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Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. zeitweise Nebenblätter: Landtagsbeilage, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der ». S. Staatsschulden und der «.Alter«, und LandeS'ulturrentenbank, Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes-BrandversicherungSanstalt, Berlaufsliste von Holzpflanzen auf den «. S. StaatSforstrevieren. Nr. 4s Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesehlichen Vertretung): Hosrat DoengeS in Dresden. Montag, 19. Februar abends 1917. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Grlchästsstelle, Große Zwingerstraße 16, sowie durch die deutschen Postanstalten S Mark SO Pf. vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint nur Werktags. — Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 212S5, Schriftleitung Nr. 14574. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeit« oder deren Raum im Ankündigungsteile SO Pf., di« Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter Eingesandt 150 Pr. Preisermäßigung auf GeschästSanzeigen. — Schluß der Annahme vormittags 11 Uhr. Die kurz vor Beginn des Druckes eingehenden Meldungen befinden sich auf Seite 7 dieser Ausgabe. * Saut Stockholms Tidningen" ist am Freitag die Schiff fahrt zwischen Schweden und Amerika wieder aufgenommen worden. * Wie Pariser Blätter melden, betragen die seit Kriegs ausbruch geforderten Kredite über Milliarden Fres., von denen 58,5 Milliarden reine militärische Ausgaben sind. * Lsr im neuen ReichstMAMytan zur Deckung erforder liche Fehlbetrag von 1850 Mill. M. soll durch neue KricgS- steuern aufgebracht werden. Als neue kricgssteuern sind in Aussicht genommen: eine Kohlenabgabe, Zuschläge zur außer ordentlichen KriegSabgabc und eine Besteuerung des Per sonen- und Güterverkehrs. - * Fn Finnland ist eine große politische Verschwörung ent deckt worden. Amtlicher Teil. Ministerium des Innern. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dcm Gemeindediener Kunze in Holzhausen die Friedrich August-Medaille in Bronze zu verleihen. (Fortsetzung des amtlichen Teiles in der 1. Beilage.) Nichtamtlicher Teil. Vom Königlichen Hofe. Dresden, 19. Februar. Se. Majestät der König erteilte gestern vormittag nach dem Kirchenbesuche Audienz an die Herren: Obcrfin. nzräte Zeuner-Bautzen und Küttner-Dresden, Ober justizräte Hänel-Chemnitz und vr. Schmöger-Zwickuu, Oberamts, richter P Psidorf-Eibenslock, Postrat Meyer-Chemnitz, Postdirektor Reichel-Bautzen, Fmanz. und Baurat Koch-Zwickau, Rektor Prof, vr. Schmidt-Tadeln, Schulrat Kühne - Dippoloiswalde, Amts- g richt-rat vr. Hennick^r - Leipz g, Baurat Junghänel - Tobe n, Sanitätsrat vr. Wagner - Crimmitschau, Forstm ister Orloff- Brunndöbra, Rosenbaum - Georgcnerü >, Feldmann - Forsthaus Hcinzebank, Gedicke-Sosa, Grobe-Markersbach, Jost-Kotteuhcidc und Voigt-Marienberg, Hofrat vr. Sachse-Leipzig, Jusiizräte Vr. Hczel und Thiele - Leipzig und vr. Wauer-Dresden, Kom- merzenrüte Baum-Meerane, Becucaud-Meißen, Köbke-Gvppers- dorf und Pfe ff r-Döhlen, Sanitätsräte vr. Ebersbach-Leipzig, Vr. Ft chtner-Freiberg, vr. Müller-Schlettau und Roi nträger- Niederbobritzsch, Studieurat Prof. vr. Klöppel-Döbeln, Pastor i. R Kromcr und Pfarrer i. R. Leipoldt-Leipz g, Rcalschuldi ektor Prof. Oertel.Radeberg, Professoren Pflugbeil-Zittau, Fische - Döbeln und Ludwig-Plauen, Staatsanwalt vr. Albert-Bantzen, Bcrgwerksdirektor Brandt-Zwickau, Stadttierarzt Misselwitz. Chemnitz, Lmdtagsabgcordneter Nitzschke-Leutzsch, Fabrikbesitzer Ramdohr-Zittau, Fabrikdirektor Röseler-Fre.berg, Rechnungsrat Lies-Leipzig. Schul.irek.or Rasche-Reichenbach i. B., Baumeiste. Grohmann-Großschirma, Obcrbahnhossvorsteher Münch-Aue, Ober- selrctär Schluttig-Bautzen, Oberlehrer Schorcht-Chemnitz, Stations vorstand Wolf - Loschwitz, Porzellanmaler Söhnel, Thierigeu, Wilhelm und Gunther-Meißcn. Heute vormittag nahm Se. Majestät der König die Borträge der Herren Staatsminister und des Kabinetts sekretärs entgegen. Abends 8 Uhr wird der Universitäts Professor aus Leipzig vr. Meisenheimer im König!. Schlosse einen Vortrag halten, zu dem einige Einladungen ergangen sind. Dresden, 19. Februar. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg wohnte ain Sonnabend im Ver ein Sächsischer Heimatschutz dem Vortrage des Stadtbau- rates Rieß über „Baum und Pflanze in der Architektur und im Straßenbilde" im Vereinshause bei. Dresden, 19. Februar. Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Johann Georg wohnte gestern abend 6 Uhr einer Wohltätigkeitsvorstellung zum Vesten des Katholischen Gesellenhanses in der Käusferstraße bei. Seine Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg wohnte heute mittag 12 Uhr in Begleitung des persön lichen Adjutanten Hauptmann v. dem Busch der Beerdi gung des Landgerichtsrates und Leutnants a. D. vr. Johann Jakob Varon O'Byrn auf dem inneren katholi schen Friedhöfe bei. : Dem zweijährigen Gedenken an die Winter schlacht in der Champagne. Von Oberst Immanuel. Hinter dem Riesenringen an der Somme sind die frühe ren Durchbruchsversuche unserer Feinde im Westen mehr und mehr aus der Erinnerung zurückgetreten. Sie gehören bereits der Geschichte an, die eine gewaltige Tat auf die andere häuft, unter den Begebenheiten des größten aller Kriege. Gleichwohl ist es geboten, das Gedenken an die ersten großen Durchbruchsversuche im Westen aufzufrischen. Auch damals wurde mit außerordentlicher Zähigkeit und Tapferkeit auf unserer Seite unter den allerschwierigsten Bedingungen gerungen. Was zu jener Zeit festgehalten worden ist, kam den späteren Kriegsabschnitten zunutzen. Man vergesse nicht, daß damals der Ausbau der Stel lungen noch bei weitem nicht auf der heutigen Höhe ge standen hat. Die tiefen, nach allen Regeln der Kunst ein gerichteten Schützengräben, wie wir fie jetzt an der Somme besitzen, bestanden noch nicht. Man wollte nicht recht glauben an die Beständigkeit des Stellungskrieges und behalf sich daher mit einfachen Einrichtungen, die sich nicht wesentlich über die befestigten Stellungen des Fcldkrieges erhoben. Tie Unterstände boten einem längeren Artilleriefeuer keinen dauernden Widerstand, auch die Teckungs- und Verbin dungsgräben standen nicht annähernd auf der Stufe der Vollkommenheit, die inzwischen längst erreicht worden ist. Alle diese Umstände erschwerten unseren Kämpfern die Gegenwehr und machten die Tage der Winterschlacht in der Champagne zu einer Kette sehr prüfungsreicher Leistungen. Dix Stellung m der nördlichen Champagne zog sich genau wi? heute dicht nördlich an Reims vorbei nach Osten hin über die Höhen von Somme-Py, Tahnre, südlich Ripont, südlich Cernay bis Servon an der Aisne, wo fie sich an die Stellungen in den Argonnen anschloß. Tie deutsche Front erstreckte sich teils auf dem Kamm südlich der Höhen, teils aber, wie bei Tahure und Ripont, an deren Südhang entlang, was mit Rücksicht auf die Schußfelder nötig war. Die Franzosen stützten sich auf das Truppenlager von Chälons, wo sie vom Frieden her sehr umfangreiche Ein- richtnngen für die Versammlnng und Unterlwingung großer Trnppenmassen besaßen. Das von Schluchten durchzogene, mit überaus zahlreichen kleinen Waldstücken, Ortschaften und Gehöften besetzte Gelände bot ihnen für den Angriff die nötige Tiefe und eine Reihe vorzüglicher Abschnitte. Tie deutsche Stellung auf der genannten Linie wurde uach Zurückverlegung unserer Front von der Marne her Mitte September 1914 eingenommen und leicht befestigt. Ter Winter verging unter verhältnismäßig weniger bedeu tenden Kämpfen, so daß sich, von vorübergehenden Be schießungen und Gefechten abgesehen, ein gewisser Still stand herausbildete. Gegen. Ende Januar 1915 gelang es unseren Brandenburgern, bei Soissons einen glücklichen Vorstoß gegen die Aisne-Übergänge auszuführen und, wie die Franzosen bereits fürchteten, einen Vorstoß gegen Paris hin einzuleiten. Tie Russen schickten sich an, nochmals einen Versuch zum Durchbruch über die Karpathen nach Ungarn und durch Westgalizien gegen Krakau zu machen. Im Artois erneuerten Franzosen und Engländer ihre vergeb lichen Angriffe, am Bpernkanal fanden ununterbrochene heftige Kämpfe statt. General Joffre, der jetzt zurückgetreten ist, damals aber noch von dem Ruhm der Marueschlachten zehrte, hatte seinen Landsleuten eine große Entscheidung versprochen, die zur Durchbrechung der deutschen Stel lungen, ja zur Erlösung Nordfrankreichs führen sollte. Un geheure Munitionsmassen, die aus Amerika beschafft worden waren, lagen bereit. Schwere Artillerie war in überreichem Maße eingebaut, frische Armeekorps herangcführt. Joffre wählte diejenige Stelle zum Durchbruch, die ihm in bezug auf den Ausbau als eine schwache erschien. Er glaubte sie in der Champagne gefunden zu haben. War der erste An lauf gelungen, so gedachte er, über Vouziers Rethcl in all gemeiner Richtung auf Sedan durchzustoßen, um die deutschen Verbindungen zu durchbrechen. Der Entwurf war von französischem Standpunkt aus vielleicht nicht schlecht angelegt. Aber er rechnete nicht mit der außer ordentlichen Widerstandsfähigkeit unserer Truppen, die auch in Minderzahl unter den schwierigsten Verhältnissen dem Gewaltstoß ein unbezwingliches Hindernis entgegen- zusetzen vermochten. Bis Mitte Februar hatten sich die Franzosen von Ab schnitt zu Abschnitt bis nahezu auf Sturmentfernung an unsere Linien herangearbeitet. Nördlich Massiges waren sie in den Besitz der wichtigen Höhe 191 gekommen, die eine besonders gute Schußwirkung gegen die Höhen südlich Ripont und die Butte de Mesnil gestattete. Tie Schlucht von Beausejour bot ebenfalls eine gedeckte Artillerie au f- stellung und Gelegenheit zur Ansammlung der Sturm truppen. Weiter westlich gewährten die Waldstücke und Talgründe bei den Dörfern Le Mesnil, Perthes, Souain vorteilhafte Annäherungsmöglichkeiten gegen den deutschen Abschnitt Tahure—Ravarin. Auf diesem Raum standen unserseits Teile des VIII. Armeekorps und des VIII. Reserve korps. Am 15. Februar begann ein Trommelfeuer in einer Stärke, wie es bisher noch niemals erlebt worden war. Während der nächsten Tage wurde gegen den Raum zwischen den Straßen von St. Menehould nach Cernay und von Souain nach Somme-Py Armeekorps nach Armeekorps zum Sturm herangeführt, nicht weniger als 7 Armeekorps nach und nach abwechslungsweise angefctzt. So entstand ein erbittertes Ringen um die vordersten Gräben. Bald gelang cs den Franzosen, hier und dort ein Grabenstück zu nehmen, bald gingen wir zum Gegenangriff vor und entrissen dem Feinde seinen bescheidenen Geländegewinn wieder. Die Lage war für uns zeitweise im höchsten Maße gespannt. Vom 25. Februar ab verstärkten die Franzosen ihre Stürme bei Tag und Nacht und warfen immer neue Massen in den Kamps, um die kleinen örtlichen Vorteile zu einem all gemeinen Durchstoß auszubeuten. Um den 1. März herum stand die Stellungsschlacht auf der Höhe der Hartnäckigkeit. Tie rheinischen Truppen hielten sich mit bewundernswerter Zähigkeit. Wenn auch inzwischen die Kämpfe vor Verdun und namentlich an der Somme vielleicht noch gespanntere Lagen gebracht haben, so war es für die damaligen Ver hältnisse doch eine staunenswerte Leistung, mit geringen Kräften dem gewaltigen Druck standzuhalten. Unsere Heeresverwaltung hatte in umsichtiger Weise für die Heranführung von Verstärkungen gesorgt. Schl » sischc und bayerische Truppen, zuletzt auch noch Teile des Gardekorps, insbesondere die verstärkte Brigade des Prinzen Eitel Fritz, griffen ein. Wer an jenem Kampfe teilgenommen hat, weiß, welche Ausdauer dazu gehörte, die zerschossenen Gräben und Unterstände zu behaupten und dem Feinde jeden erlangten Vorteil durch Gegenangriff zu entreißen. Tie 3. Armee unter General v. Einem hat hier Außerordent liches vollbracht und es vermocht, alle Anstrengungen einer feindlichen Übermacht siegreich zu brechen. Ter Schützen- grabcnnahkampf mit der blanken Waffe und der Handgranate trat in volle Tätigkeit, alle Truppenteile der verschiedensten deutsck».m Stämme wetteiferten miteinander, unsere Artil lerie zeigte sich der feindlichen gewachsen. Am 10. März war die Angrisfskraft des Feindes er lahmt. Tie sieben französischen Armeekorps hatten es nicht vermocht, nennenswerte Gcländevortcile zu behaupten. Tie Möglichkeit eines Turchbruchs war vollständig ver eitclt, nachdem die Franzosen auf einer Front von knapp 10 m nahezu 45000 Mann cingebüßt hatten. Joffre gab den Turchbruchsversuch auf. Tie Deutschen gingen als unbestrittene Sieger auS diesen Kämpfen hervor. Nachdem Ruhe eingetrcten war, wurden die zerschossenen Stellungen wicderhergcstcllt und im Lallfe des Sommers so ausgebaut, daß sic dem zweiten großen Durchbruchsversuch in der Champagne Ende Sep tember 1915 vollauf gewachsen waren. So bildet die Winter schlacht in der Champagne auch heute noch ein wichtiges und würdiges Glied im Ringen um unsere Westfront. Da mals wurde die Mauer gehalten, die sich nicht nur aus Erde, Feuer und Stahl zusammensetzte, sondern von wahrhaften Männern verteidigt wurde. Tas Wort „Tie Franzosen kommen nicht durch" wurde geprägt und ist bis auf diele Stunde in der Champagne und auf allen anderen Stellen der Westfront gehalten worden. Ter Sieg des deutschen Ackers über den britischen Acker. In der vorgestrigen 45. Plenarversammlung deS Deutschen Landwirtschaftsrates im Herrenhaus hielt Staatssekretär im Reichsamt des Innern vr. Helfferich nachstehende Rede: Meine Herren! Der Herr Reichskanzler ist zu seinem lebhaften Bedauern durch dringende Tienst- geschäfte verhindert, Ihren Verhandlungen persönlich bcizuwohnen. Er hat mich beauftragt, Sie herzlich will kommen zu heißen. Indem ich mich dieses Auftrages ent ledige, darf ich gleichzeitig im Namen der hier so zahl- re ch anwesenden Vertreter der Verbündeten Regierungen Ihrer Tagung einen glücklichen Erfolg wünschen und zum Ausdruck bringen, wie sehr wir alle von der Wichtig keit Ihrer Arbeiten in dieser Zeit der Entscheidungen durchdrungen sind. Meine Herren! Ihre diesjährige Tagung fällt in dec Tat in einen Zeitabschnitt so schicksalsschwer und weltentscheidend, wie er in der ganzen Menschheits geschichte kaum jemals einem Geschlecht beschicken war. Tas ungeheure Ringen steigert sich in nie geahnter An spannung aller körperlichen, geistigen und seelischen Kräfte zu dcm Endkampf, der Völker hebt und nieder wirft und den kommenden Jahrhunderten die Bahn vor- schrcibt. In diesem Kampf auf Leben und Tod ist der Land wirtschaft eine Aufgabe von entscheidender Bedeutung zugewiesen. Ter Hunaerkrieg, von England, dem Hüter der Zivilisation und Menschlichkeit, gegen unS herauf-