DRESDNER PHILHARMONIE reits sein ganzes Leben behindert hatte, eine durch Pessimismus hervorgerufene Willensläh mung, verhinderte diesen Auftrag. Wir wissen, daß daraufhin Diaghilew den jungen Strawinsky fragte, und dieser lieferte 1911 eine Komposition ab, die ihm den internationalen Durchbruch be scherte. Es ist nicht bekannt, ob Strawinskys Erfolg in irgendeiner Weise Anatoli Ljadow berührt hat, bekannt aber ist, daß Ljadow schon als jungem Menschen ein grundsätzlicher Mangel an Selbstdisziplin anhaftete. Rimski-Korsakow, sein Kompositionslehrer am Konservatorium in St. Petersburg, warf ihn 1876 kurzerhand raus, weil er nur sehr unregelmäßig am Unterricht teil nahm. Daß er dennoch 1878 ein Abschlußdiplom erhielt, konnte er seiner hohen Begabung und der Förderung wohlmeinender Freunde verdan ken. In seinen Erinnerungen berichtete Rimski- Korsakow von Ljadows geradezu asozialer Kind heit inmitten zügellos zechender Musiker. Sein Resümee: „Die katastrophalen äußeren Verhält nisse während seiner Kindheit und der Mangel an Erziehung förderten in ihm eine kaum zu über bietende Faulheit und die Abneigung gegen jede Form der Selbstzucht.“ Aber schon in seinem Abschlußjahr wurde Ljadow Lehrer an seinem einstigen Ausbildungsinstitut und gestaltete anfangs den Elementarunterricht. 1886 wurde er dort Professor, übernahm später - ab 1901 - die Fortgeschrittenen-Klassen und ab 1906 sogar die Leitung der Komponistenklasse. Zu seinen zahlreichen Schülern gehörten u.a. Assafjew, Mjaskowski und auch Prokofjew. Gelegentlich trat Ljadow auch als Dirigent und Pianist auf. Die Ideen des „Mächtigen Häufleins“ (Balakirew, Mussorgski, Cui, Rimski-Korsakow und Borodin), die Entwicklung einer nationalen russischen Musik zu fördern, und die intensive Beschäftigung mit der russischen Volksmusik hatten entscheidenden Einfluß auf die schöpfe rische Entwicklung des Komponisten. Eine wich tige Station in seinem Leben war die Möglichkeit, geb. 29.4.(11.5.) 1855 in St. Petersburg; gest. 15.8.(28.8.) 1914 in Polynowka (Distrikt Nowgorod) 1870 - 1876 Studium am Peters burger Konservatorium 1878 Lehrer am Konservatorium 1884 zusammen mit Rimski- Korsakow und Glasunow Berater in Beljajews neugegrün- detem Musikverlag 1885 Lehrer an der Kapelle des Zaren 1886 Professor für Komposition am Konservatorium in St. Petersburg