 3 aufweist, haben je 4 Kompanien zu je 3 Ofnziereu und 1öü Mann. Das sogenannte Signalk"rps bestellt aus 4" S inneren und 1212 Mann, das Geschutzdctachenl, dem die Anfertigung der Geschütze unterstellt, aus Offiffereu und 72" Mchm, zu denen noch ö2 Pbiüvpinerkompanieu zu je 3 Ofnüereu uud 1"4 Maun biumkommen. Bei Ausbruch des Weltkrieges batte das amerikanische Heer insgesamt rund 74 U"" Mann, mit Stäben in einer Stärke von rund 1ä«H> Manu. Vou kolonialen Formationen traten zu der Gesamtzahl noch öftI2 Maua bium Im Auslande, wie z. B. in den Philippinen, in Hawai standen rund 1ö'-"" Maun. Neben dieser ersten Linie versügt Amerika noch über eine zweite Reservetruvpe: cs ist dies die „Nationalgarde", eine ausgebildete Miliz, die durch Anwerbung gewonnen wird und drei Jahre für deu In und Auslands dienst gebraucht wird. Bei Kriegsausbruch umfaßte sie l2"r>"0 Mauu uud bestand aus 14" Regi meuter» und 0 Bataillonen Infanterie, G» Schwadronen Kavallerie, ö1 Batterien Artillerie und 122 Kompanien Küstenartillerie. In dritter Reihe kommt für den Kriegs fall noch die „unorganisierte Miliz" als Heeresverstärkung in Betracht. Diese umsaßt alle waffenfähigen Amerikaner im Alter von 18 bis 4' Jabrcn, die alle in Not zu einer zweijährigen Dienstzeit verp'Iictitet sind. Es bandelt ücb bierbei um sllmell ausgebildete Ma «schaffen. die als Ersap sür die regulären Truppen und die organisierte Miliz zu dienen baben. Von amccikauiswer Seite wird die Au abl aus mehr als l" Mill, geicüätzt, die dadurcü für einen krieg verfügbar würden. Man kann aber an nehmen, daß, die Schätzung viel zu bolli ist, weit» auch der Amerikaner durch körperbilduug und Sporttätigkeit ein guter Soldat ist. Soweit die rem zahlenmäßige Stärke in Betracht kommt, ist das Heer uicht sonderlich imponierend, wenn man auch nicht übersehen darf, daß die gesamte Organisation einen bedeutenden Ausbau der augenblicklichen Stärke zuläßt. Aber cs ist die große Frage, ob der Geist der Truppe derartig ist, daß das Heer ernstlich in Betracht kommt. Wir wissen, was der