DRESDNER O PHILHARMONIE Mit der Tondichtung Don Juan konnte der 24jäh- rige, gerade zum Hofkapellmeister in Weimar avan cierte Strauss einen ersten großen, wahrhaftig ei genständigen Wurf landen. Nach seinen, vorher eher an Wagners „Tristan“ orientierten Werken hatte er eine neue Musiksprache gefunden und die | späterhin für ihn typische, üppig fließende sowie brillant und farbenreich instrumentierte Klang- lichkeit entwickelt. Auch benutzte er ein konkretes literarisches Programm als Vorlage. Seiner Partitur ' stellte er drei Ausschnitte aus Nikolaus Lenaus dra matischem Gedicht „Don Juan“ voran, quasi als Leitgedanken. Es wurde „ein Jungmeisterstreich voll überschäumender Lebenskraft und Ausdruck | vorbehaltslosen Lebensoptimismus’“ (Ernst Krause) und ein großer Erfolg bei der Weimarer Urauf führung am 1. November 1889. Das drängende Sehnen, das Begehren, Erfülltsein und das verhal tene Glühen dieser Musik ist aus dem Inhalt der ausgewählten Abschnitte des Lenauschen Ge dichtes zu verstehen. Der von unersättlicher Lust getriebene Held bekennt sein, zwischen Anreiz und i Ekel schwankendes dämonisches Liebesverlangen. „Es ist die Sehnsucht in ihm [Don Juan], ein Weib zu finden, welches ihm das inkarnierte Weibertum 1 ist, und ihn alle Weiber dieser Erde, die er dort nicht als Individuen besitzen kann, in der einen ge nießen macht. Weil er dies taumelnd von der einen zur anderen nicht findet, so ergreift ihn endlich der Ekel, und der ist der Teufel, der ihn holt“ (Nikolaus Lenau). Strauss folgte diesen Versen nicht in illu strativer Absicht, sondern versuchte, allein deren | Empfindungsgehalt musikalisch zu erfassen, der so gar nicht einer detaillierten Worterklärung bedurft hätte. Alles Inhaltliche vollzieht sich allein aus dem musikalischen Einfall heraus, den charakterisieren den Motiven und Klangbildern. Strauss zeigte mit | dem vulkanischen Feuer seiner Musik, „wie über strömende Lebenskraft stärker wirkt als Ewig- Unbefriedigtsein und Vergehen“ (Emst Krause). Es entstand ein Werk, das die Zeit - seine Zeit des fin de siede - widerspiegelt. Aufführungsdauer: ca. 17 Minuten Foto links: Der achtzigjährige Komponist bei seinem letzten Besuch in Dresden (1944) Weit über 100 Aufführungen erlebte „Don Juan" seit Kriegsende bei der Dresdner Philharmonie, bisher letztmals zusammen mit „Tod und Verklärung" und dem „Eulenspiegel" im Oktober 1998 (2. Zyklus-Konzert) unter Leitung von Kurt Masur.