Wunderkind, schon früh zum Klang des „fami liären“ Blasinstrumentes hingezogen fühlte und es schließlich so kannte, als sei er darauf ausge bildet worden? Dieser Liebe zum Horn hat Strauss in seinem reichen Schaffen manches unvergäng liche Denkmal gesetzt. Man denke nur an die charakteristischen Hornthemen des „Don Juan“, des „Till Eulenspiegel“ oder an den feurigen Auftakt des „Rosenkavalier“. Er komponierte ge rade in solchen Fällen mit untrüglichem Ohr „fürs Instrument“, und es gibt kaum eine Orchester komposition des Meisters, bei der nicht das Horn ein entscheidendes Wort mitzureden hätte. Dabei hatte Strauss die klanglichen Möglichkeiten des modernen Ventilhorns (in seiner Jugendzeit wur den immer noch gern die Naturhörner verwen det, weil sie innerhalb ihres Obertonbereichs als klangschöner galten) bis zu den Grenzen ausge schöpft. Ungewöhnlich ist auf jeden Fall seine Fähigkeit, die spezifischen Umrisse seiner Horn- Themen aus dem „klingenden" Naturhorncharak- ter des Instrumentes zu erfinden und auszuwer ten. Hier zeigt sich im Detail wie im Ganzen der große Könner. Nicht so fruchtbar für die eigene Entwicklung dürfte im Vergleich zum „Handwerk“ der Gestal tung des Hornparts das stilistische Vorbild des Vaters gewesen sein. Denn Franz Strauss war nun einmal als Vertreter seiner Generation ganz und gar dem Klassisch-Romantischen verhaftet, in Wagner den musikalischen „Mephisto“ verab scheuend und jeden Ausbruch in die Sphäre des neudeutschen „Fortschritts" mit Skepsis betrach tend. Seine frühen Werke lassen kaum ahnen, daß der junge Stürmer und Dränger schon bald mit seinem „Don Juan“ dem damaligen Musikbürger tum einen heftigen Schock versetzte, jedenfalls noch nicht im Jahre seines Münchener Uni versitätsstudiums 1882/83, als er das erste Horn- konzert schrieb. Das Hornkonzert Nr. 2 aber ent stand erst gegen Ende seines Lebens, 60 Jahre später, im Jahre 1942, vielleicht als ein wehmüti- Aufführungsdauer: ca. 25 Minuten