In seiner Entstehungszeit verrissen - heute eines der wenigen ganz großen Violinkonzerte Adolf D. Brodski (1851 - 1929) war der erste Interpret des ihm gewidmeten Violinkonzertes. j leben, am 20. August 1882 bei der ersten russi- l sehen Aufführung in Moskau, übrigens auch mit Brodski als Solist. Nach der Wiener Aufführung begann für den I Komponisten ein wirklicher Leidensweg. Nur we nig vorher war das Brahmssche Violinkonzert (Uraufführung Januar 1879) als ein „Konzert ge gen die Violine“ (Sarasate) bezeichnet worden. | Tschaikowski mußte indes noch ganz andere Tiefschläge einstecken. Das Werk wurde vom Publikum fürchterlich ausgezischt. Und der ge fürchtete Wiener Kritiker Eduard Hanslick äußer- [ te sich derart ausfallend, wie er es nicht einmal gegen den ihm so sehr verhaßten Richard Wag ner gewagt hatte. Seine Rezension gipfelte in der | gehässigen Bemerkung, es sei eine Musik, „die man stinken hört“. „Da wird nicht mehr Violine gespielt, sondern Violine gezaust, gerissen, ge bleut.“ Nur die Canzonetta, der langsame 2. Satz, fand Gnade vor des Kri tikers Ohren: „Das Adagio mit seiner weichen slavi- schen Schwermuth ist wie der auf dem besten Wege, uns zu versöhnen, zu ge winnen.“ Auch andere Kri tiker stimmten eher einem allgemeinen Verriß zu. Gerade in Wien wurde da mals russische Musik als vulgär und sentimental empfunden. Doch nach der Londoner Aufführung (April 1882), wieder mit Brodski und Richter, be gann dieses Konzert sei nen einzigartigen Sieges zug. Heute gehört das Werk zu den wenigen ganz großen Meisterwer ken der konzertanten Vio- linliteratur.