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Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. Zeitweise Nebenblätter: Landtagsbeilage, Synodarbeklage, Ziehungslisten der Verwaltung der K. S. Staatsschulden und der K. Alters- und LandeS'ulturrentenbant, Jahresbericht und RechnungSabschlutz der Landes-BrandverjicherungSanstalt, BerkaufSliste von Holzpfianzen auf den K. S. Staatsforstrevieren. Nr. 56. Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzlichen Vertretung): Hofrat Doenges in Dresden. Freitag, 9. März abends 1917. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Geschäftsstelle, Große Zwingerstraße 16, sowie durch die deutschen Postanstalten S Mark 50 Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint nur Werktags. — Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 2 t 295, Schristleitung Nr. 14574. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im Ankündigungsteile SO Pf., die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter Eingesandt 150 Pf. Preisermäßigung auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. Die kurz vor Beginn des Druckes eingehenden Meldungen befinden sich auf Seite 7 dieser Ausgabe. » - Im Mittelmeere wurden 9 Dampfer und 3 Legler mit zusammen rund 32 NW Tonnen versenkt. * Der Hauptausschutz des Reichstages hat gestern die Beratung der neuen Lienervorlagen begonnen. * ük amerikanische Lenatoren haben erklärt, ihren grund sätzlichen Widerstand gegen die Erteilung der besonderen Vollmachten an Wilson anfrechizuerhalten. * Die amerikanischen Regierungstruppen haben den Führer der Aufständischen auf Kuba, den früheren Präsi denten Gomez, und feinen Ltab gefangengenommen. Amtlicher Teil. Ministerium des Königlichen Hauses. Ihre Kö. igl. Hoheit Frau Prinzessin Johann Georg, Herzogin zu Sachsen, ist von München heute vorm ttag hierher zurückgekehrt. Ministerium des Innern. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Stadtrat Emil Ahl Helm in Dresden die ihm von Sr. Durchlaucht dem Fürsten zu Schaumburg-Lippe verliehene Militär-Verdienstmedaille mit dem Roten Kreuz annehme ui d trage. Ministerium des Kultus Md öffentlichen Unterrichts. Mit Allerhöchster Genehmigung sind die Privat- dozenten vr. pb. Martin Wackernagel und Dr. pb. Percy Waentig zu außeretatmäßigen außerordentlichen Prozessoren in der Philosophischen Fakultät der Universität L ipzig ernannt worden. Kriegsministerium. Ce. Majestät der König haben zu verleihen geruht: das Ritterkreuz des Militär-St. Heinrichs - Ordens dem Hauptm. Weidlich im Fußart.-Regt. 19, den Hauptl. d. N.: Stübinger (J-R. 181) in einem Jnf.-Regt., Schau fuß (Feldart.-R. 12) in einem Res.-Feldart.-Regt., dem Hauptm. d. L. a. D. Härtel in einem Jnf.-Regt., den Lberltnts.: Roemmich im Fußart.-Regt. 12, Fehr mann (Fußart.-R. 12) in einem Res.-Fußart.-Regt., den Ltnts.: Ebersbach (J.-R. 102), Wunderlich (J.-R. 1!4- in Jnf.-Negtern., den Ltnts. d. R.: Martin (Gren.- R. 101)^ Teich (J.-R. 102„ Herold (J.-R. 104), Wein hold, Dunsch, Sippel, Stöckel, Beyer (Kurt) in Jnf.-Regtern, Cuypers im Fetdart.-Negt. 68, Pürck- haner im Fußart.-Regt. 12, Möbius (Feldart.-R. 64), Stehn in einem Res-Feldart.-Regt., v. Stieglitz (Garde- R.-R.t in einer Feldflieg.-Abt., den Ltnts.d.L.: Klemm in einemRes.-Jnf.-Regt., Schloß in einemRes.-Feldart.-Regt.; dc silb.rne Militär-St. Heil richs-Meda lle dem Gr n. Freyer im Gren- Regt. 101, dem Unteroffiz. Zeidler im I f. Regt. 102, dem Vizefeldw. d. R. Tauscher im Inf. Regt. 104, dem Sold. Nestler im Inf. Re^t. 179, dem V z f ldw. d. R. (Offiz. Stellv.) Fichtner, dem Vizefeldw. d. R. Fleischer, dem Bize'eldw. d. L. Hilbig, dem Unterosfiz. Feustel, dem Unterosfiz. d. R. Miene, ton Uuteroffiz. d. L. Meinigen, Neef, Hornaus, Glaß, Gelditz, Haupt, dem Unteroffiz, d. Ers.-R<s. Scheffel, dem Gefr. Weber IV, dem Gefr. d. R. Otto, dem Ge r. d. Lst. Böhm, — in Inf.-R gtern., dem Vi efeldw. d. R. (O fiz.-Stellv.) Fröde, den Untcro fiz. d. R. Re chel, Tittes, dem Gefr. Kupper, dem Gefr. d. N. Neuber, — n einer Masch. Gcw.-Abt., dem Vize- wachtm. Bettzieche im Fe dart.-Regt. 68, den Gefr. Reichenbach, Wutzler im Feldart.-Regt. 78, dem Vize feldw. d. R. (Offiz.-Stellv.) Herzog, den Vizefeldw. d. R. Roeschke, Wallis, dem Unteroffiz. Mein hold, d m Unteroffiz. d. L. Haase, dem Ka. o- nier Gottschalk, — im Fußart.-Regt. 19, dem Gefr. d. Ers.-Res. Friedrich im Pion-Bat. 12, dem Pion. Müller Xll im Pion-Bat. 22, den Vizefeldw. d. R. Reimann, Schönherr in einem Fußart.-Bat, dem Feldhilssarzt Lommatzsch, den Oifiz. - Stellv.: Feldw. Ackermann, Vizefeldw. Ficke, Schreiner, Vizefeldw. d L. Hahn, Vizefeldw. d. Lst. Kühnelt, dem Vize- feldw. d. R. Jähnigen, den Unteroffiz. Gneuß, Bartsch, Lüttge, den Uuteroffiz. d. R. Dosse, Bie litz, Keßler, Jünger, Hein, den Unteroffiz, d. L. Teuscher, Böttger, Rabe, dem Gefr. Voigtland, den Gefr. d. L. Voigt, Weber, dem Gefr. d. Lst. Hen schel, dem Sold. Müller, dem Res. Högner, — in Res.-Jnf.-Regtern., dem Unteroffiz. Mißbach, dem Unter offiz. d. R. Raschak, dem Gefr. Rudolph, dem Gefr. d. R- Scha kling, — in Res.-Feldart. - Reglern., dem Vizefeldw. Bachmann, dem Vizefeldw. d R. Schöne, den Unteroffiz. Jähnert, Hartwig, Mlosch, den Unterosfiz. d. R. Schüßler, Melchior, dem Unteroffiz, d. L. Böhm, dem Unteroffiz, d. Lst. Emmrich, — in einem Res.-Fußart.-Regt., dem Unteroffiz. Haschke bei einem Sonder-Kdo , dem Unterosfiz. d. L. Schmitt in einer Res.-Jnf.-Mun.-Kol., dem Landwehrm. Schnecke in einer Res.-Fuhrp.-Kol., dem Feldw.-Ltnt. Nötzold in einem Landst.-Jnf.-Regt. (Fortsetzung des amtlichen Teiles in der 1. Beilage.» Nichtamtlicher Teil. Vom Königlichen Hofe. Dresden, 9. März. Seine Majestät der König nahm vormittags die Vorträge der Herren Staatsminister und des Kabinettssekretärs entgegen. Nachmittags be sichtigte Allerhöchstderselbe die vom Roten Kreuz ein gerichtete Zentralwerkstätte im Ausstellungspalast. Ein holländisches Urteil über die wirtschaft liche Lage Deutschlands. Bon vr. Ferdinand Tönnies, Professor an der Universität Kiel. Marcel Prövost hat in der „Revue de Paris" be deutungsvolle deutsche Urkunden über die Not in Deutsch land veröffentlicht. Es wird darin berichtet über Straßen- unruhen in allen Teilen des Deutschen Reiches, besonders in München, Kiel, Bremen und Hamburg, wobei die Zahl der Verwundeten, besonders der Frauen, sehr hoch sei. So berichtet ein Pariser Korrespondent der Kopen hagener „Nationaltidende" vom 18. Dezember 1916. Die Unruhen, von denen im Dezember 1916 erzählt wird, haben sich nicht später als in der ersten Hälfte des Jahres 1916 zugetragen, sie waren meist durch die viel leicht böswillig ins Volk hineingetragene Meinung ver ursacht, daß bei Zuteilung der Brotmarken nicht gerecht verfahren werde. Inzwischen ist das Brotkartenfnstcm das Stück unserer inneren Organisation geworden, das am vollkommensten ausgebildet wurde und sich am voll kommensten eingelebt hat. So müssen wir denn mit höflichem Bedauern den französischen „Revuen" und ihren dänischen Freunden kundtun, daß diese niemals bedeutenden Unruhen sich niryends wiederholt haben und nach dem 1. Juli 1916 nicht mehr vorgekommen sind. Immerhin möchte es angebracht sein, das zärt liche Wohlwollen an die Vorgänge zu erinnern, die sich im südlichen Frank eich im Juni 1907 ereigneten, als das 17. Linieninfanterieregiment sich meuternd den Unruhestiftern anschloß — das war im tiefen Frieden, und cs handelte sich um Wein, nicht um Brot. Auch in den Jahren 1909, 1910, 1911 gab es in Frankreich Unruhen, die sich zu den bei uns im Kriege vorgekommenen verhalten wie Orkane zu einer Brise, da sie stellenweise den Charakter eines Bürgerkrieges an nahmen. Bor einigen Monaten haben auf Einladung der deutschen Reichsleitung 14 Personen aus sechs neutralen Ländern, darunter Vertreter feindlich gesinnter Zeitungen, eine Reise durch das rheinisch-westfälische Industriegebiet gemacht, um sich über den wirtschaftlichen Zustand zu unterrichten. Vor uns liegt ein Bericht des holländischen Gelehrten Prof. Verrijn Stuart (29 Seiten). Er faßt sich (S. 5) dahin zusammen, der Eindruck habe wohl allen Teilnehmern sich aufgedrängt, daß Deutschland nichts zu verbergen habe. Er meint, Deutschland könne getrost — mit einigen Schutzmaßnahmen gegen Spionage — Eng land und Frankreich ersuchen, je eine gewisse Zahl m ihrem Lande wohlangesehener Personen auf gleiche Weise in Deutschland reisen zu lassen. Freilich beweise die Art, wie man Miß Hobhouse in England behandelt habe, daß man hier gegen das Eindringen der Wahrheit sich geflissentlich blockiere. Wenn die Abneigung des Ver bands, von Frieden zu sprechen, in der Hoffnung wurzele, Deutschland durch den Wirtschaftskrieg niederzuzwingcn, so sei es geboten, daß sie so schnell als möglich durch e ge»re Anschauung sich die Überzeugung bilde und befestige, daß wenigstens diese Erwartung eitel heißen müsse. Es sei ein schrecklicher Gedanke, daß der Krieg fortgesetzt würde auf Grund von Unkenntnis in betreff der Folgen, die der Handelskrieg für Deutschland habe. Ties Urteil begründet der Verfasser in eingehender Weise, indem er die Schwierigkeiten nicht verschweigt, die er angetroffen und beobachtet hat. Stuart würdigt ver ständnisvoll die Rationierung unserer Lebensmittel versorgung, die Kriegsküchen, von denen doch nur ein kleiner Teil der großstädtischen Einwohner genötigt fei, Gebrauch zu machen, die Wohnverhältniff'e und Spar einlagen, er berichtet über die Sterblichkeit, besonders der Säuglinge, über Verwundetenarbeiten und allerlei Kriegs fürsorge, über die Aussichten der Friedenswirtschaft und über den letzten Tag, den die Reisegefährten in Essen zu brachten, wo sie auch die Wohnungskolonie mit BeiMn derung kennen lernten. In der Sorge für die Arbeiter Wohlfahrt sei Deutschland weit voraus gegen Eng and, Frankreich und andere Länder. Wie sei es doch möghch, daß man sich erdreiste, ein solches Polk als „Hunnen" und „Barbaren" zu brandmarken? — Dazu möge de merkt werden, daß diese Schimpfwörter einen aus ländischen Kenner Deutschlands mehr kränken als uns. Alle Namen, die uns in Preßorganen, wie „Daily Mail" (bei gebildeten Engländern als „Täglicher Lügner" bekannt) beigelegt werden, dürfen wir getrost als Ehrennamen betrachten. Stuart erzählt, der Ober bürgermeister von Cöln habe bei seiner Ansprache an die Reisegesellschaft im Gürzenich gesagt, Deutschland verlange von seinen Besuchern nichts als Wahrheit und Gerechtigkeit in Mitteilung und Beurteilung dessen, was sie sahen. „Wie", ruft der Niederländer aus, „steht das Ausland in dieser Hinsicht gegenüber Teutsch land zurück, vor und während des Krieges!" Er knüpft daran ein ernstes Wort für seine Landsleute und die niederländische Presse. Er beklagt, daß von gewichtigen Seiten ein Element der Feindschaft gegen Deutschland im Polksgeiste der Niederlande angefacht worden sei, das nach dem Kriege einem guten Verhältnis zwischen den Staaten und ihren Bewohnern Abbruch tun könne. Der Gelehrte schließt seine Betrachtungen mit folgen- den Sätzen: „Ter Haupteindruck, den wir aus Teutsch land mitgebracht haben, dürfte sein: daß ein un geschwächtes Vertrauen herrscht auf ein - befriedigendes Ende dieses dem Lande aufgedrungenen Ringens auf Leben und Tod, und daß auch jetzt noch im Polke eine gewaltige Reserve von moralischer und materieller Kraft vorhanden ist." Diese Kraft, das könne man, wie auch der Krieg ferner verlaufen möge, mit Sicherheit Voraus sagen, sei nicht zu vernichten. „Man kann gewiß sein, daß sie auch nach dem Friedensschluß durchwirken tvird, und man darf nicht nur vertrauen, man muß auch hoffen, daß es so sein wird, da die Früchte davon nicht nur Deutschland, sondern der ganzen Welt und in erster Reihe auch unserem Lande (Holland) zugute kommen werden.,, Der Krieg. Zur Lage. Ferdinand Gras v. Zeppelin -ff. Ten ganzen Tag über flatterten gestern die weißen Flocken zur Erde nieder. Unaufhörlich wirbelte der Schnee vom grauumwölkten Himmel herab uud hüllte mensch liche Wohnstätten, Wälder und Felder in eine aus flim mernden Sternen gewebte Decke ein. Tie letzten Blicke des Mannes, der sich zum Herrn der Elemente der Luft gemacht hatte, mögen auch dem weihen Gewimmel be gegnet sein, das an den Fenstern seines stillen Kranken zimmers ,m Westsanatorium in Charlottenburg vorüber taumelte. Die lichten Sterne, die er da erblickte, mochten ihm wohl als Boten der neuen Heimat erscheinen, in die er nun bald seinen Einzug halten würde. 78 lange Menschenjahre hat er unter uns gestanden, eine lange Zeit nach menschlichen Begriffen und doch zu kurz gemessen an der unendlichen Verehrung und Liebe, mit der das deutsche Volk an ihm gehangen hat. In dem Zuge der in diesem Kriege uns entrissenen Helden schreitet er mit an der Spitze; denn erst der Krieg hat ihm die höchste Anerkennung seines Lebens Werkes eingetragen. Wie herrlich steht er vor uns in der Erinnerung, der kühne Reiteroffizier aus dem deutsch französischen Kriege, und der Grübler, der am Bodensee sein stilles Haus erklingen ließ vom Schalle der Hämmer in der brennenden Sehnsucht, das geflügelte Schiff zu schmieden, das dem deutschen Volke im künftigen Kampfe Wehr und Waffe werden sollte.